Название: Der Neffe als Onkel
Автор: Friedrich von Schiller
Издательство: Public Domain
Жанр: Драматургия
isbn:
isbn:
Dorsigny. Nicht eben mir! mir nicht! – Aber diese Heirath – (Zu Frau von Mirville.) Liebe Nichte, ich habe mit der Tante-Fr. v. Mirville. Ich will nicht stören, mein Onkel. (Ab.)
Sechster Auftritt.
Frau von Dorsigny. Franz von Dorsigny.
Fr. v. Dorsigny. Nun, lieber Mann! diese Heirath-Dorsigny. Aus dieser Heirath wird – nichts.
Fr. v. Dorsigny. Wie? Haben wir nicht das Wort des Vaters?
Dorsigny. Freilich wohl! Aber der Sohn kann unsere Tochter nicht heirathen.
Fr. v. Dorsigny. So? Und warum denn nicht?
Dorsigny (mit starkem Ton). Weil – weil er – todt ist.
Fr. v. Dorsigny. Mein Gott, welcher Zufall!
Dorsigny. Es ist ein rechter Jammer. Dieser junge Mann war, was die meisten jungen Leute sind, so ein kleiner Wüstling. Einen Abend bei einem Balle fiel's ihm ein, einem artigen hübschen Mädchen – den Hof zu machen; ein Nebenbuhler mischte sich drein und erlaubte sich beleidigende Scherze. Der junge Lormeuil, lebhaft, aufbrausend, wie man es mit zwanzig Jahren ist, nahm das übel; zum Unglück war er an einen Raufer von Profession gerathen, der sich nie schlägt, ohne seinen Mann – zu tödten. Und diese böse Gewohnheit behielt auch jetzt die Oberhand über die Geschicklichkeit seines Gegners; der Sohn meines armen Freundes blieb auf dem Platz, mit drei tödtlichen – Stichen im Leibe.
Fr. v. Dorsigny. Barmherziger Himmel! Was muß der Vater dabei gelitten haben!
Dorsigny. Das können Sie denken! Und die Mutter!
Fr. v. Dorsigny. Wie? Die Mutter! Die ist ja im letzten Winter gestorben, so viel ich weiß.
Dorsigny. Diesen Winter – ganz recht! Mein armer Freund Lormeuil! Den Winter stirbt ihm seine Frau, und jetzt im Sommer muß er den Sohn in einem Duell verlieren! – Es ist mir auch schwer angekommen, ihn in seinem Schmerz zu verlassen! Aber der Dienst ist jetzt so scharf! Auf den zwanzigsten müssen alle Offiziere – beim Regiment sein! Heut ist der neunzehnte, und ich habe nur einen Sprung nach Paris gethan und muß schon heute Abend wieder – nach meiner Garnison zurückreisen.
Fr. v. Dorsigny. Wie? So bald?
Dorsigny. Das ist einmal der Dienst! Was ist zu machen? Jetzt auf unsere Tochter zu kommen-Fr. v. Dorsigny. Das liebe Kind ist sehr niedergeschlagen und schwermüthig, seitdem Sie weg waren.
Dorsigny. Wissen Sie, was ich denke? Diese Partie, die wir ihr ausgesucht, war – nicht nach ihrem Geschmack.
Fr. v. Dorsigny. So? Wissen Sie?
Dorsigny. Ich weiß nichts – Aber sie ist fünfzehn Jahre alt – Kann sie nicht für sich selbst schon gewählt haben, eh wir es für sie thaten?
Fr. v. Dorsigny. Ach Gott ja! Das begegnet alle Tage.
Dorsigny. Zwingen möchte ich ihre Neigung nicht gern.
Fr. v. Dorsigny. Bewahre uns Gott davor!
Siebenter Auftritt.
Die Vorigen. Sophie.
