Название: Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Familie Dr. Norden
isbn: 9783740948627
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Da hatte er eine Idee. Mit zerknirschter Miene gestand er seiner Frau den Seitensprung mit Christina. Bevor sie wütend werden konnte, erzählte er auch von seiner unehelichen Tochter. Er stellte Christina als verantwortungslose Mutter dar, die ihr Kind nicht anständig versorgte und es lieber heute als morgen loswerden würde.
Iris war von Michaels Geschichte zu Tränen gerührt, denn das kleine Mädchen tat ihr unendlich leid. Sie ahnte nicht, daß er alles nur erfunden hatte. Sie stimmte sofort zu, als er vorschlug, das Kind zu adoptieren.
Michael war stolz auf seine Gerissenheit. Es war ihm zwar klar, daß er rein rechtlich keine Möglichkeiten hatte. Doch er würde einen Weg finden, daß Christina einer Adoption zustimmen würde, da war er sicher.
*
Christina seufzte. Erst heute hatte Michael wieder angerufen und mit geduldiger Stimme auf sie eingeredet.
Sie fühlte, wie sich ihr Magen bei dem Gedanken zusammenzog. Wie lange muß ich noch dafür büßen, daß ich diesem Mann vertraut habe, fragte sie sich verbittert.
Inzwischen war sie fast zu Hause. Sie bog in die schmale Seitenstraße ein und parkte das Auto vor dem Haus. Sie stieg aus, schloß den Wagen sorgfältig ab und wollte eben das große Tor aufschließen, als sie die Gegenwart eines Menschen hinter sich spürte. Sie drehte sich um und schrie auf.
»Mach doch nicht so einen Lärm, Tina. Ich bin’s doch!«
Christina rang nach Atem.
»Michael! Bist du verrückt, mich so zu erschrecken! Was tust du hier mitten in der Nacht?«
»Ich muß mit dir sprechen. Es geht um Muriel.«
»Ich gebe Muriel nicht her, nicht für alles Geld der Welt. Das ist mein letztes Wort.«
»Denk’ doch daran, wie einfach dann alles für dich wäre«, sagte er mit schmeichelnder Stimme.
»Allein an diesen Worten sieht man, daß du nicht weißt, was Liebe ist«, stieß Christina hervor. Plötzlich stöhnte sie auf und krümmte sich zusammen
Michael erschrak. »Was ist los?«
»Mein Magen, er tut so weh.«
»Ach, das schon wieder.« Er machte eine abfällige Handbewegung. »Warum siehst du nicht ein, daß du überfordert bist mit dem Kind? Überleg’ es dir, Tina. Du kennst meine Nummer.«
Mit diesen Worten entfernte er sich und verschwand in der Dunkelheit.
Christina stand immer noch gebeugt vor dem Tor. Langsam ebbte der Krampf ab. Mühsam richtete sie sich auf und ging schleppend ins Haus.
»Da bist du ja endlich. Ich habe mir schon solche Sorgen gemacht«, begrüßte sie ihre Freundin Lisa und machte Licht im Flur. Dann stieß sie einen Schreckensschrei aus. »Was ist geschehen? Du bist ja totenblaß.«
»Ich halte das nicht mehr aus, Lisa«, flüsterte Christina und brach in Tränen aus.
*
Es war schon dunkel, als Daniel endlich nach Hause kam.
Fee erwartete ihn.
»Hallo, Schatz, da bist du ja endlich.«
»Es war so viel Verkehr. Da ging es leider nicht schneller.«
»Hauptsache, es ist nichts passiert. Hast du das Zauberpflaster? Jan spricht von nichts anderem mehr.«
»Hier, das wird wohl reichen«, sagte Daniel und öffnete seine Tasche, um Fee die Schachtel zu zeigen, die ihm die Schwester gegeben hatte.
»Wie nett von ihr. Sie ist ein richtiger Schatz.«
»Das finde ich auch. Wo ist denn unsere Kinderschar?«
»Jan und Dési schlafen schon. Anneka hört Musik in ihrem Zimmer und die Jungs spielen ein Computerspiel, das sie sich ausgeliehen haben.«
»Hoffentlich keine Schießereien.«
»Du solltest wissen, daß ich so was in unserem Haus nicht dulde«, antwortete Fee leicht ungehalten.
»Natürlich. Entschuldige, Liebes«, sagte Daniel versöhnlich. »Wie geht es Jan?«
»Ich mache mir große Sorgen. Das Fieber ist unverändert, wenn auch nicht zu hoch.«
»Morgen wissen wir mehr.«
An diesem Abend wurden die Lichter im Hause Norden früh gelöscht. Fee fühlte sich abgespannt und war froh, ein wenig ausruhen zu können. Die ständige Sorge um ihren Jüngsten nagte an ihr. Sie nahm ein Buch mit ins Bett und lenkte sich mit der leichten Lektüre ab, bis sie schlafen konnte.
Daniel sah sich noch die Nachrichten an und ging dann auch zu Bett. Lächelnd betrachtete er seine schlafende Frau. Das Buch war aus ihren Händen geglitten und lag neben ihr. Vorsichtig legte er es beiseite und löschte das Licht.
*
Schweißgebadet erwachte Christina in der Nacht.
»Muriel, Muriel, wo bist du?« rief sie schlaftrunken. Erst als sie das Licht angeknipst hatte, fand sie sich zurecht. Erschöpft sank sie in die Kissen zurück. Da hörte sie Schritte aus dem Nebenzimmer.
»Tini, was ist los?« fragte Lisa besorgt, als sie den Kopf zur Schlafzimmertür hereinsteckte. Sie war am Abend nicht mehr nach Hause gefahren, weil es reichlich spät geworden war. Christina hatte ihr das Sofa im Wohnzimmer ausgeklappt, auf dem sie schon öfter geschlafen hatte. Durch Christinas Schreie war sie aufgewacht.
»Ich hatte einen schrecklichen Traum«, stöhnte Christina erschöpft.
»So siehst du auch aus. Du bist ja ganz verschwitzt.«
»Ich habe geträumt, daß Michael Muriel entführt hat. Er hat sie in einem Wald versteckt, und ich bin herumgelaufen und habe sie gesucht. Es war so schrecklich realistisch.«
»Du Arme. Glaubst du wirklich, er würde soweit gehen?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Aber wie er gestern aus dem Dunkel aufgetaucht ist, hatte ich richtig Angst vor ihm.«
»Das hätte jeder gehabt.«
»Auf jeden Fall muß ich etwas unternehmen. Ich kann nicht hier sitzen und warten, bis Muriel etwas passiert. Ich habe das Gefühl, der Traum sollte eine Warnung sein.«
»Was willst du tun?«
»Keine Ahnung.«
Ratlos zuckte Christina die Schultern. Dann faßte sie sich stöhnend auf den Bauch.
»Zuerst mußt du zum Arzt, das steht fest. Wenn du krank bist, kannst du Muriel nicht beschützen. Gleich morgen mache ich einen Termin für dich.«
Die Schmerzen waren zu stark, als daß sich Christina СКАЧАТЬ