Название: Genial erfolgreich
Автор: Marcus Kutrzeba
Издательство: John Wiley & Sons Limited
Жанр: Малый бизнес
isbn: 9783527838622
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Kommen wir nochmal zurück zum Anfangsbeispiel am Spielplatz: Beobachte einmal ein Kind, wenn es sich unsicher ist. Es denkt zum Beispiel: »Ist der große Kletterturm okay für mich?« »Kann ich Zweige aus dem Wald holen zum Spielen?« »Was passiert, wenn ich meine Füße im Sand eingrabe?« Es sucht dann ganz selbstverständlich nach dem Blick seiner Eltern oder der Bezugsperson, die gerade in der Nähe ist, und versucht dort die Antwort auf seine ungestellte Frage in Form einer Reaktion abzulesen. Bekommt es nicht die nötige Klarheit und Gewissheit, weil der Erwachsene vielleicht gerade nicht hinschaut, abgelenkt oder sich nicht sicher ist, irritiert oder entmutigt das auch das Kind.
Es findet keinen Halt und keine Orientierungslinien, um seine Entscheidung sicher fällen zu können, weil die (unsichere) Bezugsperson ihm vermittelt hat, dass sie es selbst nicht weiß. Im Ergebnis macht das Kind (mit uns) dann, was es will; es quengelt, trödelt, ist zornig, weint oder tanzt dem Gegenüber sprichwörtlich auf der Nase herum. Alles schon dagewesen, das heißt, selbst erlebt. Damit beginnt oft ein unangenehmer Kreislauf aus Missverständnissen und seltsamen Erziehungsmaßnahmen. Das in der westlichen Welt verbreitete Modell von Belohnung und Bestrafung kommt nicht von ungefähr. Es hält sich leider hartnäckig aufgrund des Irrglaubens, dass ein Kind aufmüpfiger wird, umso selbstsicherer und furchtloser es ist. Dabei ist das Einzige, was wirklich Sicherheit gibt, die eigene Sicherheit. Ist der Erwachsene sich sicher, »folgt« ein Kind ganz natürlich. Nicht die Selbstsicheren (Kinder) tanzen anderen auf der Nase herum, sondern die Unsicheren.
Nun ist das ja aber kein Erziehungs-, sondern ein Erfolgsbuch. Daher legen wir das Beispiel wieder um auf uns als Mitarbeitende, Selbstständige, Firmenchefs, Kollegen, Partner und so weiter: Wenn sich jemand unsicher ist, sein Gegenüber aber die notwendige Souveränität ausstrahlt, dann wird die andere Person natürlich auch sicherer. Sie wird selbst-sicher hinsichtlich der anstehenden Entscheidung oder Handlung, für die gewissermaßen nur eine »Bestätigung« gesucht wird. Selbstsicherheit ist also auch ein Stück weit übertragbar. Leider gehören Kontrollversuche à la »mach dies«, »tu das nicht« und Wenn-dann-Sätze auch in vielen Firmen regelmäßig zum Umgangston. Es wird also nach wie vor mehr kontrolliert, als (Selbst-)Sicherheit vermittelt. Schade.
1.5 Lösung her, aber sofort! Oder: Warum Geduld eine verlernte Tugend ist
Wir Menschen wollen immer schnelle Lösungen. Vorgefertigte Anleitungen und Erfolgsrezepte sind extrem gefragt. Ein Rezensent meines vorigen Buches Best Seller hat beanstandet, dass ihm so ein Leitfaden im Buch gefehlt hat. »Wie Verkaufen richtig geht, wird eigentlich nicht erklärt«, lautete sein Vorwurf. Zu Recht! Aber für den eigenen Erfolg gibt es einfach kein Patentrezept.
Leider haben sich die Menschen inzwischen längst daran gewöhnt, vieles von jetzt auf gleich und vorgekaut haben zu können. Das eigene Auto parkt bei den meisten direkt vor dem Gartenzaun, ihre Handys und Uhren haben E-Mail- und Internetzugang, Einkäufe bringt der Onlineshop zu jeder Tages- und Nachtzeit an die Haustür, für Unterhaltung sorgt das Smart-TV oder eine Streaming-Plattform, und Wellness-Angebote gibt es inzwischen an jeder Straßenecke. Natürlich ist das verlockend, dass wir für fast jede Situation unabhängig vom Lebensbereich auf Knopfdruck eine Lösung parat haben. Aber Vorsicht! Die Art und Weise, mit der wir da an unsere Probleme, Wünsche und Ziele herangehen, könnte uns noch zum Verhängnis werden.
