Название: Der Frauenkrieg
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Kommt immer näher, mein Herr,« fuhr der Unbekannte am Fenster fort, »denn was ich Euch zu sagen habe, läßt sich nicht laut sagen. Setzt Euren Hut auf; man muß glauben, wir kennen uns seit langer zeit, und Ihr wollt mich in diesem Gasthause besuchen.«
»Mein Herr,« sprach der Reisende, »ich begreife nicht.«
»Ihr werdet sogleich begreifen. Mittlerweile bedeckt Euch; kommt noch näher, immer näher; reicht mir die Hand. So ist es gut. Ich bin entzückt, Euch zu sehen. Nun überschreitet diesen Gasthof nicht, oder Ihr seid verloren.«
»Was gibt es denn? In der That, Ihr erschreckt mich,« sprach lächelnd der Reisende.
»Ihr begebt Euch in jenes kleine Haus, wo das Licht glänzt, nicht war?« Der Reiter machte eine Bewegung. »Auf dem Wege nach jenem Hause aber, dort wo sich die Straße biegt, indem düsteren Gebüsche haben sich vier Menschen in Hinterhalt gelegt und warten auf Euch.«
»Ah,« sprach der Reiter und schaute mit allen seinen Augen den kleinen, bleichen jungen Mann an, »ah! Ihr seid Eurer Sache gewiß?«
»Ich habe gesehen, wie sie nach einander ankamen, von ihren Pferden stiegen und sich theils hinter den Bäumen, theils hinter den Felsen verbargen. Als Ihr so eben aus dem Dorfe herausrittet, hörte ich sie ihre Musketen spannen.
»Gut!« versetzte der Reiter, welcher ebenfalls sich zu beunruhigen anfing.
»Ja, mein Herr, es ist, wie ich Euch sage,« fuhr der junge Mann mit dem grauen Hute fort, »und wenn es heller wäre, vermöchtet Ihr sie vielleicht zu sehen und zu erkennen.«
»Oh, ich brauche sie nicht zu erkennen,« sprach der Reisende; »ich weiß sehr wohl, wer diese Menschen sind. Aber, wer hat Euch gesagt, mein Herr, daß ich in jenes Haus gehe und daß man auf mich lauert?«
»Ich habe es errathen.«
»Ihr seid ein reizender Oedipus. Ich danke Euch. Ah! man will mich also todt schießen! Wie viel Mann sind es zu dieser Operation?«
»Vier, von denen der eine der Führer zu sein scheint.«
»Dieser Führer ist älter als die Andern, nicht wahr?«
»Ja, so viel ich von hier aus beurtheilen konnte,«
»Gebückt?«
»Weiße Feder, gestickter Leibrock, brauner Mantel, sonderbare, aber gebieterische Geberden.«
»Ganz richtig, es ist der Herzog von Epernon.«
»Der Herzog von Epernon!« rief der junge Edelmann.
»Ah! gut, ich erzähle Euch da meine Angelegenheiten,« sagte lachend der Reisende; »doch gleichviel, Ihr leistet mir einen so wichtigen Dienst, daß ich es nicht so genau nehme. Und wie sind die Leute von seinem Gefolge gekleidet?«
»Graue Kasaken.«
»Ganz richtig, das sind seine Stockträger.«
»Aus denen aber heute Musketenträger geworden sind.«
»Bei meiner Ehre»sehr verbunden! Wißt Ihr nun, was Ihr jetzt thun solltet, mein edler Mann?«
»Nein, aber sagt mir Eure Meinung, und wenn das, was ich thun soll, Euch dienen kann, so bin ich zum Voraus dazu geneigt.«
»Habt Ihr Waffen?«
»Ja, ich habe meinen Degen.«
»Habt Ihr Euren Bedienten?«
»Allerdings, aber er ist nicht hier, ich habe ihn Einem, den ich erwarte, entgegen geschickt.«
»Nun, Ihr solltet mir hilfreiche Hand leisten.«
»Wozu?«
»Um diese Elenden anzugreifen und sie und ihren Führer um Gnade bitten zu zu lassen.«
»Seid Ihr verrückt, mein Herr!« rief der junge Mann in einem Tone, welcher bewies, daß er nicht im Mindesten zu einem solchen Unternehmen geneigt war.
