Название: Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600) Box
isbn: 9783740934262
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»Inwiefern verändert?« fragte Anouk.
»Er war früher so ausgeglichen und tolerant, jetzt ist er aufbrausend und besonders mich behandelt er wie einen Azubi. Ich überlege, ob ich mir nicht eine andere Stellung suche.«
»Es ist nicht so einfach, Malena. Du hast doch nette Kollegen, mit denen du sprechen könntest.«
»Die empfinden genauso wie ich. Ich will sie auch nicht hineinziehen. Vielleicht steckt auch seine neue Freundin dahinter. Ich habe ein ungutes Gefühl.«
»Hatte er früher eine andere Freundin?« fragte Anouk und blickte auf ihren Teller, sie hatte plötzlich auch ein sehr ungutes Gefühl.
»Erzähl ein bißchen, dann wird es dir vielleicht leichter«, sagte sie. »Du hast deinen Chef doch eigentlich sehr gemocht.«
»Er war auch sehr sympathisch. Immer zurückhaltend, aber sehr freundlich zu allen und sehr korrekt. Kann denn der Einfluß einer Frau so groß sein, daß sich ein Mann so verändert, Anouk? Es läuft auch nicht mehr alles so bei uns im Geschäft, es wird viel montiert und jetzt hat er sogar zwei gute Leute entlassen. Die Arbeit macht mir einfach keinen Spaß mehr.«
»Wenn es so ist, solltest du tatsächlich wechseln, wenn sich etwas anderes bietet und du dich nicht verschlechterst.«
»Es geht mir gar nicht so sehr ums Geld, ich muß mich einfach wohlfühlen. Ich bin so froh, daß du meine Freundin bist und ich über alles mit dir reden kann.«
»Und wie ist es mit Dirk?«
Malenas Gesicht überschattete sich. »Ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht steckt da auch eine andere Frau dahinter.« Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Was nicht sein soll, muß nicht sein«, fügte sie trotzig hinzu. »Du kommst ja auch ohne Mann sehr gut zurecht.«
»Mir ist der richtige noch nicht begegnet, aber ich dachte, daß Dirk für dich der richtige wäre.«
»Ihm war die Stellung in Japan aber wichtiger als ich. Er hat seine berufliche Karriere im Kopf.«
»Das ist auch wichtig, Malena. Er hat sicher viel zu tun.«
»Ich glaube eher, daß er sich mit dem Chef auch nicht mehr verstanden hat und alle Zelte hinter sich abbrechen wollte. Mit seinem Wechsel ging es doch auch sehr schnell, und ich habe mich schon gewundert, daß Allwoerden ihn so einfach gehen ließ, schließlich waren sie Duzfreunde.«
»Merkwürdig ist das schon, aber manchmal genügt wirklich der Einfluß einer Frau, um auch Männerfreundschaften zu zerstören. Wie ist denn diese Frau überhaupt?«
Malenas Miene erstarrte schlagartig, und zu Anouks Erstaunen setzte sie sich rasch auf einen Stuhl an der Breitseite.
»Schau dich nicht um«, raunte Malena ihr zu, »wenn man den Esel nennt, kommt er…«, sie bückte sich, denn gerade ging eine auffallend elegant gekleidete Frau, gefolgt von einem älteren Mann, an dem Tisch vorbei. Ein flüchtiger Blick traf Anouk, Malena war nicht zu sehen. Das ungleiche Paar ging zu einem Nebenraum. Anouk sagte zu Malena, daß sie wieder auftauchen könne.
»Der Mann war doch nicht dein Chef«, raunte sie ihr zu, sehr darauf bedacht, leise zu sprechen.
»Nein, das war ein neuer Kunde, ein sehr eigenartiger Mann, dem ich tunlichst aus dem Weg gehen werde. Wieso ist sie mit ihm zusammen und hier?«
»Mir macht sie nicht den Eindruck, als wäre sie mit einem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen«, sagte Anouk geistesabwesend.
