Im Lande des Mahdi I. Karl May
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Название: Im Lande des Mahdi I

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Sennar große Grausamkeiten begangen haben, welche später sein Gewissen beschwerten. Darum ist er in seinen letzten Jahren fromm geworden und hat sein Vermögen der Bruderschaft vermacht. Lassen Sie aber die unnützen Bücher hier, und kommen Sie mit mir. Eine Flasche Bira nimsawiji ist besser als alle Weisheit der Gelehrten.«

      Ich war gezwungen, mich vor dieser Philosophie zu beugen, und that dies, der Pilsener Brauerei zuliebe, nicht ungern. Draußen stand Selim, der Haushofmeister. Er eilte uns voran, um die Thüre zu öffnen.

      »Dieser Effendi ist mein Gast,« erklärte ihm sein Herr. »Er wird bei uns wohnen und den Geist vertreiben.«

      Selim öffnete den Mund, schob den Riesenturban in den Nacken und starrte mich wie abwesend an; dann schien er sich seiner Pflicht zu erinnern, riß die Thüre auf, warf den Oberkörper in tieferer als wagerechte Stellung nieder und antwortete:

      »Richtig, sehr richtig! Aber wie will er das fertig bringen?«

      Er behielt seine Körperlage bei, indem er die Antwort erwartete.

      »Dadurch, daß er es klüger anfängt als du,« antwortete Nassyr.

      Da richtete sich der Dürre so rasch auf, als ob sein Leib durch Federkraft emporgeschnellt worden sei, und sagte im Tone beleidigter Würde:

      »Habe ich nicht abends und auch während der ganzen Nacht alle meine Waffen bei mir getragen?«

      »Ja, das hast du.«

      »Habe ich nicht unaufhörlich die heilige Fathha und auch die Sure des Kampfes gebetet?«

      »Ich will es glauben, daß du das gethan hast.«

      »So habe ich alles gethan, was ein gläubiger und frommer Moslem gegen diesen bösen Geist thun kann, und es darf mich kein Vorwurf treffen. Ich bin klug und tapfer. Man zählt mich zu den Helden meines Stammes, und ich habe bereits so viel Blut vergossen, wie Wasser sich im Nile befindet. Ich bin bereit, es mit allen Feinden des Weltalls aufzunehmen, aber soll ich etwa mit einem Geiste kämpfen, durch dessen Leib die Kugeln gehen, ohne ihn zu verletzen, und dessen Gestalt weder mein Säbel noch mein Messer treffen kann, während es von ihm nur eines kleinen Willens bedarf, um mir das Gesicht in den Nacken zu drehen?«

      »Nein, das sollst du nicht, denn ein Gespenst kann man weder erschießen noch erstechen. Ich bin zufrieden mit dir.«

      »Richtig, sehr richtig!« rief der Held seines Stammes, indem er zu seiner tiefsten Verbeugung zusammenknickte, um dann die Thüre zu schließen.

      »Ein seltsamer Mensch, dieser Selim!« meinte ich, indem wir weiter schritten. »Ist er schon lange bei Ihnen?«

      »Nein. Ich habe ihn erst hier gemietet.«

      »Was und wo war er vorher?«

      »Er war längere Zeit Führer nach den Pyramiden, ist aber dabei mit einem Engländer in Streit geraten und hat sich darüber so geärgert, daß er beschloß, sich auf andere Weise zu ernähren. Er versieht sein Amt bei mir mit großem Fleiße und ich habe nicht über ihn zu klagen.«

      »Soll er Sie nach Chartum begleiten?«

      »Ja; ich habe ihn zu dieser Reise gemietet, da er behauptet, die Gegend bis da hinauf genau zu kennen.«

      »So gratuliere ich Ihnen. Wenn er wirklich ein so großer Held ist, wie er sagt, so wird er Sie gegen alle Angriffe und Fährlichkeiten beschirmen, und es ist ganz unnötig, daß Sie mich mitnehmen.«

      »Ja,« nickte der Türke, »er hat seine Tapferkeit und Unüberwindlichkeit während des ganzen Tages auf den Lippen. Sie werden ihn noch kennen lernen. Sein Mund läuft von Ehrerbietung über, und die Verbeugungen, welche er mir tagüber macht, sind nicht zu zählen; aber an seinem Mute darf man nicht zweifeln, sonst kann er sogar grob werden. Ich bin auch überzeugt, daß es im gegebenen Falle bei ihm nicht bloß bei Worten bleibt.«

      »Hm! Leute, welche so gern von ihrer Tapferkeit sprechen, sind gewöhnlich feig; ich habe diese Erfahrung schon oft zu machen gehabt.«

