Winnetou 1. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Winnetou 1 - Karl May страница 30

Название: Winnetou 1

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Hauch eines tiefen und verschwiegenen Grames, den ich auf seinem jugendlichen, schönen Gesichte zu entdecken glaubte, hatten mir es sofort angetan. Wie achtunggebietend war sein und seines Vaters Verhalten gewesen! Andere Menschen, mochten es nun Weiße oder Rote sein, hätten sich sofort auf den Mörder gestürzt und ihn getötet; diese beiden hatten ihn nicht eines Blickes gewürdigt und das, was in ihnen vorging, nicht durch die leiseste Bewegung eines Gesichtsmuskels verraten. Was für Leute waren doch wir dagegen! So saß ich, während die andern sich ihr Fleisch schmecken ließen, still am Feuer und grübelte in mich hinein, bis Sam Hawkens mich aus meinem Sinnen weckte:

      »Was ist‘s mit Euch, Sir? Habt Ihr keinen Hunger?«

      »Ich esse nicht.«

      »So? Und haltet lieber Denkübungen! Ich sage Euch, daß Ihr Euch das nicht angewöhnen dürft. Auch mich ärgert das, was vorgekommen ist, gewaltig, aber der Westmann muß sich an solche Auftritte gewöhnen. Man nennt den Westen nicht umsonst die »dark and bloody grounds« die finstern und blutigen Gründe. Ihr könnt es glauben, daß hier der Boden auf jedem Schritte, den Ihr darauf tut, mit Blut getränkt ist, und wer eine so empfindliche Nase hat, daß er dies nicht erriechen kann, der mag daheim bleiben und Zuckerwasser trinken. Nehmt Euch die Geschichte nicht zu Herzen, und gebt Euer Tatzenstück her; ich will es Euch braten!«

      »Danke, Sam; ich esse wirklich nicht. Habt ihr euch denn darüber geeinigt, was nun mit Rattler werden soll?«

      »Haben allerdings darüber gesprochen.«

      »Nun, was wird seine Strafe sein?«

      »Strafe? Meint Ihr, daß wir ihn bestrafen sollen?«

      »Natürlich meine ich das.«

      »Ach so! Und wie denkt Ihr, daß wir dies anzufangen haben? Sollen wir ihn nach San Francisco, New York, oder Washington transportieren und dort als Mörder anklagen?«

      »Unsinn! Die Obrigkeit, die ihn zu richten hat, sind wir; er ist den Gesetzen des Westens verfallen.«

      »Seht doch an, was so ein Greenhorn alles von den Gesetzen des wilden Westens weiß. Seid Ihr etwa aus dem alten Germany herübergekommen, um hier den Lord Oberrichter zu spielen? War dieser Klekih-petra ein Verwandter oder sonstiger guter Freund von Euch?«

      »Allerdings nicht.«

      »Da habt Ihr den Punkt, auf den es ankommt. Ja, der wilde Westen hat seine feststehenden, eigentümlichen Gesetze. Er verlangt Auge für Auge, Zahn für Zahn, Blut für Blut, so wie es in der Bibel steht. Ist ein Mord geschehen, so kann der dazu Berechtigte den Mörder sofort töten, oder es wird eine Jury gebildet, welche das Urteil fällt und es dann ungesäumt vollzieht. Auf diese Weise entledigt man sich der schlimmen Elemente, welche den ehrlichen Jägern sonst über den Kopf wachsen würden.«

      »Nun, so bilden wir also eine Jury.«

      »Dazu würde zunächst ein Ankläger nötig sein.«

      »Der bin ich!«

      »Mit welchem Rechte?«

      »Als Mensch, der nicht zugeben kann, daß ein solches Verbrechen ungeahndet bleibt.«

      »Pshaw! Ihr redet eben, wie ein Greenhorn redet. Als Ankläger könnt Ihr in zwei Fällen auftreten. Nämlich erstens, wenn der Ermordete Euch als Verwandter oder Freund und Kamerad nahe gestanden hat; daß dies aber nicht der Fall ist, habt Ihr bereits zugegeben. Zweitens könnt Ihr auch dann als Ankläger gegen den Mörder auftreten, wenn Ihr selbst der Ermordete seid, hihihihi. Seid Ihr das?«

