Der Scout. Karl May
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Название: Der Scout

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746794419

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СКАЧАТЬ sollte meine Erwartung, in Galveston ein Schiff nach Quintana zu finden, nicht zutreffen. Ich fand eine Gelegenheit über dieses Ziel hinaus, nach Matagorda, am Ausflusse des östlichen Colorado. Doch wurde mir versichert, daß es mir leicht sein werde, von dort schnell zurück nach Quintana zu kommen. Das veranlaßte mich, diese Gelegenheit zu benutzen, und die Folge zeigte, daß ich dies nicht zu bereuen hatte.

      Der nordamerikanische Bürgerkrieg war beendet, und der Vereinigte-Staaten-Congreß fand nun Zeit, sich wieder mit dem Auslande zu beschäftigen. Die Aufmerksamkeit des Cabinetes von Washington richtete sich nach Süden, nach Mexico, welches Land noch jetzt unter den blutigen Wirren des Kampfes zwischen der Republik und dem Kaiserthume litt.

      Benito Juarez war von den Vereinigten-Staaten als Präsident der Republik von Mexico anerkannt worden, und die Ersteren weigerten sich ganz entschieden, ihn gegen Maximilian fallen zu lassen. Sie betrachteten den Kaiser nach wie vor als Usurpator und begannen, auf Napoleon jenen Druck auszuüben, welcher ihn dann zu der erzwungenen Erklärung veranlaßte, seine Truppen aus Mexico zurückzuziehen. Durch die Erfolge Preußens im deutschen Kriege indirect gezwungen, hielt er auch Wort, und von da an war der Untergang Maximilians besiegelt.

      Texas hatte sich beim Ausbruche des Bürgerkrieges für die Secession erklärt und sich also an die Seite der Sklavenstaaten gestellt. Die Niederwerfung dieser Letzteren hatte keineswegs eine schnelle Beruhigung der Bevölkerung zur Folge. Man war erbittert gegen den Norden und verhielt sich in Folge dessen feindselig gegen dessen Politik. Eigentlich war die Bevölkerung von Texas gut republikanisch gesinnt. Man schwärmte für Juarez, den »indianischen Helden«, welcher sich nicht gescheut hatte, es mit Napoleon und einem Sprossen des mächtigen Hauses Habsburg aufzunehmen. Aber weil die Regierung von Washington es mit diesem »Helden« hielt, conspirirte man im Stillen gegen denselben. So ging ein tiefer Riß durch die Bevölkerung von Texas. Die Einen traten offen für Juarez auf; die Andern erklärten sich gegen denselben, nicht aus Ueberzeugung, sondern nur aus reiner Widerstandslust. In Folge dieses Zwiespalts war es nicht leicht, durch das Land zu reisen. Alle Vorsicht des Einzelnen, seine politische Farbe verbergen zu wollen, war vergeblich; man wurde förmlich gezwungen, mit derselben hervorzutreten.

      Was die in Texas ansässigen Deutschen betrifft, so waren sie mit sich selbst uneins. Als Deutsche sympathisirten sie mit Maximilian, doch entsprach es ihrem Patriotismus nicht, daß er unter der Aegide Napoleons nach Mexico gekommen war. Sie hatten genug republikanische Luft eingeathmet, um zu glauben, daß der Einfall der Franzosen im Lande Montezuma’s ein ungerechter sei und nur den Zweck verfolge, durch Auffrischung der französischen Gloire den Blick der Franzosen von den eigenen unheilbaren Gebrechen abzulenken. Aus diesem Grunde verhielten sich die Deutschen schweigend und standen jeder politischen Demonstration fern, zumal sie es während des Secessionskrieges mit den Nordstaaten und gegen die Sklavenbarone gehalten hatten.

      So standen die Verhältnisse, als wir die flache, langgestreckte Nehrung zu Gesicht bekamen, welche die Matagorda-Bai von dem mexicanischen Golfe trennt. Wir segelten durch den Paso Caballo ein, mußten dann aber schnell Anker fallen lassen, da die Bai so seicht ist, daß tiefer gehende Schiffe Gefahr laufen, auf den Grund zu gerathen.

      Hinter der Nehrung ankerten kleinere Fahrzeuge, vor derselben in See mehrere große Schiffe, Dreimaster, und auch ein Dampfer. Ich ließ mich natürlich sofort nach Matagorda rudern, um mich zu erkundigen, ob es eine baldige Gelegenheit nach Quintana gebe. Leider hörte ich, daß erst nach Verlauf von zwei Tagen ein Schooner dorthin gehen werde. Ich saß also fest und ärgerte mich, denn Gibson erhielt nun einen Vorsprung von vier Tagen, welchen er benutzen konnte, spurlos zu verschwinden. Ich hatte nur den einen Trost, Alles gethan zu haben, was unter den obwaltenden Verhältnissen möglich gewesen war.