      »Bei Selim ist es gewiß anders. Er hat mir einige seiner Erlebnisse erzählt, aus denen hervorgeht, daß er nicht nur ein furchtloser Streiter ist, sondern auch eine große Übung im Gebrauche der Waffen besitzt. Den Engländer, den ich soeben erwähnte, hat er so geohrfeigt, daß er für tot liegen geblieben ist.«

      »Haben Sie das gesehen?«

      »Nein; ich weiß es nur aus seinem Berichte.«

      »So nehme ich das Gegenteil an. Der Engländer wird ihn geohrfeigt haben, so daß ihm die Lust, länger Fremdenführer zu sein, vergangen ist. Wäre es wirklich so, wie Selim sagt, so hätte es nur eines Wortes des englischen Konsuls bedurft, ihn in schwere Strafe zu bringen.«

      Wir hatten jetzt das Bierhaus erreicht und nahmen wieder an einem Tische Platz. Um aber nicht wieder parterre zu geraten, hielt Murad Nassyr es für angezeigt, seinen Sitz, ehe er sich auf denselben niederließ, sehr eingehend auf dessen Festigkeit zu prüfen. Nachdem er sich befriedigt hatte, bestellte er zwei Flaschen Bier. Der Junge brachte sie und dazu zwei Wasserpfeifen. Dabei blinzelte er, ohne dieses Mal Furcht zu zeigen, den Dicken von der Seite so vertraulich an, daß es mir heimlich Spaß machte. Der Negerbube war ein höchst aufgewecktes Kerlchen. Er trug das Haar ganz glatt geschoren und war trotz seiner Jugend schon tätowiert. Er hatte einen tiefen Einschnitt zwischen den Augenbrauen, von welchem, als dem Centralpunkte, kreisförmige, punktierte Linien sich nach dem Scheitel und den beiden Seiten der Stirne hinzogen, eine Art der Tätowierung, die bei allen Stämmen der Dinkaneger, und zwar sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen gebräuchlich ist. Wie ich sehr bald erfuhr, befand sich der kleine Kellner in einem immerwährenden Kriege mit dem Dicken. Der letzte Angriff von seiner Seite war gegen den Schnurrbart des Feindes erfolgt und hatte ihm die erwähnten »Katzenköpfe«, aber auch einen Piaster Bakschisch eingetragen.

      Es war ein wunderbar eigenartiges Treiben, welches sich davor dem Hause auf der breiten Gasse entwickelte. Von unserm Sitze aus konnten wir es in aller Bequemlichkeit beobachten, zumal es uns möglich war, die Straße eine ziemlich große Strecke auf- und abwärts zu überblicken.

      An der Ecke der Seitengasse, durch welche ich vorher gekommen war, hielten einige Hammars, Eseljungen, welche den Beruf in sich fühlen, hier die oft undankbare Rolle der Berliner Schusterjungen zu spielen. Der Esel ist im Süden ein ganz anderes Tier als im Norden, wo er als ein struppiges, verdrossenes Sinnbild der Borniertheit betrachtet wird. Ein ägyptischer Esel ist ein unermüdlicher, stets munterer Diener seines Herrn, der ihn mit wenig Futter und vielen Schlägen oder gar Fußtritten belohnt. Selbst mit dem schwersten Reiter auf dem Rücken trabt er Stunden weit, ohne zu ermüden und verfällt trotz dieser Last von Zeit zu Zeit in die mutwilligsten Capriolen. Hinterher rennt schwitzend und pustend der Hammar, schlägt ihn, stößt ihn, versetzt ihm Fußtritte, oder wirft ihn mit Steinen, um seinen Lauf noch mehr zu beschleunigen. Diese Hammars sind wahre Menschenkenner; sie wissen auf den ersten Blick, ob sie einen Engländer, Franzosen, Italiener oder Deutschen vor sich haben. Von den Sprachen aller dieser Völker verstehen sie einige Worte und Redensarten; sie scheinen sogar einige Kenntnisse von der Geographie und Geschichte der betreffenden Länder zu besitzen, wie die Art und Weise, in welcher sie zum Gebrauche ihrer Langohren auffordern, beweist. »Hier ist ein schöner Bismarck!« schreit der eine, der einen Fremden kommen sieht, den er für einen Deutschen hält. Mit dem Bismarck ist natürlich sein Esel gemeint. » Here is a fine general Grant!« ruft ein zweiter einem Yankee zu, und ein Engländer hört sich angeschrieen: » Here is a good beefsteak, a celebrated Palmerston,« während ein gut republikanisch gesinnter Franzose hören muß: »Monsieur, voilà le plus grand Napoléon; j‘ai l‘animal, le plus préférable de la France!«

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