Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub. Frank Borsch
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Название: Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub

Автор: Frank Borsch

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Perry Rhodan Neo

isbn: 9783845334004

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СКАЧАТЬ sah zu dem Display, musterte die vier Astronauten. Sie lächelten. Es war ein aufgesetztes Lächeln, wirkte gezwungen. Doch da war noch mehr. In den Gesichtern las Marshall Entschlossenheit, Anspannung, aber auch Abenteuerlust. Helden? Marshall zweifelte nicht daran, dass sie nur die besten Absichten verfolgten, dass sie in ihrem Feld die Besten der Besten waren.

      Und genau das wollte sich Marshall nicht erschließen.

      Wieso gaben sich Menschen von diesem Format mit einem offensichtlich sinnlosen Unternehmen wie der Raumfahrt ab?

      Zugegeben, es brauchte gehörigen Mut, in ein Raumschiff zu steigen, das an die Spitze einer Rakete montiert war, die im Grunde genommen nichts anderes als einen riesigen Treibstofftank darstellte, der beim kleinsten Defekt zu explodieren drohte – und diese Drohung wahrzumachen pflegte. Deutlich mehr Mut, gestand sich Marshall unumwunden ein, als er selbst aufgebracht hätte.

      Doch wozu taugte dieser Mut?

      »... stell dir vor, John, was es bedeutet, wenn die Rettungsmission gelingt?«, fragte in diesem Moment Sid, als hätte er seine Gedanken erraten. »Alle Welt wird die Heldentat der STARDUST bewundern. Der Kongress wird endlich wieder ausreichend Mittel für die Raumfahrt freigeben. Die NASA kann ihre Pläne verwirklichen. Menschen können zu unseren Lebzeiten zum Mars fliegen – und noch weiter!«

      Der Junge redete, als wäre er in der Marketingabteilung der Weltraumbehörde angestellt. John erwiderte nichts. Möglich, dass Menschen bald zum Mars flogen. John bezweifelte es. Und selbst wenn es geschehen würde, blieb die Frage: wozu?

      Dort draußen gab es nur Vakuum, totes Gestein und – auf manchen Planeten – tödliche Gase. Der Mensch war nicht für den Weltraum geschaffen. Die Erde war die Heimat der Menschheit, würde es immer bleiben. Und es war ihre Pflicht, nach ihrer Heimat zu sehen. Sie mussten es. Oder die Menschheit würde nicht überleben.

      Marshall musterte die Gesichter der Astronauten, konzentrierte sich auf Perry Rhodan. Was mochte in diesem Mann vorgehen? Musste er nicht Zweifel an ihrer Mission hegen?

      Die STARDUST sollte zum Mond fliegen und nach Armstrong Base sehen. Der Funkkontakt zu der Basis war abgebrochen. Das Schicksal von 18 Männern und Frauen stand auf dem Spiel. Möglicherweise waren sie längst tot, mit Sicherheit in Not. Sie zu retten war ein Unterfangen, das »das Gute im Menschen bewies«, wie Pounders knarrende Stimme in diesem Moment verkündete.

      Das mochte zutreffen. Aber bewies es auch die Intelligenz des Menschen?

      Sid hatte ihm im Bus die winzigste Einzelheit der bevorstehenden Mission mitgeteilt. Zahlen, Maße, Superlative. Marshall hatte sie beinahe im selben Moment vergessen, in dem er sie gehört hatte. Bis auf eine: 3,5 Milliarden Dollar. So hoch waren die geschätzten Kosten für den Flug der STARDUST. Knapp 200 Millionen Dollar pro Leben, das ihre Mission im besten Falle retten würde.

      Wie viele Leben hätte man auf der Erde mit dieser Summe retten können?

      Der Shelter, den Marshall begründet hatte, gab einunddreißig Kindern eine Heimat. Für mehr reichten die Dividenden der Stiftung nicht, die er von seinen Boni als Investmentbanker gegründet hatte. Einunddreißig von mehreren Tausend, die sich elternlos auf den Straßen von Greater Houston durchschlugen. Überließ man die Straßenkinder sich selbst, war ihre Existenz kurz und hässlich.

      Half man den Kindern, gab man ihnen nur die faire Chance, die jeder Mensch verdiente, konnten sie Wunder wirken. Marshall glaubte fest daran.

