Название: Christliche Pflanzennamen
Автор: Dieter Kremp
Издательство: Автор
isbn: 9783957448644
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Auch der Mönch ist unter den christlichen Pflanzennamen anzutreffen. Eine Pflanze mit Früchten, die antiaphrodisch wirken, trägt den Scherznamen Mönchspfeffer. Sie diente im Mittelalter gegen die Sinnlichkeit, „daher legten sich die Frauen an Tagen geschlechtlicher Enthaltsamkeit die Zweige unter die Brüste“.
Gleich dreimal ist der „Engel“ in einem Pflanzennamen vertreten. Da gibt es eine giftige Engelstrompete, die wahrlich kein „Engel“ ist. Die Wurzel eines Farns, des Engelsüß, hat einen süßlichen Geschmack. Nach der Legende des Volkes ist der Farn von Engeln zur Erde gebracht worden, damit er gegen Schlaganfall helfe. Dass zwei Doldengewächse auf die Namen „Angelica“ (Brustwurz) und „Archangelica“ (Engelwurz) getauft wurden, deutet man so, dass ein Engel und ein Erzengel die Heilkraft der nach ihnen benannten Pflanzen entdeckt haben sollen.
Es muss schon seine Bewandtnis haben, wenn eine Pflanze „paradiesisch“ ist. Es braucht uns schließlich nicht zu wundern, dass begehrte und vortreffliche Früchte aus dem Paradies stammen sollen, wie z. B. der Paradiesapfel (= Tomate) und die Paradiesfeige (Banane).
Wir stoßen bei Pflanzennamen auch auf das „Kreuz“ als Namensbestandteil. „Kreuzweise gegenständig“ ist ein fester Begriff der Bestimmungsbücher und die Ursache manchen „Kreuznamens“. Die Pflanzenfamilie der Kreuzblütler ist allen voran zu nennen. Die „Kreuzblüte“ ist bestimmt durch vier Kelchblätter, die im Winkel von 90 Grad zueinander stehen, vier Blütenblätter füllen die Lücken aus. Bei dem Kreuzlabkraut bilden vier dreinervige Blättchen einen Quirl, in dessen Achsel kleine gelbe Blüten in Trugdolden stehen. So reihen sich hier Blütensträußchen am Stängel in vielen Etagen. Zu den Faulbaumgewächsen gehört der Kreuzdorn. Sein Name kommt von seiner gegenständigen Verzweigung; die Zweige laufen in Dornen aus. Die Früchte sind die „Kreuzbeeren“.
Es sollte noch erwähnt werden, dass es noch viele derartige „Kreuzpflanzen“ gibt. Zu den Kreuzkräutern hat man auch schon die Einbeere und einen Enzian neben anderen gerechnet. Bei den Enzianblättern tritt die Kreuzstellung auf; andere Beobachter aber fanden, dass das Rhizom in der Mitte kreuzähnlich zerspalten sei. Auf diese Weise habe der Herr die heilkräftige, in Legenden oft erwähnte Pflanze besonders kennzeichnen wollen; er durchstach sie mit einem vierschneidigen Speer. Das Kreuzkraut (Senecio) aber trägt kein Kreuz, es ist vielmehr als „Greiskraut“ zu deuten. An den flugfähigen Samen sitzen kleine Flugapparate, Haarschöpfe aus grauweißen Pappushaaren geformt, wie das graue Haar auf dem Kopf eines alten Mannes: Jakobskreuzkraut oder Jakobsgreiskraut.
