Waldröschen IX. Erkämpftes Glück. Teil 2. Karl May
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Название: Waldröschen IX. Erkämpftes Glück. Teil 2

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ – »So werde ich für das Nötige sorgen müssen. Aber mein Schiff ist kein Passagierschiff, ich habe also auch keine festen Preise. Ich richte mich ganz nach den Ansprüchen, die man macht. Wieviel soll gezahlt werden?« – »Dieser Punkt ist der einfachste. Sorgen Sie für alles, was zwei feine Señores während einer solchen Reise brauchen. Sie werden das, was Sie verlangen, sofort bezahlen, nachdem sie an Bord gestiegen sind, vorausgesetzt, daß die Forderung nicht übertrieben ist.«

      Somit war die Sache abgemacht. Cortejo wartete in einem Gasthof, bis es dunkel war, und fuhr dann nach Hause.

      Als er das erwähnte Gehölz erreichte, hörte er den Anfang der Marseillaise pfeifen. Er ließ anhalten. Landola stieg ein, nachdem sein Koffer auf dem Bock Platz gefunden hatte. Dann ging die Fahrt weiter.

      »Fertig mit dem Kapitän?« fragte er. – »Ja.« – »Wann geht es fort?« – »Habe gar nicht zu fragen brauchen. Neben dem Fallreep hing die Ankündigung. Übermorgen früh mit eintretender Ebbe.« – »Sie wird neun Uhr eintreten.« – »So kommen wir zeitig genug, wenn wir des Nachts eintreffen.«

      Dieses kurze Gespräch war das einzige, was sie bis Rodriganda führten. Dort angekommen, hütete sich Landola, in den Lichtkreis der Laternen zu treten. Es sollte niemand seine Gesichtszüge sehen – eine sehr notwendige Vorsichtsmaßregel.

      Cortejo führte ihn in eines der Gastzimmer und bediente ihn selbst. Dann, nachdem er ihm geraten hatte, keinen Menschen eintreten zu lassen, begab er sich zu Schwester Clarissa.

      3. Kapitel

      Clarissa hatte Cortejo längst erwartet.

      »Mein Gott«, klagte sie, »wie vernachlässigst du mich!« – »Inwiefern?« fragte er. – »Du bist bereits seit einer halben Stunde angekommen.« – »Ohne dich aufzusuchen! Nicht?« – »Ja. Nennst du dies Aufmerksamkeit?« – »Ich hatte vorher zu tun.« – »Vorher? Kann etwas anderes vorgehen?« – »Ja.« – »Was denn zum Beispiel?« – »Ein Gast.« – »Ah! Du hast einen Gast?« – »Ja.« – »Wer ist es?« – »Rate!« – »Wie kann ich das raten?« – »Du weißt doch, bei wem ich gewesen bin.« – »Bei Landola.« – »Nun?« – »Was? Du hast ihn doch nicht etwa als Gast mitgebracht?« – »Warum nicht?« – »Den polizeilich Verfolgten.« – »Gerade darum.« – »Gasparino!«

      Clarissa schlug die Hände zusammen. Die Handlungsweise ihres alten Geliebten war ihr unbegreiflich. Er aber meinte lächelnd:

      »Es ist nicht die geringste Gefahr dabei. Ich weiß, daß man ihn hier nicht suchen wird.« – »Wie lange soll er bleiben?« – »Nur bis morgen nacht.« – »Wohin geht er dann?« – »In See.« – »Hat er gestanden?« – »Ja.« – »Alles?« – »Alles!« – »Dieser Betrüger, Schurke und Verräter! Warum hat er es getan?« – »Um seines eigenen Vorteils willen. Er wollte gegen mich eine Macht in den Händen haben. Übrigens hatte mein Bruder ihn gut dafür bezahlt, daß er Don Ferdinando fortschaffte.« – »Also hat Pablo doch auch schlecht an dir gehandelt.« – »Ja. Ich werde ihn zur Rede stellen. Es soll ihm nicht den geringsten Nutzen bringen, darauf kannst du dich verlassen.« – »Was gedenkst du zu tun?«

      Cortejo blickte vor sich hin und zögerte mit der Antwort. Darum fragte Clarissa:

      »Jedenfalls wirst du zunächst die Zigeunerin aufsuchen?« – »Fällt mir nicht ein.« – »Wie? Nicht? Wirklich nicht?« fragte sie erstaunt. – »Nein.« – »Du sagtest das aber noch gestern, ehe du fortfuhrst!« – »Das ist richtig. Aber die Umstände haben sich geändert. Ich muß die Zigeunerin noch laufenlassen.« – »Aber sie ist uns ja so gefährlich!« – »Es gibt Personen, die uns noch gefährlicher sind.« – »Wen meinst du?« – »Sternau und Konsorten.« – »Die müssen drüben bekämpft werden. Persönlich kannst du gegen sie nicht vorgehen.« – »Ah! Warum nicht?« – »Nun einfach deshalb, weil du nicht in Mexiko bist.« – »Dem kann und wird abgeholfen werden, meine Liebe.«

      Clarissa erschrak.

