Der Waldläufer. Gabriel Ferry
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Название: Der Waldläufer

Автор: Gabriel Ferry

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Spanien versprochen, denn Europa leidet an einer Übervölkerung, und die überzählige Masse sucht alle Ausgänge auf, um sich anderswohin zu ergießen. Die Abenteurer werden haufenweise kommen, um sich unter unsere Fahne zu reihen und das neue Königreich zu erobern, dessen Krone Europa noch einmal auf das Haupt eines seiner Söhne setzen wird.«

      Der Spanier ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab, von einer so feurigen Begeisterung ergriffen, als ob er schon das Szepter und den königlichen Mantel, die sein Stolz für seinen Gebieter zu erringen träumte, in seiner Hand gehabt hätte. Ein kriegerisches Feuer blitzte in seinen Augen; er schien die Gegenwart des Senators vergessen zu haben. Erst nach einiger Zeit erinnerte er sich, daß bei einem Plan, wie der seinige war, die Intrige der Vorläufer und die Unterstützung der Gewalt und Kühnheit sein müsse, und mit einem leichten Anflug von Geringschätzung wandte er sich an denjenigen, der in diesen verborgenen Wirkungskreisen, wo die Männer von seinem Schlag jede persönliche Beteiligung zurückweisen, tätig sein sollte.

      »Nun«, sagte er, »Eure Aufgabe muß eine friedlichere sein. Für uns der offene Kampf – für Euch die geheimen Wege der Dunkelheit. Durch die reiche Heirat, die Ihr durch meine Vermittlung machen werdet, wird Euer Vermögen sich wieder heben; Ihr werdet den Einfluß, den Ihr verloren habt, wiedergewinnen. Von den zweihunderttausend Piastern, die die Mitgift Eurer Frau bilden, werdet Ihr hunderttausend dazu gebrauchen, Euch Anhänger im Senat und bei denen zu verschaffen, die Ihr Eure Armee nennt. Diese Summe wird Euch mit Zinsen wiederbezahlt werden; und solltet Ihr sie auch verlieren, so werdet Ihr doch immer noch ein ausgezeichnetes Geschäft machen! Aber davon kann hier gar keine Rede sein. Der offenbare Zweck, den Ihr vor Augen haben sollt, wird der sein, den Staat Sonora von der Föderalrepublik loszureißen – an Gründen dazu ist kein Mangel: Sonora hat kaum mehr Gerechtsame als ein gewöhnlicher Landstrich. Eure Interessen sind nicht dieselben wie die der Zentrumsstaaten. Täglich werden Gesetze, die einen lokalen Nutzen für diese Staaten haben, für euch tyrannische Gesetze. Ein Präsident, der in einer Entfernung von siebenhundert Meilen eure Finanzen, eure Zollverhältnisse leiten soll, ist eine Lächerlichkeit. Die Fahne der Unabhängigkeit wird von den untätigen Soldaten, die die Regierung nicht besolden kann, erhoben werden, wenn zur rechten Zeit Geld unter sie verteilt wird. Ehe nur die Nachricht vom ›Grito‹ bis zum Sitz der Exekutivgewalt gelangt ist; ehe nur diese Regierung über eine hinreichende Anzahl Soldaten verfügt, um gegen uns zu marschieren; ehe diese Truppen, die die Desertion wie immer bis zur Hälfte vermindern wird, noch bis auf einige hundert Meilen Entfernung gekommen sind, wird die Empörung schon Wurzeln gefaßt haben.

      Der Senat, den Ihr lenken werdet, muß Gesetze erlassen; Gesetze, die euren Sitten, euren Bräuchen angepaßt sind, und diese werden dann schon diejenigen in Vergessenheit gebracht haben, die euch jetzt regieren. Ferner werden die Offiziere und die Soldaten, die kommen, euch zu unterwerfen, schon durch das Gold erkauft sein, über das ich verfügen kann. Die Insurrektion ist vollendet, Sonora ein freier Staat. Der erste, der entscheidende Schritt ist getan, und die Bestechung wird die zweite Umbildung bewirken. Der Senat, die Armee werden zur Regierung einen europäischen Fürsten berufen, der dieselbe Sprache mit ihnen spricht, der sich zu derselben Religion bekennt.

      Hört mich jetzt, Don Vicente. Es gab vor meiner Rückkehr in diese Provinz einen Senator, der aus einem reichen Mann, der er war, ein armer Mann geworden ist und der keine andere Aussicht hatte als die, in der Dürftigkeit zu leben, gequält von dem vergeblichen Schmerz über seinen dahingeschwundenen Reichtum. Ich gebe dem Senator diesen Reichtum zurück; ich gebe ihm eine Frau, deren Schönheit der Stolz eines Fürsten sein würde. Der Senator Despilfarro wird zum Grafen, zum Granden von Spanien erhoben werden, ein einträgliches Amt wird an die Person des neuen Königs seinen erprobten Senator fesseln, und er wird steigen, steigen bis zu dem Augenblick, wo seine ehrgeizigsten Wünsche erfüllt sein werden. Hatte ich unrecht, als ich sagte, daß der Versucher dem Herrn der Welt, dem alles gehört, nicht mehr anbot als das, was Euer zukünftiger Souverän, König Karl I., durch meinen Mund Euch, der Ihr nichts mehr besitzt, verspricht?«

