Der blaurote Methusalem. Karl May
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Название: Der blaurote Methusalem

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ leao! I have been noble, extraordinary noble. Tsching leao tsching!«

      »Da segelt er hin, der Spitzbube!« zürnte Turnerstick. »Hätte ich ihn, wie wollte ich ihn, nämlich verhauen, und zwar mit dem stärksten Tauende! Und dabei ruft er mir noch ein Tsching tsching zu! Wenn der erste Gruß dieses Landes gleich in einem Betruge besteht, so können diese Chinamänner mir alle gestohlen werden. Aber ich will mir diese Lehre zu Herzen nehmen, und es soll mir so etwas gewiß nicht zum zweitenmale geschehen! Aber was mache ich nun mit diesem Gelde? Ich kann es doch unmöglich in den Beutel stecken!«

      »Das glaube ich Ihnen gern,« lachte der Student. »Diese Scheidemünze wiegt wenigstens zehn Pfund. Sie müssen die Schnüre um den Hals hängen.«

      »Daß sie mich erwürgen! Sind Sie des Teufels?«

      »Man trägt sie hier nicht anders.«

      »Wirklich?«

      »Ja, und wenn Sie für einen echten Chinesen gelten wollen, so müssen Sie sich diesem Gebrauche anbequemen.«

      »Gelten wollen!« meinte der Kapitän zornig, wobei er den Klemmer verlor. »Von gelten ist keine Rede. Ich bin ein, ein wirklicher, wahrhaftiger Chinese. Sehen Sie mich doch an! Und denken Sie an meine Sprachkenntnisse!«

      »Aber der Wechsler wollte Sie doch nicht verstehen!«

      »War auch ganz und gar nicht nötig! So ein Spitzbube soll und braucht mich nicht zu verstehen. Uebrigens war ihm das Chinesische vollständig fremd; er sprach englisch, aber wie! Geradezu haarsträubend. Er war ein Hottentotte oder ein Pescherä. Kein Chinesisch kann so deutlich und so einfach sein wie das meinige. Wer das nicht versteht, der hat mitten im Sommer den Kopf und den Verstand erfroren, und kein Chirurg und Physikus kann ihm mehr helfen. Sobald wir an das Land kommen, werden Sie sehen und hören, welche Anerkennung meine Philologie findet. Die achtzehnhundert Li will ich umhängen und dann gehen wir von Bord. Wir wollen unsere kostbare Zeit nicht hier an Deck versäumen.«

      Er hing sich die drei Geldschnüre um den Hals und armierte sich mit den Schießwaffen, welche er mitnehmen wollte. Diese bestanden in zwei Revolvern und einer Doppelbüchse. Auch der Methusalem und Gottfried von Bouillon waren mit denselben Waffen versehen, nur daß sie anstatt der Doppelbüchse gute Hinterlader mitgebracht hatten. Die kriegerische Ausrüstung Richard Steins bestand in einem langen Messer und einer Drehpistole. Ein Gewehr verstand er noch nicht zu handhaben.

      Die Landebrücke wurde vom Bord aus auf die Höhe des Kais gelegt, und dann verabschiedeten sich die vier Abenteuerbeflissenen von der Schiffsmannschaft.

      Turnerstick schritt langsam und würdevoll wie ein chinesischer Mandarin hinüber. Ihm folgten die drei andern, ganz genau in derselben Reihenfolge, wie man den Studenten und seinen Wichsier in der Heimat täglich dreimal nach dem »Geldbriefträger von Ninive« hatte hin- und zurückgehen sehen können.

      Voran stolzierte der riesige Neufundländer. Er trug wahrhaftig auch hier das große Stammseidel im Maule! Außerdem war ihm eine Art Tornister sattelartig auf den Rücken geschnallt, welcher allerlei notwendige Gegenstände enthielt. An diesem Tornister befand sich ein Futteral, welches bei längeren Touren das Bierglas aufzunehmen hatte.

      Hinter dem Hunde schritt in ernster Gravität der Methusalem. Er trug seinen heimatlichen Studentenanzug, hatte beide Hände in den Hosentaschen und die Spitze des Pfeifenschlauches im Munde, dicke Rauchwolken vor sich hinstoßend.

