Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters. Александр Дюма
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СКАЧАТЬ hatte folgen lassen, richtete ich sie wieder nach der mir gegenüber liegenden Seite: dort erhob sich an der Spitze der Insel Wasiliefsko die Börse, ein neueres Denkmal, das, man weiß nicht recht warum, zwischen zwei, mit Schiffsschnäbeln verzierten Säulen gebaut ist, deren halbrunde Treppen ihre letzten Stufen in dem Flusse baden. Nach ihr befindet sich auf dem Ufer, welches nach dem englischen Kai geht, die Reihe der zwölf Kollegien, die Akademie der Wissenschaften, die der schönen Künste, und am Ende dieser prachtvollen Aussicht, die Bergwerksschule, welche am äußersten Ende der vom Flusse beschriebenen Biegung liegt.

      An der andern Seite dieser Insel, welche ihren Namen einem Lieutenant Peters I., Namens Basilius verdankt, welchem dieser Fürst das Kommando übergeben hatte, während dem er selbst mit dem Baue der Festung beschäftigt, seine kleine Hütte auf der Insel Petersburg bewohnte, läuft nach den Inseln Volnoi der Arm des Flusses, den man die kleine Newa nennt. Dort ist es, wo in Mitte von köstlichen, mit vergoldeten Gittern verschlossenen Gärten, die alle für die drei Sommer-Monate, welche Petersburg genießt, mit Afrika und Italien entlehnten Blumen und Staudengeschmückt sind, die während der anderen neun Monate des Jahres die Temperatur ihres Mutterlandes in den Gewächshäusern finden, dort ist es, sage ich, wo die Landhäuser der reichsten Großen St. Petersburgs liegen. Eine dieser Inseln gehört selbst ganz der Kaiserin, welche daselbst einen allerliebsten Palast hat aufrichten lassen und sie ganz in Gärten und Spaziergänge verwandelt hat.

      Wenn man den Rücken der Festung zuwendet, und wenn man den Blick dem Laufe des Flusses nach hinauf, anstatt hinunter wendet, so wechselt die Aussicht den Charakter, indem sie immer großartig bleibt. In der That, von dieser Seite aus hatte ich an den beiden Enden der Brücke selbst, auf welcher ich stand, auf der einen Seite die Kirche der Dreieinigkeit, und auf der anderen den Sommer-Garten; dann auf meiner Linken das kleine hölzerne Haus, welches Peter I. bewohnte, während dem er die Festung bauen ließ. Neben dieser Hütte befindet sich noch ein Baum, an welchem in der Höhe von ohngefähr zehn Fuß ein Mutter-Gottes-Bild angenagelt ist. Als der Gründer von St. Petersburg frug, zu welcher Höhe sich bei großem Steigen der Fluß erhöbe, so zeigte man ihm dieses Mutter-Gottes-Bild, und bei diesem Anblicke war er nahe dran, sein riesenhaftes Unternehmen aufzugeben. Der heilige Baum und das unsterblich gewordene Haus sind von einem Gebäude mit Säulenhallen umgeben, das bestimmt ist gegen den Zahn der Zeit und die Angriffe des Climas diese Hütte zu beschützen, die von einer plumpen. Einfachheit nur aus drei Gemächern besteht, einem Speise-Saal, einem Salon und einem Schlaf-zimmer. Peter gründete eine Stadt, und hatte sich nicht die Zeit genommen, für sich ein Haus zu bauen.

      Ein wenig weiter, immer zur Linken und auf der anderen Seite der großen Newa, liegt das alt Petersburg, das Militair-Hospital, die medicinische Akademie, endlich das Dorf Okla und seine Umgebungen; – diesen Gebäuden gegenüber, zu Rechten die Kaserne der Ritter-Garden, der taurische Palast mit seinem smaragdenen Dache, die Artillerie-Kasernen, das Armenhospital, und das alte Kloster von Smolna.

      Ich vermag nicht zu sagen, wie lange ich in Entzücken versunken vor diesem doppelten Panorama verblieb. Auf den zweiten Blick glichen vielleicht alle die Paläste ein wenig zu sehr einer Opern-Decoration, und alle diese Säulen, die in der Ferne Marmor ähnlich sahen, wären in der Nähe vielleicht zu Backstein geworden; aber auf den ersten Blick ist es etwas Wundervolles, welches, so groß auch die Idee seyn möge, die man sich davon gemacht, sie dennoch übertrifft.

      Es schlug vier Uhr. Man hatte mir gesagt, daß um halb fünf die Table d’hote angerichtet sey, ich schlug demnach zu meinem großen Bedauern den Weg nach dem Hotel ein, indem ich dieses Mal vor der Admiralität vorüber ging, um in der Nähe die kolossale Statue Peter I. zu sehen, die ich von meinem Fenster aus erblickt hatte.

      Erst im Zurückkehren war es, so sehr war ich bis dahin mit den großen Massen beschäftigt gewesen, daß ich einige Aufmerksamkeit auf die Bevölkerung verwandte, welche es inzwischen durch den sehr verschiedenen Charakter, den sie zeigt, wohl verdient, daß man sich mit ihr beschäftigt. Zu St. Petersburg ist alles bärtiger Sklave, oder großer Herr mit Ordensbändern; es gibt keine Mittelklasse.

