Der Schut. Karl May
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Название: Der Schut

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Pferd — ein starkknochiges und wohlgenährtes Tier — hatte wohl Kräfte genug gehabt, eine schwere Last zu ziehen. Darum sagte Halef:

      »Aber wie kann ein Bär ein solches Pferd bewältigen? Es vermag doch zu fliehen oder sich mit den Hufen zu wehren!«

      »Das weiß der Bär so genau wie du und richtet seinen Angriff danach ein. Uebrigens ist er ein alter Kerl, der gewiß ein gutes Quantum Erfahrung besitzt.«

      »Aber denke dir, das Pferd ist ein so schnelles Tier, während der Bär ungelenk und täppisch sein soll.«

      »Wer das denkt, der kennt ihn nicht. Ja, für gewöhnlich scheint es, als ob er die Behaglichkeit mehr liebe, als die Eile; aber ich sage dir, daß ich dabei war, als ein grauer Bär einen Reiter einholte, der sich alle Mühe gab, zu entkommen. Ist der Bär angeschossen, so entwickelt er eine Wut und eine Schnelligkeit, die ihn höchst gefährlich machen.«

      »Nun, wie mag es da diesem Bären gelungen sein, sich des Pferdes zu bemächtigen?«

      »Zunächst hat er die Klugheit gehabt, sich gegen den Wind anzuschleichen, um nicht durch die Nüstern bemerkt zu werden. In der Nähe seiner Beute angekommen, hat er einige weite schnelle Sprünge gemacht und dann das Pferd von vorn angenommen. Du siehst es an den Wunden, die es trägt, daß er es vorn niedergerungen hat. Schau die zerrissenen Vorderbeine und die beiden Risse rechts und links im Hals. Er hat mit den Vordertatzen das Pferd am Hals gepackt und ihm die Hinterpranken an die Vorderbeine gestemmt. Bei seiner Bärenkraft, welche ja auch sprichwörtlich ist, bedurfte es nur eines Ruckes, um es vorn niederzubringen. Dann hat er ihm einen Wirbel des Genickes zerknirscht. Das siehst du an den deutlichen Wunden. Wünschest du auch jetzt noch, von ihm umarmt zu werden?«

      »O Beschützer! O Bewahrer! Das fällt mir nicht ein. Den Brustkasten könnte ich ihm nicht eindrücken, wie ich vorhin sagte. Aber fürchten würde ich mich doch nicht vor ihm, wenn es zum Kampf zwischen ihm und mir käme. Nur müßte ich meine Flinte bei mir haben. Das ist doch das Sicherste?«

      »Ja, doch gibt es Jäger, welche dem Bär bloß mit dem Messer zu Leibe gehen.«

      »Ist das möglich?«

      »Gewiß. Nur gehört ruhiges Blut, Körperkraft und ein sicherer Stoß dazu. Trifft das Messer das Herz nicht, so ist es gewöhnlich um den Mann geschehen. Bedient man sich der Büchse, so kann man ihn auf verschiedene Weise erlegen. Nie aber schieße ich auf weite Distanz. Am sichersten ist es, man geht dem Burschen mit dem angelegten Gewehr entgegen. Er richtet sich auf, um den Schützen zu empfangen. Auf zehn Schritte gibt man ihm den tödlichen Schuß grad ins Herz. Da er gewöhnlich den Rachen weit aufreißt, kann man auch da eine tödliche Stelle treffen, indem man ihm die Kugel durch den oberen Teil des Rachens ins Gehirn jagt. Doch selbst dann, wenn er stürzt und ohne Bewegung liegt, ist noch Vorsicht geboten. Bevor man sich bei einem getroffenen Bären häuslich niederläßt, muß man sich ganz genau überzeugen, daß er auch wirklich getötet worden ist.«

      Ich gab diese oberflächliche Belehrung nicht ohne Absicht, denn ich hoffte, den Bären noch am Abend kennen zu lernen.

