Im Reiche des silbernen Löwen III. Karl May
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Название: Im Reiche des silbernen Löwen III

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Art von Waffen darf man doch neugierig sein,« entschuldigte sich der Scheik. »Ihr beide wißt, wie oft und viel von ihnen gesprochen wird. Man erzählt sich Wunderdinge von ihnen und eurer Fertigkeit in ihrem Gebrauche. Diese Gewehre sind den Waffen des ganzen Morgenlandes überlegen.

      Ist es da so unbegreiflich, daß ich gern wissen möchte, wie man sie zu handhaben hat?«

      »Ja, es ist unbegreiflich, weil die Neugierde nur eine Eigenschaft der alten Weiber ist. Bei dem Scheik und Anführer tapferer Krieger aber darf sie noch viel weniger als sonst bei einem Mann zu finden sein.«

      Das war deutlich gesprochen, wohl auch ein wenig rücksichtslos, weil wir dem in dieser Weise Zurückgewiesenen ja so viel verdankten. Aber daß er sich jetzt wieder, wie vorhin bei den Pferden, so zudringlich zeigte, das legte unserer Dankbarkeit einen Dämpfer auf, der uns selbst am unangenehmsten berührte. Leider schien er das nicht zu empfinden, denn er fügte zu den bisherigen Fehlern einen neuen, indem er im Tone des Vorwurfes sagte:

      »Du scheinst nicht zu wissen, was ihr uns schuldig seid! Wo wäret ihr jetzt, und was hättet ihr jetzt, wenn wir nicht bereit gewesen wären, euch in unseren Schutz zu nehmen!«

      Halef war eifrig damit beschäftigt, alles, was ihm gehörte, einzustecken, ich ebenso. Jetzt hatten wir nur noch die Gewehre an uns zu nehmen. Wir thaten das, und nun, da wir uns sicher und selbständig fühlen durften, antwortete der Hadschi:

      »Du forderst Dankbarkeit? Weißt du noch nicht, daß der wahre Dank nicht genommen, sondern nur gegeben werden kann? Du hast zwar von uns gehört, kennst uns aber nicht. Darum erscheint dir deine Güte zu uns viel größer, als sie wirklich ist. Wo wir wären und was wir jetzt hätten? Wir hätten auch ohne euch die Spuren dieser Diebe gefunden. Wir wären ihnen gefolgt und hätten uns noch während dieser Nacht hierhergeschlichen, um zu bestrafen, was man an uns verbrochen hat. Euch haben wir weiter nichts, weiter gar nichts zu verdanken, als daß wir drei oder vier Stunden eher hier eingetroffen sind. Und für diese paar Stunden sollen wir dir die Geheimnisse unserer Pferde und unserer Waffen verraten? Denke nach, was du da forderst! Wir haben uns als deine Gäste betrachtet; aber wenn du uns mit Fragen von dir treibst, so werden wir jetzt auf unsere Pferde steigen und nach einem Orte reiten, wo man weiß, daß die wahre Freundschaft sich nicht im Ueberfluß der Worte zeigt! – — Barkh, ta‘ahl![38]«

      Als sein Pferd diese beiden Worte hörte, kam es herbei und stellte sich so vor Halef hin, daß dieser nur den Fuß in den Bügelschuh zu heben brauchte, um sich in den Sattel zu schwingen. Ich gab dem Freunde innerlich recht, hätte mich aber an seiner Stelle wohl etwas höflicher ausgedrückt. Wir hatten Rücksicht zu nehmen. Wie kam es nur, daß der sonst so gern dankbare Kleine hier so schroffe Ausdrücke fand? Er hob auch wirklich schon den Fuß, um aufzusteigen, da trat der Scheik schnell zu ihm und sagte, indem er ihn am Arme zurückhielt:

      »Hadschi Halef Omar, handle nicht zu schnell! Es war ja nicht meine Absicht, euch von hier fortzutreiben! Bedenke, was man von uns sagen würde, wenn man erführe, ihr seiet unsere Gäste gewesen, wäret aber nicht bei uns geblieben!«

      »Für uns würde das wohl keine Schande sein!« antwortete Halef streng.