Sophie (beim Anblick Dorsigny's stutzend). Ah! mein Vater-Fr. v. Dorsigny. Nun, was ist dir? Fürchtest du dich, deinen Vater zu umarmen?
Dorsigny (nachdem er sie umarmt, für sich). Sie haben's doch gar gut, diese Väter! Alles umarmt sie!
Fr. v. Dorsigny. Du weißt wohl noch nicht,. Sophie, daß ein unglücklicher Zufall deine Heirath getrennt hat?
Sophie. Welcher Zufall?
Fr. v. Dorsigny. Herr von Lormeuil ist todt.
Sophie. Mein Gott!
Dorsigny (hat sie mit den Augen fixiert). Ja, nun – was sagst du dazu, meine Sophie?
Sophie. Ich, mein Vater? – Ich beklage diesen unglücklichen Mann von Herzen – aber ich kann es nicht anders als für ein Glück ansehen, daß – daß sich der Tag verzögert, der mich von Ihnen trennt.
Dorsigny. Aber, liebes Kind! wenn du gegen diese Heirath – etwas einzuwenden hattest, warum sagtest du uns nichts davon? Wir denken ja nicht daran, deine Neigung zwingen zu wollen.
Sophie. Das weiß ich, lieber Vater – aber die Schüchternheit-Dorsigny.
Weg mit der Schüchternheit! Rede offen! Entdecke mir dein Herz.
Fr. v. Dorsigny. Ja, mein Kind! Höre deinen Vater! Er meint es gut, er wird dir gewiß das Beste rathen.
Dorsigny. Du haßtest also diesen Lormeuil zum Voraus – recht herzlich?
Sophie. Das nicht – aber ich liebte ihn nicht.
Dorsigny. Und du möchtest Keinen heirathen, als den du wirklich liebst?
Sophie. Das ist wohl natürlich.
Dorsigny. Du liebst also – einen Andern?
Sophie. Das habe ich nicht gesagt.
Dorsigny. Nun, nun, beinahe doch – Heraus mit der Sprache! Laß mich alles wissen.
Fr. v. Dorsigny. Fasse Muth, mein Kind! Vergiß, daß es dein Vater ist, mit dem du redest.
Dorsigny. Bilde dir ein, daß du mit deinem besten, deinem zärtlichsten Freunde sprächest – und Der, den du liebst. weiß er, daß er geliebt wird?
Sophie. Behüte der Himmel! Nein.
Dorsigny. Ist's noch ein junger Mensch?
Sophie. Ein sehr liebenswürdiger junger Mann, und der mir darum doppelt werth ist, weil Jedermann findet, daß er Ihnen gleicht – ein Verwandter von uns, der unsern Namen führt – Ach! Sie müssen ihn errathen.
Dorsigny. Noch nicht ganz, liebes Kind!
Fr. v. Dorsigny. Aber ich errathe ihn! Ich wette, es ist ihr
Vetter, Franz Dorsigny.
Dorsigny. Nun, Sophie, du antwortest nichts?
Sophie. Billigen Sie meine Wahl?
Dorsigny (seine Freude unterdrückend, für sich). Wir müssen den
Vater spielen – Aber mein Kind – das müssen wir denn doch bedenken.
Sophie. Warum bedenken? Mein Vetter ist der beste, verständigste-Dorsigny. Der? Ein Schwindelkopf ist er, ein Wildfang, der in den zwei Jahren, daß er weg ist, nicht zweimal an seinen Onkel geschrieben hat.
Sophie. Aber mir hat er desto fleißiger geschrieben, mein Vater!
Dorsigny. So? hat er das? Und du hast ihm wohl – frischweg geantwortet? Hast du? Nicht?
Sophie. Nein, ob ich gleich große Lust dazu hatte. – Nun, Sie versprachen mir ja diesen Augenblick, daß Sie meiner Neigung nicht entgegen sein wollten – Liebe Mutter, reden Sie doch für mich.
Fr. v. Dorsigny. СКАЧАТЬ