Die Dämonen. Fjodor Dostojewski
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Читать онлайн книгу Die Dämonen - Fjodor Dostojewski страница 38

Название: Die Dämonen

Автор: Fjodor Dostojewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754188668

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СКАЧАТЬ vielleicht wegen meiner Freidenkerei zürnen; aber ... Enfin, tout est dit.«

      Er wäre nicht er selbst gewesen, wenn er es unterlassen hätte, ein billiges, freidenkerisches Späßchen zu machen, wie dergleichen damals en vogue waren; jedenfalls tröstete er sich jetzt durch ein solches Späßchen; aber der Trost hielt nicht lange vor.

      »Oh, warum fällt nicht dieses Übermorgen, dieser Sonntag ganz fort!« rief er plötzlich, nunmehr in völliger Verzweiflung, aus. »Warum kann nicht wenigstens diese eine Woche ohne Sonntag sein, si le miracle existe? Nun, was würde es denn der Vorsehung ausmachen, aus dem Kalender diesen einen Sonntag auszustreichen, wärs auch nur, um den Atheisten ihre Macht zu zeigen et que tout soit dit! O wie habe ich sie geliebt! Zwanzig Jahre lang, ganze zwanzig Jahre lang, und niemals hat sie mich verstanden!«

      »Aber von wem reden Sie denn?« fragte ich ihn erstaunt. »Auch ich verstehe Sie nicht.«

      »Vingt ans! Und kein einziges Mal hat sie mich verstanden; oh, das ist hart! Und glaubt sie denn wirklich, daß ich aus Furcht, aus Not heirate? O welche Schmach! Tante, Tante, ich tue es um deinetwillen! Oh, möge sie es erfahren, diese Tante, daß sie die einzige Frau ist, die ich zwanzig Jahre lang angebetet habe! Das muß sie erfahren; sonst wird nichts daraus; sonst wird man mich nur mit Gewalt unter das schleppen können ce qu'on appelle la Krone.«

      Ich hörte zum ersten Male dieses so energisch ausgesprochene Bekenntnis. Ich will nicht leugnen, daß ich die größte Lust hatte, laut loszulachen. Ich hatte unrecht.

      »Nur er, nur er ist mir jetzt geblieben; er ist meine einzige Hoffnung!« rief er und schlug die Hände zusammen, wie wenn er plötzlich von einem neuen Gedanken überrascht wäre. »Jetzt wird nur er, mein armer Junge, mich retten und ... oh, warum kommt er nicht? O mein Sohn, o mein Peter! ... Ich verdiene zwar eher den Namen eines Tigers als den eines Vaters, aber ... laissez moi, mon ami: ich will mich ein bißchen hinlegen, um meine Gedanken zu sammeln. Ich bin so müde, so müde; und auch für Sie, glaube ich, ist es Zeit, schlafen zu gehen; voyez-vous, es ist schon zwölf Uhr ...«

      Die Lahme.

      I.

      Schatow benahm sich nicht eigensinnig und erschien infolge meines Zettels um zwölf Uhr bei Lisaweta Nikolajewna. Wir traten fast gleichzeitig ein; ich war ebenfalls gekommen, um meinen ersten Besuch zu machen. Sie saßen alle, das heißt Lisa, die Mama und Mawriki Nikolajewitsch, in dem großen Salon und stritten sich miteinander. Die Mama hatte verlangt, Lisa solle ihr einen bestimmten Walzer auf dem Klavier vorspielen; als diese aber den verlangten Walzer angefangen hatte, hatte die Mama behauptet, das sei nicht der richtige. Mawriki Nikolajewitsch war in seiner schlichten Aufrichtigkeit für Lisa eingetreten und hatte versichert, daß es wirklich eben jener Walzer sei; die Alte aber hatte vor Ärger angefangen zu weinen. Sie war krank und konnte nur mit Mühe gehen. Die Füße waren ihr geschwollen, und so hatte sie denn seit einigen Tagen nichts anderes getan als die übrigen durch ihre Launen gequält und mit ihnen Händel gesucht, trotzdem sie vor Lisa immer etwas Furcht hatte. Über unser Kommen freuten sie sich. Lisa wurde ganz rot vor Freude und sagte zu mir merci natürlich mit Bezug darauf, daß ich Schatow zum Kommen veranlaßt hatte; dann trat sie zu ihm hin und betrachtete ihn neugierig.

