Fabeln und Erzählungen. Gotthold Ephraim Lessing
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fabeln und Erzählungen - Gotthold Ephraim Lessing страница 1

Название: Fabeln und Erzählungen

Автор: Gotthold Ephraim Lessing

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ m Lessing

      Fabeln und Erzählungen

      Das Geheimnis

      Hans war zum Pater hingetreten,

      Ihm seine Sünden vorzubeten.

      Hans war noch jung, doch ohne Ruhm,

      So jung er war, von Herzen dumm.

      Der Pater hört ihn an. Hans beichtete nicht viel.

      Was sollte Hans auch beichten?

      Von Sünden wußt er nichts, und destomehr vom Spiel.

      Spiel ist ein Mittelding, das braucht er nicht zu beichten.

      "Nun, soll das alles sein?

      Fällt", sprach der Pater, "dir sonst nichts zu beichten ein?"

      "Ehrwürdger Herr, sonst nichts—"Sonst weißt du gar nichts mehr?"

      "Gar nichts, bei meiner Ehr!"

      "Sonst weißt du nichts? das wäre schlecht!

      So wenig Sünden? Hans besinn dich recht."

      "Ach Herr, mit Seinem scharfen Fragen—

      Ich wüßte wohl noch was."

      "Nu? Nur heraus!—"Ja das,

      Herr Pater, kann ich Ihm bei meiner Treu nicht sagen."

      "So? weißt du etwa schon, worüber junge Dirnen,

      Wenn man es ihnen tut, und ihnen nicht tut, zürnen?"

      "Herr, ich versteh Euch nicht"—"Und desto besser; gut.

      Du weißt doch nichts von Dieberei, von Blut?

      Dein Vater hurt doch nicht?"—"O meine Mutter sprichts;

      Doch das ist alles nichts."

      "Nichts? Nu, was weißt du denn? Gesteh! du mußt es sagen!

      Und ich versprech es dir,

      Was du gestehest bleibt bei mir."

      "Auf Sein Versprechen, Herr, mag es ein andrer wagen;

      Daß ich kein Narre bin!

      Er darfs, Ehrwürdger Herr, nur einem Jungen sagen,

      So ist mein Glücke hin."

      "Verstockter Bösewicht", fuhr ihn der Pater an,

      "Weißt du, vor wem du stehst?—daß ich dich zwingen kann?

      Geh! dein Gewissen soll dich brennen!

      Kein Heiliger dich kennen!

      Dich kenn Maria nicht, auch nicht Mariens Sohn!"

      Hier wär dem armen Bauerjungen

      Vor Angst beinah das Herz zersprungen.

      Er weint und sprach voll Reu: "Ich weiß"—"Das weiß ich schon,

      Daß du was weißt; doch was?"—"Was sich nicht sagen läßt"—

      "Noch zauderst du?"—"Ich weiß"—"Was denn?" "Ein Vogelnest.

      Doch wo es ist, fragt nicht; ich fürchte drum zu kommen.

      Vorm Jahre hat mir Matz wohl zehne weggenommen."

      "Geh Narr, ein Vogelnest war nicht der Mühe wert,

      Daß du es mir gesagt, und ichs von dir begehrt."

      Ich kenn ein drolligt Volk,1 mit mir kennt es die Welt,

      Das schon seit manchen Jahren

      Die Neugier auf der Folter hält,

      Und dennoch kann sie nichts erfahren.

      Hör auf, leichtgläubge Schar, sie forschend zu umschlingen!

      Hör auf, mit Ernst in sie zu dringen!

      Wer kein Geheimnis hat, kann leicht den Mund verschließen.

      Das Gift der Plauderei ist, nichts zu plaudern wissen.

      Und wissen sie auch was, so kann mein Märchen lehren,

      Daß oft Geheimnisse uns nichts Geheimes lehren,

      Und man zuletzt wohl spricht: War das der Mühe wert,

      Daß ihr es mir gesagt, und ichs von euch begehrt?

      Das Kruzifix

      "Hans", spricht der Pater, "du mußt laufen,

      Uns in der nächsten Stadt ein Kruzifix zu kaufen.

      Nimm Matzen mit, hier hast du Geld.

      Du wirst wohl sehn, wie teuer man es hält."

      Hans kömmt mit Matzen nach der Stadt.

      Der erste Künstler war der beste.

      "Herr, wenn Er Kruzifixe hat,

      So laß Er uns doch eins zum heilgen Osterfeste."

      Der Künstler war ein schalkscher Mann,

      Der gern der Einfalt lachte,

      Und Dumme gern noch dümmer machte,

      Und fing im Scherz zu fragen an:

      "Was wollt ihr denn für eines?"

      "Je nun", spricht Matz, "ein wacker feines.

      Wir werden sehn, was ihr uns gebt."

      "Das glaub ich wohl, allein das frag ich nicht.

      Ein totes, oder eins das lebt?"

      Hans guckte Matzen und Matz Hansen ins Gesicht.

      Sie öffneten das Maul, allein es redte nicht.

      "Nun gebt mir doch Bericht.

      Habt ihr den Pater nicht gefragt?"

      "Mein Blut!" spricht endlich Hans, der aus dem Traum erwachte,

      "Mein Blut! er hat uns nichts gesagt.

      Weißt du es, Matz?"—"Ich dachte;

      Wenn dus nicht weißt; wie soll ichs wissen?"

      "So werdet ihr den Weg noch einmal gehen müssen.

      "Das wollen wir wohl bleiben lassen.

      Ja, wenn es nicht zur Frone wär."

      Sie denken lange hin und her,

      Und wissen keinen Rat zu fassen.

      Doch endlich fällt es Matzen ein:

      "Je! Hans, sollts nicht am besten sein,

      Wir kauften eins das lebt?—Denn sieh,

      Ists ihm nicht recht, so machts ja wenig Müh,

      Wärs auch ein Ochs, es tot zu schlagen."

      "Nun ja", spricht Hans, "das wollt ich eben sagen:

      So haben wir nicht viel zu wagen."

      Das war ein Argument, ihr Herren Theologen,

      Das Hans und Matz ex tuto zogen.

      Das Muster der Ehen

      Ein rares Beispiel will ich singen,

      Wobei die Welt erstaunen wird.

      Daß alle Ehen Zwietracht bringen,

      Glaubt jeder, aber jeder irrt.

      Ich sah das Muster aller Ehen,

      Still, wie die stillste Sommernacht.

      Oh! daß sie keiner möge sehen,

      Der mich zum frechen Lügner macht!

      Und gleichwohl war die Frau kein Engel,

      Und der Gemahl kein Heiliger;

      Es hatte jedes seine Mängel.

      Denn niemand ist von allen leer.

      Doch sollte mich ein Spötter fragen,

      Wie diese Wunder möglich sind?

      Der СКАЧАТЬ



<p>1</p>

Die Freimäurer.