Im Reiche des silbernen Löwen IV. Karl May
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Название: Im Reiche des silbernen Löwen IV

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ nur du allein.«

      »So schweige jetzt noch gegen Andere; mir aber erzähle!«

      »Ich ritt gestern gegen Norden, ganz allein. In der ersten Zeit nahm ich Tifl stets mit; jetzt aber tue ich das nicht mehr. Ich mag nicht Leute bei mir haben, die mir nicht gefallen. Da traf ich auf eine kleine Todeskarawane, lauter persische Schiiten, welche ihre Kamele und Maultiere mit Särgen belastet hatten.«

      »Eine Todeskarawane? Hier? Sonderbar! Hier gibt es doch gar keinen Karawanenweg, welcher hinab nach Karbela oder Meschhed Ali führt!«

      »Das sagte ich mir auch, und darum kamen mir diese Leute bedenklich vor. Als ich mich aber näher an sie heranmachen wollte, nannten sie mich einen sunnitischen Hund und drohten, auf mich zu schießen. Ich hielt also an und ließ sie von weitem an mir vorüber. Mein Pferd aber wurde ungeduldig und drängte vorwärts, als das letzte Kamel noch vorbeizugehen hatte. Darum kam ich so nahe an dasselbe heran, daß ich alles deutlich sehen konnte. Es trug vier Särge, an jeder Seite zwei. Einer war zerplatzt und mit einem Stricke wieder zusammengebunden, aber so liederlich, daß ich den Inhalt sehen konnte.«

      »Wohl keine Leiche?«

      »Nein. Mir war schon aufgefallen, daß die Karawane nicht den geringsten Geruch verbreitete. Jetzt nun war das erklärt: Gewehre stinken ja doch nicht.«

      »Ah! Gewehre! Sahst du das genau?«

      »Ja. Es war kein Irrtum möglich. Ich ritt weiter, zunächst ohne mich umzusehen, denn man sollte nicht merken, daß ich aufmerksam geworden war. Als ich mich aber weit genug entfernt hatte, lenkte ich hinter einen Felsen, um diesen angeblichen Leichenzug zu beobachten. Nachdem er in der Ferne verschwunden war, ritt ich ihm nach, wohl zwei Stunden lang, bis über die Grenze hinüber. Da bog er von seiner bisherigen Richtung ab und hielt auf den Dschebel Adawa zu. Nun folgte ich erst recht, doch so, daß ich nicht bemerkt werden konnte. Am Fuße des Berges gibt es Wasser. Die Tiere aber mußten an demselben vorüber und ohne Verzug die steile Wildnis hinauf. Warum? Wozu? Das war mir ein Rätsel, und ich beschloß, es zu ergründen. Doch mußte ich das für heut aufheben, denn der Tag war schon fast vorüber, und ich wollte auch nichts unternehmen, ohne vorher mit dir gesprochen zu haben. Ich kam spät heim. Du schliefst. Ich stand zeitig auf. Du schliefst noch immer. Da beschloß ich, selbständig zu handeln, und ritt auf Ghalib wieder hin.«

      »Bist du Jemandem begegnet?«

      »Nein; keinem Menschen. Ich glaube auch nicht, daß mich wer gesehen hat. Als ich auf die gestrige Spur der Todeskarawane traf, sah ich zu meinem Erstaunen, daß es heut eine doppelte war; sie führte nämlich auch wieder zurück. Diese Perser hatten die Nacht auf dem Berge zugebracht und waren dann wieder heimgeritten.«

      »Ah, hätte ich die Fährte sehen können!«

      »Keine Sorge, Sihdi! Ich habe von dir gelernt, wie solche Spuren zu lesen sind. Ich sah, daß man getrabt hatte. Der Sand lag hinten weit hinausgeworfen und die Stapfen waren vorn sehr scharf, aber flach und leicht. Wären die Tiere noch so schwer wie gestern beladen gewesen, so hätten sich die Eindrücke mehr vertieft. Die Gewehre waren also auf dem Dschebel Adawa abgeladen worden, und ich beschloß, hinaufzureiten, aber sehr vorsichtig, denn es war doch mehr als möglich, daß die Personen, welche die Waffen erhalten hatten, sich noch oben befanden. Diese Befürchtung hob sich aber, als ich bei meiner Annäherung einen Reitertrupp bemerkte, welcher soeben herabgekommen war und sich nach Westen entfernte, wo die Weideplätze der Takikurden liegen.«

