Neue Gedichte. Rainer Maria Rilke
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Название: Neue Gedichte

Автор: Rainer Maria Rilke

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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      sich umgewandt und schauen jetzt hinein.

      Der Gefangene

I

      Meine Hand hat nur noch eine

      Gebärde, mit der sie verscheucht;

      auf die alten Steine

      fällt es aus Felsen feucht.

      Ich höre nur dieses Klopfen

      und mein Herz hält Schritt

      mit dem Gehen der Tropfen

      und vergeht damit.

      Tropften sie doch schneller,

      käme doch wieder ein Tier.

      Irgendwo war es heller —.

      Aber was wissen wir.

II

      Denk dir, das was jetzt Himmel ist und Wind,

      Luft deinem Mund und deinem Auge Helle,

      das würde Stein bis um die kleine Stelle

      an der dein Herz und deine Hände sind.

      Und was jetzt in dir morgen heißt und dann

      und: späterhin und nächstes Jahr und weiter —

      das würde wund in dir und voller Eiter

      und schwäre nur und bräche nicht mehr an.

      Und das was war, das wäre irre und

      raste in dir herum, den lieben Mund

      der niemals lachte, schäumend von Gelächter.

      Und das was Gott war, wäre nur dein Wächter

      und stopfte boshaft in das letzte Loch

      ein schmutziges Auge. Und du lebtest doch.

      Der Panther

      Im Jardin des Plantes, Paris

      Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

      so müd geworden, daß er nichts mehr hält.

      Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

      und hinter tausend Stäben keine Welt.

      Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

      der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

      ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

      in der betäubt ein großer Wille steht.

      Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

      sich lautlos auf —. Dann geht ein Bild hinein,

      geht durch der Glieder angespannte Stille —

      und hört im Herzen auf zu sein.

      Die Gazelle

Antilope dorcas

      Verzauberte: wie kann der Einklang zweier

      erwählter Worte je den Reim erreichen,

      der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen.

      Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier,

      und alles Deine geht schon im Vergleich

      durch Liebeslieder, deren Worte, weich

      wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest,

      sich auf die Augen legen, die er schließt:

      um dich zu sehen: hingetragen, als

      wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen

      und schösse nur nicht ab, solang der Hals

      das Haupt ins Horchen hält: wie wenn beim Baden

      im Wald die Badende sich unterbricht:

      den Waldsee im gewendeten Gesicht.

      Das Einhorn

      Der Heilige hob das Haupt, und das Gebet

      fiel wie ein Helm zurück von seinem Haupte:

      denn lautlos nahte sich das niegeglaubte,

      das weiße Tier, das wie eine geraubte

      hülflose Hindin mit den Augen fleht.

      Der Beine elfenbeinernes Gestell

      bewegte sich in leichten Gleichgewichten,

      ein weißer Glanz glitt selig durch das Fell,

      und auf der Tierstirn, auf der stillen, lichten,

      stand, wie ein Turm im Mond, das Horn so hell,

      und jeder Schritt geschah, es aufzurichten.

      Das Maul mit seinem rosagrauen Flaum

      war leicht gerafft, so daß ein wenig Weiß

      (weißer als alles) von den Zahnen glänzte;

      die Nüstern nahmen auf und lechzten leis.

      Doch seine Blicke, die kein Ding begrenzte,

      warfen sich Bilder in den Raum

      und schlossen einen blauen Sagenkreis.

      Sankt Sebastian

      Wie ein Liegender so steht er; ganz

      hingehalten von dem großen Willen.

      Weitentrückt wie Mütter, wenn sie stillen,

      und in sich gebunden wie ein Kranz.

      Und die Pfeile kommen: jetzt und jetzt

      und als sprängen sie aus seinen Lenden,

      eisern bebend mit den freien Enden.

      Doch er lächelt dunkel, unverletzt.

      Einmal nur wird seine Trauer groß,

      und die Augen liegen schmerzlich bloß,

      bis sie etwas leugnen, wie Geringes,

      und als ließen sie verächtlich los

      die Vernichter eines schönen Dinges.

      Der Stifter

      Das war der Auftrag an die Malergilde.

      Vielleicht daß ihm der Heiland nie erschien;

      vielleicht trat auch kein heiliger Bischof milde

      an seine Seite wie in diesem Bilde

      und legte leise seine Hand auf ihn.

      Vielleicht war dieses alles: so zu knien

      (so wie es alles ist was wir erfuhren):

      zu knien: daß man die eigenen Konturen,

      die auswärtswollenden, ganz angespannt

      im Herzen hält, wie СКАЧАТЬ