Die Höhlenkinder im Pfahlbau. Sonnleitner Alois Theodor
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Название: Die Höhlenkinder im Pfahlbau

Автор: Sonnleitner Alois Theodor

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Bogensaite und mußte erneuert werden. Die Linke mit dem schalenförmig vertieften Speckstein als Druck am oberen Ende des Bohrpfeiles, die Rechte am Bogen, hockte Peter denkbar unbequem auf der Erde und drillte unverdrossen so lange fort, bis er einen Wadenkrampf hatte.

      »Eva, sei so gut, lös mich ab!« Ungewohnt klang das.

      Wortlos nahm sie seine Arbeit auf.

      Und er reckte die steifgewordenen Glieder, griff nach seinem Jagdzeug und ging.

      Eva hielt die Arbeit in der Weise, wie Peter sie betrieben hatte, nicht lange aus. Der Bohrer lief erst kreischend, dann leise quietschend im Bohrloch. Nein, so kam nicht viel dabei heraus! Sie sah den Bohrer genau an und fand, daß der Bohrstein in den Schaft geglitten war und ihn gesprengt hatte. Eva mußte sich einen neuen Bohrer richten und verwendete dazu einen hartgetrockneten Holunderstab. Um dem Beilstein mehr Halt zu geben, verkeilte sie ihn im Riß eines Holzstrunks. Da sie keinen Bohrstein fand, der genau in das Markloch des Bohrstabs gepaßt hätte, streute sie scharfkantige, winzige Quarzsplitter unter den Bohrstab. Um beide Hände zur Führung des Bogens freizubekommen, preßte sie den Druckstein mit den Zähnen gegen den Bohrstab. Und nun begann sie zu drillen, es knirschte hart, ein Beweis, daß die Quarzsplitter gut eingriffen. Dabei spürte sie das Prellen des holprig arbeitenden Bohrers so stark, daß ihr der Kopf brummte. Sie ersetzte den Druckstein durch ein Stück Holz, an dem ein Astloch rundherum vernarbt war. Ihre Zähne griffen in die Holzfasern, und die Vertiefung im Astloch nahm das Stabende auf. Im Eifer der Arbeit schwand ihr Zorn auf Peter. Der sollte staunen! Schneller und schneller drillte sie den Bohrer in den Beilstein. In heftigem Atem bewegten sich ihre Nasenflügel. Da — was war das? Ein feiner Rauchgeruch stieg ihr in die Nase, und vor ihren Augen kräuselte sich ein blaues Fädchen in die Luft: Holzrauch. Holzrauch!

      Ihre Blicke irrten durch die Höhle. Plötzlich sprang die durchgeriebene Bogensaite, erschrocken ließ Eva das Druckholz aus den Zähnen fallen. Da sah sie, daß der zarte, blaue Rauchfaden aus dem geschwärzten Loch des Druckholzes stieg. Sie drehte es um, beroch das von der Reibung angekohlte Grübchen, betastete es: Es war heiß! Ein Freudenschauer lief durch ihren Körper. Mit dem angekohlten Holzstück sprang sie hinauf in ihre Kammer, legte es vor die Ahnenbilder und warf sich auf die Knie. Sie bat Gott und die guten Geister, ihr einen Gedanken einzugeben, wie sie dem Brandgrübchen das Feuer entnehmen könnte. Lange lag sie auf den Knien. Dann kehrte sie in die untere Höhle zurück. Sie suchte nach etwas Zartem, leicht Brennbarem, das sich zum Auffangen der Glut verwenden ließe. Ihr Blick fiel auf den Buchenschwamm, den sie vor einer Woche zu einem weichen braunen Lappen geklopft hatte und der jetzt ganz trocken war und als Zunder dienen konnte. Sie versah den Bogen mit einer neuen Saite, drehte sie um den Bohrstab, stemmte den Bohrer gegen das Grübchen im trockenen Holzklotz und umklammerte diesen mit den Fußsohlen. Dann preßte sie mit der Linken eine Specksteinschale gegen das obere Ende des Bohrstabes, faßte den Bogen kräftig mit der Rechten und mühte sich voll Zuversicht, das Feuer zu erbohren.

      Sooft ein dünnes Rauchwölkchen aufstieg, beeilte sie sich, die Glut, die sie im Bohrloch vermutete, mit dem Zunder aufzunehmen. Nach einigen vergeblichen Versuchen kam sie darauf, daß sie erst eine starke Rauchentwicklung abwarten, den Zunder sachte niederdrücken und gleich anblasen mußte. Zitternd vor Freude legte sie endlich den glimmenden Feuerschwamm an trockenes Torfmoos und fächelte die Glut mit einem Entenflügel. Flämmchen züngelten auf! Sie entzündete daran ein Wacholderreis, legte den Brand zwischen die kalten Herdmauern, tat Reisig darauf, und bald loderte ein helles Feuer.

      Dann suchte sie die Fleischbrocken, die noch von Peters letzter Mahlzeit übrig waren, salzte und würzte sie, steckte sie der Reihe nach an einen grünen Stab und begann diesen Bratspieß über dem Feuer zu drehen. Nach getaner Arbeit kauerte sie im Lichtkreis des Feuers und genoß seine wohlige Wärme. Darüber wurde es Abend.

