Die Schlangentrommel. Ole R. Börgdahl
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Название: Die Schlangentrommel

Автор: Ole R. Börgdahl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tillman-Halls-Reihe

isbn: 9783847613718

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СКАЧАТЬ widmete sich zuerst den Prospekten. Obenauf lag die Werbung eines Supermarktes. Einige der Sonderangebote waren mit einem blauen Kugelschreiber unterstrichen. Boold versuchte eine Botschaft daraus zu erkennen, aber es schien kein System dahinter zu stehen. Als Nächstes bot die Zehlendorfer Filiale einer Kette von Billig-Autoreparatur-Werkstätten eine kostenlose Urlaubsinspektion an. Boold legte das Hochglanzblatt auf den Supermarktprospekt. Als Letztes fand er eine weitere Werbebroschüre, diesmal von einem Sportfachgeschäft. Er wollte den kleinen Katalog ebenfalls schon weglegen, als er im Innenteil etwas entdeckte. Eine Art Bigfoot- oder Yeti-Figur präsentierte Wander- und Bergsteigerausrüstung. Das Gesicht der gezeichneten Figur war mit dem Kugelschreiber umkringelt. Boold starrte ein, zwei Sekunden auf das Bild. Auch hier konnte er die Bedeutung nicht einordnen. Er faltete den Prospekt mit dem Yeti und steckte ihn ein. Dann nahm er sich die Fernsehzeitschrift vor und blätterte durch die Seiten. Ein Umschlag rutschte heraus. Boold konnte gerade noch lesen: An die Bewohner des ..., als es an der Wohnungstür klingelte. Er zögerte eine Sekunde, dann erhob er sich, verließ den Raum und ging über den Flur zur Tür. Er wartete noch eine Sekunde, aber es wurde kein zweites Mal geklingelt. Boold öffnete langsam die Wohnungstür. Eine junge Frau stand vor ihm, die kurz überrascht zu sein schien, sich dann aber fing.

      »Oh, ich wusste doch, dass ich vorhin schon etwas gehört habe und ich dachte ...«

      »Entschuldigen Sie«, kam Boold der Frau zuvor, hielt seinen Schlüsselbund in die Höhe und ließ ihn klimpern. »Ich bin ein Bekannter von Herrn Bourey.«

      »Ach so!« Die Frau lächelte. »Dann kann ich Ihnen ja auch die Post geben.« Sie reichte ihm ein paar Umschläge. »Das Schloss seines Postkastens ist nämlich defekt, es landet immer alles im Windfang.«

      Boold nickte. »Selbstverständlich!« Er nahm ihr die Briefe ab, ohne sie anzusehen.

      Die junge Frau lächelte erneut. »Dann noch einen schönen Tag.«

      »Ihnen auch und danke.« Boold hielt die Briefumschläge kurz in die Höhe und wartete noch, bis die junge Frau ein paar Schritte die Treppe hinuntergegangen war, dann schloss er die Wohnungstür wieder. Er ging zurück ins Wohnzimmer, setzte sich auf das Zweiersofa und besah sich die Post. Drei der Briefe waren sofort als Werbesendungen zu erkennen. Boold öffnete sie dennoch und prüfte den Inhalt. Der vierte Umschlag war handbeschrieben. Louk Boureys Zehlendorfer Adresse, die Briefmarke zeigte ein Sportmotiv mit Zuschlagswert zugunsten der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Boold betrachtete die Marke eine Zeit lang, bis er den Umschlag aufriss. Er zog zwei Eintrittskarten hervor. Nach diesem Fund hatte er es sehr eilig fortzukommen.

      *

      »Boold, John Boold«, zitierte Bruckner. »Das ist aber nicht Ihr Tarnname. Das sind nicht Sie, von dem Sie da in Berlin berichten.«

      Ich schüttelte den Kopf. »Nein, John Boold gehörte zu einem Team, das wir in Berlin stationiert hatten. Ich war aber einer derjenigen, die seinen Einsatz koordiniert hatten. Die Dossiers, um die es ging, hat er von mir bekommen und die ganzen Recherchen, die während einer solchen Operation ständig durchgeführt werden müssen, stammten ebenfalls von mir.«

      »Und Sie haben ihm die Befehle erteilt?«, fragte Bruckner.

      »Nein! Ich habe die Befehle vielleicht übermittelt, aber ich war nicht der Leiter des Einsatzes.«

      »Der Commander?«, stellte Bruckner fest.

      Ich nickte. »Mehr will ich aber noch nicht verraten. Sie wollen doch auch ein bisschen unterhalten werden.«

      »Ja, schmücken Sie es ruhig ordentlich aus, das gefällt mir.« Bruckner nickte.

