Jane Eyre. Шарлотта Бронте
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Читать онлайн книгу Jane Eyre - Шарлотта Бронте страница 12

Название: Jane Eyre

Автор: Шарлотта Бронте

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: 99 Welt-Klassiker

isbn: 9783954180196

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СКАЧАТЬ Gar­ten bli­cken konn­te, wo der har­te Frost al­les ge­tö­tet und ver­stei­nert hat­te.

      Durch die­ses Fens­ter war die Loge des Por­tiers und die Fahr­stra­ße sicht­bar und ge­ra­de als ich so viel von dem sil­ber­wei­ßen Laub­ge­win­de, das die Schei­ben ver­schlei­er­te, fort­ge­haucht hat­te, um hin­aus­bli­cken zu kön­nen, sah ich, dass die Pfor­ten ge­öff­net wur­den und ein Wa­gen durch das Tor roll­te. Mit größ­ter Gleich­gül­tig­keit ver­folg­te ich ihn, wie er vor das Haus roll­te: es ka­men ja so oft Wa­gen nach Ga­tes­head, aber nie­mals brach­ten sie Be­su­cher, für die ich auch nur das ge­rings­te In­ter­es­se heg­te. Er hielt vor dem Hau­se, die Glo­cke wur­de hef­tig ge­zo­gen; der Be­su­cher er­hielt Ein­lass. Da die­ser gan­ze Vor­gang mich nicht küm­mer­te, fand mei­ne jetzt un­be­schäf­tig­te Auf­merk­sam­keit bald leb­haf­te­re An­zie­hungs­kraft in dem An­blick ei­nes klei­nen, hung­ri­gen Rot­kehl­chens, das sich pie­pend auf die ent­laub­ten Zwei­ge ei­nes Spa­lier­kir­schen­bau­mes nahe am Fens­ter setz­te. Die Über­res­te mei­nes Früh­stücks von Brot und Milch stan­den auf dem Ti­sche und nach­dem ich eine Sem­mel in Krü­mel zer­rie­ben hat­te, zog ich an dem Klapp­fens­ter, um die Bro­sa­men auf das Fens­ter­sims streu­en zu kön­nen, als Bes­sie atem­los in die Kin­der­stu­be stürz­te.

      »Miss Jane, neh­men Sie Ihre Schür­ze ab; was ma­chen Sie da? Ha­ben Sie heu­te Mor­gen Ge­sicht und Hän­de schon ge­wa­schen?« – Be­vor ich ant­wor­te­te, zog ich noch ein­mal an der Fens­ter­klin­ke, denn ich woll­te dem Vo­gel gern sein klei­nes Mahl si­chern; die Klin­ke gab nach, ich streu­te die Bro­sa­men aus, ei­ni­ge auf das stei­ner­ne Ge­sim­se, an­de­re auf die Zwei­ge des Kirsch­bau­mes; dann erst schloss ich das Fens­ter und ent­geg­ne­te:

      »Nein, Bes­sie, ich bin erst jetzt mit dem Auf­räu­men fer­tig ge­wor­den.«

      »Un­ar­ti­ges, un­or­dent­li­ches Mäd­chen! Und was ma­chen Sie da jetzt? Sie se­hen so rot aus, als hät­ten Sie ir­gend ein Un­heil an­ge­rich­tet. Wes­halb ha­ben Sie das Fens­ter auf­ge­ris­sen?«

      Die Ant­wort blieb mir er­spart, denn Bes­sie schi­en zu große Eile zu ha­ben, um mei­nen Er­klä­run­gen Ge­hör schen­ken zu kön­nen; sie zerr­te mich an den Wasch­tisch, un­ter­warf mei­ne Hän­de und mein Ge­sicht ei­ner er­bar­mungs­lo­sen aber glück­li­cher­wei­se kur­z­en Wa­schung mit Sei­fe, Was­ser und ei­nem gro­ben Hand­tuch; ord­ne­te mei­nen Kopf mit ei­ner schar­fen Bürs­te, ent­klei­de­te mich mei­ner Schür­ze und riss mich dann schnell an die Trep­pe, wo sie mir ge­bot, ei­lig hin­un­ter zu ge­hen, da man mich im Früh­stücks­zim­mer er­war­te.

      Ich hät­te gern ge­wusst, wer mich er­war­te­te; gern hät­te ich ge­fragt, ob Mrs. Reed dort sei; aber Bes­sie war schon wie­der da­von ge­lau­fen und hat­te die Kin­der­stu­ben­tür hin­ter sich ge­schlos­sen. Lang­sam stieg ich die Trep­pe hin­un­ter. Seit fast drei Mo­na­ten hat­te Mrs. Reed mich nicht mehr ru­fen las­sen; seit die­ser Zeit war ich auf die Kin­der­stu­be an­ge­wie­sen ge­we­sen, und das Früh­stücks­zim­mer, der Spei­se­saal und der Sa­lon wa­ren für mich Re­gio­nen ge­wor­den, die ich nur mit Schre­cken und Angst be­tre­ten konn­te.