      Nach diesen Worten schwieg der Spanier, und der Senator, geblendet durch die verführerischen Ehren und Reichtümer, drückte die Hand des kühnen Parteigängers und rief mit Begeisterung: »Es lebe König Karl I.!«

      Der Spanier unterrichtete ihn noch von den Maßnahmen, die man unterdes zu nehmen habe, zeigte ihm die Leichtigkeit der Ausführung seines Plans und die Aussichten auf dessen Gelingen und schloß: »Ihr seht, König Don Carlos zählt schon einen Anhänger in diesem Land. Aber es ist spät, Don Vicente, und ich muß noch, ehe der Abend vorüber ist, zu wichtige Sachen überdenken, als daß ich sie auf morgen aufschieben könnte; Ihr werdet also entschuldigen, daß ich hiermit von Euch Abschied nehme.«

      Der Senator ging aus dem Zimmer auf das seinige, den Kopf voll goldener Träume von seinem künftigen Reichtum und seiner Größe.

      15. Der Hinterhalt

      Im entlegensten Teil der Gesindewohnungen befand sich das Zimmer, das Don Agustin den vier Abenteurern Pedro Diaz, Oroche, Cuchillo und Baraja gegeben hatte. Die Bekanntschaft zwischen ihnen war schnell bei Tisch gemacht und wurde in dem Augenblick, wo wir sie wiederfinden, fortgesetzt. Beim zweifelhaften Schein eines langen, dünnen Lichtes, das düster auf seinem eisernen Leuchter brannte, saßen Cuchillo und Baraja auf einer eichenen Bank an einem breiten Tisch und waren, ohne an ihren Schwur zu denken, damit beschäftigt, die am Morgen des vorigen Tages angefangene Partie wiederaufzunehmen.

      Pedro Diaz schien auf das Spiel nur mechanisch achtzugeben, während Oroche, der an der Ecke des massiven Tisches saß, den rechten Fuß über den linken geschlagen, den Ellbogen auf sein Knie gestützt hatte und in dieser Lieblingsstellung der Vihuela-Spieler sich auf seinem Instrument mit dem Gesang der Boleros und Fandangos begleitete, die gerade unter der Küstenbevölkerung die beliebtesten waren. Das waren die Gitarrenklänge, die Tiburcio gehört hatte. Oroche schien – wie immer sorgfältig in seinen durchlöcherten Mantel gehüllt – als ein wahrer Künstler sich auf den Flügeln der Musik über die gewöhnlichen Rücksichten auf Kleidung und Bequemlichkeit zu erheben.

      Eine halbleere Flasche Mescal vervollständigte für die beiden Spieler die Annehmlichkeit des Abendessens, dem sie reichliche Ehre angetan hatten. Trotz der vollen Gläser, die er getrunken hatte, schien Cuchillo doch ein Raub der heftigsten Leidenschaften zu sein, und seine zusammengezogenen Augenbrauen gaben seinem Gesicht ein noch drohenderes Aussehen als gewöhnlich. Er hob in diesem Augenblick die Karten mit ganz besonderer Sorgfalt ab. Er spielte nicht glücklich gegen seinen Freund Baraja, denn ein Teil des Goldes, das er von Don Estévan empfangen hatte, war schon zu seinem Gegner hinübergewandert, und der Bandit hoffte, daß eine aufmerksame Behandlung der Karten seinem unglücklichen Spiel Einhalt tun sollte.

      Plötzlich warf Cuchillo beim Umwenden der Karte, die die von ihm gesetzte Summe dahinraffte, das ganze Spiel heftig auf den Tisch. »Der Teufel hole Eure Musik«, rief er in wütendem Ton; »und mich dazu, weil ich mich wie ein Dummkopf dazu verstanden habe, auf Kredit zu gewinnen und bares Geld zu verlieren!«

      »Ihr beleidigt mich!« erwiderte Baraja mit Würde. »Mein Wort hat immer für bares Geld gegolten.«

      »Vorzüglich, wenn Ihr nicht verloren habt …«

      »Was Ihr da sagt, ist nicht artig«, fiel Baraja ein, indem er die Karten zusammenraffte. »Pfui! Señor Cuchillo, Ihr ärgert Euch über eine so geringfügige Sache! Ich habe die eine Hälfte einer Hacienda verloren, nachdem ich gesehen habe, daß man mir die andere gestohlen hatte, und habe nichts gesagt.«

      »Nun gut! Ich aber sage, was mir beliebt, Señor Baraja; und ich sage es laut!« erwiderte Cuchillo, indem er die Hand ans Messer legte.

      »Ja, Ihr sagt Worte, die Eure Freunde töten. Aber diese Worte tun nichts in der Entfernung«, antwortete Baraja ernst, »und ich habe eine ebenso scharfe Zunge wie Ihr.« Und er zog ein Messer aus seinem Gürtel; Cuchillo machte es ebenso.

      Oroche СКАЧАТЬ