Ein Kampf um Rom. Felix Dahn
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Название: Ein Kampf um Rom

Автор: Felix Dahn

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Ich bin vielleicht so gar barbarisch nicht, Valerius«, hob Totila an. »Wenigstens bin ich in meinem ganzen Volk der wärmste Freund der Römer. Glaube mir, nicht euch hasse ich; die ich verabscheue, sind eure wie unsre verderblichsten Feinde — die Byzantiner!«

      Das war ein glückliches Wort. Denn in dem Herzen des alten Republikaners war der Haß gegen Byzanz die Kehrseite seiner Liebe zur Freiheit und zu Italien. Er schwieg, aber sein Auge ruhte sinnend auf dem Jüngling.

      »Mein Vater«, sprach Valeria, »dein Kind würde keinen Barbaren lieben. Lern’ ihn kennen: und schiltst du ihn dann noch barbarisch — so will ich nie die Seine werden. Ich fordre nichts von dir als: lern’ ihn kennen, entscheide du selbst, ob meine Wahl edel sei oder nicht.

      Ihn lieben alle Götter, und alle Menschen müssen ihm gut sein — du allein wirst ihn nicht verwerfen.«

      Und sie faßte seine Hand.

      »O lerne mich kennen, Valerius«, bat Totila, innig seine andre Hand ergreifend. Der Alte seufzte. Endlich sprach er: »Kommt mit mir zum Grabe der Mutter. Dort ragt es unter den Zypressen. Da ruht die Urne mit ihrem Herzen. Dort laßt uns ihrer gedenken, der edelsten Frau, und ihren Schatten anrufen. Und ist es echte Liebe und eine edle Wahl — so werd’ ich erfüllen, was ich gelobt.«

      VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL

      Einige Wochen später finden wir zu Rom in dem uns wohl erinnerlichen Schreibgemach mit der Cäsarstatue Cethegus, den Präfekten, und unsern neuen Bekannten, Petros, des Kaisers oder vielmehr der Kaiserin Gesandten.

      Die beiden Männer hatten unter lebhaftem Gespräch und wechselseitigem Erinnern an frühere Zeiten — sie waren Studiengenossen, wie wir erfuhren — zu einfachem Mahl einen Krug alten Massikers geleert und waren soeben aus dem Speisesaal in das abgelegene Arbeitszimmer getreten, um jetzt ungestört von den bedienenden Sklaven Geheimeres zu besprechen.

      »Sobald ich mich überzeugt hatte«, schloß Cethegus seinen Bericht über die letzten Ereignisse, »daß die Schreckensnachrichten aus Ravenna nur erst Gerüchte waren, vielleicht erdichtet, jedenfalls übertrieben, setzte ich der Aufregung und dem Eifer meiner Freunde die größte Ruhe entgegen. Der Feuerkopf Lucius Licinius mit seiner törichten Begeisterung für mich hätte bald alles verdorben. Unablässig forderte er meine Diktatur, buchstäblich setzte er mir das Schwert auf die Brust und schrie, man müsse mich zwingen, das Vaterland zu retten. Er schwatzte so viel aus der Schule, daß es nur ein Glück war, der schwarze Korse — der es mit den Barbaren zu halten scheint, niemand weiß recht, warum — nahm ihn für mehr berauscht als er war. Endlich kam die Nachricht, Amalaswintha sei zurückgekehrt, und so beruhigten sich allmählich Volk und Senat.«

      »Du aber«, sagte Petros, »hattest zum zweitenmal Rom vor der Rache der Barbaren gerettet — ein unvergeßliches Verdienst, das dir die ganze Welt, zunächst aber die Regentin, danken muß.« — »Die Regentin — arme Frau!« meinte Cethegus achselzuckend, »wer weiß, wie lange die Goten oder deine Gebieter zu Byzanz sie noch werden auf dem Throne lassen.«— »Wie? Da irrst du sehr!« fiel Petros eifrig ein. »Meine Sendung hat vor allem den Zweck, ihren Thron zu stützen; und bei dir wollte ich eben anfragen, wie man das am besten könne«, setzte er pfiffig hinzu.

      Aber der Präfekt lehnte sein Haupt zurück an die Marmorwand und sah den Gesandten lächelnd an: »O Petros, o Petre«, sagte er, »warum so verdeckt? Ich dächte doch, wir kennten uns besser.«

      »Was meinst du?« fragte der Byzantiner befangen.

