Anna Karenina | Krieg und Frieden. Leo Tolstoi
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Название: Anna Karenina | Krieg und Frieden

Автор: Leo Tolstoi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754188644

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СКАЧАТЬ getan? Freigesprochen hat er sie. Alles wird nur noch durch das Gemeindegericht und den Dorfschulzen in Ordnung gehalten. Der läßt so einen Kerl einfach nach altem Brauch durchpeitschen. Wenn das nicht noch wäre, dann könnte man nur gleich einpacken und sich davonmachen!«

      Es war offenbar, daß der Gutsbesitzer Swijaschski reizen wollte; aber dieser ärgerte sich nicht, sondern belustigte sich vielmehr nur über diese Reden.

      »Na, aber wir führen doch unsere Wirtschaft ohne derartige Maßregeln«, versetzte er lächelnd. »Ich meine mich und Ljewin und unsern Nachbar hier.«

      Er wies auf den andern Gutsbesitzer.

      »Ja, bei Michail Petrowitsch geht es ja noch so einigermaßen; aber fragen Sie ihn nur, wie. Ist das etwa eine rationelle Wirtschaft?« sagte der Gutsbesitzer; er prunkte augenscheinlich mit dem Worte »rationell«.

      »Meine Wirtschaft ist sehr einfach«, versetzte Michail Petrowitsch. »Dafür danke ich meinem Gotte. Meine Wirtschaft zielt nur darauf hin, daß das Geld für die Steuern im Herbst bereit daliegt. Aber die Bauern, die kein Geld für die Steuern haben, kommen dann und bitten: ›Väterchen, liebes Väterchen, hilf uns aus der Not!‹ Na, die Leute sind ja sämtlich meine Nachbarn; da tun sie einem denn leid, und da gibt man ihnen das Geld für das erste Jahresdrittel, sagt ihnen aber dabei: ›Vergeßt nicht, Kinder, daß ich euch geholfen habe; nun müßt ihr mir aber auch helfen, wenn's nötig ist, beim Hafersäen oder beim Heuen oder bei der Getreideernte.‹ Na, und da setzt man gleich fest, wieviel Mann aus jeder Familie zur Arbeit kommen sollen. Gewissenlose Menschen gibt es dann allerdings auch unter diesen, das ist richtig.«

      Ljewin, dem diese patriarchalischen Gebräuche längst bekannt waren, wechselte einen Blick mit Swijaschski und unterbrach Michail Petrowitsch, indem er sich wieder an den Gutsbesitzer mit dem grauen Schnurrbart wandte.

      »Also wie denken Sie nun darüber?« fragte er. »Wie muß man jetzt seine Wirtschaft führen?«

      »So wie Michail Petrowitsch! Man kann ja auch die Bauern die Arbeit für die Hälfte des Ertrages verrichten lassen oder auch ihnen das Land in Pacht geben; gewiß, das geht auch; nur wird gerade dadurch der allgemeine Wohlstand des Staates vernichtet. Während mein Land früher bei Bearbeitung durch Leibeigene und bei guter Bewirtschaftung das Neunfache brachte, bringt es jetzt bei Bearbeitung auf Halbpart nur das Dreifache. Die Gleichberechtigung der Bauern hat Rußland zugrunde gerichtet!«

      Swijaschski blickte Ljewin mit lächelnden Augen an und machte ihm sogar ein ganz leises, spöttisches Zeichen; aber Ljewin fand die Worte des Gutsbesitzers gar nicht lächerlich; er hatte für sie ein besseres Verständnis als für Swijaschskis Standpunkt. Vieles von dem, was der Gutsbesitzer noch weiter sagte, um zu beweisen, daß die Gleichberechtigung der Bauern Rußlands Verderb sei, war ihm neu und erschien ihm durchaus richtig und unwiderlegbar. Der Gutsbesitzer sprach offenbar, was so selten vorkommt, Gedanken aus, die in seinem eigenen Kopfe entstanden waren, und zu diesen Gedanken war er nicht etwa durch den Wunsch geleitet worden, den müßigen Geist mit irgend etwas zu beschäftigen, sondern sie waren aus den Erfahrungen des Lebens erwachsen, das er in seiner ländlichen Einsamkeit verbracht und nach allen Richtungen durchdacht hatte.

      »Sehen Sie«, sagte er, sichtlich bestrebt, zu zeigen, daß er eine gute Bildung besitze, »die Sache ist die, daß jeder Fortschritt nur von der autoritativen Macht bewerkstelligt wird. Nehmen Sie die Reformen Peters, Katharinas, Alexanders! Nehmen Sie die Geschichte Europas! Und ganz besonders gilt das für die Fortschritte auf dem Gebiete der Landwirtschaft. Zum Beispiel die Kartoffeln – auch die sind bei uns nur mit Gewalt eingeführt worden. Auch mit dem Hakenpflug hat man ja nicht immer gepflügt; auch der ist erst eingeführt worden, vielleicht zur Zeit der Teilfürsten, aber sicherlich nur mit Gewalt. Jetzt zu unserer Zeit haben wir Gutsbesitzer, als noch die Leibeigenschaft bestand, unsere Wirtschaft mit den modernen Vervollkommnungen geführt; die Trockenböden und die Worfelmaschinen und das Düngerfahren und alle landwirtschaftlichen Geräte, alles haben wir kraft unserer höheren Stellung eingeführt, und die Bauern haben sich anfangs widersetzt, nachher aber es uns nachgemacht. Jetzt nun ist uns bei der Aufhebung der Leibeigenschaft diese Macht genommen worden, und so muß nun auch unser Wirtschaftsbetrieb überall, wo er eine hohe Stufe erreicht hatte, wieder zu dem ursprünglichen Zustande schlimmster Unkultur hinabsinken. So fasse ich das auf.«