Der Baum Jesse
Ein Baum, der mit der Erlösung zusammenhängt, kam in der mittelalterlichen Ikonographie zu großen Ehren. Man bildete ihn häufig in Manuskripten und auf Kirchenfenstern ab; dies geschah besonders vom 13. Jahrhundert an unter dem Einfluss der Zisterzienser, die eine besondere Verehrung für die Jungfrau Maria hegten. Der Baum Jesse hat seinen Ursprung im Alten Testament, im Buch Jesaja. Hier straft Gott einen Baum, der aber von neuem ergrünt; in diesem Fall handelt es sich allerdings nicht um einen heidnischen König, sondern um das Geschlecht Davids, dessen Begründer Isai (Jesse) ist. „Siehe der Herr, der Gott der Heerscharen, zerschlägt die Äste der Krone mit Schreckensgewalt, und die Hochgewachsenen sind gefällt, und die Hohen sinken nieder. Zusammengehauen wird das Dickicht des Waldes mit dem Eisen, und der Libanon fällt durch einen Herrlichen. Ein Reis wird hervorgehen aus dem Sumpf Jesses, und ein Schoß aus seinen Wurzeln Frucht tragen. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Frucht des Herrn.“
Für die Christen konnte es keinen Zweifel geben: der Stamm Jesse war Maria, die von David abstammte, und das Reis war Christus. Der Baum Jesse wurde für sich zu einem ganzen Bündel von Symbolen der christlichen Mystik. Man brachte mit ihm natürlich die Vision Seths vom Lebensbaum in Verbindung, der in seinem Wipfel Jesus und seine Mutter trug. Die Jungfrau wurde zur „neuen Eva„ und Abel, der das Opfer seines Bruders wurde, wie auch Joseph, der Sohn Jakobs, von seinen Brüdern verkauft wurde, glich Jesus, dem Menschensohn, der von seinem Jünger Judas an seine Feinde ausgeliefert wurde. Der Baum versinnbildlichte auch die allgegenwärtige Kirche, die aus Jesu Opfer entstanden war, und selbstverständlich auch das Paradies. Ferner erinnerte er an die Jakobsleiter und an die feurige Leiter des Johannes, die Himmel und Erde verbindet. Die Ikonographie zeigte Jesse, den Patriarchen, wie er schlafend und träumend am Boden liegt, eine angezündete Lampe ist neben ihm aufgestellt. Aus seinem Nabel oder seinem Mund wuchs der Stamm hervor; auf den Ästen waren die Könige von Juda oder die Propheten abgebildet, die von Zeitalter zu Zeitalter das Kommen des „Sprosses aus dem Hause Davids“, des künftigen Messias, angekündigt hatten. Ganz zuoberst erschien wie eine riesige Blüte die Jungfrau Maria, die auf ihrem rechten Arm das göttliche Kind hielt und ihm mit der linken Hand eine Blume reichte.
Dieser exemplarische Baum liegt dem genealogischen Baum zugrunde, dem Bild des „Stammbaums“ mit seinen verschiedenen Verzweigungen, der im 19. Jahrhundert als „Baum der Evolution“ erscheint und aufzeigt, wie sich die Arten in verschiedene „Ableger“ aufspalten, als ob sie voneinander abstammten und eine einzige riesige Familie bildeten.
Wie eine Lilie unter Dornen
Ein jeder kennt den Orakelspruch, den man beim Abzupfen der einzelnen Blütenblätter bei der Margerite und beim Gänseblümchen aufsagt: „Er liebt mich, liebt mich nicht. Er liebt mich, liebt mich nicht …“ Der Orakelspruch wird aber auch vielfach abgewandelt, so zum Beispiel: „Er liebt mich von Herzen, mit Schmerzen, ein wenig oder gar nicht …“ Nach und nach zupft man dem Gänseblümchen jedes einzelne Blütenblatt ab, bis aufs Letzte, bis man es dann weiß. Das genügsame Gänseblümchen, das Mondscheinblümchen, ist eine Blume, die der Jungfrau Maria zugeordnet ist – eine Marienblume. Und den Namen Marienblümchen trägt sie auch in Österreich. Es ist Sinnbild der Demut, der Reinheit und Bescheidenheit, auch Sinnbild für den Schutz, den die Gottesmutter gewährt. Das gelbe Blütenkörbchen in der Mitte der Blüte ist eine Zusammenballung von vielen kleinenb Blüten. Am Abend und bei schlechtem Wetter schließt sich die Blüte. „Die Hüllblätter beschützen die armen Seelen“, sagt man.
Die weiße Madonnenlilie fehlt auf keiner bildlich dargestellten Verkündigungsszene. Sie ist die wichtigste Marienblume. „Ich bin die Narzisse in Saron, die Lilie in den Tälern. Wie die Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Mädchen“, so heißt es in der Bibel im Hohelied. Und im Matthäusevangelium wird von der „Lilie auf dem Felde“ gesprochen.
Die weiße Lilie zierte die Säulenkapitelle in vielen antiken Zivilisationen, in Ägypten, Assyrien, in der minoischen Kultur und im Tempel Salomos in Jerusalem. Sie war ein Symbol der Schönheit, oft auch von Fruchtbarkeit und Reichtum. Unter christlichem Einfluss wurde sie zum Symbol für geistliche Reinheit, Heiligkeit und Auferstehung und deshalb als Mariensymbol häufig in der Nähe und Umgebung von Kirchen angepflanzt. Unter dem Namen „Marienlilie“, später „Madonnenlilie“, taucht sie dann oft auf alten Kirchengemälden auf, die Maria mit der Lilie in der Hand zeigen.
Ab dem 10. Jahrhundert wurde auch die Kartoffelrose Maria zugeschrieben. In Weiß – die Farbe der Unschuld und unbefleckten Empfängnis. Später kam Marias Anteil an der Passion hinzu: Symbolisch drückt das die Farbe Rot aus. In der blauen Kornblume lässt sich sogar eine Krone für die Himmelskönigin erkennen.
Die Kornblume wurde das Symbol Marias für ihre Treue und Beständigkeit. Die Blüten der Erdbeere verkörpern Marias Keuschheit. Warum Maria so viele Blumen zugeordnet sind, geht wohl auf die Geschichte ihres СКАЧАТЬ