Der Schatz im Silbersee. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Schatz im Silbersee - Karl May страница 3

Название: Der Schatz im Silbersee

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Brüllen folgte, daß man meinte, das Schiff erzittere unter diesen entsetzlichen Tönen.

      Der Colonel sprang einige Schritte zurück, ließ das Glas fallen und schrie mit erschrockener, heftig gellender Stimme: »Heavens! Was ist das? Welch eine Bestie steckt in diesem Kasten? Ist das erlaubt? Man kann vor Schreck den Tod oder wenigstens die Epilepsie davontragen!«

      Der Schrecken hatte nicht nur ihn, sondern auch die andern Passagiere ergriffen. Die an Deck sich befindenden Männer hatten ebenso wie der Cornel laut aufgeschrieen. Nur vier von ihnen hatten mit keiner Wimper gezuckt, nämlich der Schwarzbärtige, welcher jetzt ganz vorn am Bug saß, der riesenhafte Herr, welchen der Cornel zum dritten Drink einladen wollte und die beiden Indianer. Diese vier Personen hatten ebensowenig wie die andern gewußt, daß sich ein wildes Tier an Bord und zwar dort in dem Kasten befinde, aber sie besaßen eine so große und langgeübte Selbstbeherrschung, daß es ihnen nicht schwer wurde, ihre Überraschung zu verbergen.

      Das Gebrüll war auch unter Deck in den Kajüten gehört worden. Es kamen mehrere Damen unter lautem Geschrei herauf und erkundigten sich nach der Gefahr, die ihnen drohe.

      »Es ist nichts, Ladies und Mesch‘schurs,« antwortete ein sehr anständig gekleideter Herr, welcher soeben auch aus seiner Kabine getreten war. »Nur ein Pantherchen, ein kleines Pantherchen, weiter gar nichts! Ein allerliebster Felis panthera, nur ein schwarzer, nur ein schwarzer, Mesch‘schurs!«

      »Was? Ein schwarzer Panther!« heulte ein kleines, bebrilltes Männlein auf, dem man es ansah, daß er mehr in zoologischen Büchern als im praktischen Verkehr mit wilden Tieren bewandert sei. »Der schwarze Panther ist ja das allergefährlichste Viehzeug! Er ist größer und länger als der Löwe und der Tiger! Er mordet aus reiner Blutgier und nicht nur aus Hunger. Wie alt ist er denn?«

      »Nur drei Jahre, Sir, nicht älter.«

      »Nur? Das nennt Ihr ›nur‹? Da ist er ja vollständig ausgewachsen! Mein Gott! Und so eine Bestie befindet sich hier an Bord! Wer kann das verantworten?«

      »Ich, Sir, ich,« antwortete der elegante Fremde, indem er sich gegen die Damen und Herren verneigte. »Erlaubt mir, mich vorzustellen, Myladies und Gentlemen! Ich bin der berühmte Menageriebesitzer Jonathan Boyler und befinde mich seit einiger Zeit mit meiner Truppe in Van Büren. Da dieser schwarze Panther in New Orleans für mich angekommen war, so begab ich mich mit meinem erfahrensten Tierbändiger dorthin, um ihn abzuholen. Der Kapitän dieses guten Schiffes erteilte mir gegen hohen Transport die Erlaubnis, den Panther hier zu verladen. Er machte dabei die Bedingung, daß die Passagiere möglichst nicht erfahren sollten, in welcher Gesellschaft sie sich befinden. Darum fütterte ich den Panther nur des Nachts und habe ihm, by god, stets ein ganzes Kalb gegeben, damit er sich so vollfressen solle, daß er den ganzen Tag verschläft und sich kaum bewegen kann. Freilich, wenn man mit Fäusten an den Kasten schlägt, so wacht er auf und läßt auch seine Stimme hören. Ich hoffe, daß die verehrten Damen und Herren nun von der Anwesenheit des Pantherchens, welche ja nicht die mindeste Störung bewirkt, keine Notiz mehr nehmen.«

      »Was?« antwortete der mit der Brille, indem seine Stimme fast überschnappte. »Keine Störung bewirkt? Keine Notiz mehr nehmen? Alle Teufel, ich muß wirklich sagen, daß eine solche Anforderung noch nie an mich gestellt worden ist! Ich soll dieses Schiff mit einem schwarzen Panther bewohnen? Ich will gehenkt sein, wenn ich das fertig bringe! Entweder muß er fort, oder ich gehe. Werft die Bestie ins Wasser! Oder schafft den Kasten an das Ufer!«

      »Aber, Sir, es ist wirklich ganz und gar keine Gefahr vorhanden,« versicherte der Menageriebesitzer. »Seht Euch nur den starken Kasten an, und — — »

      »Ach was Kasten,« unterbrach ihn das Männchen. »Diesen Kasten kann ich zersprengen, um wieviel leichter da erst der Panther!«

      »Bitte, mich sagen zu lassen, daß sich in dem Kasten der eigentliche eiserne Käfig befindet, den selbst zehn Löwen oder Panther nicht zu zertrümmern vermöchten.«

      »Ist das wahr? Zeigt uns den Käfig! Ich muß mich überzeugen.«

      »Ja, den Käfig zeigen, den Käfig zeigen! Wir müssen wissen, woran wir sind,« riefen zehn, zwanzig, dreißig und noch mehr Stimmen.

