Oblomow. Иван Гончаров
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Название: Oblomow

Автор: Иван Гончаров

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ ist wirklich eine realistische Richtung, – sagte Oblomow.

      – Nicht wahr? – bestätigte der erfreute Journalist. – Ich führe folgenden Gedanken aus, von dem ich weiß, daß er neu und kühn ist. Ein Vorüberreisender war Zeuge dieser Behandlung und beklagte sich bei seinem Zusammensein mit dem Gouverneur darüber. Dieser beauftragte den Beamten, welcher daselbst inspicieren sollte, sich nebenbei von der Sache zu überzeugen und überhaupt über die Persönlichkeit und das Benehmen des Polizeimeisters Erkundigungen einzuziehen. Der Beamte ließ die Kleinbürger kommen, angeblich um über den Handel zu sprechen, machte sich aber statt dessen daran, sie über jene Angelegenheit auszufragen. Wie haben sich aber die Kleinbürger dabei verhalten? Sie haben sich verbeugt und gelacht und haben das Lob des Polizeimeisters gesungen. Der Beamte begann, sich anderwärts zu erkundigen, und man sagte ihm, die Kleinbürger wären schreckliche Betrüger, sie handelten mit fauler Ware und übervortheilten selbst den Staat beim Wiegen und Messen, sie wären alle sehr unmoralisch, so daß die Schläge sich als eine gerechte Strafe erwiesen . .

      – Die Schläge des Polizeimeisters spielen also in der Erzählung die Rolle des Fatums der alten Tragiker? – sagte Oblomow.

      – Sehr richtig, – fiel Pjenkin ein. – Sie haben viel Takt, Ilja Iljitsch. Sie sollten schreiben! Und dabei ist es mir gelungen, das eigenmächtige Verfahren des Polizeimeisters, die Sittenverderbtheit des Volkes, die schlechte Organisation der Beamten und die Nothwendigkeit von strengen, aber gerechten Gesetzen zu zeigen . . . Nicht wahr, dieser Gedanke ist . . . ziemlich neu?

      – Ja, besonders für mich, – sagte Oblomow, – ich lese so wenig . . .

      – Man sieht in der That keine Bücher bei Ihnen! – bemerkte Pjenkin. – Aber ich beschwöre Sie, lesen Sie das eine; es erscheint ein, man kann sagen, wunderbares satirisches Poem: »Die Liebe des Bestechlichen zum gefallenen Weibe.« Ich kann Ihnen nicht sagen, wer der Autor ist. Das ist noch ein Geheimnis.

      – Wie ist denn der Inhalt?

      – Es wird darin der Mechanismus unserer ganzen socialen Bewegung bloßgelegt, und das alles in poetischen Farben. Alle Federn werden berührt; alle Stufen der socialen Leiter werden untersucht. Der Autor richtet darin den schwachen, aber verderbten Edelmann, den ganzen Schwarm der ihn betrügenden bestechlichen Beamten und alle Rangstufen der gefallenen Frauen . . . Französinnen, Deutsche und Finninnen, und das alles wird mit verblüffender, lebensvoller Wahrheit geschildert . . . Ich habe Fragmente daraus gehört – der Autor ist groß! Man glaubt in ihm bald Dante und bald Shakespeare zu vernehmen . . .

      – Das will aber viel heißen! – sagte Oblomow und richtete sich erstaunt auf.

      Pjenkin verstummte plötzlich, da er sah, daß er thatsächlich übertrieben hatte.

      – Wenn Sie es lesen, werden Sie selbst sehen, – fügte er schon ruhiger hinzu.

      – Nein, Pjenkin, ich werde es nicht lesen.

      – Warum denn? Das hat Lärm gemacht, man spricht davon . . .

      – Und wenn! Manche haben ja nichts anderes zu thun, als zu sprechen. Es gibt einen solchen Beruf.

      – Lesen Sie es doch aus Neugierde.

      – Was ist denn Neues darin? sagte Oblomow. – Warum schreiben sie bloß zum Zeitvertreib . .

      – Wieso denn? Wie wahr, wie wahr alles ist! Es ist zum Lachen ähnlich. Wie lebendige Porträts. Wenn Sie irgendjemand vornehmen, einen Kaufmann, einen Beamten, einen Officier oder einen Wächter – ist es, als druckten sie ihn lebend ab.