      Die Astronauten erreichten den Startturm. Stählerne Greifer wuchsen in regelmäßigen Abständen aus dem Gerüst, stützten die Rakete, in deren Spitze Rhodan und seine Kameraden in den Himmel reiten wollten. Die Rakete war eine NOVA. Sid hatte ihm alles darüber erzählt. Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, das auf Konzepten aus den Sechzigern des letzten Jahrhunderts beruhte. Einer Ära, in der die Reise zu den Planeten des Sonnensystems nur eine Frage der Zeit erschienen war. Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass die NOVA das Budget der NASA auffraß und in sieben von zehn Fällen explodierte, bevor sie den Weltraum erreichte.

      Marshall mutete sie wie ein rauchendes, fauchendes Monstrum aus ferner Vergangenheit an.

      Die Astronauten bestiegen den Lift des Startturms. Langsam kroch die Kabine den Turm hinauf.

      »John, gleich geht es los! Sieh nur, es geht los! Gleich ist der Start!«

      Sid hüpfte vor Aufregung. Die Sonne spielte auf den Chromstreifen, die der Junge an seiner Jacke befestigt hatte, damit sie mehr nach Astronaut aussah. Ein Notbehelf. Sid hatte sich im Shelter einen kompletten Raumanzug geschneidert und hatte ihn mit nach Nevada Fields nehmen wollen. Marshall hatte es ihm verboten. Die ganze Angelegenheit war lächerlich genug ohne Raumanzugkostüm.

      Die Sonne funkelte auf den Chromstreifen und ...

      ... und neben Sid. Als stieben Funken aus ihm heraus.

      Marshall ruckte herum, musterte den Jungen. Sid bemerkte es nicht, seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Lift. Da waren keine Funken. Unsinn!, sagte er sich. Pure Einbildung! Du bist müde und überreizt und am letzten Ort, wo du es aushältst: unter Tausenden von Menschen!

      »Spark« nannten die anderen Kinder Sid: »Funke«. Um ihn aufzuziehen, weil er so dick und langsam und ungeschickt, so anders war, hatte Marshall lange geglaubt. Bis ihm Sue eines Tages gesagt hatte, was wirklich hinter dem Spitznamen steckte: Sid schlug Funken, hatte Sue behauptet, nur manchmal, nur einen Moment lang. Man musste ihn richtig ärgern, ihn richtig wütend machen, dann geschah es.

      Marshall hatte es abgetan, auch wenn es von Sue gekommen war, die in ihren Einschätzungen selten danebenlag. Aber Funken? Die Kinder im Shelter waren traumatisiert, ohne Ausnahme. Ihr Verhältnis zur Wahrheit war – nach herkömmlichen Begriffen – entspannt.

      »Der Startturm ist so weit weg!«, sagte Sid, zum ersten Mal seit Tagen leicht verstimmt. »Man kann ja kaum etwas erkennen!«

      »Dafür ist das Display da. Ist es dir nicht groß genug?«

      »Schon. Aber es ist nicht ... echt!«

      »Das ist auch gut so. Die Triebwerke verursachen eine glühend heiße Druckwelle. Das hast du mir selbst gesagt.«

      »Aber nicht in alle Richtungen! Und die Tribüne ist viel weiter weg als nötig!«

      »Tut mir leid, das kann ich nicht ändern«, entgegnete Marshall und ärgerte sich über sich selbst. Wieso musste er sich immer für alles verantwortlich fühlen? Wieso konnte er es so schwer aushalten, wenn andere Menschen litten? »Die Hauptsache ist doch, dass wir hier sind.«

      »Ja, klar. Das ist die Hauptsache«, stimmte der Junge zu. Aber er sagte es in einem Tonfall, der seine Enttäuschung verriet.

      Marshalls Finger kribbelten. Als hätte er bei einem seiner langen Winterspaziergänge in Houston die Handschuhe vergessen und wäre zurück in der ungewohnten Wärme des Shelters. Aber das hier war die Wüste Nevadas, mitten im Juni.

      Es war nicht die Kälte, die seine Finger kribbeln ließ, die ihn mit einer Unruhe erfüllte, die es ihm schwer machte stillzustehen.

      Es waren die Menschen. Die Tribüne war – Gott sei Dank! – nur zur Hälfte gefüllt. Dennoch waren mehrere Tausend Menschen zusammengekommen. Weltraumverrückte wie Sid, für die der Start der STARDUST einen erhabenen Moment darstellte. Die dem Start entgegenfieberten, deren Aufregung jetzt, wenige Sekunden vor dem Ende des Countdowns, auf den Höhepunkt zuging.

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