Название: Die drei Musketiere
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Des Hochverraths!« rief Bonacieux erschrocken. »Des Hochverraths! wie sollte ein armer Krämer, der die Hugenotten haßt und die Spanier verabscheut, des Hochverraths angeklagt sein? Bedenkt doch, mein Herr, dies ist in der That rein unmöglich.«
»Herr Bonacieux,« sprach der Commissär, und schaute dabei den Angeklagten an, als ob seine kleinen Augen die Macht besäßen, in der Tiefe der Herzen zu lesen, »Herr Bonacieux, habt Ihr eine Frau?«
»Ja, mein Herr,« antwortete der Krämer, am ganzen Leibe zitternd, denn er fühlte, daß in diesem Punkte der böse Knoten der ganzen Angelegenheit liegen mußte; »das heißt, ich hatte eine.«
»Wie? Ihr hattet eine! Was habt Ihr gemacht, wenn Ihr sie nicht mehr besitzt?«
»Man hat sie mir entführt, mein Herr.«
»Man hat sie Euch entführt?« sprach der Commissär. »Ah!«
Bonacieux fühlte bei diesem Ah, daß sich die Angelegenheit immer mehr verwickelte.
»Man hat sie Euch entführt?« versetzte der Commissär; »und wißt Ihr, wer der Mann ist, der diesen Raub begangen hat?«
»Ich glaube. Ihn zu kennen.«
»Wer ist es?«
»Bedenkt, daß ich nichts behaupte, mein Herr Commissär, sondern nur vermuthe.«
»Wen habt Ihr im Verdacht? Antwortet offenherzig.«
Herr Bonacieux war in der größten Verlegenheit; sollte er Alles leugnen oder Alles sagen? Leugnete er Alles, so konnte man glauben, er wisse zu viel, um zu gestehen; sagte er Alles, so war dies ein Beweis von gutem Willen. Er entschloß sich, Alles zu sagen.
»Ich habe,« sprach er, »einen großen Mann von bräunlicher Gesichtsfarbe und stolzer Miene im Verdacht, der ganz aussieht, wie ein vornehmer Herr; er folgte uns wiederholt, wie es mir vorkam, wenn ich meine Frau vor der Pforte des Louvre erwartete, um sie nach meiner Wohnung zu führen.«
Der Commissär schien sich etwas beunruhigt zu fühlen.
»Und sein Name?« sprach er.
»Ah, was seinen Namen betrifft, den weiß ich nicht. Aber wenn ich ihm je begegne, und wäre es unter tausend Menschen, werde ich ihn sogleich wieder erkennen, dafür stehe ich Euch.«
Die Stirne des Commissärs verfinsterte sich.
»Ihr werdet ihn unter tausend Menschen wieder erkennen, sagt Ihr?« fuhr er fort.
»Das heißt, erwiederte Bonacieux, welcher einsah, daß er einen falschen Weg eingeschlagen hatte, »das heißt . . . «
»Ihr habt mir geantwortet, Ihr würdet ihn wieder erkennen,« sprach der Commissär, »schon gut, das ist für heute genug. Ehe wir weiter gehen, muß Jemand davon in Kenntniß gesetzt werden, daß Ihr den Räuber Eurer Frau kennt.«
»Aber ich habe Euch nicht gesagt, ich kenne ihn!« rief Bonacieux in Verzweiflung. »Ich sagte Euch im Gegentheil . . . «
»Führt den Gefangenen ab,« sprach der Commissär zu den Wachen.
»Und wohin soll man ihn führen?« fragte der Gerichtsschreiber.
»In einen Kerker.«
»In welchen?«
»Oh, mein Gott! in den nächsten besten, wenn er nur fest ist,« erwiederte der Commissär mir einer Gleichgültigkeit, die den armen Bonacieux schaudern machte.
