Название: Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740930271
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Sie zögert und ein flehender Blick, wie eine stumme Bitte ihr zu Hilfe zu kommen, trifft ihn.
»Ich weiß, mein Herz.« Er lächelt gütig, wie nur er lächeln kann, und womit er auf den ersten Blick ihr Herz eroberte. »Morgen komme ich zu deiner Mutter, nicht wahr, das bedrückt dich?«
Statt einer Antwort schlingt sie die Arme leidenschaftlich um seinen Nacken. »Ach, Stefan, wie gut du mich verstehst. Ja, das war es, was ich nicht aussprechen konnte, ehe du nicht selbst darauf gekommen bist.« Sie stockt und überlegt. »Morgen willst du kommen? Für morgen hat sich unser neuer Mieter angesagt.«
»Das macht nichts, Liebes, wir werden das schon irgendwie in die Reihe bringen«, tröstet er sorglos.
Er nimmt sie ganz fest in seine Arme, und Cornelia weiß, an diesem Herzen ist sie geborgen für alle Zeiten. – –
Am nächsten Morgen herrscht in dem netten kleinen Gärtnerhaus, das wirklich zu einem reizenden Nest geworden ist, Hochstimmung. Cornelia ist aufgeregt wie noch nie. Sie hat Mama immer noch nicht auf den bevorstehenden Besuch Stefan Rietbergs vorbereiten können. Sie weiß noch nicht einmal, daß sie heimlich verlobt ist.
Christiane hat den Finger an die Nase gelegt und mit Überlegenheit gesagt: »Sei nicht albern, Cornelia. Mama muß man überrumpeln.« Dann seufzt sie ein wenig. »Ich weiß nicht, Mama hat sich eine eigene Welt aufgebaut, eine Traumwelt. Manchmal kommt es mir vor, als sei sie sehr weit von uns entfernt.«
Pünktlich um elf Uhr, mit Blumen, erscheint Stefan Rietberg. In der Diele des Hauses küßt er Cornelia herzlich. Sie wirft einen Blick auf die Uhr. Gleich wird der neue Mieter erscheinen. Sie tritt vor Erregung von einem Bein aufs andere.
»Was hast du denn, Liebes? Angst?«
»Ein bißchen«, gibt sie zu.
Arm in Arm treten sie in das Erdgeschoßzimmer, mit dem wunderschönen Ausblick auf den Park. Stefanie sitzt im Lehnstuhl und sieht aus verschleierten Augen auf das näherkommende Paar.
»Das ist Stefan Rietberg, Mama«, stellt sie den hochgewachsenen Mann vor, der sich tief über ihre weiße Hand neigt. »Wir lieben uns und wollen bald heiraten.«
»Cornelia!« flüstert die Kranke kaum hörbar. Es klingt erschreckt. Aber dann huscht ein schattenhaftes Lächeln über ihre blassen Lippen. Grübelnd sieht sie zu dem Mann auf. »Wir kennen uns doch – oder –«
»Doch, gnädige Frau«, spricht Rietberg, und er hat sich meisterhaft in der Gewalt. Aus der einst strahlenden Frau ist ein schattenhaftes Wesen geworden. »Hoffentlich bin ich Ihnen als Schwiegersohn willkommen.«
»Doch, doch«, erwidert sie erregt. Sie lächelt plötzlich von einem zum anderen. »Mir scheint, wir kommen von den Bauunternehmern nicht los. Machen Sie sie glücklich, Stefan Rietberg.«
Mit einem Schluchzen dreht sie den Kopf zur Seite, und Rietberg nimmt Cornelia zur Seite. Er ahnt, was in der Frau vorgeht. Bald hat Stefanie sich wiedergefunden, und sie ruft das junge Paar zu sich.
»Ja, Mama?«
»Mach es besser als ich«, flüstert Stefanie. »Dein Vater war der beste, den man sich denken kann. Für mich ist es wirklich zu spät, gutzumachen. Aber ihr sollt alles anders machen, versprich es mir.«
»Ich verspreche es«, sagt Cornelia feierlich.
