Название: Die Räuber
Автор: Friedrich von Schiller
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Moor. Glück auf den Weg! Steig du auf Schandsäulen zum Gipfel des Ruhms. Im Schatten meiner väterlichen Haine, in den Armen meiner Amalia lockt mich ein edler Vergnügen. Schon die vorige Woche hab' ich meinem Vater um Vergebung geschrieben, hab' ihm nicht den kleinsten Umstand verschwiegen, und wo Aufrichtigkeit ist, ist auch Mitleid und Hilfe. Laß uns Abschied nehmen, Moriz. Wir sehen uns heut und nie mehr. Die Post ist angelangt. Die Verzeihung meines Vaters ist schon innerhalb dieser Stadtmauren.
Roller. Wißt ihr auch, daß man uns auskundschaftet?
Grimm. Daß wir keinen Augenblick sicher sind, aufgehoben zu werden?
Moor. Mich wundert's nicht. Es gehe, wie es will! sah't ihr den Schwarz nicht? sagt er euch von keinem Brief, den er an mich hätte?
Roller. Schon lang sucht er dich, ich vermuthe so etwas.
Moor. Wo ist er, wo, wo? (will eilig fort.)
Roller. Bleib! wir haben ihn hieher beschieden. Du zitterst? —
Moor. Ich zittre nicht. Warum sollt' ich auch zittern? Kameraden! dieser Brief – freut euch mit mir! Ich bin der Glücklichste unter der Sonne, warum sollt' ich zittern?
Moor (fliegt ihm entgegen.) Bruder, Bruder, den Brief! den Brief!
Schwarz (giebt ihm den Brief, den er hastig aufbricht.) Was ist dir? wirst du nicht wie die Wand?
Moor. Meines Bruders Hand!
Schwarz. Was treibt denn der Spiegelberg?
Grimm. Der Kerl ist unsinnig. Er macht Gestus wie beim Sanct Veits-Tanz.
Schufterle. Sein Verstand geht im Ring herum. Ich glaub' er macht Verse.
Razmann. Spiegelberg! He Spiegelberg! – Die Bestie hört nicht.
Grimm (schüttelt ihn.) Kerl! träumst du, oder? —
Spiegelberg (der sich die ganze Zeit über mit den Pantomimen eines Projektmachers im Stubeneck abgearbeitet hat, springt wild auf.) La Bourse ou la vie! (und packt Schweizern an der Gurgel, der ihn gelassen an die Wand wirft, – Moor läßt den Brief fallen, und rennt hinaus. Alle fahren auf.)
Roller (ihm nach.) Moor! wonaus, Moor? was beginnst du?
Grimm. Was hat er, was hat er? Er ist bleich wie die Leiche.
Schweizer. Das müssen schöne Neuigkeiten seyn! Laß doch sehen!
Roller (nimmt den Brief von der Erde, und liest.)
»Unglücklicher Bruder!« der Anfang klingt lustig. »Nur kürzlich muß ich dir melden, daß deine Hoffnung vereitelt ist – du sollst hingehen, läßt dir der Vater sagen, wohin dich deine Schandthaten führen. Auch, sagt er, werdest du dir keine Hoffnung machen, jemals Gnade zu seinen Füssen zu erwimmern, wenn du nicht gewärtig seyn wollest, im untersten Gewölb seiner Thürme mit Wasser und Brod so lang traktirt zu werden, bis deine Haare wachsen wie Adlers-Federn, und deine Nägel wie Vogelsklauen werden. Das sind seine eigene Worte. Er befiehlt mir, den Brief zu schliessen. Leb wohl auf ewig! Ich bedaure dich —
Schweizer. Ein zuckersüsses Brüdergen! In der That! – Franz heißt die Kanaille?
Spiegelberg. (sachte herbey schleichend.) Von Wasser und Brod ist die Rede? Ein schönes Leben! Da hab ich anders für euch gesorgt! Sagt' ichs nicht, ich müßt' am Ende für euch alle denken?
Schweizer. Was sagt der Schafskopf? der Esel will für uns alle denken?