      »Wie? Höre ich recht?« rief sie, von ihrem Sitz aufspringend. – »Freilich, liebes Kind«, antwortete er. – »Du willst doch nicht etwa hinüber nach Mexiko?« – »Gerade das will ich.« – »Heilige Madonna! Gasparino, was fällt dir ein?« – »Beruhige dich! Die Umstände machen es nötig!« – »Du kannst hier nicht entbehrt werden.« – »Drüben noch weniger!« – »Deine Kanzlei – deine Verwaltungsarbeiten …« – »Liegen in guten Händen.« – »Die Beaufsichtigung …« – »Wird Alfonzo übernehmen.« – »Er ist ja nicht hier.« – »Er wird kommen. Ich werde ihm noch schreiben, und sobald er eintrifft, teilst du ihm alles mündlich mit.« – »So willst du so rasch fort?« – »Mit Landola, morgen in der Nacht.« – »Mit diesem Mann! Kannst du dich ihm anvertrauen?« – »Pah! Frage doch lieber, ob er sich mir anvertrauen kann.«

      Clarissa setzte sich langsam wieder, blickte Cortejo fragend ins Gesicht und sagte dann:

      »Haben diese Worte etwas zu bedeuten?«

      Cortejo lächelte sehr selbstbewußt und antwortete:

      »Habe ich jemals etwas gesagt, was nichts zu bedeuten hatte?« – »Hm! Ich kenne dich. Ich lese aus deinen Mienen, daß du etwas vorhast. Ich habe mich da noch nie getäuscht.« – »Ja«, lachte er. »Du bist eine große Menschenkennerin. Was liest du denn für Buchstaben aus meinem Gesicht?« – »Keine guten, wenigstens keine freundlichen. Habe ich recht?« – »Möglich!« – »Hast du Neues von Landola gehört, was ich noch nicht weiß?« – »Eigentlich nicht. Aber Landola hat durch Wort und Verhalten Streiflichter auf das geworfen, was wir schon wissen.« – »War er nicht bereit, seine Fehler wiedergutzumachen?« – »O doch.« – »Verlangte er etwas dafür?« – »Zwei mal hunderttausend Dollar.« – »Der Unverschämte!« brauste sie auf. – »Im Grunde genommen fand ich es nicht unverschämt«, meinte er. – »Nicht? Da begreife ich dich doch einmal nicht.« – »Es sind ungefähr ein Dutzend Menschen umzubringen.« – »Was ist das weiter?« – »Aber was für Menschen! Denke an jenen Sternau!« – »Einer Kugel ist er doch nicht gewachsen.« – »Ja, aber denke an den Überfall hier im Park! Hat er da nicht alle die Kerle glänzend geschlagen?« – »Es waren Feiglinge, auch hatten sie schlecht gezielt.« – »Das kann drüben ebenso passieren. Und dazu mußt du bedenken, daß alle die Personen, auf die wir es abgesehen haben, sich in dem Hauptquartier des Juarez befinden.« – »Ändert das etwas?« – »Natürlich. Es macht das Unternehmen zehnfach schwierig, wohl gar ganz unmöglich.« – »Warum? Man geht eben ins Hauptquartier.« – »Das soll Landola tun?« – »Natürlich! Du hast ihm wohl gar die zwei mal hunderttausend Dollar versprochen, da du die Sache gar so gefährlich schilderst?« – »Nein.« – »Wieviel denn?« – »Er erinnerte mich an die Summe, die ich damals für den Tod des Betreffenden gegeben hatte.« – »Wieviel war das?« – »Einmal hunderttausend Dollar.« – »Und nun will er das Doppelte. Das ist unverschämt, zumal er uns damals betrogen hat. Was ist das Leben jener Person wert? Ich hätte ihm fünfzigtausend Dollar geboten.« – »Das habe ich auch getan.« – »Hat er akzeptiert?« – »Wir schweiften wieder ab.« – »So mußt du darauf zurückkommen. Mit einem solchen Mann kann man nicht vorsichtig genug sein. Aber weshalb mußt du denn mit? Um aufzupassen, ob er den Bart oder ein Stückchen Gesichtsfalte verliert?« – »Dieses letztere werden wir allerdings gegenseitig tun. Wir werden uns stets aufmerksam zu beobachten haben.« – »Wie?« fragte sie mit neuem Erstaunen. »Auch du willst dich verkleiden und unkenntlich machen?« – »Ja, meine Liebe«, antwortete er lächelnd. – »Aber den Grund dazu sehe ich denn doch nicht ein.« – »Ich werde dich von der Notwendigkeit, es zu tun, überzeugen. Erstens soll doch kein Mensch merken, daß ich nach Mexiko bin.« – »Ah! Warum nicht?« – »Denke an Rheinswalden. Sind wir von dort nicht stets beobachtet worden?« – »Das ist wahr. Vielleicht beobachten СКАЧАТЬ