      »Nein, aber für uns! Darum bitten wir euch, hier zu bleiben und morgen früh mit nach unserem Lager zu reiten. Ihr könnt diesen Ort wohl auch gar nicht eher verlassen, als bis ihr über die Diebe Gericht gehalten habt!«

      Das war freilich ein Grund, welcher sofort wirkte:

      »Gericht halten? Allerdings!« antwortete der Kleine. »Wer soll es thun? Willst du dich mit einer Dschemmah[39] deiner Krieger daran beteiligen?«

      »Nein.«

      »Warum nicht?«

      »Weil das Urteil derselben wohl nicht mit dem eurigen übereinstimmen würde.«

      »Wieso?«

      »Jede Dschemmah hat nach dem Gesetze der Wüste zu richten, welches den Pferderaub mit dem Tode bestraft. Euer Urteil aber wird sich dieser Strenge wahrscheinlich nicht bedienen.«

      »Nicht?« fragte Halef im Tone der Ueberraschung. »Warum denkst du das?«

      Der Scheik dachte nach, wie er sich am besten auszudrücken habe. Leider verhinderte mich sein Vollbart, seine Gesichtszüge zu studieren. Sie kamen mir verlegen und doch auch wieder pfiffig vor. Er wollte unbefangen erscheinen, und doch hätte ich behaupten mögen, daß er grad jetzt befangen sei. Dann antwortete er:

      »Man hört von euch, daß ihr ganz anders denkt, als andere Leute denken. Ihr handelt nach einer Gerechtigkeit, welche lieber verzeiht, als daß sie sich den Vorwurf der Härte machen läßt. Und hart wäre es doch wohl, wenn diese zwölf Personen wegen nur zwei Pferden alle sterben müßten!«

      »Nur zwei? Ich sage dir, daß diese zwei Hengste mehr wert sind als hundert, als tausend andere Pferde!

      Die Zahl kommt also hier ganz und gar nicht in Betracht.«

      »So, aber doch der Umstand, daß ihr euch schon wieder in ihrem Besitz befindet!«

      »Das ist richtig. Wir werden also nicht vom Tode sprechen. Aber eins dieser edlen Pferde ist geschlagen worden. Das ist etwas, was nicht vergeben werden kann!«

      »Rechne die zerbrochenen Knochen der beiden Unvorsichtigen ab, welche von den Hufen getroffen worden sind!«

      »Abrechnen? Wie kommst du mir vor? Ist es deine Absicht, der Dawa wekeli[40] dieser Missethäter zu sein und sie zu verteidigen? Wer nicht mit richten will, hat auch nicht zu beschönigen. Ich werde also mit meinem Sihdi beraten, und was wir bestimmen, das wird ausgeführt. Jetzt aber – — jetzt – — o, Sihdi, halte mich! Der Schwindel ist wieder da. Ich sehe nichts und muß mich niedersetzen!«

      Er griff nach dem vor ihm stehenden Pferde, um sich festzuhalten. Ich schlang den Arm um ihn und führte ihn an das Feuer. Dort ließ ich seine Decke ausbreiten und legte ihn auf dieselbe nieder. War ich erst besorgt gewesen, so wurde mir nun angst um ihn.

      »Was fehlt dem Scheik der Haddedihn?« erkundigte sich Nafar Ben Schuri. »Hat er vielleicht den Suchuna[41]

      »Nein,« antwortete ich.

      »Oder die Berdija[42]

      »Nein.«

      »Oder die Chumma mutallati[43]

      »Auch diese nicht. Er hat gestern vergifteten Kaffee getrunken. Davon ist ihm noch übel. Weiter ist es nichts.«

      Ich wußte, daß ich log; aber die Klugheit verbot mir, die Wahrheit zu sagen. Ich war jetzt beinahe überzeugt, es mit einer schweren, typhösen Erkrankung zu thun zu haben, mußte dies aber verheimlichen, um mir die Bedingungen einer wenigstens den Umständen angemessenen guten Krankenpflege zu ermöglichen. Daß es sich um eine ansteckende Krankheit handle, brauchte jetzt noch niemand zu wissen. Später freilich hatte ich es unter allen Umständen für meine Pflicht zu halten, die Dinarun vor Ansteckung zu bewahren.

      Glücklicherweise hatten wir unsere Sachen wieder, auch unsere kleine Reiseapotheke. Ich beeilte mich also, Halef Chinin zu geben. Dann lag er still und mit geschlossenen Augen da, als ob er schlafe.

      Die aus dem Lager gekommenen Dinarun СКАЧАТЬ



<p>38</p>

»Barkh, komm!«

<p>39</p>

Versammlung der Aeltesten.

<p>40</p>

Advokat.

<p>41</p>

Heißes Fieber.

<p>42</p>

Kaltes Fieber.

<p>43</p>

Wechselfieber.