Название: Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Familie Dr. Norden
isbn: 9783740954758
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Auch Katja Petzold, die neunzehnjährige Tochter Katharinas und Joachims, beobachtete Paula sehr genau. Dies geschah allerdings aus einem ganz anderen Grund. Im Gegensatz zu Katharina und ihrer Mutter verstanden sich Oma und Enkeltochter um so besser, was dieser zusätzlichen Grund zur Eifersucht gab.
»Kann ich dich einmal sprechen, Oma?« erkundigte sich Katja in einem unbeobachteten Moment. Es war inzwischen später Nachmittag, und die Trauergäste verabschiedeten sich allmählich.
»Natürlich, Kind, was gibt es denn?« Wie immer freute sich Paula, wenn Katja ihre Nähe suchte und blickte sie liebevoll an.
»Geht es dir gut?« Forschend blickte sie der Oma in die Augen. Doch vor Katja hatte Paula keine Geheimnisse. Verschwörerisch blinzelte sie ihr zu.
»Es ist alles sehr anstrengend, und ich bin ein bißchen erschöpft. Ansonsten fühle ich mich nach dem ersten Schock wie befreit.«
Katja nickte verständig. »Ich kann es dir nachfühlen«, flüsterte sie, nachdem sie sich vorsichtig umgeschaut hatte.
»Wenn du morgen zu mir kommst, erzähle ich dir eine Geschichte.«
In Katjas Augen blitzte es auf. Sie liebte die Erzählungen ihrer Großmutter über alles. »Eine neue Geschichte?«
»Ja! Und eine wahre dazu!« Paula lächelte geheimnisvoll, doch als sie über die Köpfe der verbliebenen Gäste hinweg den Blick ihrer Tochter auf sich ruhen fühlte, gefror das Lächeln auf ihren Lippen.
*
Mit nachdenklicher Miene saß Bertram Maslowski an seinem Schreibtisch und studierte die Kontoauszüge seiner Firma, die er eben von der Bank geholt hatte. Sie sahen alles andere als rosig aus, denn obwohl er sich schon mehrfach von seinem vermögenden Vater Geld geliehen hatte, stand seine Firma am Rande des Konkurses. Bertram konnte sich ausrechnen, wie lange er noch durchhalten würde, bevor er einen Insolvenzantrag stellen mußte. Er haderte kurz mit sich, dann hob er den Hörer, um ein weiteres Mal mit seinem Vater zu sprechen.
»Maslowski«, meldete sich eine barsche Stimme, und Bertram nahm allen Mut zusammen.
»Hallo, Papa, ich bin es, Berti!«
»Mein mißratener Sohn! Was verschafft mir die Ehre?« fragte der Alte skeptisch.
Das war eine alles andere als ermutigende Begrüßung. »Ich wollte mich nur erkundigen, wie es dir geht.« Bertram ließ schnell von seinem Vorhaben ab. Doch Heiner Maslowski kannte seinen Sohn gut genug.
»Seit wann interessiert dich denn mein Gesundheitszustand? Dann muß ich dir wohl sagen, warum du dich meldest. Du brauchst Geld! Aber nicht mit mir, mein Freundchen. Ich habe schon zu lange tatenlos zugesehen, wie du mein sauer verdientes Geld sinnlos zum Fenster hinauswirfst. Aber damit ist jetzt Schluß! Ich biete dir noch einmal einen Arbeitsplatz in meinem Unternehmen an, wo du wie jeder andere junge Mann auch auf redliche Art und Weise dein Geld verdienen kannst. Gib deine unsinnigen Internetgeschäfte auf, und werde endlich vernünftig!«
»Aber gerade jetzt bin ich ganz nah dran an dem ganz großen Geld. Ich brauche nur noch einmal deine Unterstützung!« bat Berti fast flehend. Doch damit stieß er bei Heiner auf taube Ohren.
»Wie oft hast du mir diese Lüge schon aufgetischt und mir den ganz großen Gewinn versprochen?« rief er erbost in den Hörer. »Wenn du Arbeit suchst, um deine Schulden zu begleichen, kannst du dich wieder melden.« Mit diesen zornigen Worten legte er auf.
