Название: Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600) Box
isbn: 9783740934262
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Konrad Allwoerden hatte zwei Polizeiverhören standhalten müssen und jetzt das beklemmende Gefühl, daß man ihm mißtraute. Er wußte nur zu gut, daß Mißtrauen in mancherlei Hinsicht berechtigt war, aber mit dem Tod von Nadine hatte er gewiß nichts zu tun. Sie war für ihn wichtig gewesen, der Motor, der ihn antrieb!
Aber es hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht, als Inspektor Heller andeutete, daß zwischen Maleski und Nadine anscheinend eine engere Beziehung bestanden hatte. Dem hatte er heftig widersprochen, aber Heller hatte erklärt, daß er mit Sicherheit wüßte, daß Maleski und Nadine sich in dem italienischen Restaurant getroffen hatten, was Malena Steiner bezeugen könne und das wäre Nadine nicht recht gewesen.
Allwoerden konnte sich vorstellen, daß Nadine Malena deshalb außer Gefecht setzen wollte. Sie war skrupellos, wenn es um ihre Interessen ging, und je länger er über sie und Maleski nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß Nadine ihn hintergangen hatte. Ihm wurde aber auch bewußt, daß sie ihn in der Hand gehabt hatte, daß er gar nichts gegen sie hätte unternehmen können, ohne sich selbst ganz ins Abseits zu bringen.
Sie hatte es wahrlich schlau angefangen, ihn einzuwickeln und in eine Lage zu bringen, aus der er ohne sie keinen Ausweg finden konnte.
Aber gab es überhaupt noch einen Ausweg für ihn, wenn die Polizei Nachforschungen anstellte und recherchierte, was er zu verantworten hatte? Er hatte fest mit Maleski gerechnet, mit den Millionen, die ihm versprochen waren, darauf waren all seine Pläne aufgebaut worden. Aber es waren ja Nadines Pläne gewesen. Sie hatte alles in die Wege geleitet, und diese Wege konnten für ihn nun in den Abgrund führen. Siedendheiß wurde es ihm bei dem Gedanken, daß ihn Malena ganz durchschaut haben könnte, daß Dirk Ambach bereits alles in Erfahrung gebracht hatte und ihn ans Messer liefern würde.
Er konnte nicht auf Maleski warten, nicht hoffen, von ihm das Geld zu bekommen, das ihn retten könnte. Er mußte weg, irgendwo untertauchen, weit weg von allem, was ihm zum Verhängnis geworden war. Er mußte weg sein, bevor Dirk Ambach heimkehrte.
*
Die Maschine, die Dirk Ambach von Sydney nach München zurückbrachte, landete nach einer Zwischenlandung in London um elf Uhr in Erding. Dirk wurde von niemand empfangen. Es schmerzte schon ein bißchen, als er sah, wie freudig andere Mitreisende begrüßt wurden, aber er wußte auch, daß niemand ihn erwartete.
Das Warum bohrte wie ein scharfes Messer in einer Wunde, die sich nicht schließen wollte.
Es war Sonntag und bitterkalt. Dementsprechend war wenig Verkehr in der Innenstadt, und die unentwegten Skifahrer waren längst in Richtung Österreich gefahren.
Er dachte daran, daß in vier Wochen Weihnachten war, aber eigentlich bedeutete das für ihn auch Einsamkeit. Seine Mutter lebte nicht mehr, mit seinem Vater, der wieder verheiratet war, verstand er sich nicht. Und Malena? Hinter ihrem Namen stand ein großes Fragezeichen. Was er von Konrad wußte, hatte ihm einen Schock versetzt, über den er nicht hinwegkam. Und sie hatte ihm ein Fax geschickt, daß sie keinen Kontakt mehr zu ihm wünsche. Was sollte er eigentlich noch in München? Er hatte glänzende Angebote aus dem Ausland, hätte auch in Australien bleiben können, man hätte ihn liebend gern behalten. Chancen bei Frauen hatte er ohne Ende. Aber die Enttäuschung saß bei ihm zu tief, er hatte sich geschworen, niemals mehr eine feste Bindung einzugehen, aber sich vorgenommen, Malena persönlich seine Meinung zu sagen.