»Wehe, wehe!« sprach er zu sich selbst, »das Unglück lastet auf meinem Haupt; meine Frau wird ein furchtbares Verbrechen begangen haben; man hält mich für ihren Mitschuldigen und bestraft mich mit ihr. Sie wird gesprochen, sie wird eingestanden haben, ich sei mit Allem vertraut; eine Frau ist so schwach! Ein Kerker! der nächste beste! so geht es! eine Nacht ist bald vorüber, und dann morgen Galgen und Rad! Oh! mein Gott, mein Gott, erbarme Dich meiner!«
Ohne im Geringsten auf das Klagegeschrei des Meisters Bonacieux zu hören, ein Geschrei, woran sie übrigens gewöhnt sein mußten, nahmen die zwei Wachen den Gefangenen beim Arm und führten ihn weg, während der Commissär in Eile einen Brief schrieb, auf den der Gerichtschreiber wartete.
Bonacieux schloß kein Auge; nicht als ob sein Kerker zu abscheulich gewesen wäre, sondern weil seine Unruhe zu groß war. Er blieb die ganze Nacht auf seiner Bank, er zitterte bei dem geringsten Geräusche, und als die ersten Strahlen des Tages in seine Kammer drangen, kam es ihm vor, als hätte das Morgenroth eine Leichenfärbung angenommen.
Plötzlich hörte er die Riegel klirren und sprang erschrocken auf. Der Unglückliche glaubte, man komme, um ihn zu holen und nach dem Schaffot zu führen. Aber als er statt des erwarteten Henkers seinen Commissär und seinen Gerichtsschreiber vom vorigen Tage erscheinen sah, war er sehr geneigt, ihnen um den Hals zu fallen.
»Eure Angelegenheit hat sich seit gestern Abend sehr verwirrt, mein braver Mann,« sagte der Kommissär, »und ich rathe Euch, die Wahrheit unumwunden zu gestehen, denn nur Eure Reue vermag den Zorn des Cardinals zu beschwören.«
»Ich bin bereit. Alles zu sagen,« rief Bonacieux, »wenigstens Alles, was ich weiß. Fragt, ich bitte Euch.«
»Vor Allem: wo ist Eure Frau?«
»Ich sagte Euch doch, man habe sie mir entführt.«
»Ja, aber seit gestern Mittag um fünf Uhr ist sie durch Eure Hilfe entflohen.«
»Meine Frau ist entflohen?« rief Bonacieux. »Oh, die Unglückliche! Mein Herr, wenn sie entflohen ist, so bin ich nicht Schuld, ich schwöre es Euch.«
»Was hattet Ihr dann bei Herrn d'Artagnan, Eurem Nachbar zu thun, mit welchem Ihr an diesem Tag eine lange Konferenz hieltet?«
»Ach! ja, Herr Commissär, ja, das ist wahr, und ich gestehe, daß ich Unrecht hatte. Ja, ich bin bei Herrn d'Artagnan gewesen.«
»Und was war der Zweck Eures Besuches?«
»Ich wollte ihn bitten, mir meine Frau aufsuchen zu helfen. Ich glaubte mich berechtigt, sie zurückzufordern; aber ich täuschte mich, wie es scheint, und bitte um Vergebung.«
»Was antwortete Herr d'Artagnan?«
»Herr d'Artagnan hat mir seinen Beistand zugesagt; aber ich sah bald ein, daß er mich verrieth.«
»Ihr wollt der Justiz eine Lüge aufschwatzen! Herr d'Artagnan hat einen Vertrag mit Euch abgeschlossen, hat kraft dieses Vertrags die Polizei, welche Eure Frau verhafteten, in die Flucht gejagt, und alle Nachforschungen fruchtlos gemacht.«
»Herr d'Artagnan hat meine Frau entführt? Ei, ei, was sagt Ihr mir da?«
»Zum Glück ist Herr d'Artagnan in unsern Händen und Ihr sollt ihm gegenüber gestellt werden.«
»Ah! meiner Treu, das ist mir ungemein lieb;« rief Bonacieux, »es soll mir gar nicht leid thun, ein bekanntes Gesicht zu sehen.«
»Laßt Herrn d'Artagnan eintreten,« sprach der Commissär zu den zwei Wachen.
Die Wachen ließen Athos eintreten.
»Herr d'Artagnan,« sprach der Commissär, СКАЧАТЬ