      Freilich reizt auf den ersten Anblick der Moujick das Intresse eben nicht: im Winter umgewandte Schaffelle, im Sommer gestreifte Hemden, die anstatt in den Beinkleidern zu stecken, auf die Knie fallen, Sandalen, mit Riemen an den Füßen befestigt, die sich über die Beine kreuzen, kurze und gerade unter dem Nacken abgeschnittene Haare, ein langer Bart, der sich so struppig, wie es der Natur gefällt, entwickelt, das sind die Männer; – Pelze von gemeinem Stoffe, oder lange Kamisöler mit dicken Falten, die bis über den halben Unterrock hinabgehen, ungeheure Stiefel, in denen die Füße und das Bein ihre Form verlieren, das sind die Frauen.

      Dagegen muß man aber auch sagen, daß man vielleicht in keinem Lande der Welt unter dem Volke einer solchen Heiterkeit der Gesichtszüge begegnet. In Paris drückt sich unter zehn der untersten Klasse der Gesellschaft angehörenden Gesichtern zum mindesten auf fünf oder sechs das Leiden, das Elend, oder die Angst aus. In St. Petersburg niemals etwas von dem allen. Der Sklave, der immer sicher der Zukunft, und fast immer zufrieden mit der Gegenwart, der sich weder um seine Wohnung, noch um seine Kleidung, noch um seine Nahrung zu bekümmern braucht, Sorgen, die sein Herr für ihn zu übernehmen gezwungen ist, wandert in das Leben ohne eine andere Bekümmerniß hinein, als die, einige Peitschenhiebe zu empfangen, an welche seine Schultern sei langer Zeit gewöhnt sind. Diese Hiebe vergißt er außerdem, Dank dem abscheulichen Kornbrandwein, den er zu seinem gewöhnlichen Getränk macht, sehr bald, und dieser gibt ihm anstatt ihn aufzureizen, wie der Wein, in dem sich unsere Lastträger berauschen, die demüthigste und tiefste Verehrung für seine Vorgesetzten, für seines Gleichen eine zärtlichere Freundschaft, und für alle endlich ein Wohlwollen der drolligsten und rührendsten Art, die ich kenne.

      Das ist also wohl ein Grund, wieder auf den Moujick zurückzukommen, von dem uns ein ungerechtes Vorurtheil anfangs entfernt hat.

      Eine andere Eigenthümlichkeit, die mich auch überraschte, ist die freie Cirkulation in den Straßen, ein Vortheil, den die Stadt ihren drei großen Kanälen, die sie einkreisen, verdankt, und durch – welche die Abfälle weggeschlemmt, die Aus- und Einzüge besorgt werden, die Nahrungsmittel ankommen und das Holz gefahren wird. Auf diese Weise findet niemals eine Versperrung von Karren statt, die uns zwingen, drei Stunden lang zu Wagen auf einem Wege zuzubringen, den man zu Fuße in zehn Minuten machen würde. Im Gegentheile, überall ist Raum: die Straße für die Drosky, die Kibick, die Briska und die Kutschen, welche sich nach allen Richtungen hin mit einer unsinnigen Schnelligkeit kreuzen, was nicht verhindert, daß man jeden Augenblick das Wort: pascaré, pascaré, schneller, schneller, hört; – die Trottoirs für die Fußgänger, die niemals überfahren werden, als wenn sie es durchaus seyn wollen; auch haben die russischen Kutscher eine solche Gewandheit, um ihr im stärksten Galopp dahin sprengendes Gespann kurz aufzuhalten, daß man dann noch viel geschickter, als der Kutscher seyn muß, damit einem kein Unfall begegnet.

      Ich vergaß noch eine andere Vorsichtsmaßregel der Polizei, um den Fußgängern anzudeuten, daß sie auf den Trottoirs gehen müssen: die ist, daß wenn sie sich nicht wie die Pferde mit Eisen beschlagen lassen, es sehr ermüdend wird, auf dem Pflaster zu gehen, das auf eine angenehme Weise an die kleinen Kiesel Lyons erinnert. Demnach sagt man auch von St. Petersburg, daß es eine vornehme und schöne Dame ist, die prachtvoll gekleidet, aber abscheulich chauffiert sey.

      Unter den Zierden, welche ihm seine Czare verliehen, ist ganz gewiß eine der ersten die Statue Peter I., welche es der Freigebigkeit Katharina II. verdankt. Der Czar reitet auf einem wilden Pferde, das sich bäumt, das Bild des moscowitischen Adels, den er so viele Mühe gehabt hat zu bändigen. Er sitzt auf einer Bärenhaut, welches den Zustand der Barbarei vorstellt, in welchem er sein Volk gefunden hat. Dann rollte man, als der Künstler seine Statue beendigt hatte, damit die Allegorie vollständig sey, einen rohen Felsen nach St. Petersburg, um ihr als Fußgestell zu dienen, zum Sinnbilde der Schwierigkeiten, welche der Civilisator des Nordens zu übersteigen gehabt hätte. Folgende lateinische Inschrift, welche auf der anderen Seite in russischer Sprache wiedergegeben ist, ist in den Granit gegraben:

      Petro СКАЧАТЬ