Mr. Blettsworthy auf der Insel Rampole. H. G. Wells
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Читать онлайн книгу Mr. Blettsworthy auf der Insel Rampole - H. G. Wells страница 14

Название: Mr. Blettsworthy auf der Insel Rampole

Автор: H. G. Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746747606

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      »Das will ich tun«, sagte ich.

      »Ich möchte gern Ihre Weisungen entgegennehmen. Was soll nun geschehen?«

      »Wollen Sie mich nicht beraten?« bat ich.

      »Gewiß, sehr gerne«, erwiderte er. »Vor allem machen Sie sich keine Sorge über den Stand Ihrer Angelegenheiten in Oxford. Überlassen Sie es uns, darin Ordnung zu schaffen. Das wird sich alles regeln lassen. Mr. Graves und der überzogene Betrag sind weg. Schreiben Sie das ab. Der Mann wird nicht gut enden, auf welche Art, das sei Gott überlassen. Was die andere Schwierigkeit anbelangt – nun ja, die Mutter scheint Vernunft annehmen zu wollen, besonders jetzt, da sie denkt, Sie seien bankrott. Machen Sie sich auch über diese Geschichte keine Sorge. Sie sind aber für den Augenblick entwurzelt. Sie hängen in der Luft. Das Leben wird Ihnen leer und zwecklos vorkommen, wenn Sie nach Oxford oder nach London zurückgehen. Ergo dessen: Gehen Sie nicht nach Oxford oder nach London. Gehen Sie ins Ausland, und kommen Sie mit neuen Perspektiven nach England zurück. Reisen Sie. Das scheint mir der beste Rat, den ich Ihnen geben kann. Machen Sie eine Reise um die Welt. Nicht mit einem großen Passagierdampfer und ohne in Luxushotels zu wohnen, sondern auf eine menschlichere Art und Weise. Auf Frachtdampfern und auf dem Rücken eines Maultieres. Ich glaube, daß Ihnen eine solche Reise sehr gut tun wird – sehr gut tun wird. Denken Sie an die Fülle von Reisemöglichkeiten, die Ihnen, wenn Sie sich ostwärts wenden, von hier bis Kalifornien zur Verfügung stehen. Das wäre doch ein sehr interessantes Unternehmen, und vielleicht könnten Sie später sogar darüber schreiben.«

      »Wie Conrad«, meinte ich.

      »Warum nicht?« entgegnete Mr. Ferndyke, ohne Freude darüber zu verraten, daß ich an seinem Köder anbiß; auch schien er nicht daran zu zweifeln, daß ich ebenso gut wie Conrad schreiben können würde. »Sie werden ein sehr gesundes Leben führen. Ihre Nerven werden sich erholen. Sie werden Ihre harmlose Krankheit überwinden. Und ich glaube, ein gut Teil der notwendigen Vorbereitungen kann Ihnen erspart werden. Romer von der Schiffsreederei Romer & Godden ist Ihr Vetter zweiten Grades. Sie haben ihn auf einer Hochzeit kennengelernt, und er hat Sie gerne gehabt. Die Schiffe fahren da- und dorthin, fahren so gut wie überall hin, und wenn auch nur wenige davon Passagiere aufnehmen, so kann die Firma Sie doch auf irgendeinem als Sekretär oder Zahlmeister oder meinetwegen auch als Frachtaufseher unterbringen. Sie kann Sie nach allen Ecken und Enden der Welt schicken. Sie werden Handel und Wandel kennenlernen, werden Abenteuer, wirkliche Abenteuer erleben, etwas vom britischen Weltreich und viel von der ganzen Welt sehen. Den Oberlauf der Themse kennen Sie nun schon lange genug – dort ist sie ein Fluß für Knaben. Nun müssen Sie zum Unterlauf, der in die weite Welt hinausführt. Dort müssen Sie von neuem beginnen. Ihre Jugend ist vorbei. Was liegt aber weiter daran, Mr. Blettsworthy? Ziehen Sie aus, und werden Sie ein Mann.«

      Mr. Ferndyke hielt plötzlich inne, hustete und wurde rot. Er hatte sich von der Rhetorik hinreißen lassen. Seine Augen waren ein wenig feucht, zumindest bildete er es sich ein. Er nahm seine Augengläser ab, putzte sie und setzte sie genauso schief wie vorher wieder auf.

