Название: Auf Biegen oder Brechen
Автор: Thomas Hölscher
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783750218949
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Börner ließ sich völlig erschöpft in seinen Sessel fallen. Zufrieden hörte er, wie der Bekannte seinen Gesprächspartner fragte, ob der vielleicht noch wisse, wer außer den genannten Namen noch an dem gewissen Abend in Langendreer gewesen sei. Börner bemerkte noch, dass Heinz mit hektischer Betriebsamkeit etwas zu schreiben suchte, sich dann, als Börner ihn hatte glauben lassen, dass mit ihm nicht mehr zu rechnen sei, irgendwoher noch Papier und Bleistift besorgte.
Börner war mittlerweile alles egal. Alles, bis auf eines.
Etwas, das er selber damals auf der Fete abgebrochen hatte, als Heinz ihn schon im Halbdunkel des Schlafzimmers auf die Bettkante bugsiert, sich zwischen seinen Beinen auf den Boden gekniet und an seiner Jeans zu schaffen gemacht hatte.
Er schloss die Augen und beobachtete, wie Heinz sich von seinem Gesprächspartner verabschiedete und den Hörer auf das Telefon legte. Schneller als erwartet saß Heinz plötzlich vor ihm auf dem Boden.
"Pass mal auf. Also, der Tobi wusste noch drei Namen mehr als ich. Hier sind sie." Börner entging auch die Enttäuschung des Bekannten darüber nicht, dass er selber an dem ihm gezeigten Stück Papier offensichtlich nichts Interessantes entdeckt hatte. "Zwei davon kenne ich auch. Die können es nicht gewesen sein. Der Dritte auch nicht. Der ist nämlich blond und war ziemlich oft im 'GO-IN' gewesen. Ich habe ihn selber oft da gesehen. War eine irre Schnitte. Wohnt aber schon seit fast einem Jahr in Berlin. Tobi wusste aber auch noch, dass der einen Freund mitgebracht hat nach Langendreer; aber der kann es auch nicht gewesen sein. Der hatte nämlich keinen Schnäuzer. "Börner beobachtete genau, dass der Bekannte vor ihm offenbar enttäuscht zur Kenntnis nahm, dass Richard Börner ihm nicht mehr zuhörte. "Und die Polizei hat nach der Fete auch nicht gefragt", fügte Heinz enttäuscht hinzu.
Endlich, dachte Börner. Endlich hat er es eingesehen. Er spürte, wie die Hände des Bekannten die Innenseiten seiner Oberschenkel streichelten.
"Ich mache mir echt Sorgen um dich."
Börner schloss die Augen fester. Er wollte nichts mehr hören und sehen. Aber so etwas hatte er schon erwartet.
"Warum lachst du?"
Die Hände des Bekannten griffen plötzlich in seine Oberschenkel, und Börner wusste, dass Heinz nun denken musste, er sei eingeschlafen.
Er sah, wie der Kopf des Bekannten zwischen seine Schenkel kam und die Stelle suchte, wo der Schwanz lag.
Börner spürte den Druck der Lippen durch seine Jeans und öffnet die Augen. Er nahm Heinz' Kopf zwischen seine Hände. "Wir sollten besser ins Bett gehen."
Er stand auf und zog sich aus. Dann ging er ins Bad. Er warf seine Sachen über den Rand der Badewanne und wusste dann nicht mehr, was er dort noch machen sollte. Er verließ das Bad und legte sich auf das Bett. Er sah, wie auch der andere im Bad verschwand, nach kurzer Zeit wiederkehrte und sich neben ihm ins Bett legte.
Börner spürte, wie der andere Körper sofort versuchte, ihm seinen Willen aufzuzwingen. Als Heinz ihn küssen wollte, wandte Börner sich energisch ab. Neben sich spürte er den steifen Schwanz des anderen, der sich in rhythmischen Stößen gegen ihn presste.
Und ganz plötzlich war die Angst wieder da. Die Angst, zu versagen, sich zu blamieren.
Weil da nichts war, was den eigenen Schwanz interessierte. Der Mensch, der da nackt neben ihm lag, interessierte ihn überhaupt nicht. Was ihn letztlich dazu brachte, die bleierne Müdigkeit zu überwinden, war nur die Angst und die wahnwitzige Vorstellung, sich gegen alles wehren, alles vernichten zu müssen, was ihn bedrohte.