Malena sah sie erstaunt an.
»Deine Meinung ist mir sehr wichtig, deine Menschenkenntnis ist einmalig, Anouk.«
»Es ist mehr Intuition, Malena. Ich denke, du hast sie auch durchschaut. Von der Frau geht nichts Gutes aus. Es kann durchaus sein, daß sie einen schlechten Einfluß auf deinen Chef hat.«
»Das Seltsame ist, daß er ihr ganz sicher nicht ergeben ist. Er will schon das letzte Wort behalten.«
»Wie lange sind sie zusammen?«
»Seit seiner Krankheit. Sie soll Ärztin in der Klinik in Palermo gewesen sein.«
»Wieso eigentlich Palermo?«
»Der Boß hat Urlaub auf Sizilien gemacht, als er so plötzlich erkrankte. Aber wenn ich darüber nachdenke, ging es in der Zeit, als er weg war, in der Firma bedeutend harmonischer zu, genauso wie es früher war, als er noch der alte war.«
»Krankheiten können einen Menschen sehr verändern, zum Guten, aber auch zum Bösen«, sagte Anouk gedankenvoll. »Wie heißt denn seine Freundin oder wie man es nennen will?«
»Nadine Devaine.«
»Das klingt mehr nach Operette oder Cabaret«, stellte Anouk fest.
»So ähnlich habe ich auch gedacht, aber charmant habe ich sie noch nicht kennengelernt. Sie ist eiskalt. Es macht mir sehr zu schaffen, wie sehr sich ein Mensch wie Allwoerden ändern kann. Er war wirklich ein Gentleman.«
»Es gibt die merkwürdigsten Umstände, durch die sich Menschen verändern, Malena. Ich habe schon einige sehr schwierige Fälle behandelt, und der nächste steht mir ins Haus.«
»Kannst du überhaupt noch richtig froh sein? Ich muß dich immer wieder bewundern, mit welcher Selbstverständlichkeit du alles hinnimmst.«
»Es ist keine Selbstverständlichkeit, es ist Gelassenheit. Die bekommt man, wenn man solche komplizierten Schicksale erlebt und Heilerfolge erreichen kann. Ich würde das nicht schaffen, wenn ich innerlich auch zerrissen wäre.«
»Wie soll ich mich verhalten, damit die Stimmung nicht unerträglich wird?«
»Geh vor allem ihr aus dem Wege, und wenn du von ihm brüskiert wirst, frag ihn höflich, was ihm nicht mehr an dir paßt.«
»Ich glaube, daß das zur Trennung führen würde.«
Anouk hatte nun doch nach Malenas Hand gegriffen. Schon zweimal war sie drauf und dran gewesen, hatte es dann aber bleiben lassen. Sie drehte die Hand um und betrachtete die Handlinien, was Malena nicht mal aufzufallen schien, da der Mann, mit dem Nadine gekommen war, jetzt an ihrem Tisch vorbeiging und stutzte, als er sie erkannte. Dann ging er aber schnell weiter, und Malena war abgelenkt, als Anouk sagte: »In ein paar Wochen wird alles wieder bessergehen. Halte die Stellung und die Augen offen, und von Dirk wirst du auch bald hören.«
»Wenn du es sagst«, meinte Malena mit einem Seufzer. »Die Worte hörte ich schon, allein mir fehlt der Glaube.«
»Positives Denken ist aber wichtig, sehr wichtig sogar. Vielleicht ist Allwoerden ein kranker Mann und deshalb so verändert. Du sagtest doch, daß er ziemlich lange in der Klinik war.«
»Vier Wochen und dazu so weit entfernt von allem. Als er zurückkam, schien es, als müsse er alles neu begreifen.« Malena griff sich an die Stirn. »Ja, es könnte tatsächlich sein, daß er immer noch krank ist, möglicherweise unheilbar?« Ihre Stimme klang fremd. »Und dann diese Frau, früher hätte er sich mit solcher nicht sehen lassen.«
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