Mann und Weib. Уилки Коллинз
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mann und Weib - Уилки Коллинз страница 45

Название: Mann und Weib

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Anne wartete eine Weile im Schlafzimmer bis sie den Wagen draußen abfahren hörte. Als das Rollen der Räder verklungen war, blieb sie einen Augenblick wieder nachdenklich stehen, raffte sich dann plötzlich auf, eilte in’s Wohnzimmer und klingelte »Ich Verliere den Verstand!« sagte sie zu sich selber, »wenn ich hier allein bleibe.«

      Selbst Bishopriggs empfand die Nothwendigkeit zu schweigen, als er auf das Klingeln erschien und vor ihr stand.

      »Ich will ihn sprechen, schicken Sie ihn auf der Stelle her!«

      Bishopriggs verstand sie und ging wieder hinaus.

      Arnold erschien. »Ist sie fort?« waren seine ersten Worte.

      »Sie ist fort und wird keinen Verdacht gegen Sie haben, wenn sie Sie wieder steht. Ich habe ihr nichts gesagt, fragen Sie auch nicht nach meinen Gründen.«

      »Ich denke gar nicht daran, Sie zu fragen!«

      »Seien Sie böse auf mich, wenn Sie wollen!«

      »Ich denke nicht daran, böse auf Sie zu sein!« Sein Aussehen und seine Sprache waren die eines ganz veränderten Menschen.

      Ruhig setzte er sich an den Tisch, lehnte den Kopf auf die Hand und verharrte schweigend in dieser Stellung.

      Anne war ganz erstaunt. Sie trat dicht an ihn heran und sah ihn neugierig an. – Ein Weib mag durch eigene Bekümmernisse noch so sehr aufgeregt sein, so wird sie doch immer für jeden unvorbereiteten Wechsel in dem Wesen eines Mannes, der sie interessirt, empfänglich bleiben. Der Grund dieser Erscheinung liegt nicht in der Wandelbarkeit weiblicher Stimmungen; sie ist vielmehr auf die edle Selbstverleugnung zurückzuführen, die eine der größten – und zur Ehre des weiblichen Geschlechter sei es gesagt – sehr häufig anzutreffenden weiblichen Tugenden ist.

      Allmälig nahmen Anne’s Züge den ihnen eigenen sanften weiblichen Ausdruck wieder an; der angeborene Adel ihrer Natur trat hervor, sobald Arnold unbewußt an denselben appellirt hatte. Sie berührte seine Schulter. »Das war hart für Sie!« sagte sie, »und ich verdiene Tadel dafür. Vergeben Sie mir, wenn Sie können, Mr. Brinkworth, es thut mir aufrichtig leid, ich wünsche von ganzem Herzen, ich könnte Sie trösten!«

      »Ich danke Ihnen, Miß Silvester; es war in der That keine sehr angenehme Empfindung für mich, mich vor Blanche verstecken zu müssen, als ob ich mich vor ihr fürchte und es hat mich zum ersten Mal in meinem Leben, glaube ich, nachdenklich gemacht; aber gleichviel, es ist jetzt Alles vorbei. Kann ich irgend etwas für Sie thun?«

      »Was gedenken Sie diese Nacht zu thun?«

      »Wie ich Ihnen schon gesagt habe, ich gedenke das zu thun, was meine Pflicht gegen Geoffrey von mir erheischt. Ich habe ihm versprochen, Sie in Ihren Angelegenheiten hier zu unterstützen und dafür zu sorgen, daß Sie sicher hier bleiben können bis er zurückkommt. Das kann ich nur erreichen, wenn ich den äußeren Anstand beobachte und daher die Nacht hier im Gastzimmer zubringe. Das nächste Mal wenn wir uns wiedersehen, werden die Umstände hoffentlich freundlicher sein, aber ich werde immer mit Vergnügen daran denken, Daß ich mich Ihnen nützlich machen konnte; indessen werde ich morgen früh höchst wahrscheinlich fort sein, ehe Sie aufstehen.«

      Anne reichte ihm die Hand zum Abschiede. Was geschehen war konnte nicht mehr ungeschehen gemacht werden. Die Zeit der Warnungen und Vorstellungen war vorüber. »Sie haben sich keine Undankbare zur Freundin gemacht!« sagte sie, »vielleicht kommt der Tag, wo ich es Ihnen beweisen kann.«

      »Hoffentlich nicht, Miß Silvester! Leben Sie wohl und möge es Ihnen gut gehen!«

      Sie zog sich in ihr Schlafzimmer zurück. Arnold verriegelte die Wohnzimmerthür und streckte sich auf dem zum Nachtlager ersehnten Sopha aus.