Spiegelberg. Haasen, Krüppel, lahme Hunde seyd ihr alle, wenn ihr das Herz nicht habt, etwas Grosses zu wagen!
Roller. Nun, das wären wir freylich, du hast recht – aber wird es uns auch aus dieser vermaledeyten Lage reissen, was du wagen wirst? wird es? —
Spiegelberg (mit einem stolzen Gelächter.) Armer Tropf! aus dieser Lage reissen? hahaha! – aus dieser Lage reissen? – und auf mehr raffinirt dein Fingerhut voll Gehirn nicht? und damit trabt deine Mähre zum Stalle? Spiegelberg müßte ein Hundsvott seyn, wenn er mit dem nur anfangen wollte. Zu Helden, sag ich dir, zu Freyherrn, zu Fürsten, zu Göttern wirds euch machen!
Razmann. Das ist viel auf einen Hieb, wahrlich! Aber es wird wohl eine halsbrechende Arbeit seyn, den Kopf wirds wenigstens kosten.
Spiegelberg. Es will nichts als Muth, denn was den Witz betrifft, den nehm ich ganz über mich. Muth, sag ich, Schweizer! Muth, Roller, Grimm, Razmann, Schufterle! Muth! —
Schweizer. Muth? Wenn's nur das ist – Muth hab ich genug um baarfuß mitten durch die Hölle zu gehn.
Schufterle. Muth genug, mich unterm lichten Galgen mit dem leibhaftigen Teufel um einen armen Sünder zu balgen.
Spiegelberg. So gefällt mir's! Wenn ihr Muth habt, tret einer auf, und sag: Er habe noch etwas zu verlieren, und nicht alles zu gewinnen! —
Schwarz. Wahrhaftig, da gäb's manches zu verlieren, wenn ich das verlieren wollte, was ich noch zu gewinnen habe!
Razmann. Ja, zum Teufel! und manches zu gewinnen, wenn ich das gewinnen wollte, was ich nicht verlieren kann.
Schufterle. Wenn ich das verlieren müßte, was ich auf Borgs auf dem Leibe trage, so hätt' ich allenfalls morgen nichts mehr zu verlieren.
Spiegelberg. Also denn! (Er stellt sich mitten unter sie mit beschwörendem Ton.) Wenn noch ein Tropfen deutschen Heldenbluts in euren Adern rinnt – kommt! Wir wollen uns in den böhmischen Wäldern niederlassen, dort eine Räuberbande zusammen ziehen, und – Was gafft ihr mich an? – ist euer Bisgen Muth schon verdampft?
Roller. Du bist wohl nicht der erste Gauner, der über den hohen Galgen weggesehen hat – und doch – Was hätten wir sonst noch für eine Wahl übrig?
Spiegelberg. Wahl? Was? nichts habt ihr zu wählen! Wollt ihr im Schuldthurm stecken, und zusammenschnurren, bis man zum jüngsten Tag posaunt? Wollt ihr euch mit der Schaufel und Haue um einen Bissen trocken Brod abquälen? Wollt ihr an der Leute Fenster mit einem Bänkelsänger-Lied ein mageres Allmosen erpressen? oder wollt ihr zum Kalbsfell schwören – und da ist erst noch die Frage, ob man euren Gesichtern traut – und dort unter der milzsüchtigen Laune eines gebieterischen Korporals das Fegfeuer zum voraus abverdienen? oder bey klingendem Spiel nach dem Takt der Trommel spatzieren gehn, oder im Gallioten-Paradies das ganze Eisen-Magazin Vulkans hinterherschleifen? Seht, das habt ihr zu wählen, da ist es beysammen, was ihr wählen könnt!
Roller. So unrecht hat der Spiegelberg eben nicht. Ich hab auch meine Plane schon zusammen gemacht, aber sie treffen endlich auf eins. Wie wär's, dacht' ich, wenn ihr euch hinsetztet, und ein Taschenbuch oder einen Almanach, oder so was ähnlichs zusammensudeltet, СКАЧАТЬ