Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1 - Karl May страница 18

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Sachte, Monsieur, ist es Ihre Brieftasche?« – »Ja.« – »So erbitte ich mir das Geld.« – »Aber ich muß doch sehen, ob alles vorhanden ist« – »Das heißt, wenn etwas fehlt erhalte ich mein Geld nicht?« – »Allerdings.« – »Das wurde nicht ausgemacht, Monsieur.« – »Das versteht sich ja ganz von selbst« – »Aber ich kann doch nicht dafür, wenn etwas fehlen sollte.« – »Ist die Brieftasche nicht vollständig, so hat sie keinen Wert für mich.« – »Das hätten Sie eher sagen sollen, Monsieur, so lebte mein Kamerad noch.« – »Meinetwegen! Also her damit!«

      Gerard steckte das Portefeuille jedoch behutsam wieder ein.

      »Sie erhalten es nicht, Monsieur«, sagte er sehr bestimmt. »Ich sehe, Sie halten nicht Wort, obgleich Sie ein Edelmann sind, und obgleich ich, der Garotteur, Wort gehalten habe.«

      Alfonzo wollte aufbrausen, hielt aber an sich.

      »Ich hoffe nicht, daß du mir Moral predigen willst«, sagte er. – »Nein«, antwortete der Schmied kalt; »aber ebenso hoffe ich nicht, daß Sie glauben, ich werde mit nach Deutschland gehen.« – »Alle Teufel, du opponierst!« – »Ja. Ich hantiere nur mit Leuten, auf die ich mich verlassen kann. Adieu!«

      Damit wandte sich Gerard um, als ob er gehen wollte, da aber faßte ihn Alfonzo beim Arm und hielt ihn fest.

      »Halt, bleib!« sagte er. – »Nein, ich gehe, Monsieur.« – »Ich gebe dir die zweitausend Franken und zugleich das übrige, ausbedungene Geld.« – »Gut, so bleibe ich.« – »Also her das Portefeuille.« – »Vorher das Geld.«

      Alfonzo zog die Stirn in Falten, aber er erkannte sich als den Schwächeren. Er öffnete also den Koffer, entnahm demselben das Geld und zählte es dem Schmied auf den Tisch. Als dieser nachgezählt hatte, sagte er:

      »Es stimmt, Monsieur, hier ist das Buch!«

      Er gab das Portefeuille hin, das der Graf sofort genau untersuchte.

      »Stimmt es?« fragte Gerard. – »Ja«, lautete die Antwort. – »So sind wir quitt.«

      Gerard strich die Summe ein, sehr zufrieden mit sich, daß er einen so feinen Spitzbuben übertölpelt hatte.

      »Was geschieht mit der Hand?« fragte der Graf. – »Ich werfe sie in die Seine.« – »Gut. Bist du zur Abreise fertig?« – »Nein. Ich habe Abschied von meiner Braut zu nehmen.« – »Dazu wirst du nicht lange Zeit brauchen. Was hast du noch zu tun?« – »Ich muß einen Manufakturisten und einen Schneider aufsuchen, und zwar der Livree wegen.« – »Ja, das ist wahr. Kann man in Paris fertige Livreen bekommen?« – »In Phantasie, ja; nach Vorschrift natürlich nicht!« – »So suche dir eine Phantasielivree aus.« – »Und wer bezahlt sie?« – »Du!« sagte Alfonzo lachend. – »Ah, ich hätte nicht gedacht, daß ein Marchese d‘Acrozza so ein Geizhals sein könnte!« – »Gut, so nimm sie auf meine Kasse. Was wird sie wohl kosten?« – »Vierhundert Franken, da sie anständig sein muß.« – »Schelm!« – »Pah! Da muß ich mir Wäsche und Fußzeug aus meiner Tasche dazukaufen.« – »Hier hast du sie!«

      Gerard steckte die vierhundert Franken schmunzelnd ein und fragte:

      »Wie lange geben Sie mir Urlaub?« – »Wie lange brauchst du ihn?« – »Drei Stunden, wenn ich eine Droschke nehme.« – »So gebe ich dir vier Stunden.« – »Ich danke. Adieu!«

      Gerard steckte die Hand ein und ging. Unten stieg er in einen Fiaker und fuhr direkt nach dem Magdalenenstift, in dem sich Mignon befand. Er ließ sich zunächst der Oberin melden und wurde sogleich vorgelassen. Sie erkannte ihn sofort und empfing ihn mit den freundlichen Worten:

