Große Briefe der Freundschaft. Отсутствует
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Название: Große Briefe der Freundschaft

Автор: Отсутствует

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783843801966

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СКАЧАТЬ zwei Körpern.«

      Wie die Liebe ist auch die Freundschaft etwas Zeitloses. Sie geht sogar mit Ersterer Hand in Hand. Im Deutschen mögen wir unseren Freunden weit weniger bereitwillig sagen, dass wir sie lieben, wie z.B. im Englischen oder im Griechischen, aber das Gefühl besteht nichtsdestotrotz. Es gibt sogar genug Denker, Dichter und ›ganz normale‹ Menschen, die der Freundesliebe eine viel größere Dauerhaftigkeit zuschreiben als der romantischen – und sei es so humoristisch wie Wilhelm Busch:

      »Es blüht die Wurst nur kurze Zeit

       Die Freundschaft blüht in Ewigkeit.«

      Sein ebenso scharfzüngiger Kollege Heinrich Heine stimmt ihm ernster zu: »Hat man die Liebe durchgeliebt, fängt man die Freundschaft an.«

      Natürlich bleiben nicht alle Freundschaften bestehen. Auch so einige der ›großen‹, berühmten Freundschaften, von denen Zeugnisse in diesem Buch abgedruckt sind, endeten im Streit oder doch zumindest in der Entfremdung. Andere wiederum dauerten Jahrzehnte, wenn nicht gar ein ganzes Leben. Doch ob sie nun lange Zeit oder nur kurz währten, die Freundschaften zwischen so bedeutenden Geistern wie Friedrich dem Großen und Voltaire, Goethe und Schiller, George Sand und Gustave Flaubert und van Gogh und Gauguin waren immer intensiv und fruchtbar. Im freundschaftlichen Austausch, so scheint es, erreichte ihre schriftstellerische, philosophische, künstlerische und politisch-kämpferische Produktivität neue Höhen. Gemeinsam waren sie ›mehr‹, als sie alleine waren. Die Großen Briefe der Freundschaft lassen uns einen kurzen Blick in das ›Innenleben‹ dieser faszinierenden Beziehungen werfen.

      Zugleich waren diese ›großen Freundschaften‹ auch Alltagsfreundschaften. Man erzählte einander von Krankheiten und Geldsorgen, Herzensangelegenheiten und anderen Ärgernissen, von Erfolg und Misserfolg, von Glück und Unglück. Und so bieten die Großen Briefe der Freundschaft auch Einblick in das Alltagsleben einiger der berühmten Männer und Frauen der Geschichte. Schließlich war in Zeiten vor E-Mail und Telefon der Brief die einzige Möglichkeit, mit weit entfernt lebenden Freunden in Kontakt und über deren Leben ›auf dem Laufenden‹ zu bleiben.

      Diese Briefkultur, die uns abhandengekommen ist, geht nicht selten mit einer tiefen Emotionalität einher, einer Innigkeit, wie sie uns nicht ganz vertraut ist. Daran ändert nichts, dass viele der Freunde, die auf den Seiten dieses Buches zu Wort kommen, stets das in unseren Ohren so formal klingende ›Sie‹ gebrauchen. Gerade in der Zeit des 18. und frühen 19. Jahrhunderts (und auch später noch) spricht dies selten von fehlender Herzlichkeit, sondern ist eher ein Zeichen fortwährenden Respekts. In der Tat lehren uns diese Großen Briefe der Freundschaft aus vergangenen Jahrhunderten so einiges über Offenheit und Freundesliebe.

      Jeder Brief in diesem Buch ist so eigen und individuell wie sein Schreiber, sein Empfänger und die Beziehung, die die beiden verbindet. Deswegen wurde der charakteristische Ausdruck eines jeden Briefeschreibers nach Möglichkeit bewahrt, wobei allerdings kleine Korrekturen zur besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit der Briefe vorgenommen wurden. Außerdem wurden alle Briefe behutsam in die neue Rechtschreibung übertragen.

      Zuletzt möchte ich noch einen tiefen Dank an Eva Maier aussprechen, meiner ganz persönlichen ›Frau Aja‹. Sie weiß, wofür.

      Katharina Maier, Januar 2011

      Luther und Melanchthon während des Augsburger Reichstags 1530

      Philipp Melanchthon (1497–1560) war in vieler Hinsicht die rechte Hand des großen Reformators Martin Luther (1483–1546). Die Freundschaft zwischen den beiden war so innig, dass Melanchthon einmal gesagt haben soll, dass er lieber tot wäre, als von Luther getrennt zu sein.