      Jetzt kehrten die beiden Männer zurück. Die Frau war bei dem Kranken geblieben. Der Kohlenhändler fragte:

      »Was wolltest du wegen des Pferdes mit mir sprechen?«

      »Ich wollte wissen, ob du das ganze Fleisch desselben für dich verwenden willst.«

      »Ja. Ich will es aufheben.«

      »So nimm das beste. Die geringeren Stücke kaufe ich dir ab.«

      »Du? — Wozu?«

      »Für den Bären.«

      »O! Der hat schon genug erhalten. Willst du ihn noch dafür beschenken, daß er mich um mein Pferd gebracht hat?«

      »Nein; ein Geschenk soll es freilich nicht sein. Weißt du vielleicht, ob das Raubtier sich schon seit längerer Zeit in dieser Gegend befindet?«

      »Ich habe noch keine Spur von ihm gesehen. Die Nachbarn wohnen hier weit auseinander, aber wenn er schon einen ähnlichen Raub ausgeführt hätte, so wäre es mir sicher zu Ohren gekommen, da ich als Handelsmann die Ortschaften fleißig besuche.«

      »So ist er also hier fremd und kennt noch nicht die Gelegenheiten, auf leichte Weise seinen Appetit zu stillen. Darum denke ich, daß er heute abend wieder kommen wird, um den Rest des Pferdes an sich zu nehmen. Liegt die Stelle, an welcher er dasselbe tötete, weit von hier?«

      »Gar nicht weit. Ich hörte von meiner Frau, daß sie grad dort gestanden sei, als ihr ankamt. Das Pferd hat zwischen dem Felsgeröll an der Spitze der Waldzunge gelegen.«

      »So beabsichtige ich, einen Teil des Fleisches dorthin zurückzuschaffen, um den Bären an dem Ort seiner Mordtat zu erwarten.«

      »Herr, was fällt dir ein!«

      »Doch nichts Ungewöhnliches?«

      »Sage das um Gottes willen nicht! Du willst ein solch riesiges Tier am dunklen Abend erwarten? So etwas hat man noch nie gehört. Wenn einmal der höchst seltene Fall eintritt, daß sich ein Bär in diese Gegend verirrt, so treten alle mutigen Männer der Gegend zusammen und bringen auch ihre Hunde mit, oder es wird nach Militär geschickt. Dann gibt es eine Schlacht, in welcher viele Hunde und wohl auch mehrere Menschen umkommen, während der Bär als Sieger den Kampfplatz verläßt, bis er endlich in einer zweiten, dritten oder vierten Schlacht überwunden wird.«

      »Da tut man dem Tier doch gar zu große Ehre an. Ein einzelner Mann, der eine gute Büchse hat, genügt vollständig.«

      »Herr, willst du etwa ganz allein hinaus zu ihm?«

      »Willst du etwa mich begleiten?«

      »Um alle Schätze der Erde nicht!« schrie er, alle zehn Finger steif von sich streckend.

      »Nun, ich werde nicht allein gehen, sondern einen meiner Begleiter mitnehmen.«

      »Mich natürlich, mich!« rief Halef, dessen Augen funkelten.

      »Ja, du, Hadschi. Du sollst dabei sein, um Hanneh, der herrlichsten der Beglückerinnen, davon erzählen zu können.«

      »Hamdullillah! Preis und Dank sei Allah! Ich werde Hanneh den Schinken des Bären bringen und ihr lehren, ihn zu pökeln und zu räuchern, wie — wie . — hm, o Glück, o Seligkeit!«

      Beinahe hätte er in seinem Entzücken das Geheimnis seiner Uebertretung des Kurans verraten. Sein Gesicht strahlte vor Wonne. Osko und Omar aber blickten unzufrieden drein.

      »Effendi,« meinte Osko, »denkst du etwa, daß wir uns vor dem Bären fürchten würden?«

      »Nein, denn ich kenne eure Tapferkeit.«

      »So bitten wir dich, auch uns mitzunehmen.«

      »Das geht nicht. Zu viele dürfen wir nicht sein. Wir würden das Tier vertreiben, denn der Bär ist schlau, obgleich man oft das Gegenteil von ihm sagt. Uebrigens vertraue ich euch einen sehr wichtigen Posten an, und es ist sehr leicht möglich, daß auch ihr euren Mut beweisen könnt, da der Bär auf den Gedanken kommen kann, auch euch einen Besuch abzustatten.«

      »Wieso?«

      »Ihr sollt unsere Pferde СКАЧАТЬ