Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer страница 4

Название: Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman

Автор: Kathrin Singer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Heimatkinder Staffel

isbn: 9783740918057

isbn:

СКАЧАТЬ älter, meine ich, dass sie schon über zwanzig war, als sie hier tätig war, zweiundzwanzig Jahre, glaube ich, heute wäre sie also dreiundzwanzig.«

      »Wunderbar! Sonst wäre sie ja auch viel zu jung, um Mutter eines achtjährigen Jungen zu werden! Du siehst, dass mir das Schicksal hold ist! Und wie sieht sie aus, diese Bettina?«

      Die Augen des Heimleiters bekamen plötzlich einen verträumten Glanz.

      »Wie eine Heide-Prinzessin«, antwortete er.

      »Wieso, was heißt das?«

      Olaf Neumann griff nach der Zeitung, die auf seinem Schreibtisch lag. »Morgen kannst du sie dir anschauen, wenn du zum Schützenfest nach Aadorf fährst. Dort wird sie nämlich zur Heidekönigin gekrönt.«

      »Ist ein Bild in der Zeitung?«, fragte Ulrich aufgeregt und griff nach dem Blatt.

      Der Heimleiter schüttelte den Kopf, sah den Schulfreund nachdenklich an und meinte: »Nimm lieber das andere Los.«

      »Wieso denn?«

      »An Bettina wirst du dir die Zähne ausbeißen. Sie ist ein sprödes Mädchen.«

      »Sie hat dir also auch gefallen.«

      »Das kann ich nicht leugnen.«

      »Ich will dir einmal etwas verraten. Ich mag spröde Mädchen. Ich finde es gar nicht komisch, wenn sie einem gleich in die Arme sinken. Übrigens, hat Bettina Lühr einen Beruf?«

      »Sie ist Zahnarzthelferin. Sie kam damals aus Hamburg, wo sie eine gute Stellung hatte, hierher, um ihren Großvater zu versorgen. Ihr Vater war ganz plötzlich verstorben, die Mutter lebte schon seit Jahren nicht mehr. Der alte Herr war früher Förster. Er wohnt mit seiner Enkelin noch immer im Forsthaus, weil kein neuer Förster für das Revier eingestellt wurde. Ich glaube, sie haben das alte Forsthaus sogar gekauft.«

      »Und warum kam Bettina hierher zu euch?«

      »Ihr Großvater ist noch einigermaßen rüstig mit seinen fünfundsiebzig Jahren. Bettina fühlte sich nicht ausgelastet. Sie fand zunächst keine passende Stellung in der Gegend. Inzwischen arbeitet sie jedoch, wenn ich richtig informiert bin, als Helferin bei einem Zahnarzt im Dorf.«

      »Sie scheint wirklich ein patentes Mädchen zu sein.«

      »O ja!«

      »Du meinst auch, es wäre ein Glücksfall für den kleinen Tobias, wenn Bettina mich heiraten würde?«

      Olaf Neumann musterte den Schulfreund mit undurchsichtigem Lächeln. »In der Tat, ein Glücksfall. Für Tobias und für dich. Ich glaube zwar nicht, dass du Erfolg hast, wünsche dir dennoch viel Glück.«

      *

      Bettina stand in ihrem Zimmer vor dem Spiegel und kämmte ihr schulterlanges Haar, das in weichen Wellen wie eine goldgelbe Flut herniederrieselte. Sie trug ein langes weißes Kleid, selbst genäht – extra für diesen Tag. Ein spöttisches Lächeln spielte um den Mund der Dreiundzwanzigjährigen. Sie kam sich ein bisschen albern vor. Wenn der Trubel doch schon vorbei wäre!

      »Deern, wo bleibst du denn?«, hörte sie ihren Großvater ungeduldig rufen.

      »Opa, wir haben viel Zeit!«, rief sie durch die halboffene Tür zurück.