      »Hatten sie die Gewehre?«

      »Nein. Ich hielt mich versteckt, bis ich sie nicht mehr sehen konnte; dann ritt ich hinauf. Ich konnte nicht irren; die Spuren zeigten mir den Weg. Oben aber war alles so wirr und warr und es liefen so viele Eindrücke in- und durcheinander, daß es mir ganz unmöglich war, mir ein Bild von dem zu machen, was man hier vorgenommen hatte.«

      »Gab es Bäume, Sträucher?«

      »Genug! Dazu eine große Ruine, wohl aus ganz uralter Zeit. In ihrem Innern hatte das Lagerfeuer gebrannt. Ich suchte mit Fleiß und überall, wohin die Ladung versteckt worden sei, doch war alle Mühe vergebens. Von dem vielen Umherkriechen müde, sah ich mich nach einem schattigen Ort um, mich für kurze Zeit auszuruhen. Er war sehr bald gefunden. Ich legte mich nieder und pfiff mein Pferd herbei. Indem es graste, betrachtete ich den alten Märwer[23], der neben mir am Mauerpfeiler stand. Er war hohl. Das Loch befand sich ungefähr zwei Fuß über der Erde. Und nun komme ich auf etwas, was du so oft behauptet hast, Sihdi, nämlich, daß es keinen Zufall gibt. Es war auch wirklich keiner, sondern ich fühlte es wie eine ganz deutliche Aufforderung in mir, in dieses Loch zu greifen, weil etwas darin stecke, was ich unbedingt sehen müsse. Begreifst du das?«

      »Ja. Du griffst hinein und fandest diese Kapsel!«

      »So ist es! Wer war das, der es mir sagte?«

      »Frage nicht, sondern begnüge dich mit dem Funde, der für uns viel, viel wichtiger ist, als du denkst! Hast du dich dann noch lange auf dem Berge aufgehalten?«

      »Nein. Sobald ich das Blech geöffnet und den Inhalt gesehen hatte, ritt ich heim. Ich kam zu spät zum Essen, aß aber nach. Als ich nach dir fragte, hörte ich, du schliefest immer noch. Darum sattelte ich. Vielleicht warst du am Abend zu sprechen. Da aber kamst du doch. Ich wollte nicht sofort beginnen, sondern dich bitten, abseits mit mir zu gehen. Denn niemand sollte sehen, was ich dir zu zeigen hatte. Da aber stiegst du auf, und Assil ging schleunigst mit dir fort. Ich folgte schnell. So ist es gekommen, daß wir uns hier befinden.«

      »Ganz, als ob es genau so beabsichtigt worden wäre! Du mußt schnell fort.«

      »Wohin?«

      »Nach dem Dschebel Adawa. Wenn es möglich ist, lässest du dich unterwegs von keinem Menschen sehen. Hier nimm die Kapsel mit der Agraffe. Du steckst sie wieder in den hohlen Baum und reitest dann sogleich wieder heim.«

      »Warum das, Sihdi?«

      »Es ist keine Zeit, es dir jetzt zu erklären. Ich sage es dir später. Der Mann, dem diese Agraffe gehört, darf nicht ahnen, daß sie in unseren Händen gewesen ist. Ich glaube zwar nicht, daß er heut nach dem Berge kommt, will aber sicher gehen. Du reitest augenblicklich und kommst nach deiner Rückkehr sogleich zu mir, damit ich erfahre, ob es dir gelungen ist, den Auftrag unbemerkt auszuführen.«

      »Darf ich dich denn verlassen, Sihdi? Kannst du allein heimreiten?«

      »Da kommt ja der Kahn. Der Chodj-y-Dschuna will, wie ich sehe, hier bei uns anlegen. Ich werde also nicht allein sein.«

      Da steckte er die Kapsel zu sich, schwang sich auf den Barkh und ritt davon, eben als das Boot an das Ufer stieß.

      »Erlaubst du, Effendi, daß ich dich für einige Augenblicke störe?« fragte der Gesangslehrer, indem er ausstieg, während der Andere beim Ruder sitzen blieb.

      »Du störst mich nicht,« antwortete ich. »Es ist mir vielmehr eine Freude, daß du dich wieder einmal bei mir sehen lässest. Nimm bei mir Platz!«

      Er ließ sich mit den Worten nieder:

      »Ich komme in einer sehr wichtigen Angelegenheit. Es gab für mich einen Grund, mit dir zu sprechen, ohne daß man darauf merkte, daß ich dich im hohen Hause besuchte. Ich überlegte soeben, wie ich dies anzufangen habe, da sah ich dich bei mir vorüberreiten und ging sogleich zum Boote, um hier auf deine Rückkehr zu warten. Da trifft es sich gut, daß du grad hier abgestiegen und gar nicht weitergeritten bist.«

      »So ist es etwas СКАЧАТЬ



<p>23</p>

Holunder.