»In der That, ich bitte Euch nur Verzeihung,« sprach der Reisende, »ich vergaß, daß Euch die Sache nichts angeht.«
Dann sich gegen seinen Bedienten umwendend, welcher, da er sah, daß sein Herr anhielt, die gehörige Entfernung beobachtend, ebenso angehalten hatte, sagte er:
»Castorin, komm hierher.«
Zu gleicher Zeit legte er die Hand auf die Holfter seines Sattels, als wollte er sich des guten Zustandes seiner Pistolen versichern.
»Ah, Herr!« rief der, junge Edelmann und streckte den Arm gleichsam um ihn zurückzuhalten aus: »Herr, im Namen des Himmels! wagt Euer Leben nicht bei einend solchen Abenteuer. Tretet vielmehr in den Gasthof ein, um bei demjenigen, welcher Eurer harrt, keinen Verdacht zu erwecken. Bedenkt, es handelt sich um die Ehre einer Frau.«
»Ihr habt Recht,« sprach der Reiter, »obgleich es sich bei diesem Verhältnis nicht gerade um die Ehre, sondern um das Glück handelt. Castorin, mein Freund,»fuhr er sich an seinen Lackeien wendend, fort, »wir gehen für den Augenblick nicht weiter.«
»Wie« rief Castorin, in seinen Hoffnungen beinahe eben so sehr getäuscht, wie sein Gebieter, »was sagt der gnädige Herr?«
»Ich sage, Mademoiselle Francinette werde diesen Abend des Glückes Dich zu sehen beraubt sein, weil wir die Nacht im Gasthofe zum Goldenen Kalbe zubringen. Gehe also hinein, bestelle nur Abendbrod und laß mir ein Bett bereiten.«
Und du der Reiter ohne Zweifel bemerkte, daß Costorin Einwendungen machen wollte, begleitete er die letzten Worte mit einer Bewegung des Kopfes, die keine längere Erörterung zuließ. Castorin verschwand unter der großen Thüre, das Ohr gesenkt und ohne daß er ein einzigen Wort mehr wagte.
Der Reisende folgte Costorin einen Augenblick mit den Augen, schien dann, nachdem er nachgedacht hatte, seinen Entschluß zu fassen, stieg ab, ging hinter seinem Lackeien durch das Thor, warf ihm die Zügel seines Pferdes zu und war mit zwei Sprüngen vor dem Zimmer des jungen Edelmannes, der, als er plötzlich seine Thüre aufgehen sah, sich einer Bewegung des Erstaunens vermischt mit Furcht nicht erwehren konnte, welche jedoch der Ankömmling wegen der Dunkelheit nicht wahrnahm.
»Also,« sprach der Reisende, sich heiter dem jungen Manne nähernd und herzlich eine Hand schüttelnd, die man ihm nicht reichte, »also es ist abgemacht, ich verdanke Euch das Leben.«
»Ah, Herr, Ihr übertreibt den Dienst, den ich Euch geleistet habe,« entgegnete der Jüngling und suchte einen Schritt rückwärts.
»Nein, keine Bescheidenheit, es ist, wie ich Euch sage. Ich kenne den Herzog: er ist roh wie der Teufel! Ihr aber seid ein Muster von Scharfsichtigkeit, ein Phönix christlicher Menschenfreundlichkeit. Doch sagt mir, Ihr, der Ihr so liebenswürdig, so mitleidig seid, habt Ihr Eure Güte so weit getrieben, daß Ihr Kunde bis in das Haus gelangen ließet?«
»In welches Haus?«
»In das Haus, wohin ich mich begab, wo man mich erwartet.«
»Nein,« sprach der junge Mann, »ich gestehe, ich dachte nicht daran, und hätte ich auch daran gedacht, so wären mir doch keine Mittel zu Gebot СКАЧАТЬ