      Der Menageriebesitzer war Yankee und ergriff also die Gelegenheit beim Schopfe, diesen allgemeinen Wunsch zu seinem Vorteile auszubeuten.

      »Ganz gern, ganz gern!« antwortete er. »Aber, Myladies und Gentlemen, es ist doch leicht einzusehen, daß man den Käfig nicht betrachten kann, ohne auch den Panther zu erblicken. Dies jedoch darf ich ohne gewisse Gegenleistung nicht gestatten. Um den Reiz dieses seltenen Schauspiels zu erhöhen, werde ich eine Fütterung des Tieres anbefehlen. Wir arrangieren drei Plätze, den ersten zu einem Dollar, den zweiten zu einem halben und den dritten zu einem Vierteldollar. Da sich lauter Ladies und wirkliche Gentlemen hier befinden, so bin ich überzeugt, daß wir den zweiten und dritten Rang gleich von vornherein weglassen können. Oder ist jemand da, der nur einen halben oder gar nur einen Vierteldollar zahlen will?«

      Es antwortete natürlich niemand.

      »Nun also, nur erste Plätze. Bitte, Myladies und Mylords, einen Dollar die Person.«

      Er nahm seinen Hut ab und kassierte die Dollars ein, während sein Tierbändiger, den er herbeigerufen hatte, die zu der Schaustellung nötigen Vorbereitungen traf.

      Die Passagiere waren meist Yankees, und als solche erklärten sie sich mit der jetzigen Wendung der Angelegenheit vollständig einverstanden. Waren vorher die meisten von ihnen empört darüber gewesen, daß der Kapitän seinen Steamer zur Beförderung eines so gefährlichen Raubtieres hergegeben hatte, so fühlten sie sich jetzt durch die Gelegenheit versöhnt, durch die Besichtigung des Panthers eine willkommene Abwechselung in das langweilige Schiffsleben gebracht zu sehen. Selbst der kleine Gelehrte hatte seine Angst überwunden und sah der Schaustellung mit großem Interesse entgegen.

      Der Cornel benutzte dieselbe, seinen Gefährten den Antrag zu stellen:

      »Hört, Boys, eine Wette habe ich gewonnen und die andre verloren, da der rote Halunke nicht getrunken hat. Das hebt sich auf. Die dritte machen wir nicht um drei Gläser Brandy, sondern um den Dollar Entree, den wir zahlen müssen. Seid ihr damit einverstanden?«

      Natürlich nahmen die Genossen den Vorschlag an, denn der Riese sah nicht so aus, als ob er sich Angst einflößen lassen werde.

      »Gut,« meinte der Cornel, den der Genuß des vielen Branntweins siegesgewiß machte. »Paßt auf, wie gern und schnell dieser Goliath mit mir trinken wird!«

      Er ließ sich das Glas füllen und näherte sich dann dem Erwähnten. Die Körperformen dieses Mannes waren allerdings riesige zu nennen. Er war noch höher und breiter gebaut als der Schwarzbärtige, welcher sich Großer genannt hatte. Er war ganz gewiß kein Stubenmensch, denn sein Gesicht war von der Sonne braun gebrannt; seine männlich schönen Züge besaßen einen kühnen Schnitt, und seine blauen Augen hatten jenen eigentümlichen, nicht zu beschreibenden Blick, durch welchen sich Menschen auszeichnen, welche auf großen Flächen leben, wo der Horizont kein eng begrenzter ist, also Seeleute, Wüstenbewohner und Prairiemänner. Zu erwähnen wäre noch, daß sein Gesicht glatt rasiert war, daß er vielleicht vierzig Jahre alt sein konnte, und daß er einen eleganten Reiseanzug trug. Waffen sah man nicht an ihm. Er stand bei mehreren Herren, mit denen er sich lebhaft über den Panther unterhielt. Auch der Kapitän befand sich bei ihnen. Er war von der Kommandobrücke herabgekommen, um die Vorstellung mit dem Panther auch anzusehen.

      Da kam der Cornel herbei, stellte sich breitspurig vor sein drittes vermeintliches Opfer hin und sagte: »Sir, ich biete Euch einen Drink an. Hoffentlich weigert Ihr Euch nicht, mir als СКАЧАТЬ