Lord Jim. Joseph Conrad
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Lord Jim - Joseph Conrad страница 19

Название: Lord Jim

Автор: Joseph Conrad

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750247819

isbn:

СКАЧАТЬ Ozean anstemmte. Ich kann ihn auf das Eisen starren sehen, wie vom Donner gerührt über den herunterfallenden Rost, niedergeschmettert von dem Bewußtsein des nahen Todes. Dies geschah, wie ich verstand, als sein Kapitän, der ihn wahrscheinlich von der Brücke herunterhaben wollte, ihn zum zweiten Male dorthin beordert hatte. Er sagte mir, daß seine erste Regung die war, loszuschreien und all diese Menschen den Sprung vom Schlaf ins Entsetzen tun zu lassen, aber es überkam ihn ein solch überwältigendes Gefühl seiner Hilflosigkeit, daß er keinen Laut hervorbringen konnte. Dies ist es, glaube ich, was man darunter versteht, daß einem die Zunge am Gaumen festklebt. »Zu trocken« war der knappe Ausdruck, mit dem er seinen Zustand kennzeichnete. Ohne einen Laut also kletterte er durch die Luke Nummer eins auf Deck. Ein Windsegel, das dort ausgebracht war, wehte ihm entgegen, und er erinnerte sich, daß der leichte Schlag der Leinwand gegen sein Gesicht ihn beinahe von der Leiter hinuntergeworfen hätte.

      Er gestand, daß seine Knie gehörig schlotterten, wie er auf dem Vorderdeck stand, abermals einen Haufen Schläfer vor sich. Die Maschinen waren angehalten worden, und der Dampf strömte aus. Von seinem tiefen Dröhnen hallte die Nacht wie eine Baßsaite. Das Schiff zitterte davon.

      Er sah, wie hie und da ein Kopf sich von einer Matte erhob, eine unbestimmte Form sich aufrichtete, einen Augenblick schläfrig lauschte und wieder in das wogende Durcheinander von Kisten, Dampfwinden, Ventilatoren zurücksank. Er erkannte, daß all diese Menschen nicht genug wußten, um sich das seltsame Geräusch verstandesmäßig erklären zu können. Das Schiff, aus Eisen, die Männer mit weißen Gesichtern, all diese Erscheinungen und Töne, alles und jedes an Bord, war für diese unwissende, gläubige Menge gleich seltsam und ebenso vertrauenswürdig wie unbegreiflich. Es kam ihm der Gedanke, daß diese Unkenntnis ein Glück war. Aber der Gedanke war einfach entsetzlich.

      Man darf nicht vergessen, daß er, wie es jeder andere Mann an seiner Stelle hätte sein müssen, der Überzeugung war, das Schiff würde jeden Augenblick untergehen; die überlasteten, rostzerfressenen Platten mußten schließlich unfehlbar zusammenbrechen wie ein unterwühlter Damm und eine jähe, alles überflutende Sturzwelle einlassen. Er stand still, den Blick auf diese ruhenden Leiber gerichtet, ein Gezeichneter, der sein Schicksal kennt und sich in der stummen Gesellschaft der Toten umsieht. Sie waren tot! Nichts konnte sie retten! Boote waren vielleicht für die Hälfte von ihnen da, aber es war keine Zeit. Keine Zeit! Keine Zeit! Es schien nicht der Mühe wert, die Lippen zu öffnen, Hand oder Fuß zu bewegen. Bevor er drei Worte ausstoßen, drei Schritte machen konnte, mußte er in die See hinuntertaumeln, die von den wahnwitzigen Kämpfen menschlicher Wesen schrecklich aufschäumen, von gräßlichem Hilfegeschrei widerhallen würde. Es gab keine Hilfe; er konnte sich genau vorstellen, was geschehen würde; er durchlebte es alles, wie er mit der Lampe in der Hand bewegungslos vor der Luke stand, – er durchlebte es bis in die letzte fürchterlichste Einzelheit. Ich glaube, er durchlebte es noch einmal, während er mir diese Dinge erzählte, die er vor Gericht nicht sagen konnte.

      »Ich sah so deutlich, wie ich Sie jetzt sehe, daß ich nichts tun konnte. Es war, als ob meine Glieder zu Stein erstarrten. Ich dachte, ich könnte ebensogut stehenbleiben, wo ich war, und warten. Ich glaubte nicht, daß mir viele Sekunden blieben...« Plötzlich hörte der Dampf auf auszuströmen. Der Lärm, sagte er, sei zum Rasendwerden gewesen, die Stille aber wurde sofort unerträglich drückend.

