Название: Kleine Romane und Novellen
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
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– In dem Gebirge, zwischen Pizzo de Goto und Risi.
– Warum hatte sie Bauso verlassen?
– Damit wir nicht jedes Mal, wenn wir vor dem Schloss vorübergingen, sie, den Kopf ihres Gatten, ich nicht den Kopf meines Vaters sähe. Ja, sie ist dort ohne Arzt, ohne Priester gestorben, sie ist in ungeweihter Erde begraben worden, und ich bin ihr einziger Totengräber gewesen. . . da, gnädige Frau, Sie werden mir hoffentlich verzeihen, habe ich auf der frisch umgegrabenen Erde geschworen, meine ganze Familie, die ich allein überlebte, denn ich rechne meine Oheime nicht mehr als dieser Welt angehörig, an Ihnen zu rächen, die Sie allein von der Familie des Grafen übrig sind. Aber, dem ist einmal nun so, ich wurde in Theresa verliebt; ich verließ meine Berge, um das Grab nicht mehr zu sehen, dem ich meineidig zu werden begann, ich ging in die Ebene hinab, ich näherte mich Bauso, und ich »hat noch mehr; als ich erfuhr, dass Theresa das Dorf verließe, um in Ihren Dienst zu treten, dachte ich daran, in den des Grafen zu treten. Ich bebte lange vor diesem Gedanken zurück, endlich gewöhnte ich mich daran. Ich gewann es über mich, Sie zu sehen; ich habe Sie gesehen, und hier bin ich ohne Waffen und als Bittender Ihnen gegenüber, gnädige Frau, vor der ich nur als Feind erscheinen durfte.
– Sie werden die Unmöglichkeit begreifen, antwortete Gemma, dass der Fürst einen Mann in seinen Dienst nimmt, dessen Vater gehangen worden, und dessen Oheime auf den Galeeren sind.
– Warum nicht, gnädige Frau, wenn dieser Mann zu vergessen einwilligt, dass alles das ungerechter Weise geschehen ist?
– Sie sind wahnsinnig!
– Frau Gräfin, wissen Sie, was ein Schwur für einen Gebirgsbewohner ist? Wohl an! ich werde meinen Eid brechen. Sie wissen, was die Rache für einen Sizilianer ist? Wohl an! ich werde auf meine Rache verzichten . . . Ich wünsche Nichts mehr als zu vergessen, zwingen Sie mich nicht, mich zu erinnern.
– Und was würden Sie in diesem Falle tun?
– Ich will nicht daran denken.
– Es ist gut! wir werden unsere Maßregeln dem zu Folge treffen.
– Ich bitte Sie inständigst, Frau Gräfin, seien Sie gütig für mich; Sie sehen, dass ich tue, was ich vermag, um ein rechtschaffener Mann zu bleiben. Sobald ich einmal bei dem Fürsten in Diensten stehe, sobald ich der Gatte Theresas bin, so stehe ich für mich . . . Außerdem werde ich nicht nach Bauso zurückkehren.
– Das ist unmöglich.
– Frau Gräfin. Sie haben geliebt! (Gemma lächelte geringschätzend.) Sie müssen also wissen, was Eifersucht ist; Sie müssen wissen, was man leidet und wie man sich dem Wahnsinn nahe fühlt. Wohl an! ich liebe Theresa, ich bin eifersüchtig auf sie, ich fühle, dass ich den Verstand verlieren würde, wenn diese Heirat sich nicht schließt, und dann. . .
– Und dann?
– Dann! . . . wehe dann, wenn ich mich des Käfigs erinnere, in welchem der Kopf meines Vaters ist, der Galeeren, auf denen meine Oheime leben, und des Grobes, in welchem meine Mutter schläft.
In diesem Augenblicke ließ sich ein seltsamer Schrei der ein Signal zu sein schien, unten an dem Fenster hören, und fast sogleich läutete eine Schelle.
– Da ist der Fürst! rief Gemma aus.
– Ja, ja, ich weiß es, murmelte Pascal mit dumpfer Stimme, aber bevor er an diese Tür gekommen ist, haben Sie noch die Zeit, mir Ja zu sagen. Ich bitte Sie inständigst, gnädige Frau, bewilligen Sie mir das, war« um ich Sie bitte, geben Sie mir Theresa, stellen Sie mich bei dem Fürsten an.
– Lassen Sie mich durch, sagte Gemma gebieterisch, indem sie auf die Tür zuschritt; aber weit davon entfernt zu gehorchen, stürzte Bruno auf den Riegel zu, den er vorschob. – Sollten Sie es wagen, mich zurückzuhalten? fuhr Gemma fort, indem sie die Schnur einer Schelle ergriff. – Zu Hilfe! zu Hilfe! zu Hilfe!