      »Siehe da, Monsieur Mason, dem wir den neuen Zögling verdanken!« – »Ja, Madame«, sagte er. »Verzeihen Sie die Störung.« – »Ich stehe Ihnen zu Diensten. Was bringen Sie?« – »Eine Bitte, Madame. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß Mignon meine kleine Frau werden soll; wie urteilen Sie über sie?« – »Oh, bis jetzt bin ich mit ihr zufrieden, obgleich ich gestehen muß, daß uns sehr oft der Schmerz bereitet wird, uns in unseren Hoffnungen und in unserem Vertrauen getäuscht zu sehen.« – »Ich bin gewiß, daß Sie sich in ihr nicht täuschen werden!« – »Ich wünsche dies von Herzen. Sie kommt mir vor, als ob sie sich wirklich nach einem ordentlichen Leben sehne. Haben Sie auch daran gedacht, was es heißt, ein Weib zu besitzen, das eine solche Vergangenheit hat?« – »Ich habe mir es sehr reiflich überlegt.« – »Und lieben Sie Mignon genug, um sie später achten zu können?« – »Gewiß, Madame. Auch ich habe meine Fehler.« – »Und haben Sie auch daran gedacht, daß Sie beide arm ins Leben treten werden?«

      Gerard lächelte fröhlich und erwiderte:

      »Oh, arm sind wir nicht, Madame, dieses Punktes wegen komme ich ja zu Ihnen. Ich habe nämlich einen kleinen Gewinn gemacht Ich hatte ein Los in der Dombaulotterie von Besançon und habe soviel gewonnen, als wir brauchen. Ich habe Ihnen auch gesagt, daß ich Paris verlassen will, und dieser Punkt macht mir Sorgen, des Geldes wegen.« – »Tun Sie es zu einem Bankier.« – »Dazu habe ich keine Lust.« – »So geben Sie es einem Verwandten in Aufbewahrung.« – »Ich habe keinen; und mein Vater ist nicht zuverlässig – der trinkt zuweilen, deshalb komme ich zu Ihnen.« – »Zu mir …?« – »Allerdings. Ich dachte, daß Sie vielleicht die Güte haben würden, mir das Geld aufzubewahren, bis ich wiederkomme.«

      Das Gesicht der Oberin wurde noch freundlicher als vorher, und sie erwiderte:

      »Haben Sie denn so viel Vertrauen zu mir?« – »Gewiß! Ich habe Ihnen ja meine Braut anvertraut, die mir lieber ist als dieses Geld.« – »Nun, wir wollen sehen. Wie hoch ist die Summe?«

      Gerard griff in die Tasche, trat an den Tisch und zählte ihr das Geld vor. Je weiter er zählte, desto erstaunter wurde ihr Gesicht.

      »Aber, Monsieur Mason, das ist ja ein Reichtum!« rief sie. – »Ja«, lachte er, »das wird beinahe langen, um mir eine kleine Schmiede zu kaufen.« – »Und diese große Summe soll ich Ihnen aufheben?« – »Gewiß, wenn Sie wollen!« – »Ich will. Ich werde sie Ihnen so anlegen, daß sie Zinsen bringt.« – »Das werden Sie tun, wie es Ihnen gefällig ist.« – »Und vor allen Dingen werde ich Ihnen einen Depositenschein einhändigen.« – »Ist dies unbedingt nötig? Ich weiß ja, daß Sie mich nicht schädigen werden.« – »Ja, es ist geschäftlich unbedingt notwendig.« – »So tun Sie es. Dann habe ich noch eine Bitte. Mignon soll von diesem Geld nichts wissen, um sie bei unserer Hochzeit damit überraschen zu können.« – »Ich bin einverstanden, Monsieur.« – »Aber Sie wissen, daß auf Reisen manches Unvorhergesehene geschehen kann – auch mir kann so etwas passieren. Sollte ich in drei Monaten noch nicht zurückgekehrt sein, so geben Sie das Geld meiner Braut, und zwar unter der Bedingung, daß sie meinen Vater pflegt.« – »Sie setzen ein großes Vertrauen auf sie, Monsieur.« – »Ich kann es; ich weiß das genau.« – »Gut, so werde ich diesen Punkt auf dem Depositenschein mit bemerken.«

      Sie stellte den Schein aus, den Gerard an sich nahm, und strich dann das Geld zur Aufbewahrung ein. Nachdem er Mignon gesehen und von ihr Abschied genommen hatte, ging er zunächst nach der Seine, wo er die Hand unbemerkt ins Wasser warf. Hierauf kaufte er sich eine Livree nebst Wäsche und andere Requisiten und war, ehe die vier Stunden verstrichen waren, wieder bei Alfonzo.

      Dieser hatte sehr bald eingepackt. Sie fuhren nach dem Bahnhof und dampften innerhalb kurzer Zeit von Paris ab. Der Zug, in dem sie sich befanden, nahm für Doktor Sternau und Rosa von Rodriganda eine große Gefahr mit nach Deutschland.

      8. Kapitel

      Es war noch im Winter, aber trotzdem sehr mildes Wetter. Zur Mittagszeit СКАЧАТЬ