      Schatow war linkisch an der Tür stehen geblieben. Nachdem sie ihm für sein Kommen gedankt hatte, führte sie ihn zur Mama.

      »Dies ist Herr Schatow, über den ich schon mit Ihnen gesprochen habe, und dies ist Herr G***w, ein guter Freund von mir und von Stepan Trofimowitsch. Mawriki Nikolajewitsch ist gestern auch schon mit ihm bekannt geworden.«

      »Und welcher von beiden ist der Professor?«

      »Ein Professor ist überhaupt nicht da, Mama.«

      »Aber du hast doch selbst gesagt, es werde ein Professor herkommen; gewiß ist es der,« sagte sie, indem sie nachlässig auf Schatow zeigte.

      »Ich habe nie zu Ihnen gesagt, daß ein Professor zu uns kommen werde. Herr G***w ist Beamter, und Herr Schatow ist früher Student gewesen.«

      »Student, Professor, das kommt doch auf eins heraus; die sind beide von der Universität. Du willst immer nur streiten. Der in der Schweiz trug einen Vollbart.«

      »Mama nennt den Sohn von Stepan Trofimowitsch immer Professor,« sagte Lisa und führte Schatow nach dem andern Ende des Salons zu einem Sofa. »Wenn ihr die Füße geschwollen sind, ist sie immer so; Sie verstehen wohl: sie ist krank,« flüsterte sie Schatow zu und fuhr dabei fort, ihn und besonders den aufrechtstehenden Haarbüschel auf seinem Kopfe mit größtem Interesse zu betrachten.

      »Sind Sie beim Militär?« fragte mich die Alte, der mich Lisa erbarmungslos überlassen hatte.

      »Nein, ich bin Beamter ...«

      »Herr G***w ist ein guter Freund von Stepan Trofimowitsch,« rief Lisa sogleich.

      »Sind Sie bei Stepan Trofimowitsch angestellt? Der ist ja auch Professor?«

      »Ach Mama, Sie träumen gewiß auch in der Nacht von Professoren!« rief Lisa ärgerlich.

      »Ich habe auch schon bei Tage genug davon! Aber du mußt doch auch immer deiner Mutter widersprechen. Waren Sie hier, als Nikolai Wsewolodowitsch vor vier Jahren herkam?«

      Ich antwortete bejahend.

      »War da ein Engländer mit Ihnen zusammen hier?«

      »Nein, es war keiner hier.«

      Lisa lachte.

      »Siehst du wohl, es ist gar kein Engländer dagewesen; also ist das Schwindel. Warwara Petrowna und Stepan Trofimowitsch schwindeln alle beide. Alle Menschen schwindeln.«

      »Nämlich die Tante und Stepan Trofimowitsch«, sagte Lisa erklärend zu uns, »fanden gestern eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Nikolai Wsewolodowitsch und dem Prinzen Harry in Shakespeares Heinrich dem Vierten, und daher fragt Mama, ob kein Engländer dagewesen sei.«

      »Wenn kein Harry da war, dann war auch kein Engländer da. Nikolai Wsewolodowitsch hat seine Tollheiten allein begangen.«

      »Ich versichere Ihnen, daß Mama absichtlich so redet,« fand Lisa für nötig zu Schatow zur Erklärung zu sagen. »Sie weiß sehr gut mit Shakespeare Bescheid. Ich habe ihr selbst den ersten Akt des Othello vorgelesen; aber sie ist jetzt sehr leidend. Mama, hören Sie? Es schlägt zwölf; es ist Zeit, daß Sie Ihre Medizin einnehmen.«

      »Der Doktor ist gekommen,« meldete das Stubenmädchen, das in der Tür erschien.

      Die alte Dame stand auf und rief ihr Hündchen:

      »Semirka, Semirka, komm mit mir mit!«

      Das kleine, alte, häßliche Hündchen Semirka gehorchte indessen nicht, sondern kroch unter das Sofa, auf dem Lisa saß.

      »Du willst nicht? Dann will ich dich auch gar nicht haben. Leben Sie wohl, mein Lieber; ich kenne Ihren Vor- und Vatersnamen nicht,« wandte sie sich an mich.

      »Anton Lawrentjewitsch ...«

      »Nun, es ist ganz gleich, ob ich es höre oder nicht; so etwas geht bei mir zum einen Ohre herein und aus СКАЧАТЬ