Er hatte im Hotel NOVARA, das er kannte, ein Appartement gebucht. Dort konnte er wohnen, bis er alles geregelt und über seine weitere berufliche Zukunft entschieden hatte. Aber er konnte es nicht verhindern, daß er jetzt schon wieder heimatliche Gefühle bekam, als ein Taxi ihn zum Hotel brachte.
Erst einmal gut essen, dann ausruhen und überlegen, wie der morgige Tag ablaufen sollte. Ein klärendes Gespräch mit Konrad Allwoerden stand zuvorderst. Als seinen Freund Konni konnte er ihn nicht mehr betrachten nach allem, was inzwischen geschehen war. Er hatte dazugelernt und konnte vieles nicht mehr begreifen, auch nicht, wie wandelbar menschliche Charaktere sein konnten. Von seinem Freund Konni und von Malena hätte er das nicht geglaubt.
Es war seltsam, hier in München sah er plötzlich manches wieder anders. Er ließ den Taxifahrer in die Straße einbiegen, in der sich Malenas Wohnung befand, eine sehr vertraute Straße.
Der Taxifahrer meinte, daß das Hotel aber noch ein ganzes Stück weiter sei.
»Das weiß ich, aber halten Sie hier mal bitte, ich möchte nur etwas nachsehen.«
Das Haus war unverändert, die Briefkästen mit den Namen auch. »M. Steiner«, da stand ihr Name, wie früher, aber der Briefkasten war voll.
Parterre rechts wohnte der Hausverwalter, ganz mechanisch drückte er auf die Klingel. Ein junges Mädchen öffnete die Tür. »Sie wünschen?« fragte es mürrisch.
»Ich sehe gerade, daß der Briefkasten von Frau Steiner nicht geleert ist. Ist sie nicht da?« fragte Dirk.
»Wen interessiert denn das?« Es klang herausfordernd.
»Mich zum Beispiel, ich wollte Frau Steiner besuchen. Ich komme aus dem Ausland.«
»Dann wissen Sie nicht, daß Frau Steiner in der Klinik liegt? Aber mehr kann ich Ihnen auch dazu nicht sagen. Sie ist den dritten Tag weg, hat uns aber nicht angeschafft, die Post herauszunehmen.«
»Können Sie mir sagen, was ihr fehlt?«
»Kann ich nicht, aber die Polizei untersucht es.«
»Die Polizei«, wiederholte Dirk, ohne es zu wollen.
Dann stieg er in das Taxi und ließ sich zum Hotel fahren. Ein schönes Appartement war für ihn reserviert. Vom Fenster aus konnte er auf den Park mit seinen Sportanlagen schauen. Er erinnerte sich wehmütig, daß er im vorigen Jahr mit Malena auf dem See Schlittschuh gelaufen war. Wie verliebt waren sie gewesen! Und jetzt sollte sie mit einer Frau liiert sein? Er konnte es sich nicht vorstellen, obgleich er sonst ein toleranter Mensch war.
Er duschte, kleidete sich um und nahm ein Essen im Speisesaal ein, der noch gut besucht war.
Er achtete nicht auf die anderen Gäste und schrak zusammen, als plötzlich jemand am Tisch stand. »Dirk Ambach, sehe ich recht? Wo kommst du denn her, alter Junge?«
Es war Jens Karsten, ein früherer Kollege.
»Heute aus Australien zurück«, erwiderte Dirk, »nett dich zu sehen. Willst du dich zu mir setzen, oder bist du in Begleitung?«
»Mal wieder Single nach dem dritten mißglückten Anlauf. Und du? Du warst doch fest verbandelt?«
»Es scheint alles vergänglich zu sein. Wie geht es in der Firma?« lenkte Dirk ab.
»Ich bin schon drei Monate nicht mehr da. Nachdem der Chef zurückkam, war er völlig verändert. Weiß der Himmel, was für eine Krankheit er hatte, ich bin jedenfalls nicht mehr klargekommen mit ihm. Ich habe die erstbeste Gelegenheit ergriffen, mich zu verändern. Es geht mir jetzt СКАЧАТЬ