Название: Verheirathet
Автор: Hermine Wild
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Auf sein Befragen erfuhr Walter, daß die Herren sich auf der für sie interessantesten aller Jagden befänden, nämlich auf einer Menschenjagd. Man hatte vor einigen Monaten den Besitzer einer großen mexikanischen Plantage mit Weib und Kindern und einem Theile seiner Sclaven ermordet gefunden; die Anderen waren entflohen, und auf diese fiel natürlich der Verdacht. Noch stärker fiel er auf einen gewissen Melazzo, den nachgelassenen Bastard eines vornehmen Mexikaners, dem sein Vater, aus unbegreiflicher Eingenommenheit für den malpropren, aber begabten Sprößling, eine ungewöhnlich sorgfältige Erziehung hatte angedeihen lassen.
Viel war dabei die Rede von der Raubgier und Grausamkeit des wilden Gesellen, und eine Reihe ruchloser Thaten wurde zur Bekräftigung erzählt, besonders wie er seine Laufbahn damit begonnen, den eigenen Bruder und Erben seines Vaters zu erdrosseln, als dieser ihn einst mit der Peitsche geschlagen. Seitdem treibe er sich flüchtig umher, habe bei allen bösen Streichen seine Hand im Spiele und spotte dabei jeder Verfolgung, da er über die farbige Bevölkerung des Landes und leider nicht minder über die herabgekommene weiße eine geradezu zauberhafte Macht besitze. Deshalb hatten denn zuletzt die Herren selbst sich verbunden, und dem Treiben des Burschen, den sie offenbar in gewissem Sinne für gefährlicher hielten, als die ganze unionistische Armee, sollte ein Ende gemacht werden um jeden Preis. Sichere Kundschafter wollten ihn in der Nähe gesehen haben; in dieser Posada sollte er sein Lager aufgeschlagen haben, und so hatten sie sich in der prächtigsten Jagdlaune aufgemacht, um den dunkelhäutigen Bösewicht abzufangen und ihm ohne weiteren Proceß an einem der nächsten Bäume den Garaus zu machen.
Dabei war es ihnen nun gegangen, wie schon oft Anderen vor ihnen: sie hatten das Nest leer gefunden, und der gesuchte Vogel saß Gott weiß wo und sang ihnen sein Spottlied nach.
Seltsamer Weise kam Niemand auf den naheliegenden Einfall, Walter wegen eines vermutheten Besuchs des Mulatten im Wirthshause zu befragen. Von selber aber der Gesellschaft mitzutheilen, wie nahe er noch vor wenigen Minuten den Gesuchten vor dem Revolver gehabt, dazu verspürte er im Hinblicke auf den unglücklichen Wirth keine Lust. Er lehnte auch die Einladung, sich an der weiteren Hetze zu betheiligen, die ihm von mehreren Seiten gemacht wurde, unter dem Vorwand von Ermüdung mit ruhigen, höflichen Worten ab und zog sich bald in die Kammer zurück, welche die Wirthin, dankbar für sein Schweigen, ihm in der Eile zurecht gemacht hatte. Die Männer hatten unterdessen stehend ihre Gläser ausgetrunken; jetzt zündeten sie ihre Fackeln wieder an, und gleich darauf hörte Walter sie unter wildem Hallo davonbrausen, froh, der unheimlichen Verwickelung nach beiden Seiten hin in so guter Art entkommen zu sein.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als er am nächsten Morgen mit seinem Neger bereits wieder auf der Wanderung war. Die Absicht, seinen verdächtigen Begleiter zu entlassen, hatte er aufgegeben, seit der neue Morgen ihm die Ruhe der Ueberlegung und das gewohnte Phlegma wiedergegeben hatte. So trabten sie denn weiter zusammen in friedlicher Vereinigung, und wenn der Schwarze wirklich Grund hatte, mit dem Ausgang der gestrigen Begegnung unzufrieden zu sein, so war er klug genug, es nicht merken zu lassen.
Um vor jeder Möglichkeit einer neuen Begegnung mit Melazzo gesichert zu sein, hielt es der Botaniker für das Klügste, ein Land zu verlassen, wo die Gesetze nur dem Namen nach existiren, und sich und seine Mission sobald wie möglich unter den Schutz der nordamerikanischen Flagge zu stellen.
So hatte er sich denn wohlgemuth der nahen Grenze zugewendet, und in seinem Herzen bat er dem Neger die ungerechte Verdächtigung ab, als er diesen in einer wahrhaft kindlichen Freude über die veränderte Reiseroute sich ergehen sah.