      Ich stand jetzt in der lee­ren Hal­le; vor mir war die Tür des Früh­stücks­zim­mers, zit­ternd und furcht­sam hielt ich inne. Welch einen elen­den klei­nen Feig­ling hat­te die Furcht vor un­ge­rech­ter Be­stra­fung in je­nen Ta­gen aus mir ge­macht! Ich fürch­te­te mich, in die Kin­der­stu­be zu­rück­zu­ge­hen; ich fürch­te­te mich, in das Wohn­zim­mer ein­zu­tre­ten! Zehn Mi­nu­ten stand ich ängst­lich zö­gernd da; das hef­ti­ge Klin­geln der Glo­cke im Früh­stücks­zim­mer ent­schied: ich muss­te ein­tre­ten.

      »Wer konn­te nach mir ver­lan­gen?« frag­te ich mich, als ich mit bei­den Hän­den die Tür­klin­ke er­fass­te, wel­che meh­re­re Se­kun­den mei­nen An­stren­gun­gen wi­der­stand. »Wen wür­de ich noch au­ßer Tan­te Reed in dem Zim­mer er­bli­cken? – Ei­nen Mann oder eine Frau?« – Die Klin­ke gab nach, die Tür sprang auf, ich trat ein, mach­te einen tie­fen Knix, blick­te auf und sah – einen schwar­zen Pfei­ler! – Als ein sol­cher er­schi­en mir we­nigs­tens auf den ers­ten Blick die lan­ge, schma­le, schwarz­ge­klei­de­te Ge­stalt, wel­che ker­zen­ge­ra­de vor dem Ka­min stand: das erns­te Ge­sicht, wel­ches die­sel­be krön­te, sah aus wie eine ge­schnitz­te Mas­ke, die als Ka­pi­täl auf die Säu­le ge­stellt war.

      Mrs. Reed hat­te ih­ren ge­wöhn­li­chen Platz ne­ben dem Ka­min inne. Sie mach­te mir ein Zei­chen, nä­her zu tre­ten. Ich tat es und sie stell­te mich dem stei­ner­nen Frem­den mit den Wor­ten vor: »Dies ist das klei­ne Mäd­chen, um des­sent­wil­len ich mich an Sie wand­te.«

      Er, denn es war ein Mann, wand­te den Kopf lang­sam nach der Sei­te, auf wel­cher ich stand, und nach­dem er mich mit zwei neu­gie­ri­gen, un­ter ei­nem Paar bu­schi­ger Au­gen­brau­en fun­keln­den Au­gen ge­prüft hat­te, sag­te er fei­er­lich mit ei­ner tie­fen Stim­me: »Sie ist klein von Ge­stalt, wie alt ist sie?«

      »Zehn Jah­re.«

      »So alt?« lau­te­te die zwei­feln­de Ant­wort, und dann fuhr er noch ei­ni­ge Mi­nu­ten fort, mich schwei­gend zu prü­fen. Da­rauf re­de­te er mich an:

      »Ihr Name, klei­nes Mäd­chen?«

      »Jane Eyre, mein Herr.«

      Als ich die­se Wor­te aus­sprach, blick­te ich auf; er er­schi­en mir wie ein großer Mann, aber ich war ja so klein; sei­ne Züge wa­ren groß und wie alle üb­ri­gen Li­ni­en sei­ner Ge­stalt hart und scharf.

      »Nun, Jane Eyre, sind Sie ein gu­tes Kind?«

      Un­mög­lich, die­se Fra­ge be­ja­hend zu be­ant­wor­ten; die klei­ne Welt, die mich um­gab, war an­de­rer Mei­nung – ich schwieg. Mrs. Reed ant­wor­te­te für mich mit ei­nem aus­drucks­vol­len Schüt­teln des Kop­fes, gleich dar­auf füg­te sie hin­zu: »Je we­ni­ger man über die­sen Punkt spricht, Mr. Brock­le­hurst, de­sto bes­ser.«

      »Tut mir in der Tat leid zu hö­ren! sie und ich müs­sen ein we­nig mit­ein­an­der re­den«, da­mit brach­te er sich aus der per­pen­di­ku­lä­ren Stel­lung und in­stal­lier­te sei­ne Per­son in dem Lehn­stuhl, wel­cher Mrs. Reed ge­gen­über stand. »Kom­men Sie hier­her«, sag­te er.

      Ich ging über den Ka­min­tep­pich; er stell­te mich ge­ra­de und auf­recht vor sich. Welch ein Ge­sicht hat­te er, jetzt wo es sich in glei­cher Li­nie mit dem mei­nen be­fand! welch eine un­ge­heu­re Nase! und welch ein Mund! wel­che großen, her­vor­ste­hen­den Zäh­ne!

      »Es gibt kei­nen schreck­li­che­ren An­blick, als den ei­nes un­ar­ti­gen Kin­des«, be­gann er, »be­son­ders ei­nes un­ar­ti­gen klei­nen Mäd­chens! Wis­sen Sie, wo­hin die Gott­lo­sen kom­men, wenn sie ge­stor­ben sind?«

      »Sie kom­men in die Höl­le«, lau­te­te mei­ne schnel­le und or­tho­do­xe Ant­wort.

      »Und was ist die Höl­le? Kön­nen Sie mir das eben­falls sa­gen?«

      »Eine СКАЧАТЬ