Winnetou 1. Karl May
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Название: Winnetou 1

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Meine Gewehre kommen nur in solche Hände, in denen ich mit ihnen Ehre einlegen kann!«

      »Solche hab ich,« nickte ich ihm zu.

      Er sah mich noch einmal, und zwar von der Seite an, setzte sich wieder nieder, begann wieder an dem Laufe zu arbeiten und brummte vor sich hin:

      »So ein Greenhorn! Könnte mich wirklich wild machen mit seiner Dreistigkeit!«

      Ich ließ ihn gewähren, denn ich kannte ihn, zog eine Zigarre hervor und brannte sie an. Dann blieb es wohl eine Viertelstunde lang still zwischen uns. Länger aber konnte er es nicht aushalten; er hielt den Lauf gegen das Licht, sah hindurch und bemerkte dabei:

      »Schießen ist nämlich schwerer als nach den Sternen gucken oder alte Ziegelsteine von Nebukadnezar lesen. Verstanden? Habt Ihr denn jemals ein Gewehr in der Hand gehabt?«

      »Ich denke.«

      »Wann?«

      »Schon längst und oft.«

      »Auch angelegt und abgedrückt?«

      »Ja.«

      »Und getroffen?«

      »Natürlich!«

      Da ließ er den Lauf, den er geprüft hatte, rasch sinken, sah mich wieder an und meinte:

      »Ja, getroffen, natürlich, aber was?«

      »Das Ziel, ganz selbstverständlich.«

      »Was? Wollt Ihr mir das im Ernste aufbinden?«

      »Behaupten, aber nicht aufbinden; es ist wahr.«

      »Hol Euch der Teufel, Sir! Aus Euch wird man nicht klug. Ich bin überzeugt, daß Ihr an einer Mauer vorbeischießen würdet, und wenn sie zwanzig Ellen hoch und fünfzig Ellen lang wäre, und doch macht Ihr bei Eurer Behauptung ein so ernstes und zuversichtliches Gesicht, daß einem darüber die Galle überlaufen könnte. Ich bin kein Knabe, dem Ihr Stunde gebt, verstanden! So ein Greenhorn und Bücherwurm, wie Ihr seid, will schießen können! Hat sogar in türkischen, arabischen und andern dummen Scharteken herumgestöbert und will dabei Zeit zum Schießen gefunden haben! Nehmt doch einmal das alte Gun da hinten vom Nagel, und legt es an, als ob Ihr zielen wolltet! Es ist ein Bärentöter, der beste, den ich jemals in den Händen gehabt habe.«

      Ich ging hin, langte die Büchse herab und legte sie an.

      »Halloo!« rief er aus, indem er aufsprang. »Was ist denn das? Ihr geht ja mit diesem Gun wie mit einem leichten Spazierstocke um, und doch ist es das schwerste Gewehr, welches ich kenne! Besitzt Ihr denn eine solche Körperkraft?«

      Anstatt der Antwort nahm ich ihn unten bei der zugeknöpften Jacke und bei dem Hosenbund und hob ihn mit dem rechten Arm empor.

      »Thunder-storm!« schrie er auf. »Laßt mich los! Ihr seid ja noch weit kräftiger als mein Bill.«

      »Euer Bill? Wer ist das?«

      »Er war mein Sohn, der lassen wir das! Er ist tot, wie die Andern auch. Er versprach, ein tüchtiger Kerl zu werden, wurde aber während meiner Abwesenheit mit ihnen ausgelöscht. Ihr seid ihm ähnlich von Gestalt, habt beinahe dieselben Augen und auch denselben Zug um den Mund; darum bin ich Euch na, das geht Euch ja doch nichts an!«

      Der Ausdruck tiefer Trauer hatte sich über sein Gesicht gebreitet; er fuhr mit der Hand über dasselbe und fuhr dann in munterem Tone fort:

      »Aber, Sir, bei Eurer Muskelkraft ist es wirklich jammerschade, daß Ihr Euch so auf die Bücher geworfen habt. Hättet Euch körperlich üben sollen!«

      »Habe ich auch.«

      »Wirklich?«

      »Ja.«

      »Boxen?«

      »Wird drüben bei uns nicht getrieben. Aber im Turnen und Ringen mache ich mit.«

      »Reiten?«

      »Ja.«

      »Fechten?«

      »Habe ich Unterricht erteilt.«

      »Mann, schneidet nicht auf!«

      »Wollt Ihr es versuchen?«

      »Danke; habe genug von vorhin! Muß überhaupt arbeiten. Setzt Euch wieder nieder!«

      Er kehrte zu seiner Schraubenbank zurück, und ich tat dasselbe. Die nun folgende Unterhaltung war eine höchst einsilbige; Henry schien sich in Gedanken mit irgend etwas Wichtigem zu beschäftigen. Plötzlich sah er von der Arbeit auf und fragte:

      »Habt Ihr Mathematik getrieben?«

      »War eine meiner Lieblingswissenschaften.«

      »Arithmetik, Geometrie?«

      »Natürlich.«

      »Feldmesserei?«

      »Sogar außerordentlich gern. Bin sehr oft, ohne daß ich es notwendig hatte, mit dem Theodolit draußen herumgelaufen.«

      »Und könnt messen, wirklich messen?«

      »Ja. Ich habe mich sowohl an Horizontal-, als auch an Höhenmessungen oft beteiligt, obgleich ich nicht behaupten will, daß ich mich als ausgelernten Geodäten betrachte.«

      »Well sehr gut, sehr gut!«

      »Warum fragt Ihr danach, Mr. Henry?«

      »Weil ich eine Ursache dazu habe. Verstanden! Braucht es jetzt nicht zu wissen; werdet es schon noch erfahren. Muß vorher wissen hm, ja, muß vorher wissen, ob Ihr schießen könnt.«

      »So stellt mich auf die Probe!«

      »Werde es auch tun; ja, werde es tun; darauf könnt Ihr Euch verlassen. Wann beginnt Ihr morgen früh den Unterricht?«

      »Um acht Uhr.«

      »So kommt um sechs zu mir. Wollen hinauf auf den Schießstand gehen, wo ich meine Gewehre einschieße.«

      »Warum so früh?«

      »Weil ich nicht länger warten will. Bin ganz begierig darauf, Euch zu zeigen, daß Ihr ein Greenhorn seid. Jetzt genug davon, habe Anderes zu tun, was weit, weit wichtiger ist.«

      Er schien mit dem Gewehrlaufe fertig zu sein und nahm aus einem Kasten ein polygones Eisenstück, dessen Ecken er abzufeilen begann. Ich sah, daß jede Fläche desselben ein Loch hatte.

      Er war mit solcher Aufmerksamkeit bei dieser Arbeit, daß er meine Gegenwart ganz vergessen zu haben schien. Seine Augen funkelten, und wenn er sein Werk von Zeit zu Zeit betrachtete, so sah ich, daß es, ich möchte beinahe sagen, mit einem Ausdrucke von Liebe geschah. Dieses Eisenstück mußte einen großen Wert für ihn haben. Ich war neugierig, zu erfahren, warum; darum fragte ich ihn:

      »Soll das auch ein Gewehrteil werden, Mr. Henry?«

      »Ja,« antwortete er, als ob er sich besinne, daß ich noch da sei.

      »Aber ich kenne kein Gewehrsystem, das einen derartigen Teil besitzt.«

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