Der beiden Quitzows letzte Fahrten. Karl May
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Название: Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ beiden Reitern, die jetzt lautlos, aber mit Aufbietung aller Kunst und Geschicklichkeit dahinstoben; jetzt tauchte zu beiden Seiten des Weges der Hochwald auf; knolliges Wurzelwerk durchbrach den Boden und machte den Ritt mit jeder Sekunde lebensgefährlicher; aber unaufhaltsam ging es vorwärts, voran der Fliehende, hinter ihm her der Verfolger; immer kleiner wurde der Raum zwischen ihnen, immer kürzer die Sprünge des Rappen, immer weiter die mächtigen Sätze des Falben, dessen Sehnen aus Stahl geformt zu sein schienen. Das brave Thier schien zu wissen, daß es sich um Ungewöhnliches handle; der Grimm, welcher die Muskeln seines Herrn spannte, funkelte auch aus seinen großen, dunklen Augen, und die tiefen Laute, welche seinen dampfenden Nüstern entstiegen, waren nicht Zeichen der Ermüdung, sondern der Begeisterung, mit welcher das edle Thier dem Schenkeldrucke seines Reiters gehorchte.

      So ging es fort über Stock und Stein, weiter, nur weiter, immer weiter, bis endlich Dietrich spürte, daß die Kräfte seines Pferdes auf der Neige seien. Jetzt gab es nur noch einen Weg zur Rettung: die Flucht zu Fuße durch das Dickicht, und schon war er im Begriffe, den Zügel seitwärts anzuziehen, als hinter ihm ein Ruf ertönte, der ihn freudig aufjauchzen ließ.

      »Hie Quitzow!« erscholl es aus einem Dutzend kräftiger Kehlen, und ebenso viele Reiter drängten sich aus dem dunklen Unterholze heraus zwischen ihn und seinen Gegner, welcher, keinen Augenblick stutzend, mit eingelegter Lanze mitten unter sie hineinfuhr und sich im nächsten Augenblicke im Handgemenge mit ihnen befand.

      »Ha, seid Ihr Mannen Holtzendorffs? Herr Werner wird die Zeche zahlen müssen!« rief er, mit dem Schwerte unter ihnen aufräumend, so daß Einer nach dem Andern vom Gaule stürzte. Es war wirklich, als hätten die Waffen der Andern keine Macht über ihn und als wüchse seine Kraft mit jedem Schlage, den er austheilte. Aber trotz alledem sah er nur zu gut, daß Dietrich ihm entgangen sei, denn dieser war schon längst mit einem der Reiter verschwunden, und dieser war Werner von Holtzendorff selbst, welcher die Nacht hatte benutzen wollen, um sich mittelst eines Streifzuges von der Lage Friesacks zu überzeugen, und bei dieser Gelegenheit auf seinen Freund Dietrich gestoßen war.

      Er hatte das Nahen der Reiter bemerkt und sich mit den Seinen hinter die Büsche zurückgezogen. Trotz der Schnelligkeit des Rittes und der nichts weniger als rühmlichen Lage, in welcher erden Ritter von Quitzow als Fliehenden noch nie gesehen hatte, war dieser doch sofort von ihm erkannt worden, und schnell hatte er seinen Reisigen Befehl ertheilt, sich zwischen die Beiden zu werfen. Auf diese Weise war es ihm gelungen, Ritter Dietrich von seinem Bedränger zu erlösen, und jetzt trabte er nun wohlgemuth mit ihm über Kremmen auf Schloß Bötzow zu, wo er durch eine offen gelassene Seitenpforte, unbemerkt von dem Gesinde, mit ihm anlangte.

      Unterdessen war auch der Kampf zwischen Suteminn und den Knechten Werners von Holtzendorff beendet. Sobald diese bemerkten, daß ihr Herr mit dem Ritter in Sicherheit sei, gaben sie den höchst ungleichen, aber für sie trotzdem gefährlichen Kampf auf und zogen sich fliehend zurück, um die verwundeten Ihrigen auf dem Kampfplatze erst dann aufzusuchen, wenn der gewaltige Kämpe, dem ihre Ueberzahl Nichts hatte anhaben können, denselben verlassen habe. —

      Sie brauchten nicht lange zu warten. Suteminn, wohl einsehend, daß eine Verfolgung zu Nichts führen könne, entschloß sich, umzukehren. Langsamen Schrittes ritt er zurück. War ihm der Quitzower auch heut entgangen, so wußte er doch, daß er ihn später wieder treffen werde, und dann, das nahm er sich vor, sollte ihm ein Entkommen nicht zum zweiten Male gelingen.

      Es war schon gegen Morgen, als er Dechtow wieder erreichte. Der Wirth hatte sich der Todten und Verwundeten wohl angenommen, und Suteminn versprach ihm, vom Lager des Markgrafen aus ihm Hülfe zu senden. Sodann ritt er, die Richtung nach dem Zotzen einschlagend, auf Friesack zu.

      Dort angekommen, bemerkte er unter den Kriegsvölkern eine lebhafte, freudige Bewegung und erfuhr auf sein Befragen, daß das Schloß durch einen unterirdischen Gang diese Nacht überrumpelt und genommen worden sei. Es war sofort besetzt und der Frau Elisabeth mit ihren Kindern und all’ ihrem Eigenthume freier Abzug bewilligt worden. Auch die Leute Dietrichs konnten abziehen mit dem, was sie auf dem Leibe trugen, und vorher wurde ihnen auch noch ihr Sold ausgezahlt.