      Ein klarer schöner Morgen folgte auf das Gewitter des vorigen Tages. Arnold war, wie er versprochen hatte fortgegangen, bevor Anne ihr Schlafzimmer verlassen hatte. Im Gasthofe glaubte man, daß wichtige Geschäfte ihn unerwarteter Weise abgerufen hätten. Bishopriggs hatte ein schönes Trinkgeld bekommen und mit Mrs. Inchbare hatte Arnold abgemacht, daß die Zimmer für eine Woche fest gemiethet seien. Mit einer einzigen Ausnahme schien der Gang der Ereignisse jetzt wieder einen ruhigen Verlauf angenommen zu haben. Arnold war auf dem Wege nach seinem Gute, Blanche war wohlbehalten wieder in Windygates angelangt und Anne’s Aufenthalt im Gasthause war für eine Woche gesichert. Die einzige noch schwebende Frage war, was Geoffrey thun würde; das einzige noch dunkle Ereigniß hing davon ab, ob Lord Holchester in London sich von seiner Krankheit erholen oder sterben werde. An und für sich waren die Folgen jeder dieser beiden Fälle einfach genug. Blieb Lord Holchester am Leben, fo würde Geoffrey nach Schottland zurückkehren und sich mit Anne im Geheimen verheirathen; starb Lord Holchester, so konnte Geoffrey Anne kommen lassen und sie öffentlich in London heirathen! Aber konnte man sich auf Geoffrey verlassen? – Anne trat auf eine vor dem Gasthause befindliche Terrasse; ein kühler Morgenwind wehte sie erfrischend an; große weiße Wolken jagten an der Sonne vorüber durch die Luft dahin; gelbe Lichter und purpurne Schatten lagerten abwechselnd auf der weiten, dunklen Haide. Hoffnung und Furcht wechselten in Annes Gemüth, je nachdem ihr die Zukunft erschien. Allmälich wurde sie es müde, in die verschleierte Zukunft zu dringen, und trat wieder in das Haus. Sie sah nach der Uhr auf dem Vorplatz. Die Stunde, wo der Zug von Perthshire in London eintreffen mußte, war vorüber. Geoffrey und sein Bruder mußten in diesem Augenblick auf dem Wege nach Lord Holchester’s Hause sein.

      London

       Fünftes Kapitel.

      Geoffrey als Briefsteller

      Lord Holchester’s Dienerschaft erwartete, den Kellermeister an der Spitze, die Ankunft des Herrn Julius Delamayn von Schottland. Das gleichzeitige Erscheinen der beiden Brüder war für die gesammte Dienerschaft eine Ueberraschung. Alle Fragen an den Kellermeister gingen von Julius aus, während Geoffrey bei Seite stand und der ganzen Scene nur als Zuhörer beiwohnte.

      »Lebt mein Vater noch?«

      »Seine Lordschaft befinden sich Gottlob zum Erstaunen der Aerzte besser, Mr. Delamayn; er hat sich vorige Nacht wunderbar erholt, wenn es achtundvierzig Stunden so fortgeht, so ist die Wiederherstellung seiner Lordschaft gewiß.«

      »Was fehlt meinem Vater?«

      »Ein Schlaganfall. Als MyLady Ihnen nach Schottland telegraphirte hatten die Aerzte seine Lordschaft aufgegeben.

      »Ist meine Mutter zu Hause?«

      »Mylady ist zu Hause für Sie.«

      Der Kellermeister betonte das »für Sie« sehr scharf. Julius sah seinen Bruder an.

      Die Besserung in Lord Holchesters Zustand machte Geoffrey’s Position in diesem Augenblick zu einer peinlichen. Das Haus war ihm ausdrücklich verboten worden.

      Seine einzige Entschuldigung dafür, daß er dieses Verbot übertrat, war, daß sein Vater im Sterben liege. Wie die Dinge jetzt standen, blieb das Verbot in voller Kraft.

      Die untergeordneten, in der Vorhalle versammelten Diener, denen die Aufrechthaltung dieses Verbotes bei Verlust ihrer Stellen vorgeschrieben war, sahen abwechselnd Geoffrey und den Kellermeister an; der Kellermeister seinerseits sah abwechselnd Geoffrey und Julius an und Julius sah wiederum seinen Bruder an. Es entstand eine peinliche Pause; der zweite Sohn des Hauses war in den Augen der Dienerschaft ein wildes Thier, dessen man sich auf alle Weise zu entledigen suchen mußte.

      Die Frage war nur: wie?

      Da erhob Geoffrey СКАЧАТЬ