      »Ich meine, daß wir nicht umsonst Recht und Geschichte miteinander studiert haben zu Berytus und Athen. Ich meine, daß wir damals schon unzählige Male als Jünglinge, lustwandelnd und Weisheit austauschend, zu dem Ergebnis gelangten: der Kaiser müsse diese Barbaren austreiben aus Italien und wieder zu Rom herrschen wie zu Byzanz. Und da nun ich noch denke wie dazumal, wirst wohl auch du nicht ein andrer geworden sein.« — »Ich habe meine Ansicht der meines Herrn zu unterwerfen, und Justinian« — »Erglüht natürlich für die Herrschaft der Barbaren in Italien.« — »Freilich«, sagte der Rhetor verlegen, »es könnten Fälle eintreten —«

      »Petre«, rief jetzt Cethegus, sich unwillig aufrichtend, »keine Phrasen und keine Lügen. Sie sind nicht angewandt bei mir. Sieh, Petros, es ist wieder dein alter Fehler: du bist immer zu pfiffig, um klug zu sein. Du meinst, es muß immer gelogen sein, und hast nie den Mut zur Wahrheit. Man muß aber nur dann lügen, wenn man in seiner Lüge ganz sicher ist. Wie kannst du mich darüber täuschen wollen, daß der Kaiser Italien wieder haben will? Ob er die Regentin stürzen oder halten will, hängt davon ab, ob er glaubt, ohne oder mit ihr leichter ans Ziel zu kommen. Wie er hierüber denkt, das soll ich nicht erfahren. Aber sieh, trotz all deiner Verschmitztheit, sobald wir noch einmal zusammengewesen, sag’ ich dir ins Gesicht, was dein Kaiser hierin vorhat.«

      Ein boshaftes und bittres Lächeln spielte um des Gesandten Mund: »Noch immer so stolz, wie in der Dialektik zu Athen«, sagte er giftig. — »Jawohl, und du weißt, zu Athen war ich immer der Erste, Prokopius der Zweite, und erst der Dritte warst du.«

      Da trat Syphax ein:

      »Eine verhüllte Frau, o Herr«, meldete er, »sie wartet dein im Zeussaal.«

      Sehr froh, diese Unterredung abgebrochen zu sehen, denn er fühlte sich dem Präfekten nicht gewachsen, grinste Petros: »Nun, ich wünsche Glück zu solcher Störung.«

      »Ja, dir!« lächelte Cethegus und ging hinaus.

      »Hochmütiger, du sollst noch deinen Spott bereuen«, dachte der Byzantiner.

      Cethegus fand in dem Saale, der von einer schönen Zeusstatue des Glykon von Athen den Namen trug, eine in gotischer Tracht reich gekleidete Frau; sie schlug bei seinem Eintritt die Kapuze des braunen Mantels zurück.

      »Fürstin Gothelindis«, fragte der Präfekt überrascht, »was führt dich zu mir.

      »Die Rache!« erwiderte eine heisere, unschöne Stimme, und die Gotin trat dicht an ihn heran. Sie zeigte scharfe, aber nicht häßliche Züge: und man hätte sie sogar schön nennen müssen, wenn nicht das linke Auge ausgeflossen und die ganze linke Wange durch eine große Narbe entstellt gewesen wäre: diese Wunde schien jetzt frisch zu bluten, da dem leidenschaftlichen Weibe die Röte in die Wangen schoß, wie sie bei jenem Wort die Faust ballte. So tödlicher Haß loderte aus dem einen grauen Auge, daß Cethegus unwillkürlich von ihr zurücktrat.

      »Rache?« fragte er, »an wem?«

      »An — davon später. Vergib«, sagte sie, sich fassend, »daß ich euch störe. Dein Freund Petros, der Rhetor von Byzanz, ist bei dir, nicht wahr?«

      »Ja. Woher weißt du —«

      »Oh, ich sah ihn vor der Coena durch deine Portikus eintreten«, sagte sie gleichgültig.

      »Das ist nicht wahr«, sprach Cethegus im Geiste, »ich hab’ ihn ja zur Gartentür hereinführen lassen. Also haben sich die beiden hier zusammenbestellt. Ich soll das nicht ahnen. Aber was haben sie mit mir vor?«

      »Ich will dich nicht lange hier festhalten«, fuhr Gothelindis fort. »Ich habe nur eine Frage an dich. Antworte kurz ja oder nein. Ich kann das Weib — die Tochter Theoderichs — stürzen, und ich will’s: bist du darin für mich oder gegen mich?«

      »Oh, Freund Petros«, dachte der Präfekt, »jetzt weiß ich bereits, was du mit Amalaswinthen vorhast. Aber wir wollen sehen, wie weit ihr schon seid.«

      »Gothelindis«, СКАЧАТЬ