      Eben jetzt öffnete sich das Thor, und die Zugbrücke fiel nieder. Langsam und traurig, gleich einem Leichenzuge, bewegten sich die Abziehenden den Schloßberg herab. Voran fuhren zwei Wagen; der eine war mit dem Eigenthum der unglücklichen Frau beladen; auf dem anderen befand sie sich selbst mit den Ihrigen, und hinter ihnen folgten betrübt und niedergeschlagen die waffenlosen Knechte. Der Zug ging zwischen den versammelten Heerführern und den aufgestellten Kolonnen der Feinde hindurch. Die Ersteren grüßten die Frau des einst so mächtigen Anführers der märkischen Ritterschaft achtungsvoll, als sie an ihnen vorüberzog, aber die rohen Kriegsleute sandten ihr manches schimpfende Wort, manche Spottrede nach, durch welche ihr die traurige Lage, in welcher sie sich befand, noch schwerer und fühlbarer gemacht wurde. Nahe am Wege, auf dem Windmühlenberge, stand die große Donnerbüchse, welcher ganz vorzugsweise der Fall Friesacks, wie auch der übrigen eroberten Burgen zu verdanken war; Elisabeth wandte sich, mit Thränen in dem verschleierten Auge, von der furchtbaren Kriegsmaschine ab.

      Oben auf dem Berge angekommen aber, sandte sie in tiefster Trauer und bitterster Wehmuth noch den letzten, Abschied nehmenden Blick zurück nach dem gewaltigen, jetzt halb in Trümmern liegenden Baue des Schlosses, in welchem sie die glücklichsten Jahre ihres Lebens verlebt hatte. In blauen Nebel gehüllt und nur noch in blassen Umrissen erkennbar, lag es wie eine Erinnerung an längst verschwundene, schöne Zeiten vor ihrem Auge. Mit stillem Ingrimme standen ihre beiden Söhne an ihrer Seite, und auch mancher der Kriegsknechte ballte die harte, knochige Faust und warf den Arm drohend zurück auf die fröhlich im Lager sich tummelnden Sieger.

      Da der Weg sich jetzt abwärts senkte, war die Stätte ihrer letzten Leiden bald ihrem Auge entschwunden, und nun ließ sie abermals halten, um sich von den einstigen Untergebenen ihres ritterlichen Gemahls zu verabschieden. Es wurde nicht viel gesprochen, aber die blitzenden Augen und finsteren Mienen der Scheidenden sprachen ebenso deutlich als Worte, als sie der Herrin, die sich in Begleitung von vier markgräflichen Reitern nach Burg Taupitz begab, wehmüthig nachblickten. Sie selbst zerstreuten sich nun in alle Welt, aber in dem Herzen eines Jeden von ihnen lebte die frohe Hoffnung, daß Ritter Dietrich gar bald wieder zu Kräften kommen und ihres Armes bedürfen werde, und dann, ja dann wollten sie all den Schimpf mit dreifachen Zinsen wieder heimzahlen. – — —

      Suteminn hatte, an einer einsamen Stelle sein Roß haltend, dem Schauspiele zugesehen, und bog jetzt nach der Gegend ein, in welcher er das Zelt des Grafen Ulrich von Lindow, welcher die Belagerung geleitet hatte, erblickte. Mancher frohe Ruf, mancher stumme, aber achtungsvolle und ehrerbietige Gruß wurde ihm auf seinem Ritte durch die langen Reihen der Zelte zu Theil, und als er vor demjenigen des Grafen anlangte, trat derselbe eben zwischen einer Oeffnung der Leinwand hervor und stieß, ihn erblickend, einen Ruf der freudigsten Ueberraschung aus.

      »Suteminn, Ihr kommt zur glücklichen Stunde! Steigt ab und tretet näher. Unser gnädigster Herr ist heut selbst gegenwärtig und gab mir soeben den Auftrag, den Tapfersten und Zuverlässigsten aus der Schaar unserer Ritter auszuwählen, um ihm die Ausführung eines sehr wichtigen Auftrages anzuvertrauen. Keiner von Allen aber ist so werth und würdig wie Ihr, das Vertrauen Sr. Gnaden zu genießen, und so bitte ich Euch, einzutreten, um den hohen Herrn zu begrüßen!«

      Suteminn stieg ab; aber sein Angesicht blieb ernst, und keine seiner Mienen verrieth, daß er sich von der höflichen Rede des Grafen geschmeichelt fühle.

      »Wohl, es sei! Ich will dem Herrn Markgrafen meinen ehrerbietigen Gruß bringen, aber ob ich meinen Arm zu seinen Diensten stelle, das vermag ich noch nicht zu sagen!«

      Er folgte dem Grafen in das Zelt.

      Daselbst saß auf einem Feldstuhle Markgraf Friedrich, den Rücken dem Eingange zugekehrt; in den Händen hielt er einen Brief, welchen er soeben gelesen zu haben schien, und in seinen Zügen war deutlich die Freude zu lesen, welche ihm der Inhalt desselben СКАЧАТЬ