      »Aber weshalb denn nur?« entgegnete Swijaschski. »Wenn Ihr Wirtschaftsbetrieb rationell ist, so können Sie ihn auch unter Anwendung des Mietsystems durchführen.«

      »Dazu fehlt mir die Macht. Gestatten Sie die Frage: Mit was für Leuten soll ich meine Wirtschaft führen?«

      ›Da haben wir's!‹ dachte Ljewin. ›Die Arbeitskraft, das ist der Angelpunkt der Landwirtschaft‹.

      »Mit Arbeitern.«

      »Die Arbeiter wollen nicht gut arbeiten und nicht mit guten Geräten. Unsere Arbeiter verstehen nur eins: sich viehisch zu betrinken und alles, was man ihnen in die Hände gibt, zugrunde zu richten. Die Pferde richten sie zugrunde, indem sie sie in erhitztem Zustande tränken; das gute Pferdegeschirr zerreißen sie; die frisch beschienten Räder vertauschen sie gegen andere und vertrinken den Ertrag; in die Dreschmaschine lassen sie einen Deichselnagel hineinfallen, um sie entzweizumachen. Alles, was nicht nach ihrem Geschmacke ist, ist ihnen ein Greuel. Infolgedessen ist die ganze Landwirtschaft gesunken. Weite Felder liegen unbebaut und überziehen sich mit Wermut; oder sie sind an die Bauern verpachtet, und wo früher eine Million Tschetwert erzeugt wurde, erzeugen diese jetzt nur einige Hunderttausend. Der allgemeine Wohlstand ist gesunken. Ja, wenn man dasselbe getan hätte, aber mit mehr Überlegung ...«

      Und er begann seinen eigenen Plan einer Bauernbefreiung zu entwickeln, bei dessen Befolgung nach seiner Ansicht diese Übelstände vermieden worden wären.

      Das interessierte Ljewin nicht; aber als der Redende mit seinen Auseinandersetzungen fertig war, kehrte Ljewin zu der ersten Behauptung zurück, die jener aufgestellt hatte. Um Swijaschski dazu zu veranlassen, seine wirkliche Meinung auszusprechen, wandte sich Ljewin an diesen und sagte:

      »Daß die Bedeutung der Landwirtschaft sinkt und daß es bei unserem Verhältnisse zu den Arbeitern unmöglich ist, mit Vorteil eine rationelle Wirtschaft zu führen, das ist vollkommen richtig.«

      »Das kann ich nicht finden«, versetzte Swijaschski, und zwar jetzt ganz ernsthaft. »Ich sehe nur, daß wir nicht verstehen, Landwirtschaft zu treiben, und bin im Gegensatze zu dem, was vorhin behauptet wurde, der Ansicht, daß der Wirtschaftsbetrieb, wie er zur Zeit der Leibeigenschaft üblich war, nicht etwa auf einer sehr hohen, sondern auf einer sehr niedrigen Stufe stand. Wir haben keine Maschinen und keine ordentlichen Arbeitstiere und keine richtige Verwaltung, und wir verstehen auch nicht zu rechnen. Wenn sie einen Landwirt fragen, so weiß er nicht, was für ihn vorteilhaft und was unvorteilhaft ist.«

      »Wir könnten ja die italienische Buchführung lernen«, sagte der Gutsbesitzer ironisch. »Aber man mag da rechnen, soviel man will, wenn die Leute einem alles verderben, kommt doch kein Gewinn heraus.«

      »Warum sollten sie denn alles verderben? Ein elendes Ding von Dreschmaschine oder eine russische Stampfe, die machen sie entzwei; aber meine Dampfdreschmaschine, die werden sie nicht entzweimachen. So eine jämmerliche Mähre – wie pflegen sich doch die Leute auszudrücken? Echt Knutehner Schlag, weil sie ohne einen Schlag mit der Knute sich nicht rührt – die werden sie Ihnen verderben. Aber wenn Sie Percherons einführen oder sonst eine kräftige Sorte von Arbeitspferden, die werden sie Ihnen nicht verderben. Und so steht es mit allem. Wir müssen die Landwirtschaft heben.«

      »Wenn man nur wüßte, wo man das Geld dazu hernehmen soll, Nikolai Iwanowitsch! Sie sind gut dran; aber ich habe einen Sohn auf der Universität zu unterhalten СКАЧАТЬ