      – Weswegen mühen Sie sich denn ab? Des Spaßes halber, daß jeder, den Sie vornehmen ähnlich, herauskommt? Es ist aber kein Leben darin; es fehlt das Verständnis dafür, das Mitfühlen, das, was bei euch Humanität heißt. Es ist nichts wie Eitelkeit dabei. Sie beschreiben die Diebe und die gefallenen Frauen, als fiengen Sie sie auf der Straße ein und führten sie ins Gefängnis. Man hört in Ihre Erzählungen nicht die »unsichtbaren Thränen«, sondern nur sichtbares, rohes Lachen und Zorn . . .

      – Was braucht man denn noch? Das ist ja ausgezeichnet, Sie haben es ja selbst ausgesprochen: Dieser flammende Zorn, das gallige Verfolgen des Lasters, das verächtliche Lachen dem gefallenen Menschen gegenüber . . . darin ist ja alles!

      – Nein, nicht alles! ereiferte sich plötzlich Oblomow. – Schildere einen Dieb, ein gefallenes Weib, einen aufgeblasenen Narren, vergiß aber dabei nicht an den Menschen. Wo ist denn die Menschlichkeit? Ihr wollt nur mit dem Kopf schreiben? – sagte Oblomow fast zischend, – ihr glaubt, man braucht beim Denken kein Herz zu haben? Nein, der Gedanke wird durch die Liebe befruchtet. Reicht dem gefallenen Menschen die Hand, um ihn aufzurichten oder weint bitterlich über ihn, aber verhöhnt ihn nicht. Liebt ihn, denkt bei ihm an euch selbst und behandelt ihn, wie euch selbst, – dann werde ich beginnen, euch zu lesen und werde vor euch mein Haupt neigen . . sagte er, und legte sich wieder bequem auf das Sofa hin. – Sie schildern einen Dieb, ein gefallenes Weib, – sagte er, – und vergessen daran, den Menschen zu schildern, oder Sie können es nicht. Was ist denn das für eine Kunst, was für poetische Farben haben Sie dabei herausgefunden? Verfolgt das Laster, den Schmutz, aber bitte, ohne Anspruch auf Poesie.

      – Wollen Sie also die Natur dargestellt haben? Rosen, die Nachtigall oder einen frostigen Morgen, während alles um Sie herum braust und wirbelt? Wir brauchen die nackte Physiologie der menschlichen Gesellschaft; wir sind jetzt nicht zu Liedern aufgelegt . . .

      – Gebt mir den Menschen, den Menschen! – sagte Oblomow, – liebt ihn . . .

      – Den Wucherer, den Heuchler, den diebischen oder stumpfsinnigen Beamten lieben – hören Sie? Was sagen Sie da? Man sieht, daß Sie sich nicht mit Literatur befassen! – sagte Pjenkin erregt. – Nein, man muß sie strafen, aus der Mitte der Bürger, aus der Gesellschaft ausstoßen . . .

      – Sie aus der Mitte der Bürger ausstoßen! – begann plötzlich Oblomow voll Begeisterung, sich vor Pjenkin erhebend, – das heißt vergessen, daß in diesem schlechten Gefäß ein höherer Ursprung eingeschlossen war; daß er ein verderbter Mensch, aber doch immerhin ein Mensch, das heißt einer wie ihr, ist. Ausstoßen! Und wie wollt ihr ihn aus dem Kreise der Menschheit, aus dem Schoße der Natur, aus Gottes Barmherzigkeit ausstoßen? – schrie er fast mit flammenden Augen.

      – Sie übertreiben aber! – sagte Pjenkin, an den jetzt die Reihe zu erstaunen gekommen war.

      Oblomow sah, daß auch er zu weit gegangen war. Er verstummte plötzlich, blieb eine Weile stehen, gähnte und legte sich langsam auf das Sofa nieder.

      Sie schwiegen beide.

      – Was lesen Sie denn? – fragte Pjenkin.

      – Ich? . . meistens Reisebeschreibungen.

      Ein erneuertes Schweigen.

      – Werden Sie also das Poem lesen, wenn es erscheint? Ich würde es Ihnen bringen . . . – sagte Pjenkin.

      Oblomow schüttelte verneinend den Kopf.

      – Dann werde ich Ihnen meine Erzählung schicken!

      Oblomow nickte zum Zeichen der Zustimmung.

      – Jetzt muß ich aber in die Druckerei! – sagte Pjenkin – Wissen Sie, warum ich zu Ihnen gekommen bin? Ich wollte Ihnen den Vorschlag machen, mit mir nach Jekaterinhof zu fahren; ich habe einen Wagen. Ich muß morgen einen Artikel über den Corso schreiben; wir würden zusammen beobachten, wenn mir etwas entgienge, würden Sie es mir mittheilen; das СКАЧАТЬ