Ich sehe zum Beispiel tagtäglich Menschen, die es sich äußerst bequem eingerichtet haben im Leben. Sie machen teure Urlaube, haben große Fernseher, ein Eigenheim, mehrere Autos, eine Haushaltshilfe, ein Haustier, einen Pool oder ein Boot. Trotzdem setzen sie ihre Vorhaben nicht um, fühlen sich gestresst und antriebslos und verlieren zunehmend die Freude an ihrem Tun. Ihr von Annehmlichkeiten volles Leben ist nicht erfüllt, sondern voller Leere. Ich wage zu behaupten, dass das fast ausschließlich am Streben nach Bequemlichkeit liegt. Das Bequem-sein wird nämlich gern verwechselt mit Erholung und Luxus. Wenn sich jemand gestresst oder ausgelaugt fühlt, sagen viele automatisch: »Ganz klar, du arbeitest zu viel, gönn dir doch mal was.« Und derjenige zieht los und kauft sich etwas. Konsumieren, Abschalten, Nichtstun – als Ausgleich zur Erwerbsarbeit und den sonstigen Belastungen des Alltags. Diese Bequemlichkeitshaltung ist der Hauptgrund dafür, warum die Menschen nicht das Glück verspüren, nach dem sie streben. So ein Mindset macht auf Dauer stumpf und träge. Ich gehe sogar noch weiter und sage, dass man dadurch verdummt.
Unsere Wahrnehmung wird völlig blockiert, wenn man sich dauernd mit Dingen beschäftigt, die an der Essenz des Lebens so vorbeigehen wie Programmfernsehen oder All-inclusive-Urlaub. Natürlich braucht jeder Zeit für Erholung. Ich fahre auch weg, ich schaue mir auch Filme an, aber ich strebe nicht primär danach. Wer überwiegend Bequemlichkeit anstrebt, sich vom Konsum berauschen und von Massenmedien verblöden lässt, verliert den eigentlichen Lebenssinn aus den Augen. Diese banalen Beispiele stehen ja nur stellvertretend für so vieles, was man der Bequemlichkeit halber tut. Einen klaren Kopf – und den braucht man, um seine Grundeinstellung auf den eigenen Erfolg auszurichten – holt man sich sicher nicht in der Komfortzone. Dafür muss man bereit sein, auch unbequeme Dinge zu tun. Aber wer bringt schon noch die Geduld dafür auf?
Ruhig und beherrscht lästige Situationen auszuhalten oder auf etwas lange zu warten, ist tatsächlich eine große Herausforderung. Ich weiß das nur zu gut, mein angeborener Geduldsfaden ist immens kurz. Als ich meine Frau kennengelernt habe, konnte ich kaum glauben, wie penibel und langsam sie sich vorbereitet, bevor sie aus dem Haus geht. Geduldig ertragen konnte ich es schon gar nicht. Sie hat es mir zum Glück verziehen, dass ich sie öfter einmal zur Beeilung gedrängt habe. Böse Zungen behaupten, ich wäre getrieben und rastlos. Ich nenne es lieber aktiv und dynamisch. Gelassenheit gehört jedenfalls nicht zu meinen Stärken. Und so durfte ich lernen, dass »Tempo« meine höchstpersönliche Komfortzone ist und ich da rauskommen muss, wenn ich etwas erreichen will. Immerhin ist die Richtung wichtiger als die Geschwindigkeit, mit der man etwas angeht.
Ich kenne nur wenige Menschen, die Langeweile ohne rettende Ablenkung aushalten können. Ablenkungen lauern und locken halt auch überall. Du brauchst dich nur umzuschauen an der Haltestelle, in der U-Bahn, bei der roten Ampel, vor der Supermarktkasse, am Kinderspielplatz und so weiter: Wie viele Leute wirst du zählen, die geduldig warten und dabei ihre Augen und vor allem Gedanken entspannt schweifen lassen? In den Köpfen vieler Leute geht es wilder zu als im Affenkäfig, so sprunghaft hüpft ihr Verstand von Gedanke zu Gedanke. Unsere Gewohnheiten sind der Schnelligkeit der digitalisierten Gesellschaft erlegen. Dauernd glotzen wir auf irgendwelche Bildschirme, in Geschäften herrscht rege Hintergrundbeschallung und über die Belüftungsanlage werden Duftstoffe eingeschleust, die die Kauflust anregen. Ja, wie soll denn einer den Fokus aufs Wesentliche richten können, wenn ihm die Sinne derart vernebelt werden?
Ich kann dir sagen, es zahlt sich aus, sich in Geduld zu üben, eine langweilige oder unangenehme Situation einfach mal so zu ertragen. Es geht nämlich genau darum – um die Fähigkeit zu fokussieren. Wir möchten uns ja ein- bzw. »scharfstellen« auf das, was wir im Leben haben wollen. Geduldig ist nicht der, der gelassen in einer bequemen Situation ausharrt und hofft, dass ihm das Glück schon in den Schoß fallen wird. Geduldig ist, wer dem unbequemen Moment standhält, in dem er nicht weiß, was er mit sich anfangen soll. Nur dort finden wir das, wonach wir uns sehnen und suchen: Freude, Freiheit, Identifikation, Erfüllung und Erfolg.
Die meisten Leute haben aber keinen Erfolg, sie kommen СКАЧАТЬ