      Der hochgelehrte Philosoph Melanchthon lernte den Reformator kennen, als er die Position eines Professors für griechische Sprache an Luthers Heimatuniversität in Wittenberg antrat. Er unterstützte den theologischen Rebellen oft mit gelehrtem Rat und entschlossener Tat in seinen zahlreichen Auseinandersetzungen mit Bischöfen, Kardinälen und anderen »Sophisten und Mönchen«.

      Besonders bedeutend war Melanchthons Auftreten beim Augsburger Reichstag 1530; zu dieser Gelegenheit wollten die protestantischen Theologen und Landesfürsten die Sache der Reformation vor Kaiser Karl V. und gegen ihre katholischen Gegner verteidigen. Luther selbst konnte Kursachsen, wo er unter dem Schutz des dortigen Kurfürsten stand, nicht verlassen, ohne sein Leben zu verwirken. Deswegen fungierte Melanchthon beim Augsburger Reichstag als Stellvertreter seines Freundes.

      Ganz reibungslos funktionierte die ganze Sache allerdings nicht, wie der Briefwechsel aus jener Zeit zeigt: Luther sorgt sich um die Freunde, die sich im fernen Augsburg in echter Gefahr befinden; noch mehr allerdings sorgt er sich um Melanchthons große Besorgtheit, der nichts so fürchtet wie das Scheitern der protestantischen Sache.

      Nichtsdestotrotz trat Melanchthon in Augsburg mit großer Beredtheit und Entschlossenheit auf. Aus seiner Feder stammt die »Confessio Augustana«, das Augsburger Bekenntnis, das die Vertreter der Reformation Kaiser Karl V. überreichten und das heute noch die Grundlage der evangelischen Kirchen bildet. Nach Luthers Tod wurde Melanchthon zu einem seiner bedeutendsten Nachfolger.

      12. Mai 1530

      Gnade und Friede im Herrn!

      Lieber Philipp, am 8. Mai habe ich eine Antwort auf Euren Brief aus Nürnberg begonnen; aber es kam etwas dazwischen, sodass ich’s bisher aufgeschoben habe. Inzwischen haben wir Euer Bündel Briefe aus Augsburg erhalten. Ich habe meine Streitschrift gegen die Geistlichen [von Augsburg] längst beendigt und nach Wittenberg geschickt. […] Als ich dies erledigt hatte, habe ich die Propheten zur Hand genommen und mit großem Eifer angefasst, ich überschlug, bis Pfingsten könne ich alle Propheten übersetzt haben. Dann Äsop und anderes.

      Ich hätte es auch sicherlich geschafft, so ging die Arbeit vorwärts. Aber der alte äußere Mensch erlitt einen Zusammenbruch, sodass er das Ungestüm des inneren, neuen Menschen weder aushalten noch ihm folgen konnte. Sausen, ja Donner erfüllte das Haupt, und wenn ich nicht sogleich aufgehört hätte, wäre ich in eine Ohnmacht gefallen, der ich auch kaum in diesen beiden Tagen entgangen bin. Nun ist es schon der dritte Tag, dass ich nicht einmal einen Buchstaben ansehen wollte noch auch konnte. Es will nicht mehr tun, sehe ich wohl, die Jahre treten herzu. […] Allmählich aber geht der Aufruhr im Kopfe zurück, da er mit Medikamenten und anderen Mitteln beruhigt ist. Das ist also der Grund, warum ich so spät geantwortet habe.

      An dem Tage, als Dein Brief von Nürnberg ankam, machte Satan seine Aufwartung bei mir. Ich war allein […], und so sehr übermannte er mich, dass er mich aus der Kammer trieb und ich die Gesellschaft der Menschen aufsuchen musste.

      […]

      Jene faulen Esel [beim Reichstag] denken über die Sache der Kirche nach und sind davon angetan. Magister Joachim schickte mir Karyken oder Datteln und Weintrauben und schreibt mir zweimal griechisch. Wenn ich wieder gesund bin, will ich ihm türkisch schreiben, damit er auch liest, was er nicht versteht. Warum schreibt er mir denn griechisch? Ich will hier aufhören, ein ander Mal mehr, damit ich nicht von Neuem die Kopfschmerzen, die sich gelegt haben, reize, zumal sie schon sehr reizbar sind. Aber ich bete, betet Ihr auch!

      […] Der Herr sei mit Euch! Grüße Euren ganzen Kreis! Aber höre, was ich besonders wünsche: Sieh zu, dass Du nicht an Deinem Kopfe Schaden leidest wie ich! Darum befehle ich Dir und dem ganzen Freundeskreise: Unter Bedrohung des Bannes sollen sie Dir Verhaltensmaßregeln für Dein Körperchen geben, damit Du nicht Dein eigener Mörder wirst und nachher tust, als ob es aus Gehorsam СКАЧАТЬ