Es mochte der dritte Nachmittag nach jenem ereignißreichen Abend sein, als Walter, der sich bereits wohlbehalten auf dem Boden der Union befand, nach einer ungewöhnlich erfolgreichen botanischen Streiferei, behaglich im Schatten einer weit ausgebreiteten Platane hingestreckt, seine wissenschaftliche Ausbeute zu besserer Einsichtnahme vor sich ausgebreitet hatte.
In freudige Betrachtungen über die günstigen Erfolge des Tages versunken, hörte er plötzlich einen Gegenstand pfeifend durch die Luft sausen, und fast zu derselben Zeit hatte sich die Schlinge eines Lasso fest um den Hals des jungen Mannes gelegt. Ohne einen Laut von sich zu geben, sank er rücklings auf den Boden zurück, von dem er sich eben erhoben hatte. »Nicht tödten!« hörte er noch den in spanischer Sprache ertheilten Befehl und verlor dann für einen Augenblick die Besinnung.
Als er erwachte, fühlte er sich an Händen und Füßen gebunden; dunkle Gestalten bewegten sich um ihn; der Lasso wurde von seinem Halse genommen und ein Knebel zwischen seine gewaltsam geöffneten Zähne geschoben. Dann hoben ihn zwei Neger in die Höhe, warfen ihn wie einen Sack Getreide über ihre Schultern, und fort ging es unter Lachen, Johlen und Singen, quer durch den Wald, daß die Aeste der Bäume und die dornigen Zweige der Lianen dem Gefangenen empfindlich in das nach aufwärts gewendete Gesicht schlugen.
Eine Stunde etwa dauerte der Marsch; dann lichtete sich der Wald; ein weiter Wiesenraum dehnte sich vor ihnen aus, und zugleich schlugen die Laute einer größeren Menschenmenge an Walter’s Ohr. Er versuchte den Kopf zu wenden: Lagerfeuer brannten an vielen Stellen über die Lichtung verstreut, und um dieselben wimmelte es von abenteuerlichen Gestalten, alle der farbigen Race angehörend, in einer Anzahl, die dem Deutschen in seinem jetzigen halbbetäubten Zustande geradezu unübersehbar erschien.
Bei dem Erscheinen des Trupps, welcher den Gefangenen brachte, bemächtigte sich dieser Strolche eine unbeschreibliche Aufregung. Wer in der Nähe war, warf unter Fluchen und Verwünschungen weg, was er gerade in den Händen hielt, um mitzugehen, und von den entfernteren Punkten liefen die Anderen herbei und schlossen sich an. Dazwischen erscholl das Bellen der Hunde, das Weinen und Schreien der gestoßenen und getretenen Kinder, das schrille Rufen der Weiber.
Die Träger hatten noch nicht Halt gemacht, als eine mächtige, wohlbekannte Stimme an Walter’s Ohr schlug.
»Habt Ihr ihn endlich?«
»Ja, Herr!« lautete die Antwort.
Dann noch einige Schritte, und mit einem plötzlichen Rucke sah sich der unglückliche Gelehrte dicht neben einem riesigen offenen Feuer auf die Erde versetzt.
Seine erste Bewegung deutete auf den, freilich vergeblichen, Versuch, sich der gefährlichen Nähe der züngelnden Flammen zu entziehen. Ein rohes Lachen der ihm zunächst Stehenden antwortete hierauf, und schon hoben sich ein paar nackte braune Füße in der unverkennbaren Absicht, ihn dem feindlichen Gluthherde noch näher zu schieben, als ein leiser drohender Laut der soeben gehörten befehlenden Stimme im Momente rings umher lautlose Ruhe schuf. Aufblickend, erkannte Walter die hohe Gestalt und die grausamen kalten Augen des Mulatten Melazzo, die in aufmerksamer Beobachtung auf ihn gerichtet waren.
»Pedro!« rief der Mulatte jetzt.
Ein junger Mestize trat vor, der die Leitung des Unternehmens gehabt zu haben schien.
»Es ist der Spion, Herr, der Deinen Zufluchtsort verrathen hat. Heute trafen wir ihn, als er eben seine Zaubermittel vor sich ausgebreitet hatte. Möge ihn die verdiente Strafe treffen!«
Der Mulatte nickte. Seine unheimlichen Augen verließen den Gefesselten nicht einen Augenblick.
»Ja, er ist es,« sagte er dann mit der eigenthümlich wohllautenden Stimme, die für Walter das Entsetzliche seiner Erscheinung womöglich noch erhöhte. »Er ist der Mann, der nicht nur mich, sondern uns Alle dem Strick der weißen Schufte ausliefern wollte. Was werden wir mit ihm beginnen?«
Ein Zucken zweideutigen Erstaunens lief über all die gaffenden, in höchster Spannung stierenden dunklen Gesichter; dann folgte ein СКАЧАТЬ