Anatol. Arthur Schnitzler
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Название: Anatol

Автор: Arthur Schnitzler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754188293

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СКАЧАТЬ sie fragen ...

      MAX. Du, wie alt ist sie denn?

      ANATOL. Neunzehn ... Cora, wie alt bist du?

      CORA. Einundzwanzig Jahre.

      MAX. Haha.

      ANATOL. Pst ... das ist ja außerordentlich ... Du siehst daraus ...

      MAX. O, wenn sie gewußt hätte, daß sie ein so gutes Medium ist!

      ANATOL. Die Suggestion hat gewirkt. Ich werde sie weiter fragen. – Cora, liebst du mich ...? Cora ... liebst du mich?

      CORA. Ja!

      ANATOL triumphierend. Hörst du's?

      MAX. Nun also, die Hauptfrage, ob sie treu ist.

      ANATOL. Cora! Sich umwendend. Die Frage ist dumm.

      MAX. Warum?

      ANATOL. So kann man nicht fragen!

      MAX. ...?

      ANATOL. Ich muß die Frage anders fassen.

      MAX. Ich denke doch, sie ist präzis genug.

      ANATOL. Nein, das ist eben der Fehler, sie ist nicht präzis genug.

      MAX. Wieso?

      ANATOL. Wenn ich sie frage: Bist du treu, so meint sie dies vielleicht im allerweitesten Sinne.

      MAX. Nun?

      ANATOL. Sie umfaßt vielleicht die ganze ... Vergangenheit ... Sie denkt möglicherweise an eine Zeit, wo sie einen anderen liebte ... und wird antworten: Nein.

      MAX. Das wäre ja auch ganz interessant.

      ANATOL. Ich danke ... Ich weiß, Cora ist andern begegnet vor mir ... Sie hat mir selbst einmal gesagt: Ja, wenn ich gewußt hätte, daß ich dich einmal treffe ... dann ...

      MAX. Aber sie hat es nicht gewußt.

      ANATOL. Nein ...

      MAX. Und was deine Frage anbelangt ...

      ANATOL. Ja ... Diese Frage ... Ich finde sie plump, in der Fassung wenigstens.

      MAX. Nun so stelle sie etwa so: Cora, warst du mir treu, seit du mich kennst?

      ANATOL. Hm ... Das wäre etwas. Vor Cora. Cora! Warst du ... Auch das ist ein Unsinn!

      MAX. Ein Unsinn!?

      ANATOL. Ich bitte ... man muß sich nur vorstellen, wie wir uns kennen lernten. Wir ahnten ja selbst nicht, daß wir uns einmal so wahnsinnig lieben würden. Die ersten Tage betrachteten wir beide die ganze Geschichte als etwas Vorübergehendes. Wer weiß ...

      MAX. Wer weiß ...?

      ANATOL. Wer weiß, ob sie nicht mich erst zu lieben anfing, – als sie einen andern zu lieben aufhörte? Was erlebte dieses Mädchen einen Tag, bevor ich sie traf, bevor wir das erste Wort miteinander sprachen? War es ihr möglich, sich da so ohne weiteres loszureißen? Hat sie nicht vielleicht tage- und wochenlang noch eine alte Kette nachschleppen müssen, müssen, sag' ich.

      MAX. Hm.

      ANATOL. Ich will sogar noch weiter gehen ... Die erste Zeit war es ja nur eine Laune von ihr – wie von mir. Wir haben es beide nicht anders angesehen, wir haben nichts anderes voneinander verlangt, als ein flüchtiges, süßes Glück. Wenn sie zu jener Zeit ein Unrecht begangen hat, was kann ich ihr vorwerfen? Nichts – gar nichts.

      MAX. Du bist eigentümlich mild.

      ANATOL. Nein, durchaus nicht, ich finde es nur unedel, die Vorteile einer augenblicklichen Situation in dieser Weise auszunützen.

      MAX. Nun, das ist sicher vornehm gedacht. Aber ich will dir aus der Verlegenheit helfen.

      ANATOL. –?

      MAX. Du fragst sie, wie folgt: Cora, seit du mich liebst ... bist du mir treu?

      ANATOL. Das klingt zwar sehr klar.

      MAX. ... Nun?

      ANATOL. Ist es aber durchaus nicht.

      MAX. Oh!

      ANATOL. Treu! Wie heißt das eigentlich: Treu? Denke dir ... sie ist gestern in einem Eisenbahnwaggon gefahren, und ein gegenübersitzender Herr berührte mit seinem Fuße die Spitze des ihren. Jetzt mit diesem eigentümlichen, durch den Schlafzustand ins Unendliche gesteigerten Auffassungsvermögen, in dieser verfeinerten Empfindungsfähigkeit, wie sie ein Medium zweifellos in der Hypnose besitzt, ist es gar nicht ausgeschlossen, daß sie auch das schon als einen Treubruch ansieht.

      MAX. Na höre!

      ANATOL. Um so mehr, als sie in unseren Gesprächen über dieses Thema, wie wir sie manchmal zu führen pflegten, meine vielleicht etwas übertriebenen Ansichten kennen lernte. Ich selbst habe ihr gesagt: Cora, auch wenn du einen andern Mann einfach anschaust, ist es schon eine Untreue gegen mich!

      MAX. Und sie?

      ANATOL. Und sie, sie lachte mich aus und sagte, wie ich nur glauben könne, daß sie einen andern anschaue.

      MAX. Und doch glaubst du –?

      ANATOL. Es gibt Zufälle – denke dir, ein Zudringlicher geht ihr abends nach und drückt ihr einen Kuß auf den Hals.

      MAX. Nun – das ...

      ANATOL. Nun – das ist doch nicht ganz unmöglich!

      MAX. Also du willst sie nicht fragen.

      ANATOL. Oh doch ... aber ...

      MAX. Alles, was du vorgebracht hast, ist ein Unsinn. Glaube mir, die Weiber mißverstehen uns nicht, wenn wir sie um ihre Treue fragen. Wenn du ihr jetzt zuflüsterst mit zärtlicher, verliebter Stimme: Bist du mir treu ... so wird sie an keines Herrn Fußspitzen und keines Zudringlichen Kuß auf den Nacken denken – sondern nur an das, was wir gemeiniglich unter Untreue verstehen, wobei du noch immer den Vorteil hast, bei ungenügenden Antworten weitere Fragen stellen zu können, die alles aufklären müssen. –

      ANATOL. Also du willst durchaus, daß ich sie fragen soll ...

      MAX. Ich? ... Du wolltest doch!

      ANATOL. Mir ist nämlich soeben noch etwas eingefallen.

      MAX. Und zwar ...?

      ANATOL. Das Unbewußte!

      MAX. Das Unbewußte?

      ANATOL. Ich glaube nämlich an unbewußte Zustände.

      MAX. So.

      ANATOL. Solche Zustände können aus sich selbst heraus entstehen, sie können aber auch erzeugt werden, künstlich, ... durch betäubende, durch berauschende Mittel.

      MAX. СКАЧАТЬ