Mit einer energischen Bewegung warf er die Decke neben das Bett und setzte sich rittlings auf den nackten Oberkörper des Bekannten. Als er die Wärme des anderen Körpers unter sich spürte, begann sein Schwanz zu pulsieren, wuchs mit jedem Pulsschlag, wollte mehr, wollte geküsst, geleckt, angebetet werden.
Gleich nach dem Orgasmus war Börner völlig gleichgültig und schlief sofort erschöpft ein.
11
Am nächsten Morgen wurde er ziemlich unsanft von Heinz geweckt.
Börner wusste sofort, dass er nun nur noch gute Miene zum bösen Spiel machen konnte: Er war noch völlig betrunken; so betrunken, dass die Kopfschmerzen noch nicht begonnen hatten.
Auf jeden Fall würde er heute nicht um 9 Uhr auf der Arbeit erscheinen. Die Arbeit schien aber die einzige Sorge von Heinz Behrend zu sein. Er verbreitete eine unerträgliche Hektik, und Börner glaubte, dass bei Heinz die Kopfschmerzen schon begonnen haben mussten. Er erinnerte sich daran, dass Heinz in irgendeinem Büro arbeitete.
Sie frühstückten, nachdem auch Börner geduscht hatte. Heinz lachte ihn aus, als Börner an den Tisch kam: "Hast du dich mal im Spiegel gesehen?"
Börner hatte, aber ihm war dabei nicht zum Lachen gewesen. "Hat es dir gestern Spaß gemacht?" fragte er beiläufig.
Einen Augenblick sah Heinz ihn verblüfft an, und dann fing er plötzlich an zu lachen. Er lachte Börner aus. "Soll ich dir jetzt etwa bescheinigen, dass du gut warst? So wie eine Nutte, die dem Freier auch noch sagen soll, dass er überdurchschnittlich war?"
Börner wurde es heiß; er konnte nicht antworten.
"Aber wenn du schon wissen willst, wie du im Bett bist: Du bist elendig egoistisch."
"Ich bin eben so, wie ich bin."
"Eben nicht." Noch immer schien Heinz über Börners Frage amüsiert. Als er Börners Betroffenheit bemerkte, wurde er ernst. "Sei mir nicht böse, aber ich glaube, du kannst nur, wenn du andere runtermachst. Du kannst dich gar nicht fallen lassen. Für dich ist der Sex wie..." Er suchte nach Worten. "Das ist für dich fast wie ein Kampf, bei dem du gewinnen musst. Ich versteh das einfach nicht. Ich glaube, dass du dich als Schwuler gar nicht akzeptierst, dass du vor deinem Schwulsein weglaufen willst." Als wollte er sich bei Börner entschuldigen, nahm er ihn plötzlich in den Arm. "Das passt eigentlich gar nicht zu dir."
Um kurz vor halb acht verließen sie das Haus. Börner hatte seine Notizen wütend zusammengesucht und sie unachtsam in seine Jackentasche gestopft. Einen Augenblick hatte er daran gedacht, sie in den Mülleimer zu werfen. Aber das wäre vor Heinz noch peinlicher gewesen. Sinnlos war es allemal.
Auch Heinz musste in Richtung Innenstadt. Nach einer Zeit ging es Börner auf den Geist, dass sie nicht miteinander redeten.
"Sag mal, gehst du noch oft ins GO-IN?" fragte er.
"Ja, manchmal."
"Heute auch?"
Heinz sah ihn überrascht an. "Ja. Warum?"
"Wir könnten zusammen hingehen."
Heinz war immer noch überrascht. "Natürlich, warum nicht. Obschon in der Woche da nicht viel los ist."
"Ich meine, wir könnten da vielleicht noch ein paar Leute fragen wegen der Fete und so", sagte Börner unsicher.
Nun sah Heinz nicht mehr überrascht aus. "Von mir aus", sagte er gleichgültig; und als sie den Hauptbahnhof erreicht hatten, widersprach er nicht, als Börner meinte, er könne wohl doch nicht am Abend wieder СКАЧАТЬ