– Rufen Sie nicht, gnädige Frau, sagte Bruno, in» dem er sich noch beherrschte, denn ich habe Ihnen gesagt, dass ich Ihnen kein Leid zufügen wollte. – Ein zweiter Schrei gleich dem ersten, ließ sich unten an dem Fenster hören. – Es ist gut, es ist gut, Ali, Du wachst getreulich, mein Sohn, sagte Bruno. Ja, ich weiß, dass der Graf kommt, ich höre seine Schritte auf dem Korridor. Gnädige Frau, gnädige Frau, es bleibt Ihnen noch ein Augenblick, eine Sekunde, und alles das Unglück, welches ich voraussehe, wird nicht stattfinden.
– Zu Hilfe! Rodolfo, zu Hilfe! rief Gemma aus.
– Sie haben also weder Herz, noch Seele, noch Erbarmen, weder für sich noch für Andere! sagte Bruno, indem er mit seinen Händen in seine Haare fuhr und die Tür anblickte, welche man gewaltsam erschütterte.
– Ich bin eingeschlossen, fuhr die Gräfin fort, indem sie sich durch den herzukommenden Beistand beruhigte.
– mit einem Manne eingeschlossen, der mir droht. Zu Hilfe! zu Hilfe! Rodolfo, zu Hilfe! zu Hilfe!
– Ich drohe nicht, ich bitte . . . ich bitte noch . . . aber da Sie es wollen! . . .
Bruno stieß das Brüllen eines Tigers aus, und stürzte auf Gemma zu, um sie ohne Zweifel zwischen seinen Händen zu erdrosseln, denn, wie er gesagt, er hatte keine Waffen. Im selben Augenblicke ging eine geheime Tür im Hintergrunde des Alkovens auf, ein Pistolenschuss knallte, das Zimmer füllte sich mit Dampf, und Gemma sank in Ohnmacht.
Als sie wieder zu sich kam, befand sie sich in den Armen ihres Geliebten, ihre Augen suchten voller Entsetzen um sich herum in dem Zimmer, und sobald sie ein Wort auszusprechen vermochte, sagte sie:
– Was ist aus diesem Manne geworden?
– Ich weiß es nicht. Ich muss ihn gefehlt haben, antwortete der Fürst, denn, während ich über das Bett stieg, ist er aus dem Fenster gesprungen, und da ich Sie ohne Bewusstsein sah, habe ich mich nicht um ihn, sondern um Sie bekümmert. Ich muss ihn gefehlt haben, wiederholte er, indem er die Augen in dem Zimmer herum warf, und dennoch ist es sonderbar, ich sehe die Kugel nicht in der Tapete.
– Lassen Sie ihm nachsetzen, rief Gemma aus, und keine Gnade, kein Erbarmen für diesen Mann, gnädiger Herr, denn dieser Mann ist ein Bandit, der mich ermorden wollte.
Man suchte die ganze Nacht in der Villa, in den Gärten und an dem Ufer, aber vergebens; Pascal Bruno war verschwunden.
Am folgenden Morgen entdeckte man eine Blutspur, welche unten an dem Fenster anfing, und sich an dem Meere verlor.
III
Mit Tagesanbruch verließen Fischerbarken wie gewöhnlich den Hafen, und zerstreuten sich auf dem Meere; die eine von ihnen, auf welcher sich ein Mann und ein Knabe von zwölf bis vierzehn Jahren befanden, hielt indessen im Angesicht von Palermo an, zog ihr Segel ein, um beizulegen, und da diese Regungslosigkeit an einem für den Fischfang wenig günstigen Orte Verdacht auf sie ziehen konnte, so beschäftigte sich der Knabe damit, seine Netze auszubessern; was den Mann anbetrifft, so lag er in dem Boote, den Kopf auf eines der Borde gestützt, und schien in ein tiefes Sinnen versunken, von Zeit zu Zeit schöpfte er indessen wie mit einer maschinenmäßigen Bewegung Seewasser mit seiner rechten Hand, und goss dieses Wasser auf seine linke, mit einer blutigen Binde zusammengezogene Schulter. Dann zog sich sein Mund mit einem so wunderlichen Ausdrucke zusammen, dass man Mühe gehabt hätte zu unterscheiden, ob es ein Lachen oder ein Knirschen der Zähne wäre, das ihm diesen Ausdruck verlieh. Dieser Mann war Pascal Bruno, und dieser Knabe war der, welcher, unten an dem Fenster stehend, ihm zwei Male durch einen Schrei СКАЧАТЬ