      Ihm folgte Gottfried von Bouillon, genau drei Schritte Distanz haltend. Quer über dem Rücken hingen ihm die beiden Hinterlader. In der linken Hand trug er die Wasserpfeife, deren Spitze sein voranschreitender Herr im Munde hatte, und in der rechten Hand hielt er – sollte man es für möglich halten! – seine »Oboe«, welche aber eigentlich ein Fagott war. Das Instrument war aber so überblasen, daß es nur noch quiekende Töne von sich gab, weshalb er es mit dem Namen der höher tönenden Oboe bezeichnete. Der wackere Gottfried war so unzertrennlich von der alten Pfeife, daß es ihm gar nicht in den Sinn gekommen war, sich zu fragen, ob das Instrument ihm in China nützlich oder lästig sein werde. Er hatte es eben ganz selbstverständlich mit eingepackt, und seinem Herrn war es gar nicht eingefallen, eine Bemerkung darüber zu machen.

      Hinter diesem Schild- und Pfeifenträger kam Richard Stein. Er trug die grüne Gymnasiastenmütze und war in Beziehung auf seine übrige Bekleidung das getreue Abbild des Methusalem, der ihn vor der Abreise in genau denselbenen »Wichs« geworfen hatte.

      Als sie die Landungsbrücke überschritten hatten, wendete sich Turnerstick nach rechts, wo er das Dampfschiff vermutete, mit welchem sie nach Kanton fahren wollten. Aber der Methusalem rief ihm zu:

      »Halt! Wohin, Master?«

      »Zum Steamer natürlich,« antwortete der Kapitän, indem er stehen blieb.

      »Jetzt noch nicht. Erst muß eins getrunken werden. Wir müssen unsern Einzug feiern. In der Sahara trinkt man Wasser, nämlich wenn man welches hat; im Reiche der Mitte aber muß sich das Spundloch befinden, welches ja bei jedem Fasse in der Mitte liegt. Wollen also sehen, welchen Stoff man hier verzapft!«

      »Aber wir verlieren Zeit!«

      »Pah! Man verliert überall und bei allem Zeit, beim Fahren und Sitzen, beim Kneipen und Arbeiten, beim Lachen und beim Weinen. Uebrigens muß ich unbedingt unseren hiesigen Konsul aufsuchen, um mich ihm vorzustellen und mir verschiedene Auskünfte zu holen. Ich führe euch also nach dem Hongkonghotel, wo ihr warten könnt, bis ich zurückkehre.«

      »Well! Ist mir auch recht. Aber wie kommen wir durch dieses Gedränge? Was diese Leute nur von uns wollen!«

      »Was sie wollen? Ich will Ihnen mit einem schönen Studentenverse antworten und dabei nur den Namen ändern, nämlich:

      ‚Da kommt ein Untier hergerannt,Turnerstick wird es genannt,Und‘s steht ein Haufe Volks davor,Wie die Kuh vor dem neuen Thor!‘«

      Das Bild, welches er anwendete, war gar nicht so übel gewählt, nur daß er anstatt den Namen des Kapitäns seinen eigenen hätte nennen sollen, da man ihn, Gottfried und Richard weit mehr anstaunte als Turnerstick.

      Drei so gekleidete Menschen hatte man hier noch nie gesehen. Sobald sie über die Landebrücke waren, hatten sich alle im Gesichtskreise befindlichen Männlein und Weiblein beeilt, herbei zu kommen und einen Halbkreis um sie zu bilden. Männer in allen Farben und Trachten, untermischt mit schmutzigen Kuliweibern und noch viel schmutzigeren Kindern, standen da und starrten die unerhörten Erscheinungen an. Aber ihr Staunen war ein respektvolles. Man sah, daß sie die drei Personen für ganz besondere, hochstehende Leute hielten, wozu die würdevolle Haltung derselben das meiste beitrug.

      Während diese thaten, als ob sie die von ihnen erregte Aufmerksamkeit gar nicht bemerkten, erweckte dieselbe den Stolz des Kapitäns. Er war überzeugt, daß die Bewunderung vorzugsweise ihm gelte, und so kam ihm der Gedanke, sich als hohen Mandarin zu zeigen. Darum sagte er zu den andern:

      »Es schickt sich nicht für uns, nach dem Hotel zu gehen. Leute wie wir, mit achtzehnhundert Li um den Hals, müssen fahren oder sich wenigstens eines Palankin bedienen. Dort sehe ich Sänftenträger stehen, mieten wir sie!«

      Er deutete auf eine Gruppe von Kulis, welche mit ihren Sänften in der Nähe hielten.

      »Habe keine Lust,« antwortete der Methusalem. »Bin so lange auf dem Schiffe gewesen, daß ich mich ordentlich darauf freue, mir die Beine einmal vertreten zu können.«

      »So fehlt es Ihnen an der standesbewußten Segelkunst. Was mich betrifft, so bin ich Generalmajor und laufe nicht.«

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