Waldröschen X. Erkämpftes Glück. Teil 3. Karl May
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Название: Waldröschen X. Erkämpftes Glück. Teil 3

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Wasser genug.« – »Gut und sehr richtig! Zweitens, ein fremder Kerl steigt während der Nacht heimlich mit einem vollen Fläschchen in eine fremde Küche ein, um dasselbe in den Kessel zu leeren oder auszuschütten! Was sagt Ihr dazu?« – »Bei Gott, das ist das wahrscheinlichere«, antwortete Arbellez. – »Oh, das ist nicht nur wahrscheinlich, sondern wohl sicher.« – »Aber was mag er in dem Fläschchen gehabt haben?« – »Vielleicht erfahren wir es.« – »Und wozu hat er es in den Kessel ausgeschüttet?« – »Auch das werden wir sehen. Aber kann er etwa einen guten Zweck verfolgt haben?« – »Gewiß nicht.« – »Nun, ich habe das Wasser des Kessels bereits genau betrachtet. Señora Marie, ist etwas Fettiges gestern gekocht worden?« – »Nein«, antwortete die Gefragte. »In diesem Kessel wird nie eine Speise gekocht, er dient nur zur Erwärmung des Wassers, das wir anderweit brauchen. Und gestern ist er gar mit Sand ausgescheuert worden. Dann haben wir ihn mit gutem Quellwasser gefüllt. Das Wasser muß rein sein.« – »Kann es nicht ein wenig fettig sein?« – »Unmöglich.« – »Nun, an einigen Stellen des Randes haben sich Gruppen von winzigen, wasserhellen Fettaugen angesammelt. Die Señores Doktoren mögen näher treten, um sich dies zu betrachten.«

      Wilmann und Berthold waren zugegen. Sie traten daraufhin zum Kessel und unterwarfen die Fettaugen einer genauen Betrachtung.

      Sie schüttelten die Köpfe, tauschten leise ihre Ansicht aus, und dann fragte Berthold:

      »Ist nicht ein wertloser Hund oder eine Katze zu haben?« – »Alle Teufel! Gift?« rief Arbellez, der sogleich begriff, um was es sich handelte. »Holt die alte taube Hündin und zwei Kaninchen herbei.«

      Die verlangten Tiere wurden zur Stelle geschafft. Die beiden Ärzte ließen die Fettaugen des Wassers durch ein Stück Brot aufsaugen und gaben dies den Tieren zu fressen. Bereits nach zwei Minuten starben die beiden Kaninchen, ohne ein Zeichen des Schmerzes von sich zu geben, und nach abermals zwei Minuten fiel auch der Hund ganz plötzlich um, gerade so, als ob er umgeworfen worden sei. Er streckte die alten Glieder und war tot, ohne den leisesten Laut des Schmerzes von sich gegeben zu haben.

      »Gift! Wirklich Gift!« rief es rundum. – »Ja«, meinte Doktor Berthold. »Aber dieses Gift ist mir unbekannt.« – »Mir auch«, fügte sein Kollege bei. – »Aber ich kenne es«, antwortete Gerard. »Es ist das Öl der fürchterlichen Pflanze, die von den Diggerindianern Klama-bale genannt wird, das heißt, Blatt des Todes. Ich habe die Wirkung dieses Giftes einige Male beobachtet.« – »Herrgott, welch eine Schlechtigkeit!« rief die alte Hermoyes. »Man steigt hier ein, um jemanden unter uns zu vergiften.«

      Der Jäger schüttelte sehr ernst den Kopf.

      Jemand unter uns?« sagte er. »Irrt Euch nicht, Señora. Wer Gift in den Kessel schüttet, aus dem für alle Wasser genommen wird, der will nicht einen einzelnen, sondern der will alle zugleich vergiften.«

      Man kann sich denken, welchen Eindruck diese Worte machten, zumal sich ein jeder sagen mußte, daß Gerard recht habe.

      »Wie sehr, wie sehr haben wir Gott zu danken, daß Ihr zu uns gekommen seid«, sagte Arbellez, vor Schreck fast zitternd. »Ohne Euren Scharfsinn wären wir alle morgen tot gewesen.«

      Gerard antwortete trocken, ja beinahe vorwurfsvoll:

      »Ein wenig von diesem Scharfsinn hätte Don Ferdinando retten können. Ihr aber habt seine Räuber entkommen lassen!« – »Ihr mögt recht haben, Señor! Aber bleiben wir bei der Gegenwart! Wer mag dieser Mensch gewesen sein? Wem mag daran liegen, daß sämtliche Bewohner dieses Hauses während eines Tages zugrunde gehen?«

