Название: Sieger, Besiegter, Sohn
Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Героическая фантастика
Серия: Für Ruhm und Krone
isbn: 9781640292352
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Sie führten sie durch ein Gebäude, vorbei an Arbeitssklaven und trainierenden Kriegern, an Statuen, die den jugendlichen Ulren über den Leichen abgeschlachteter Feinde stehend abbildeten. Stephania hatte keinen Zweifel, dass er ein gefährlicher Mann war. Gleich an zweiter Stelle nach Irrien zu stehen, bedeutete, dass er sich seinen Weg an die Spitze eines der gefährlichsten Orte überhaupt erkämpft hatte.
Hier zu verlieren bedeutete zu sterben oder Schlimmeres, doch Stephania hatte nicht vor, zu verlieren. Sie hatte während der Besatzung und auch durch den misslungenen Versuch, Irrien zu kontrollieren, ihre Lektion gelernt. Dieses Mal hatte sie ihm etwas anzubieten. Ulren wollte das gleiche wie sie: Macht und den Tod des Ersten Steins.
Stephania hatte schon von Leuten gehört, die ihre Ehen aus schlimmeren Gründen eingingen.
KAPITEL SECHS
Ceres trat aus dem kleinen Boot ans Ufer. Die Tatsache, dass solch ein Ort so tief unter der Erde existieren konnte, erfüllt sie mit Ehrfurcht. Sie wusste, dass die Kräfte der Uralten im Spiel waren, aber sie konnte nicht verstehen, warum sie ihn geschaffen hatten. Warum würden sie einen Garten inmitten eines Alptraums bauen?
Auch wenn sie nicht viel über die Uralten wusste, so überraschte sie die Tatsache eigentlich nicht, dass ein Alptraum ein hinreichender Grund für sie war, einen solchen Garten zu schaffen.
Dann gab es da noch den Dom, der aus einem güldenen Licht zu sein schien. Ceres näherte sich ihm. Wenn es hier eine Antwort gab, dann würde sie sie irgendwo innerhalb des Doms finden.
Das Licht wurde von einem feinen Regenmantel durchdrungen, und dahinter konnte Ceres zwei Gestalten erkennen. Sie hoffte, dass es nicht zwei weitere halbtote Zauberer sein würden. Ceres war sich nicht sicher, ob sie noch die Kraft besitzen würde, es mit ihnen aufzunehmen.
Ceres trat in das Licht, und sie machte sich bereit, zurückgeschleudert zu werden. Doch sie spürte nur kurz einen Widerstand, und dann war sie auf der anderen Seite und blickte sich innerhalb des Domes um.
Das Innere sah aus wie ein prächtiger Raum, mit Teppichen und Divans, Statuen und Ornamenten, die von der Decke des Doms zu hängen schienen. Dort fand sie auch anderes vor: Glaswaren und Bücher, die auf die Kunst eines Zauberers hindeuteten.
Zwei Gestalten standen inmitten des Raums. Der Mann strahlte die gleiche Anmut und Friedseligkeit aus, die Ceres an ihrer Mutter beobachtet hatte, und er trug die blassen Gewänder, die sie in den Erinnerungen an die Uralten gesehen hatte. Die Frau trug die dunklen Kleider eines Zauberers, doch im Gegensatz zu den anderen schien sie noch immer jung und ohne erkennbare Spuren der Zeit.
Als Ceres sie ansah, bemerkte sie, dass ihre Erscheinungen so wie die Erinnerungen an die Vergangenheit leicht durchsichtig waren.
„Sie sind nicht echt“, sagte sie.
Der Mann lachte. „Hörst du das, Lin? Wir sind nicht echt.“
Die Frau griff nach seinem Arm. „Ein verständliches Missverständnis. Nach all der Zeit sehen wir wahrscheinlich nur noch wie blasse Schatten unserer Selbst aus.“
Das überraschte Ceres ein wenig. Wie automatisch streckte sie ihren Arm nach dem Mann aus. Ihre Hand glitt durch seine Brust hindurch. Da erkannte sie, was sie gerade getan hatte.