»Als Schwiegersohn hätte ich mich Ihnen vorgestellt«, fällt Rietberg lachend in die Stille, die irgendwie schmerzhaft ist, ein. »Darf ich mich auch als neuer Mieter vorstellen? Cornelia soll in ihr Elternhaus einziehen.«
»Stefan!« Mit einem Jubellaut fliegt Cornelia ihm an die Brust. »Ist das wirklich wahr? Wirklich und wahrhaftig?«
»Wirklich und wahrhaftig, Kind«, beteuert er und hält sie ganz fest. »Der alte gute Weber hat das hinter euren Rücken arrangiert. Wenn es dir recht ist, werden wir uns dann das Haus ansehen, und du sollst deine Wünsche äußern. Vielleicht möchtest du einiges geändert haben.«
»Ach, Stefan.« Cornelia bricht in Tränen aus, gerade als Christiane mit Lothar eintritt. Betroffen bleibt sie, Lothar an der Hand, neben der Tür stehen. »Nanu, was geht hier denn vor? Warum weinst du, Cornelia?«
Cornelia eilt der Schwester entgegen und schließt sie in die Arme, eifrig flüstert sie mit ihr, indessen Lothar auf die Mutter zugeht.
»Mama!«
Glühende Röte schießt in Stefanies eben noch wächserne Wangen.
»Lothar, mein Junge!«
Sie halten sich wortlos umfangen. Stefanie bricht zuerst das Schweigen, schiebt Lothar etwas von sich und während ihr die Tränen über die Wangen laufen, flüstert sie.
»Alle kommen sie zu mir zurück, alle meine Kinder, und ich habe gar nichts dazu getan. Ich schäme mich vor euch –«
»Aber, Mama!«
»Doch, doch, Lothar«, versichert sie erregt und hält seine Hände umklammert. »Alles habe ich falsch gemacht, mein Junge. Aber euer Vater hat es in die Reihe gebracht. Mehr kann ich nicht vom Leben erwarten.«
»Mama!« Betroffen, bis ins Herz erschrocken, neigt Lothar sich über sie. »Du wirst sehr glücklich mit uns sein, wenn auch unser Leben in anderen Bahnen läuft als früher.«
»Ja, sehr glücklich«, wiederholt sie. Aber über seinen Kopf hinweg sieht sie ins Leere. Sie hat keine Kraft mehr. Sie weiß es besser. Man gibt sich Mühe, sie in den Kreis der glücklichen Menschen zu ziehen. Aber sie weiß es besser:
Für sie ist es zu spät!
»Professor Martens bitte nach OP 1!«
In kurzen Abständen wird die Durchsage wiederholt.
»Professor Martens bitte nach OP 1!«
Martens hebt den Kopf von seiner Arbeit. Soeben hat er noch etwas Müdigkeit bei der Abfassung des Berichtes für die Fachzeitschrift »Der Arzt« gespürt.
Er schiebt die Arbeit von sich und eilt davon. Nichts mehr vor Müdigkeit spürt er. Er wird gebraucht. Irgendein Mensch braucht seine ärztliche Hilfe.
Im Vorraum zum Operationssaal findet er seinen Oberarzt Dr. Lenz, den Narkosearzt und Assistenzarzt Dr. Berthold beim Händewaschen.
Er stellt sich neben sie an das freie Becken und läßt das Wasser über seine Hände laufen. Dabei erkundigt er sich:
»Ein Unfall?«
»Ein Unfall, ja. Irgendein Idiot hat ein junges Mädchen angefahren. Ich vermute Milzverletzung. Operation eilt jedenfalls. Bluttransfusion habe ich bereits angeordnet.«
»Sehr gut, danke«, erwidert der Professor in seiner knappen Art, an die sich seine Mitarbeiter längst gewöhnt haben. Sie alle bewundern ihn restlos, sein Können, sein unermüdliches Ringen um jedes Menschenleben, das ihm anvertraut wurde.
Wenig später steht jeder an seinem Platz.
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