Название: Ein undurchsichtiger Gentleman.
Автор: Catherine St.John
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783750247581
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Sie schreckte hoch. „Ja? Verzeihung, ich war geistesabwesend.“
„Denkst wohl an deinen Stephen?“ John natürlich!
„So wie du an deine Hester“, gab sie sofort zurück.
„Touché“, grinste er.
Sie war froh, dass ihre Eltern nicht weiter nachfragten, und beschäftigte sich angelegentlich mit ihrem Dessert.
Als sie mit Stephen durch ihr künftiges Haus gewandert war, hatte sie sich nicht unbehaglich gefühlt, das stand einmal fest. Nur in London, vor allem nach dem Theaterbesuch. Und vorhin, auf dem Heimweg aus Norton. Warum bloß? Alles war doch völlig in Ordnung gewesen, herrliches Wetter, eine friedliche Atmosphäre – und außer Charlotte hatte sich auch niemand unangenehm verhalten. Von Charlotte war man das aber doch gewohnt?
„Wisst ihr eigentlich, warum Charlotte Norton so bissig ist?“, fragte sie also, was sie selbst nur logisch fand.
Drei erstaunte Augenpaare waren die Reaktion. „Wie kommst du gerade jetzt darauf?“
„Ach, wisst ihr, als ich vorhin bei Susan war, war Charlotte wieder einmal so giftig wie nur möglich – und ich verstehe nicht, warum sie so ist. Ich habe nur erzählt, dass wir bei Madame Lacroix schöne Wäsche gekauft haben. Susan und auch Lady Norton fanden das interessant, wir diskutierten verschiedene Stoffe, aber Charlotte benahm sich, als hätten wir uns irgendeinem Laster ergeben. Dabei weiß ich gar nicht, welches Laster das nun sein sollte!“
Ihre Eltern und ihr Bruder wechselten einen halb erheiterten, halb verlegenen Blick.
„Ja, dann kann ich verstehen, dass dich dieses Benehmen verwirrt hat“, rettete Lady Horbury sich wieder auf sicheren Boden. „Ich weiß es leider auch nicht, ich glaube, niemand kennt die Ursache, aber meiner Ansicht nach hat dieses mürrische und geradezu puritanische Verhalten nach ihrer Saison in London eingesetzt.“
„Vielleicht hat der Heiratsmarkt sie irritiert“, schlug John vor. „Dort geht es ja oft recht kaltschnäuzig zu, nicht wahr?“
Seine Eltern stimmten zu; Annabelle machte große Augen.
„Was bedeutet denn kaltschnäuzig, Mama, Papa?“
„In der Londoner Gesellschaft werden eheliche Verbindungen immer noch nach den Interessen der Familien geknüpft, nicht nach der Zuneigung der Betroffenen“, erklärte Sir Joshua.
„Da könnte eine Familie auch ihre junge Tochter mit einem fetten Siebzigjährigen verheiraten, wenn der einen hohen Rang und gute Verbindungen hat“, fügte John hinzu.
„John!“ Lady Horbury war entrüstet.
„Aber so ist es doch!“
„Das könnte man aber etwas weniger – äh – deutlich formulieren!“
John zwinkerte seiner Schwester zu. „Jetzt weiß Belle doch wenigstens, wie gut sie es hat, dass sie ihren Stephen hier gefunden hat und niemand etwas dagegen einzuwenden hat. Erinnert euch doch an Lynet!“
„Den neuen Viscount?“ Lady Horbury wirkte ratlos.
„Nein, seinen unangenehmen Bruder. Wisst ihr nicht mehr, wie er seine arme kleine Tochter Ashford in die Arme schubsen wollte? Als ob nicht jeder wüsste, dass Ashford nie mehr heiraten wird!“
Seine Eltern nickten.
„Aber was ist, wenn er sich verliebt?“, fragte Annabelle. „Das kann doch auch einem Herzog passieren?“
„Er soll seine erste Frau sehr geliebt haben“, erklärte Lady Horbury und winkte dem Diener, dass er abtragen und das Dessert servieren sollte. „Wirklich sehr rührend…“
Annabelle nickte. „Und man kann sich ja nur einmal verlieben, nicht wahr?“
„Woher hast du denn diese Weisheit?“, wollte John sofort wissen.
„Das steht doch in jedem Buch!“
„In jedem deiner rührseligen Romane, meinst du wohl?“
„Streitet euch nicht“, mahnte Sir Joshua, „dafür seid ihr mittlerweile wirklich zu alt.“
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