„Tut mir leid“, sagte sie.
„Schon gut“, sagte der Mann. „Ich kann mir vorstellen, dass das ein bisschen seltsam sein muss.“
„Was seid ihr?“ fragte sie. „Ich habe die Zauberer dort oben gesehen, und ihr seid nicht wie sie, ihr seid aber auch keine der Erinnerungen, denn die sind nichts als bloße Bilder.“
„Wir sind etwas... anderes“, sagte die Frau. „Ich bin Lin, und das hier ist Alteus.“
„Ich bin Ceres.“
Ceres bemerkte, wie nah die beiden beieinander standen; wie Lins Hand auf Alteus’ Schulter ruhte. Die beiden sahen aus, als wären sie schwer verliebt. Würden Thanos und sie jemals so enden? Wahrscheinlich zumindest nicht derart durchsichtig.
„Die Schlacht tobte“, sagte Alteus, „und wir konnten sie nicht aufhalten. Was die Zauberer vorhatten, war falsch.“
„Einige von euch waren nicht besser“, sagte Lin mit leichtem Lächeln als hätten sie diese Unterhaltung schon viele Male gehabt. „Es ist alles so schnell gegangen. Die Uralten haben die Zauberer so wie sie waren eingesperrt und ihre Magie hat Vergangenheit und Zukunft zu vermischen begonnen, und Alteus und ich...“
„Aus euch ist etwas anderes geworden“, endete Ceres. Empfindende Erinnerungen. Geister der Vergangenheit, die einander berühren konnten, wenn auch sonst nichts anderes.
„Ich hab irgendwie das Gefühl, dass du dir deinen Weg nicht bis hierher gebahnt hast, um etwas über uns herauszufinden“, sagte Alteus.
Ceres schluckte. Das hatte sie nicht erwartet. Sie hatte einen Gegenstand erwartet, vielleicht etwas wie einen Verbindungspunkt, der die Magie in den Gewölben über ihr am Leben hielt. Dennoch hatte der Uralte vor ihr Recht: sie war aus einem bestimmten Grund hierhergekommen.
„In meinen Adern fließt das Blut der Uralten“, sagte sie.
Sie sah Alteus nicken. „Das kann ich sehen.“
„Aber etwas in ihr hält es zurück“, sagte Lin. „Schränkt es ein.“
„Jemand hat mich vergiftet“, sagte Ceres. „Sie hat mir meine Kräfte genommen. Meine Mutter konnte sie für eine kurze Weile wiederherstellen, aber das hat nicht angehalten.“
„Daskalos’ Gift“, sagte Lin leicht angewidert.
„Unheilvoll“, sagte Alteus.
„Aber nicht unumkehrbar“, fügte Lin hinzu. Sie blickte zu Ceres. „Wenn sie es wert ist. Es tut mir leid, aber dazu bräuchte man enorme Kräfte. Wir haben gesehen, was es anrichten kann.“
„Und da wir nun mal sind wie wir sind, bräuchte es einiges, um die Wirkung rückgängig zu machen“, sagte Alteus.
Lin griff nach seinem Arm. „Vielleicht ist es an der Zeit, etwas Neues zu entdecken. Wir sind schon seit Hunderten von Jahren hier. Auch wenn es uns hier an nichts fehlt, vielleicht sollten wir sehen, was als nächstes kommt.“
Ceres starrte sie an, als sie das hörte und vergegenwärtigte sich, was diese Worte bedeuten würden.
„Wartet, mich zu heilen, würde euch töten?“ Sie schüttelte den Kopf, doch dann tauchten Gedanken an Thanos vor ihrem inneren Auge auf und an die anderen auf Haylon. Wenn sie es nicht schaffte, dann würden auch sie sterben. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, gab sie zu. „Ich will nicht, dass jemand für mich stirbt, aber viele Menschen werden sterben, wenn ich meine Kräfte nicht zurückgewinne.“
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