      »Und wenn dein Auto unterwegs stecken bleibt? Wir müssen doch pünktlich sein, Kind!«

      »Opa, du hast erheblich mehr Lampenfieber als ich!«, lachte Bettina unbekümmert. Sie trat ans Fenster, um es zu schließen. Einen Moment lang verharrte sie und atmete den würzigen Duft des Waldes ein. Vor dem Fenster rauschten die Bäume, die sie schon in ihren Kindertagen in den Schlaf gesungen hatten. Es war schön, wieder zu Hause zu sein! Leider war alles Schöne auf dieser Welt vergänglich. Bettina seufzte schwer. Sie ließ die Stirn an den harten Fensterrahmen sinken. Sie konnten dieses Haus nach dem Tode ihres Vaters nicht mehr halten. Zu viele Hypotheken lasteten darauf. Es blieb ihnen kein anderer Ausweg, als es zu verkaufen, dieses kleine Paradies, in dem ihr Großvater fast sechzig Jahre lang geschaltet und gewaltet hatte. Ihm fiel es noch schwerer als ihr, sich von diesem Besitz zu trennen, wenn er auch versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

      Darum hatte sie sich breitschlagen lassen, Heide-Königin zu werden, nur dem Großvater zuliebe.

      Bettina richtete sich entschlossen auf und verließ ihr Zimmer unter dem Dach. Sie musste das bodenlange Kleid raffen, als sie die schmale steile Holzstiege hinunterschritt.

      Rudolf Lühr, der seine Enkelin im Flur unter den mächtigen Hirschgeweihen erwartete, hatte zur Feier des Tages seine alte Forstmeisteruniform angelegt. Die verschmitzt blickenden hellblauen Augen und der gepflegt gestutzte, eisgraue Kinnbart machten ihn vollends zu einem betagten Herrn der Wälder, der stets liebevoll über sein Reich der Tiere und Bäume geherrscht hatte.

      Der alte Lühr musterte das blonde Mädchen wohlgefällig. Seine Augen strahlten. »Fein siehst du aus, Deern. Fehlt nur noch das Krönchen. Und die Schärpe natürlich.«

      Bettina seufzte übertrieben komisch. »Ich wünschte, wir hätten die Zeremonien nebst Ball und alles, was drum und dranhängt, schon hinter uns.«

      »Aber Kind, freust du dich denn nicht, Heide-Königin zu werden?«, fragte Rudolf Lühr mit allen Anzeichen der Entrüstung.

      »Ach, weißt du, ich lasse mich nicht so gern bestaunen, und außerdem finde ich, bin ich mit meinen dreiundzwanzig Lenzen für derartige Kindereien schon entschieden zu alt.«

      »Papperlapapp! Die Schönste soll Königin werden, und das bist du! Klar, die hätten dich schon längst gekrönt, schon mit siebzehn oder achtzehn, aber du bist ja nie hier gewesen. Heute ist es endlich soweit!« Der alte Herr warf sich voller Stolz in die Brust.

      Bettina lächelte gerührt. Für ihren Großvater war es ein denkwürdiger Tag, von dem er noch lange zehren würde. Wie er es genoss, dass seine Enkeltochter heute im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand! Als die Allerschönste, wie er meinte. Dabei hatte das Festkomitee ihm, dem allseits beliebten Forstmeister im Ruhestand, sicher nur einen Gefallen tun wollen.

      »So, jetzt müssen wir uns aber schleunigst auf den Weg machen, Betti«, drängte er aufgeregt.

      Sie verließen das Forsthaus und stiegen in Bettinas Volkswagen, den nur ein gütiges Schicksal und ein äußerst zählebiger Motor bisher vor dem Schrottplatz bewahrt hatten.

      Während sie durch den stillen Wald fuhren, wurde Bettina allmählich von einer feiertäglichen Stimmung erfasst. Die freudige Erwartung ihres Großvaters sprang auf sie über.

      Bald erreichten sie das Dorf. Birkengrün schmückte alle Häuser. Bunte Fahnen wehten. Von fern her tönte die schmissige Blasmusik der Feuerwehrkapelle.

      Als Bettina auf den Parkplatz fuhr, fiel ihr sofort eine große elegante Luxuslimousine auf, die in dezentem Weinrot schimmerte, und neben der ihr klappriges Blechvehikel geradezu grotesk wirkte.

      Aus diesem Traumwagen stieg ein Mann.

      Ein Traummann!

      Groß und schlank war er, dazu breitschultrig und sportlich trainiert. Er mochte etwa dreißig Jahre sein – ein Alter, das Bettina für Männer immer besonders attraktiv und günstig gefunden СКАЧАТЬ