      Vom unerwarteten Feuerschein angelockt, hastete Peter heim. Als er den Steigbaum emporeilte, roch er den Duft von Rauch und Bratfleisch. Mit offenem Munde, die Augen weit aufgerissen, blieb er am Eingang der Höhle stehen. Seine Beute — drei junge Holztauben — ließ er sprachlos zu Boden fallen. Eva weidete sich an seinem Staunen. Als er sich endlich soweit gefaßt hatte, daß er fragen konnte: »Ja sag, wie ist das gekommen?« gab sie ihm die geheimnisvolle Auskunft: »Mit dem Feuerbohrer hab‘ ich‘s erbohrt und aus dem Bohrloch genommen. Gott und die guten Geister haben mir das so eingegeben.« Gott und die guten Geister! Mit einer an Ehrfurcht grenzenden Scheu sah Peter zu, wie Eva dem Feuer glimmendes Holz entnahm, es in den Feuerkorb tat, mit trockenem Moderholz zudeckte und den Glutkorb in ihre Kammer hinauftrug, wo sie ihn unter die Ahnenbilder stellte. Peter folgte ihr schweigend.

      Was in der kurzen feuerlosen Zeit an Angst vor Kälte und Not in seiner Seele gewesen war, fiel von ihm ab. Der Feuerbohrer sicherte den Höhlensiedlern für alle Zeit ein behagliches, mückenfreies Heim, Bratfleisch und — den täglichen warmen Brei. An Stelle des Feuers, dem vom Blitz entzündeten Baum entnommen und dann mit viel Aufwand an Holz und Mühe genährt, diente ihnen nun ein Werkzeug, das sie selbst erdacht hatten: der Feuerbohrer!

      Das Sonnenbild

      Mit einem neuen, von Eva geflochtenen Feuerkorb ausgerüstet, bezog Peter wieder seinen Fischplatz und fuhr fort, den Vorrat an geräucherten Forellen zu mehren, während Eva Beerenobst zur Breibereitung und zum Dörren eintrug. Regentage verbrachte sie meist in der unteren Höhle, wo sie webte. Weil sie keinen Baum hatte, an dessen Ast sie die Längsfäden hätte aufreihen können, stellte sie sich einen plumpen Webrahmen auf. Er bestand aus einem Holzklotz, den sie an seinen Enden mit dem Holunderstab und untergelegten Steinsplittern angebohrt hatte, und aus zwei in die Bohrlöcher eingelassenen, oben gegabelten Stäben, die den Tragstab hielten. An diesem hingen die einzelnen Längsfäden mit ihren Spanngewichten. Es war ein klobiges Webgerät, aber es tat seinen Dienst. Dauerte das Regenwetter allzu lange, dann verließ Peter seinen Fischplatz und stellte sich in der Höhle ein, um an seinem Beil weiterzubohren. Draußen regnete es in Strömen, in der Höhle aber ging vom Feuer eine wohlige Wärme aus, während das gleichmäßige Schnurren des Drillbohrers und das leise Aneinanderschlagen der Webgewichte die Stille in der Werkstätte belebten. Die beiden aufeinander angewiesenen Menschen teilten sich in die Arbeit; jeder machte das, wozu er besonders taugte. So war es auch in ihrem Denken: Peter dachte an gute Jagd, an Vorräte von Fleisch und Fellen, die er beschaffen wollte. Eva stellte sich vor, wie sie das Heim einrichten, wie sie gutschließende Kleider herstellen könnte, die vor Nässe und Kälte, vor Mückenstich und Sonnenbrand schützen sollten.

      Mußte sie Gott nicht Dank dafür sagen, daß er ihr geholfen hatte, den Feuerbohrer zu erfinden?

      Sie grübelte darüber nach, wie sie sich der tröstlichen Nähe Gottes versichern könnte. Sie suchte nach einem Sinnbild des erahnten Allmächtigen, das seine Kraft und Güte veranschaulichen sollte. Und sie fand nichts Mächtigeres als die Sonne, nichts, von dem Leben und Gedeihen so sichtbar abhing wie von der Sonne. Licht spendete sie und belebende Wärme; wenn sie entschwand, kam das Dunkel, kam die Kälte.

      Sie traute es Peter zu, dieses Bild zu schaffen, das ihre Gedanken emporheben sollte aus den Kleinlichkeiten des Alltags.

* * *

      Der Regen hörte auf, es wurde warm und schön. Überall um den Fuchsenbühel sprossen gruppenweise Milchreizker, die für Peter und Eva schon roh genossen Leckerbissen waren. Diese Pilze, mit Mehl- und Elsbeeren, mit Markfett, Kümmel und Salz gemischt, ergaben eine kräftige, wohlschmeckende Suppe. Die Sonne war an der Henne, dem Markstein der Tagundnachtgleiche, vorbeigekommen und näherte sich beim Untergehen mehr und mehr dem Winterhorn: die Tage wurden kürzer, und die Wälder und Hänge des Heimlichen Grunds flammten in vielfarbiger Pracht.

      Die Kastanien-, Nuß- und Birnenernte brachte reichen Ertrag. Eva hatte auch einen großen Vorrat an Schwarzwurzeln und Lauchzwiebeln in Sand eingelegt. In großen Büscheln hingen am Gestänge des Trockenbodens die Würzkräuter: Wildkümmel, Wacholder, Gundelkraut. Es kamen die Dauerregen СКАЧАТЬ