Название: Der Chevalier von Maison-Rouge
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
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Die Königin lächelte.
»Die Oesterreicherin verspottet uns,« rief der Municipal. »Nun wohl, da dem so ist, so wollen wir das Decret der Gemeinde in seiner ganzen Strenge vollziehen Erhebe Dich, Capet.«
»Was wollt Ihr machen?« rief die Königin, die sich selbst vergaß. »Seht Ihr nicht, daß mein Sohn krank ist, daß er das Fieber hat? Wollt Ihr ihm denn den Tod bereiten?«
»Dein Sohn,« entgegnete der Municipal, »ist ein Gegenstand beständiger Unruhe für den Rath des Temple. Er ist ein Zielpunkt aller Verschwörungen. Man schmeichelt sich mit der Hoffnung, Euch insgesammt zu entführen. Nun wohl, man komme. Tison!. . . Ruft Tison.«
Tison war ein Taglöhner, der die gemeineren Hausgeschäfte im Temple zu verrichten hatte. Er kam.
Es war ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, von dunkler Hautfarbe, mit einem rohen Gesichte und schwarzen, struppigen Haaren, welche bis aus die Augbrauen Herabfielen.
»Tison,« sprach Santerre, »wer hat gestern den Gefangenen Speise gebracht?«
Tison nannte einen Namen.
»Und wer brachte ihnen ihr Weißzeug?«
»Meine Tochter.«
»Deine Tochter ist also Wäscherin?«
»Gewiß.«
»Und Du hast ihr die Kundschaft der Gefangenen gegeben?«
»Warum nicht? Eben so gut, daß sie das gewinnt, als wenn es eine Andere gewinnen würde. Es ist nicht mehr das Geld der Tyrannen, sondern das der Nation, da die Nation für sie bezahlt.«
»Man hat Dich beauftragt, die Wäsche sorgfältig zu untersuchen.«
»Nun! entledige ich mich nicht meiner Pflicht? Zum Beweis: Gestern fand ich ein Sacktuch, an das man zwei Knoten gemacht hatte; ich überbrachte es dem Rath und dieser befahl meiner Frau, die Knoten zu lösen, es zu dängeln und dann Madame Capet zu übergeben, ohne ihr etwas zu sagen.«
Bei der Erwähnung von zwei Knoten an einem Sacktuch bebte die Königin, ihre Augen erweiterten sich und Madame Elisabeth und sie tauschten einen Blick.
»Tison,« sprach Santerre, »Deine Tochter ist eine Bürgerin, deren Vaterlandsliebe Niemand in Verdacht zieht, doch von heute an ist ihr der Eintritt in den Temple nicht mehr gestattet.«
»O mein Gott!« rief Tison erschrocken, »was sagt Ihr mir da, »wie ich soll meine Tochter nur wiedersehen, wenn ich ausgehe!«
»Du wirft nicht mehr ausgehen,« sprach Santerre.
Tison schaute umher, ohne sein irres Auge aus irgend einem Gegenstand verweilen zu lassen; plötzlich aber rief er:
»Ich werde nicht mehr ausgehen l Ah! so ist es? Nun! ich will ganz von hier fort. Ich nehme meine Entlassung, ich bin kein Verräther, kein Aristokrat, daß man mich hier gefangen halten könnte. Ich sage Euch, daß ich von hier fort will.«
»Bürger,« sprach Santerre, »gehorche den Befehlen der Gemeinde und schweige, oder Du könntest Dich schlecht dabei befinden; das sage ich Dir. Bleibe hier und überwache, was vorgeht. Man beobachtet Dich, hüte Dich also.«
Die Königin, welche sich vergessen glaubte, erheiterte sich allmählig wieder und legte ihren Sohn in sein Bett.
»Laß Deine Frau herauskommen,« sprach der Municipal zu Tison.
Dieser gehorchte, ohne ein Wort zu sagen. Die Drohungen von Santerre hatten ihn sanft wie ein Lamm gemacht.
Die Frau Tison eilte herbei.
»Komm hierher, Bürgerin,« sprach Santerre; »wir werden in das Vorzimmer gehen, und während dieser durchsuchst Du die Gefangenen,«
»Höre doch, Frau,« sagte Tison, »sie wollen unsere Tochter nicht mehr in den Temple kommen lassen.«
»Wie? sie wollen unsere Tochter nicht mehr in de Temple kommen lassen. Wir werden unsere Tochter nicht mehr sehen?«
Tison schüttelte den Kopf.
»Was sagt Ihr mir denn da?«
»Ich sage, daß wir einen Bericht an den Rath des Temple machen werden, und daß der Rath entscheiden soll Mittlerweile . . .«
»Mittlerweile will ich meine Tochter wiedersehen,« versetzte die Frau.
»Stille!« rief Santerre, »man hat Dich hierher berufen, um die Gefangenen zu durchsuchen; durchsuche sie, dann wird man sehen.«
»Aber . . .«
»Oh! oh!« machte Santerre, die Stirne faltend, »mit scheint, die Leute werden verdorben.«
»Thue, was der Bürger General sagt, thue es, Frau, Du hörst, er sagt, nachher werde man sehen.«
Hierbei schaute Tison Santerre mit einem demüthigen Lächeln an.
»Es ist gut,« sprach die Frau; »geht, ich bin bereit, sie zu durchsuchen!«
Die Männer gingen hinaus.
»Meine liebe Madame Tison,« sagte die Königin, »glauben Sie mir. . .«
»Ich glaube nichts, als daß Du die Schuld von allem Unglück des Volkes bist, Bürgerin Capet,« versetzte das furchtbare Weib, mit den Zähnen knirschend. »Finde ich etwas Verdächtiges bei Dir, so sollst Du auch sehen.«
Vier Männer blieben an der Thüre, um die Frau Tison zu unterstützen, wenn die Königin Widerstand leisten würde.
Man fing bei der Königin an.
Man fand bei ihr ein Sacktuch mit drei Knoten, das unglücklicher Weise eine bereit gehaltene Antwort auf das von Tison erwähnte zu sein schien, einen Bleistift, ein Skapulier und Siegellack.
»Ah! ich wußte das wohl,« rief die Tison, »ich sagte es den Municipalen, die Oesterreicherin schreibe! vor Kurzem fand ich einen Tropfen Siegellack auf der Dille des Leuchters.«
»Oh! Madame,« sprach die Königin mir flehendem Tone, »zeigen Sie nur das Skapulier . . .«
»Ah! ja wohl,« versetzte die Frau, »Mitleid mit Dir… Hat man Mitleid mit mir? . . . Man nimmt mir meine Tochter.«
Madame Elisabeth und Madame Royale hatten nichts bei sich.
Die Frau Tison rief die Municipale zurück, und diese kamen. Santerre an ihrer Spitze; sie übergab ihnen die bei der Königin gefundenen Sachen, welche von Hand zu Hand gingen und der Gegenstand von zahllosen Muthmaßungen waren; das Sacktuch mit den drei Knoten besonders nahm lange die Einbildungskraft der Verfolger des königlichen Geschlechts in Anspruch,
»Nun wollen wir Dir das Decret des Convents vorlesen,« sagte Santerre.
»Was für ein Decret?« fragte die Königin^
»Das Decret, welches befiehlt, СКАЧАТЬ