      »Sam, die Sache ist keine solche, über welche man Witze reißen soll!«

      »Weiß schon, weiß! Wollte diesen Punkt auch nur der Vollständigkeit wegen hinzufügen, weil, wenn ein Mord vorgekommen ist, der Ermordete das erste und größte Recht besitzt, die Bestrafung des Mörders zu beantragen. Also Ihr habt keinen Grund, den Ankläger zu machen, und bei uns andern ist ganz dasselbe der Fall; wo aber kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. Es gibt hier gar kein Recht, eine Jury zusammenzustellen.«

      »So soll Rattler also unbestraft ausgehen?«

      »Davon ist keine Rede. Ereifert Euch nicht so! Ich gebe Euch mein Wort, daß ihn die Vergeltung so sicher treffen wird, wie jede Kugel aus meiner Liddy ihr Ziel erreicht. Die Apachen werden dafür sorgen.«

      »Und uns trifft dann die Strafe mit!«

      »Sehr wahrscheinlich. Aber meint Ihr, daß wir dies dadurch verhindern können, daß wir Rattler töten? Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen. Die Apachen sehen nicht ihn allein, sondern auch uns als Mörder an und werden uns ganz gewiß als solche behandeln, wenn sie uns in ihre Hände bekommen.«

      »Auch wenn wir uns seiner entledigen?«

      »Auch dann. Sie schießen uns nieder, ohne zu fragen, ob er bei uns ist oder nicht. Aber wie wolltet Ihr Euch seiner wohl entledigen?«

      »Ihn fortjagen.«

      »Ja, darüber haben wir uns freilich auch schon beraten und sind zu der Ansicht gekommen, daß wir erstens kein Recht haben, ihn fortzujagen und dies, selbst wenn wir das Recht hätten, aus Klugheitsrücksichten nicht tun würden.«

      »Aber, Sam, ich begreife Euch nicht! Wenn mir jemand nicht paßt, so trenne ich mich von ihm. Und nun gar ein Mörder! Sind wir etwa gezwungen, so einen Schurken, der noch dazu ein Trunkenbold ist und uns in immer neue Verlegenheiten bringen kann, noch länger bei uns zu dulden?«

      »Ja, leider sind wir das. Rattler ist ebenso wie ich, Stone und Parker für Euch engagiert worden, und nur diejenigen, die ihn angestellt haben und besolden, können ihn entlassen. Wir müssen uns da streng nach dem Rechte halten.«

      »Streng nach dem Rechte? Einem Menschen gegenüber, der Tag für Tag die göttlichen und menschlichen Gesetze mit Füßen tritt!«

      »Wenn auch! Was Ihr da vorbringt, ist ja alles gut; aber man darf keinen Fehler begehen aus dem Grunde, weil ein Anderer ein Verbrechen begangen hat. Ich sage Euch, daß die Obrigkeit sich vor allen Dingen rein zu halten hat; aus diesem Grunde haben wir Westmänner, die wir gegebenen Falles die Obrigkeit spielen müssen, alle Veranlassung, unsern Ruf unbefleckt zu erhalten. Doch auch davon abgesehen, will ich Euch fragen, was Rattler wohl dann täte, wenn er von uns fortgejagt würde?«

      »Das ist seine Sache!«

      »Und die unserige ebenso! Wir befänden uns in jedem Augenblicke in Gefahr, da er höchst wahrscheinlich versuchen würde, sich an uns zu rächen. Es ist besser, ihn bei uns zu behalten, wo wir ihn beaufsichtigen können, als daß wir ihn fortjagen und er uns fortgesetzt umschleicht und jedem, dem er will, eine Kugel in den Kopf jagen kann. Ich denke, daß Ihr nun auch unserer Meinung seid.«

      Er sah mich dabei mit einem Blicke an, den ich recht wohl verstand, denn er blinzelte dann in bezeichnender Weise zu Rattlers Genossen hinüber. Wenn wir gegen diesen vorgingen, so stand zu befürchten, daß sie gemeinschaftliche Sache mit ihm machen würden. Das sagte ich mir auch, denn es war ihnen nicht zu trauen. Darum antwortete ich:

      »Ja, nachdem Ihr mir die Sache in dieser Weise klar gemacht habt, sehe ich wohl ein, daß wir sie laufen lassen müssen, wie sie läuft. Nur machen mir die Apachen Sorge, denn es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß sie kommen werden, um sich zu rächen.«

      »Sie kommen, und zwar um so sicherer, als sie nicht ein Wort der Drohung ausgesprochen haben. Sie haben nicht nur außerordentlich stolz, sondern auch sehr klug gehandelt. Hätten sie СКАЧАТЬ