Die alten Götter. Luci van Org
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Название: Die alten Götter

Автор: Luci van Org

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isbn: 9783944180441

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Christoph blickte aus seinem Seitenfenster, wo die drei Gestalten immer noch im Regen saßen. „Keine schlechte Idee“, entschied er.

      „Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich hier alleine bleibe?“, protestierte Sabrina.

      „Gut, dann werden wir eben beide nass“, entgegnete Christoph und öffnete seine Tür. Riesige Tropfen prasselten auf den Boden, als das junge Paar auf die Hütte zulief. Solch einen Sturm hatten sie noch nie erlebt und an manchen Orten der Welt erwartet, nur nicht hier in der Wüste von Nevada. Als sie den Brunnen endlich erreichten, waren sie bis auf die Haut durchnässt.

      Die drei Frauen betrachten die Ankömmlinge mit stoischer Ruhe und ohne sichtbares Interesse. Eine jede von ihnen hält ein Wollknäuel in der Hand, so unterschiedlich wie die Frauen selbst. Eine scheint Sabrina uralt zu sein, ihr schlohweißes Haar hängt in triefend nassen Strähnen über ihre Schultern. Zwischen ihren Fingern reicht ein langer dicker Faden bis auf den Boden, der Sabrina an eine tote Schlange erinnert. Die zweite Frau ist jünger und nicht so runzlig wie die Alte und auch sie ist völlig durchnässt. Sie hält einen abgerissenen Faden in der Hand und wirkt auf eine undefinierbare Weise traurig. Die dritte ist eine junge Frau mit langem, strohblonden Haar, das sie in einen dicken Zopf geflochten hat, der ihr weit über die Schulter reicht. Sie lächelt Sabrina schmallippig zu.

      „Du kommst früh, Mädchen“, sagt die Alte auf Deutsch. Ihre Stimme klingt knarzig und hat einen leichten Akzent, den Sabrina nicht zuordnen kann.

      „Gerade rechtzeitig“, erwidert die zweite und grinst nun auch. Die dritte schweigt und betrachtet die Eheleute nachdenklich.

      „Sie sprechen unsere Sprache?“, staunt Sabrina.

      Irritiert schiebt Christoph seine Frau ein Stück nach hinten und baut sich zwischen ihr und den Frauen auf. „Entschuldigen Sie die Störung, meine Damen. Wir haben uns wohl verfahren und der Motor unseres Wagens streikt. Dürften wir Ihr Telefon benutzen?“

      „Und wo sind wir hier?“, ergänzt Sabrina.

      Die jüngste der drei Frauen legt ihr winziges Wollknäuel auf den Brunnenrand und erhebt sich leichtfüßig von ihrem Holzschemel.

      „Da müssen wir Mr. Wouden fragen. Der kennt sich hier bestens aus“, sagt sie heiter und mit tiefer Grabesstimme.

      Sabrina kommt es so vor, als sei die Blondine überhaupt nicht nass geworden. Diese geht gemessenen Schrittes zur Hütte und pocht energisch mit den Fingerknöcheln gegen das durchweichte Holz. Einige unendlich lange Sekunden passiert gar nichts. Nur der Regen peitscht erbarmungslos weiter auf die Erde nieder. Dann öffnet sich die alte Holztür schwungvoll und ein riesiger Mann steht im Türrahmen. Hinter ihm kann Sabrina weder ein Zimmer, noch einen Gang erkennen. Einzig ein diffuses, schmutzig-gelbes Licht flimmert dort, das einen Eindruck von unendlicher Weite vermittelt.

      Die nächste Bemerkung lässt Sabrina zusammenfahren. „Geht nur Sabrina, Mr. Wouden hat schon auf euch gewartet.“ Sie weiß nicht, welche der Frauen gesprochen hat und es ist ihr auch egal. Plötzlich ist die Panik aus dem Auto wieder da.

      „Woher“, fragt Sabrina alarmiert, „wo - woher kennen Sie meinen Namen?“ Sie ist sich sicher, dass sie ihn nicht genannt hat.

      Jetzt mischt sich der Mann ein, der aus der Hütte getreten ist und die Tür hinter sich verschließt. Er trägt einen blauen Regenmantel, der schon bessere Tage gesehen hat, sein Hut verdeckt sein Gesicht fast vollständig.

      „Ich kann mir den Wagen ja mal ansehen“, brummt er mit sonorer Stimme, „Habe in all den Jahren schon viele Wagen fahren sehen.“

      Die beiden Eheleute sind sprachlos.