      »Gut, dann geht es in die nächste Runde.«

      *

      Die Fähre passierte die schmale Einfahrt zwischen den Molen. Rin Mura und Hanna standen oben auf Deck und sahen über den nahen Warnemünder Strand, auf dem sich die Urlauber tummelten. Kinder und Erwachsene spielten im flachen Wasser, einzelne Schwimmer hatten sich weiter hinausgewagt. Die Sonne schien aus dem wolkenlosen Himmel. Rin Mura öffnete seinen obersten Hemdknopf. Den Mantel hatte er über den Arm gelegt. Gunnar erschien und stellte sich einige Meter entfernt an die Reling. Er gab Hanna ein Zeichen. Sie griff Rin Mura unter den Arm und gemeinsam schlenderten sie noch ein Stück die Reling entlang, nahmen die Treppe zum Deck darunter und strebten der zweiflügligen Tür zu, die ins große Restaurant führte.

      Gunnar blieb oben. Das Schiff glitt an den Kreuzfahrtterminals vorbei. Er ging schließlich zur Backbordseite. Hier war die weite Wasserfläche des Breitling mit dem Pagenwerder zu sehen. Auf der flachen, grasbewachsenen Insel hatten sich Scharen von Wasservögeln versammelt. Gunnar verließ das Deck, als sich das Schiff dem Fähranleger näherte. Er ging über einen Treppenschacht direkt nach unten zum Parkdeck. In den Reihen der warteten Fahrzeuge strebte er direkt dem schwarzen Volvo zu und stieg auf der Beifahrerseite neben Erik ein. Rin Mura und Hanna saßen bereits hinten auf der Rückbank.

      Zehn Minuten später hatten sie die Fähre verlassen, folgten dem Autobahnzubringer, der aus dem Hafengebiet herausführte. Auf der A19 verteilte sich der Verkehr. Sie verließen die Autobahn an der zweiten Abfahrt und fuhren Richtung Stadtmitte. Kurz bevor die Straße über die Unterwarnow führte, bogen sie in ein Wohngebiet ein. Reihenhäuser und Mietskasernen wechselten sich ab. In einer Geschäftsstraße gab es eine Ladenzeile. Erik hielt den Wagen vor einer Telecom-Filiale. Hanna sprang heraus und betrat das Geschäft. Der Volvo fuhr sofort weiter. Erik machte einen großen Bogen um das Wohngebiet, erreichte fast wieder die Stadtgrenze, bog dann abermals ab und kehrte nach gut zwanzig Minuten in die Ladenstraße zurück. Hanna wartete bereits. Sie hatte ein Päckchen und zwei Papiertüten in der Hand. Sie öffnete die Fondtür, stieg in den Wagen. Erik reihte sich sofort in den Verkehr ein und gab Gas.

      Hanna saß wieder neben Rin Mura. Sie begann das Päckchen aufzureißen. »Der Akku soll aufgeladen sein«, erklärte sie. »Aber ich habe zur Sicherheit noch ein Kabel für den Zigarettenanzünder gekauft.«

      Sie holte das blaue Mobiltelefon aus dem Karton und reichte es Rin Mura. Während er es schon in der Hand hielt, zeigte sie ihm, wie er das Gerät anschalten musste. Das Display begann zu flackern, ein Piepton erklang.

      »Was ist mit der SIM-Karte?«, fragte Rin Mura.

      »Ist schon drin«, erklärte Hanna. »Auf meinen Namen registriert. Der Pin lautet 1-7-2-8.«

      Sie drückte die Zahlen auf dem Telefon. Das Gerät brauchte einige Sekunden, dann war es betriebsbereit. Sie drückte noch auf die Menütaste und blätterte.

      »Hier steht ihre neue Telefonnummer. Wenn Sie jemanden anrufen, wird die Nummer mit übertragen. Das kann man aber auch abschalten.«

      Rin Mura schüttelte den Kopf. »Nein, das muss bleiben.«

      »Was hast du in den Tüten?«, fragte Erik, ohne sich nach hinten umzudrehen.

      »Ich war noch beim Bäcker«, erklärte Hanna und reichte eine der Papiertüten nach vorne. Gunnar legte sie aufs Armaturenbrett und studierte weiter in der Autokarte, die er auf seinen Oberschenkeln ausgebreitet hatte.

      »Wo müssen wir hin?«, fragte Erik, der auf die Brötchentüte schielte.

      »Die SMS von eben«, erklärte Gunnar. »Wir sollen das Fahrzeug wechseln.«

      »Dann steht das andere Team bereit?«, fragte Erik.

      Gunnar nickte.

      »Und, werden СКАЧАТЬ