      Da mir nichts Anderes übrig blieb, als geduldig zu warten, so suchte ich mir ein Gasthaus und ließ mein Gepäck vom Schiffe holen.

      Matagorda war damals ein kleinerer Ort als jetzt. Er liegt im östlichen Theile der Bai und ist ein Hafenplatz von weit geringerer Bedeutung als zum Beispiel Galveston. Wie überall in Texas, so besteht auch hier die Küste aus einer sehr ungesunden Niederung, welche zwar nicht gerade morastig genannt werden kann, aber doch sehr wasserreich ist. Man kann sich da sehr leicht das Fieber holen, und so war es mir gar nicht lieb, hier so lange verweilen zu müssen.

      Mein »Hôtel« glich einem deutschen Gasthofe dritten oder vierten Ranges, mein Zimmer einer Schiffskoje, und das Bett war so kurz, daß ich beim Schlafen entweder den Kopf oben oder die Beine unten hinaushängen lassen mußte.

      Nachdem meine Sachen untergebracht waren, ging ich aus, um mir den Ort anzusehen. Aus meiner Stube tretend, mußte ich, um zur Treppe zu gelangen, an einer jetzt offen stehenden Thüre vorüber. Ich warf einen Blick in den Raum und sah, daß derselbe genau so wie der meinige möbliert war. An der Wand lag ein Sattel auf dem Boden und über demselben hing ein Zaum. In der Ecke, nahe beim Fenster, lehnte eine lange Kentuckybüchse. Ich mußte unwillkürlich an Old Death denken, doch konnten diese Gegenstände auch irgend einem Andern gehören.

      Aus dem Hause getreten, schlenderte ich langsam die Gasse hinab. Als ich um die Ecke biegen wollte, wurde ich von einem Manne angerannt, welcher von der andern Seite kam und mich nicht gesehen hatte.

      »Thunderstorm!« schrie er mich an. »Paßt doch auf, Sir, bevor Ihr in dieser Weise um die Ecken stürmt!«

      »Wenn Ihr meinen Schneckengang für ein Stürmen haltet, so ist die Auster ein Missisippisteamer,« antwortete ich lachend.

      Er fuhr einen Schritt zurück, sah mich an und rief:

      »Das ist ja der deutsche Greenfisch, welcher nicht zugeben wollte, daß er ein Detective sei! Was habt Ihr denn hier in Texas und gar in Matagorda zu suchen, Sir?«

      »Euch nicht, Master Death!«

      »Glaube es wohl! Ihr scheint zu den Leuten zu gehören, welche niemals finden, was sie suchen, dafür aber mit allen Leuten zusammenrennen, mit denen sie nichts zu schaffen haben. Jedenfalls habt Ihr Hunger und Durst. Kommt, wir wollen uns irgendwo vor Anker legen, wo es ein gutes Bier zu trinken gibt. Euer deutsches Lagerbier scheint sich überall breit zu machen. In diesem elenden Neste ist es auch bereits zu finden, und ich calculire, daß dieses Bier das Beste ist, was man von Euch haben kann. Habt Ihr schon Logis?«

      »Ja, da unten im »Uncle Sam«.«

      »Sehr schön! Da habe ich auch mein Wigwam aufgeschlagen.«

      »Etwa in der Stube, in welcher ich ein Reitzeug und die Büchse bemerkte, eine Treppe hoch?«

      »Ja. Ihr müßt nämlich wissen, daß ich von diesem Zeug nicht lasse. Es ist mir lieb geworden. Ein Pferd ist überall zu bekommen, ein guter Sattel nicht. Aber kommt, Sir! Soeben war ich in einer Bude, wo es ein kühles Bier gibt, an diesem Junitage ein wahres Labsal. Bin gern bereit, noch eins oder einige zu trinken.«

      Er führte mich in ein kleines Local, in welchem Flaschenbier zu einem übrigens sehr hohen Preise ausgeschenkt wurde. Wir waren die einzigen Gäste. Ich bot ihm eine Cigarre an; er lehnte sie aber ab. Dafür zog er eine Tafel Kautabak aus der Tasche und schnitt sich von derselben ein Primchen ab, welches für fünf Vollmatrosen ausgereicht hätte. Dieses schob er in den Mund, brachte es liebevoll in der einen Backe unter und sagte dann:

      »So, jetzt stehe ich Euch zu Diensten. Ich bin begierig, zu hören, welcher Wind Euch so schnell hinter mir hergetrieben hat. War es ein günstiger?«

      »Im Gegentheile, ein sehr widriger.«

      »So wolltet Ihr wohl gar nicht hierher?«

      »Nein, СКАЧАТЬ