      »Ich glaubte ersticken zu müssen, bevor ich ertrank«, sagte er.

      Er beteuerte, daß er nicht daran gedacht habe, sich zu retten. Der einzige deutliche Gedanke, der in seinem Hirn Gestalt annahm, schwand und wiederkam, war: achthundert Menschen und sieben Boote; achthundert Menschen und sieben Boote.

      »Jemand sprach laut in meinem Kopf«, sagte er beinahe wild. »Achthundert Menschen und sieben Boote – und keine Zeit! Man denke!« Er beugte sich über den kleinen Tisch hinweg zu mir vor, und ich suchte seinem Blick auszuweichen. »Glauben Sie, daß ich mich vor dem Tod fürchtete?« fragte er mit eindringlicher, leiser Stimme. Er schlug mit der offenen Hand auf den Tisch, daß die Kaffeetassen tanzten. »Ich kann beschwören, daß ich es nicht tat... bei Gott, nein!« Er gab sich einen Ruck und kreuzte die Arme; das Kinn sank ihm auf die Brust.

      Durch die hohen Fenster klang das Klappern von Tafelgeschirr schwach zu uns herüber. Stimmen wurden laut, und einige Männer kamen in gehobener Stimmung in die Galerie heraus. Sie tauschten spaßhafte Erinnerungen über die Esel in Kairo. Ein blasser, ängstlicher Jüngling, der behutsam auf langen Beinen einherkam, wurde von einem rundlichen, protzigen Weltreisenden wegen seiner Einkäufe im Basar aufgezogen. »Nein, wirklich – glauben Sie, daß man mich so übers Ohr gehauen hat?« fragte er ernsthaft und bedächtig. Die Musikkapelle entfernte sich, Streichhölzer leuchteten auf und beschienen einen Augenblick geistlose Gesichter und mattglänzende weiße Hemdbrüste. Das vielfache Gesumm angeregter Tischgespräche klang mir sinnlos und unendlich fern.

      »Ein Teil der Mannschaft schlief neben der Luke Nummer eins, meinem Arm erreichbar«, begann Jim von neuem.

      Ihr müßt nämlich wissen, die Wachen auf dem Schiff waren so eingeteilt, daß alle Mann die Nacht durchschliefen und nur die gerufen wurden, die die Rudergasten und den Ausguck abzulösen hatten. Jim war versucht, den am nächsten liegenden Laskaren bei der Schulter zu packen, doch er tat es nicht. Etwas lähmte seinen Arm. Er fürchtete sich nicht – o nein! Er konnte eben nicht – das ist alles. Er fürchtete sich vielleicht nicht vor dem Tode, aber, wenn ich nicht irre, so fürchtete er sich vor all dem, was ihm vorangehen mußte. Seine vermaledeite Phantasie hatte ihm das ganze Grauen einer Panik vor Augen gestellt, das wilde Getümmel, die entsetzlichen Hilferufe, die vollgeschlagenen Boote – all die fürchterlichen Zwischenfälle einer Schiffskatastrophe, wie er sie so häufig hatte schildern hören. Es mag sein, daß er entschlossen war, zu sterben, aber er wollte ohne Schrecknisse sterben, in Ruhe, in einer Art friedvoller Ekstase. Eine gewisse Bereitschaft zum Untergang ist nicht so sehr selten, selten aber sind die Männer, die, mit dem undurchdringlichen Panzer des Entschlusses gewappnet, willens sind, eine verlorene Schlacht bis zum Letzten auszukämpfen. Die Sehnsucht nach Frieden wird stärker, je mehr die Hoffnung abnimmt, bis sie zuletzt selbst den Willen zum Leben besiegt. Wer von uns hier hat nicht schon dieses Aller-Erregung-Müde-Sein, das Vergebliche des Bemühens, das heftige Verlangen nach Ruhe beobachtet, wenn nicht am eigenen Leib erfahren? Solche, die mit unberechenbaren Gewalten zu kämpfen haben, kennen es wohl – die Schiffbrüchigen in Booten, die in der Wüste verlorenen Wanderer, alle, die sich gegen die vernunftlosen Naturmächte oder die blöde Roheit der Menge zur Wehr setzen mußten.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBGUC7gDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R СКАЧАТЬ