      Gerard zuckte fast mitleidig die Achseln und fragte: »Das ahnt Ihr nicht, Señor?« – »Nein«, lautete die Antwort. – »So denkt doch nur einmal darüber nach! Mir scheint es ganz und gar nicht schwer, das Richtige zu treffen. Seht Ihr denn nicht, daß es auf die Angehörigen der Familie de Rodriganda abgesehen ist?« – »Mein Gott, ja!« rief Arbellez. »Wie war es doch nur möglich, nicht auf diesen Gedanken zu kommen. Aber keiner von uns allen gehört zu dieser Familie.« – »Aber Ihr alle seid in ihre Geheimnisse eingeweiht.« – »Das ist allerdings richtig.« – »Sternau, die beiden Helmers und nach ihnen alle sind verschwunden, die um dieses Geheimnis wissen. Nun sind nur noch die Bewohner der Hazienda übrig. Und sie alle hat man auf einen Schlag mit Hilfe dieses Klama-bale, dieses Totenblattes, beseitigen wollen.« – »Das leuchtet ein. Aber wer mag der Täter sein?« – »Wer anders als Cortejo?« meinte die alte Marie Hermoyes. – »Cortejo«, nickte der Schwarze Gerard. »Cortejo oder eines seiner Werkzeuge. Es ist jedoch auch möglich, daß es nicht ein Verbündeter, sondern gerade ein Feind von ihm ist.« – »Wie wäre das möglich?« – »Hm! Man muß an alles denken. Cortejo scheint viele Werkzeuge zu haben. Um später ihrer Verschwiegenheit sicher zu sein, ist er gezwungen, sie zu opfern. Sind sie nicht ganz dumm, so müssen sie das einsehen, sie müssen vorsichtig sein, sie dürfen ihm nicht trauen. Landola ist sein Hauptverbündeter. Er ist Cortejo überlegen. Sollte er sich alles das, was er weiß, nicht auf die eine oder andere Weise zunutze machen? Kann es nicht noch einen anderen, einen zweiten oder dritten geben, von dem sich dasselbe sagen läßt? Ist es unmöglich, auf irgendeine Weise einen anderen als den Grafen Rodriganda unterzuschieben, wenn Mariano verschwunden ist, und wenn man dafür sorgt, daß auch der jetzige Graf Alfonzo vom Schauplatz tritt?« – »Dieser Gedanke ist ungeheuerlich«, sagte Arbellez. – »Ich will das gar nicht bestreiten«, antwortete Gerard. »Aber für einen Mann, der so viel erlebt hat, gibt es überhaupt nichts Ungeheuerliches mehr. Ich halte mich jetzt zunächst an die Tatsache, daß man die Bewohner der Hazienda vergiften wollte. Den Täter werde ich ergreifen, und er wird beichten müssen.« – »Aber wenn er nichts gesteht?« – »Pah!« antwortete der Jäger mit einer verächtlichen Handbewegung. »Ich möchte den Menschen sehen, der mir etwas verschweigt, wenn ich ihn in das Gebet nehme. Wir Savannenleute haben unsere unfehlbaren Mittel, einen jeden zum Sprechen zu bringen.« – »Und Ihr glaubt also, daß Ihr diesen Menschen in Wirklichkeit ergreifen werdet?« – »Ich bin überzeugt davon.« – »Aber er hat einen großen Vorsprung.« – »Dieser wird ihm nichts nützen. Er bedient sich jetzt desselben Pferdes, mit dem er nach der Hazienda gekommen ist. Es wird ermüdet sein, und ich hoffe doch, daß Ihr mir und den beiden Vaqueros, die mich begleiten werden, frische und schnelle Tiere zur Verfügung stellen könnt.« – »Ihr sollt die besten Pferde erhalten, die ich besitze. Aber vielleicht hilft Euch das gar nichts.« – »Wieso?« – »Wenn der Mann aus der Umgegend ist, so hat er seine Heimat erreicht, ehe Ihr in den Sattel kommt. Was nützt Euch dann die Schnelligkeit Eurer Pferde?«

      Gerard schüttelte lächelnd den Kopf.

      »Ihr seid so viel mit Präriejägern zusammengekommen«, antwortete er, »daß Ihr endlich einmal wissen könntet, daß keiner von ihnen einen Mann entkommen läßt, dessen Spur er einmal fand. Von ruhigem Schlaf ist nun doch keine Rede. Ich will mich zum Ritt vorbereiten. Denn wenn der Tag anbricht, suche ich die Fährte.«

      Dies geschah. So lange es noch dunkel war, konnte man das Geschehen nur besprechen und sich in allerlei Vermutungen ergehen, aber sobald der Tag zu grauen begann, begab man sich zunächst nach dem Hof unter das Küchenfenster, wo Gerard mit Hilfe eines Papierblattes eine ganz genaue Zeichnung der Fußspur nahm, die dort zu finden war.

      Sodann führte er die Freunde in das Freie nach dem Ort, wo er das Schnauben des Pferdes und sodann das Hufgetrappel vernommen hatte. Er brauchte nicht lange zu suchen. Er deutete auf ein Loch im grasigen Erdboden und fragte:

      »Was hat dieses Loch zu bedeuten, Señor Arbellez?« – »Es ist hier ein Pferd angepflockt gewesen«, antwortete der alte Haziendero. – »Richtig. Der Mann hat sein Tier angepflockt und nicht angebunden. Er trägt also einen Lassopflock bei sich. Das ist auch ein Erkennungszeichen. Und nun seht Euch einmal diesen Kaktus an.«

      Die erwähnte Pflanze stand in unmittelbarer Nähe des Loches, in dem der Pflock gesteckt hatte. Arbellez betrachtete sie mit großer Aufmerksamkeit СКАЧАТЬ