Ratlos starrte Bertram auf das Telefon. Er hatte sich alles so schön vorgestellt vor einem Jahr, als er seine Internet-Auktions-Firma eröffnet hatte. Er, Bertram Maslowski, als erfolgreicher Jungunternehmer, der aus dem Schatten seines Vaters aufsteigt wie Phönix aus der Asche. Aus der Traum! Doch er war kein Typ, der sich so schnell unterkriegen ließ. Als einziger Sohn des schwerreichen Auktionärs Heiner Maslowski, war er es von klein auf gewohnt zu bekommen, was er sich wünschte. Auch diesmal würde es nicht anders sein. Entschlossen stand Bertram auf und trat vor den mannshohen Spiegel, der an einer Tür der modernen Schrankwand angebracht war, die seinem Büro die nötige Wichtigkeit verlieh. Selbstverliebt stand er vor seinem Spiegelbild und musterte die tadellose Gestalt, die ihm strahlend entgegenlächelte. Das dunkle Haar fiel ihm in die Stirn und umrahmte das gut geschnittene, männlich markante Gesicht. Abgerundet wurde die Erscheinung von einer durchtrainierten Figur, die in feinstes Tuch gehüllt war. Zufrieden fuhr sich Bertram durch das Haar. Er war ein Mann, dem bisher keine Frau widerstanden hatte.
Diesmal würde ihm diese Tatsache auch geschäftlich zugute kommen. Wenn sein Vater ihm schon nicht helfen wollte, dann würde es jemand anderes tun. Und dieser Jemand war niemand anderes als Katja Petzold.
Als er an Katja dachte, vergaß Bertram für einen kurzen Moment seine fatale finanzielle Situation. Bei einer Benefizgala hatte er die Tochter aus gutem Hause vor zwei Monaten kennengelernt und sie seitdem einige Male ausgeführt. Sie war ein hübsches Mädchen mit schlanker Figur und wunderschönen rotbraunen Haaren und äußerst unterhaltend dazu. Das erleichterte die Sache ungemein, denn Bertrams eigentliches Interesse galt dem Vermögen der Familie Petzold. Er hatte die Bekanntschaft von vornherein unter diesen Voraussetzungen vertieft, und daß Katja seinem Charme bisher nicht erlegen war, machte es nur interessanter.
Sein Jagdfieber war erwacht.
*
Nichtahnend, welche Hoffnungen sie nährte, lag Katja im Bett ihres Jugendzimmers und blickte aus dem Fenster in den sommerlichen Garten. Es war schon später Vormittag, doch bis sich am Abend zuvor endlich alle Trauergäste verabschiedet hatten, war es ungewohnt spät für sie geworden.
Aber das allein war nicht der Grund, warum sie sich nicht dazu entschließen konnte, aufzustehen. Vielmehr genoß sie es, ungestört ihren Gedanken an Claudio nachhängen zu können. Claudio, der schwarzhaarige Italiener mit den glühenden Augen, den sie im Jahr zuvor im Urlaub in Rom kennengelernt und auf der Abiturfahrt vor zwei Monaten nicht ganz zufällig wiedergetroffen hatte. Seitdem bestimmte er ihre Gedanken Tag und Nacht, und wenn sie nicht telefonierten, schickten sie sich Liebesschwüre über den Computer und das Handy.
In den letzten Tagen waren seine Nachrichten spärlicher geworden, was Katja mit bangem Herzen bemerkt hatte.
Es war ihre erste Erfahrung mit der Liebe, und sie sehnte den Tag herbei, an dem sie wieder in seinen Armen liegen und alles gut sein würde.
Doch es gab noch ein Problem, mit dem Katja nicht gerechnet hatte, und dieses Problem hieß Katharina Petzold, Katjas Mutter, die in diesem Moment unangemeldet ins Zimmer kam.
»Willst du nicht endlich aufstehen?« fragte sie statt einer Begrüßung und blickte die Tochter vorwurfsvoll an. »Seit du in diesen Taugenichts Claudio verliebt bist, kann man dich zu nichts mehr gebrauchen. Du solltest lieber an deine Zukunft denken.« Nervös ordnete sie ein paar Dinge im Zimmer, und Katja verkniff sich eine anzügliche Bemerkung, die nur zu Streit führen würde.
»Übrigens ist Besuch für dich da, den du nicht allzu lange warten lassen solltest. Er ist unten im Salon.«
»Wer ist es denn?« erkundigte sich Katja, neugierig geworden.
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