      „Nun komm, Christoph!“, fordert Wouden den pitschnassen Mann auf. Dabei spricht er den Namen des jungen Mannes so übertrieben betont aus, als könne er die Buchstaben einzeln schmecken. Auch dem mysteriösen Mann scheint der Sturm nichts anhaben zu können. Seine Kleidung bleibt trocken und der Schlapphut soll wohl eher das Gesicht verdecken als vor dem Regen schützen. Verwirrt trabt Christoph mit wackligen Knien hinter dem blauen Mantel her in Richtung Mietwagen. Schon bald ist er im dichten Regenschleier verschwunden. Sabrina sieht ihm nach. Am liebsten würde sie Christoph hinterherlaufen, doch etwas lässt sie nicht. Wie angewurzelt bleibt sie am Brunnen stehen.

      „Dein Weg endet hier.“ Sabrina dreht sich zu der zweiten Frau, die gesprochen hat, „Skuld hält nichts mehr für dich in der Hand.“

      Wie zur Bestätigung streckt ihr die blonde Frau beide Handflächen entgegen.

      „Ich verstehe nicht“, jammert Sabrina. „Was soll das heißen? Mein Weg endet hier?“

      „Du bist zu Hause“, besänftigt sie die Älteste. „Sieh nur.“

      Sie deutet auf Sabrinas Sommerkleid, das bis eben triefnass an der Haut klebte und jetzt trotz des anhaltenden Gewittergusses trocken ihren Körper umweht.

      Erneut rollt ein tosender Donner über den Himmel und eine Serie von Blitzen zuckt auf.

      „Bald wirst du mit ihnen reiten“, freut sich die jüngste der Brunnenfrauen. „Und ich weiß, dass du es gut machen wirst.“ Jetzt lacht sie freundlich. „Komm Sabrina, gib mir deine Hand, ich bin deine Zukunft.“

      Von der Straße her kommen Mr. Wouden und Christoph zurück. Auch der junge Mann ist jetzt nicht mehr durchnässt, sein weißes Hemd flattert um seine Hüften. Sein Haar scheint im Wind zu wehen, während es weiter gießt, als laufe im Himmel ein Ozean aus. Christoph starrt Sabrina verklärt lächelnd an und schreitet wortlos an ihr vorbei, hinter Mr. Wouden her zur Hütte. Wouden öffnet die Tür und wieder sieht Sabrina dieses ockerfarbene Licht. Doch dieses Mal glaubt sie ganz hinten an einem unfassbar weit entfernten Horizont einen Regenbogen ausmachen zu können. Der Mann im blauen Mantel lässt Christoph durch die Tür treten und blickt ihm nach, bis er im diffusen Licht langsam seine Konturen verliert. Mr. Wouden nimmt seinen Hut ab und dreht sich zu Sabrina um. Er trägt einen weißen Vollbart, hat hohe Wangenknochen und eine mächtige Nase. Ein blaues Auge schaut aufmerksam auf Sabrina herab. An der Stelle, wo das zweite hätte sein müssen, ist im Gesicht des Riesen ein Loch, in dem ockerfarbenes Licht schimmert. Der Mann zwinkert ihr mit seinem intakten Auge aufmunternd zu und geht in die Hütte. Polternd schlägt die Tür zu.

      Sabrina schlug die Augen auf. Ihr Hals war trocken, sie tastete nach der Wasserflasche.

      „Na, wieder unter den Lebenden?“, wollte Christoph wissen, der das Lenkrad lässig mit der linken Hand umfasst hielt, während er mit der rechten sein Handy bediente.

      „Ich habe geträumt“, sagte Sabrina und stellte die Flasche wieder in die Halterung.

      „Ach ja?“, fragte Christoph abgelenkt. Die Fahrbahn begann holpriger zu werden. Der Regen wurde heftiger und von Westen zogen bedrohliche Wolkenberge heran, die sich im diffusen Dämmerlicht wie eine wilde Reiterschar unaufhörlich näherten. Plötzlich krachte es ohrenbetäubend und ein gewaltiger Blitz erhellte die Umgebung der baufälligen Straße für einen Sekundenbruchteil taghell. Am linken Wegesrand konnte Sabrina eine Hütte erkennen, daneben einen gemauerter Ziehbrunnen. Über dem Brunnen befand sich ein mächtiges Rundholz. Schemenhaft wurden drei Gestalten sichtbar, die dort im Unwetter saßen. Im Scheinwerferlicht des Wagens war ein querstehender Lastwagen zu sehen. Christoph konnte nicht mehr bremsen.

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