      »Mit einem Wort, Mr. Blettsworthy«, fuhr er munter fort, »ich rate Ihnen zunächst zu einer schönen und recht langen Seereise. Ihre Angelegenheiten sind in Unordnung geraten. Aber es bleibt Ihnen immer noch so viel übrig, um unabhängig leben zu können. Es wird alles seine Ordnung finden.«

      DAS ZWEITE KAPITEL

      erzählt, wie Mr. Blettsworthy in See sticht, schildert seine Reise und berichtet ferner, wie er Schiffbruch erleidet und auf einem treibenden Wrack zurückbleibt, wie Wilde erscheinen und ihn gefangennehmen.

      8

      Mr. Blettsworthy wählt ein Schiff

      In Mr. Ferndykes Anwesenheit war ich fast wieder der Blettsworthy, der ich vor meiner Enttäuschung gewesen war; als ich aber nach einer zweiten Unterredung in London, während welcher sein Vorschlag weiter ausgeführt und schließlich von mir angenommen wurde, aus seinem Büro durch die hübsche Gegend von Lincoln’s Inn in die belebte Chancery Lane hinausschritt, fühlte ich mich als ein höchst unsicheres und schwankendes Wesen, das nur zu sehr des Trostes bedurfte. Der Widerhall harten Gelächters und andere häßliche Erinnerungen aus den Tagen meiner anonymen Lasterhaftigkeit lagen mir im Sinn; ich hatte etwas von der Niedrigkeit meiner Mitmenschen erfahren und etwas auch von den dunklen Abgründen in meiner eigenen Brust. Mr. Ferndyke hatte mir bei dieser zweiten Unterredung genau zwanzig Minuten seiner Zeit geschenkt, dann hatte er nach der Uhr gesehen und mich höflich verabschiedet. Er war hilfsbereit, aber er konnte mir nur vorübergehend helfen. Ich brauchte einen Freund. Ich brauchte einen Freund, der der Darlegung meiner Nöte unermüdlich und mit tröstenden Erklärungen gelauscht hätte.

      »Das Meer! Die weite Welt! Die Menschheit!« Das waren schöne Worte, aber ich wünschte, daß ich eine bessere Antwort darauf gegeben hätte, wünschte, daß ich imstande gewesen wäre, eine bessere Antwort darauf zu geben.

      Ich hätte zum Beispiel sagen können: »Sie haben recht, Sir. Und Sie können sich auf einen Blettsworthy verlassen: er wird sich bewähren.«

      Seltsam, wie man so treffliche Antworten zu ersinnen vermag, ohne sie in Wirklichkeit geben zu können.

      Der junge Romer, der kaum zehn Jahre älter war als ich selbst, gefiel mir gut. Auch er half mir, soviel es die ihm zur Verfügung stehende Zeit erlaubte. In seinem Fall war das nahezu ein halber Tag. Er sprach von Schiffen, die da- und dorthin fuhren, sprach von ihrem Ruf und ihren Leistungen. Er fragte mich, ob er mir Empfehlungsbriefe an Leute in den Anlegehäfen geben solle. Es würden zumeist nur Geschäftspartner sein, sagte er, doch würde ich vielleicht an dem einen oder dem andern Gefallen finden. Er ging eine Liste mit mir durch. Ob ich etwa den Amazonasstrom aufwärts bis Manaos fahren wolle? Das könnte ich sehr bald tun. Sehr interessant sei auch die Linie nach den Kanarischen Inseln und dann nach Brasilien hinüber und hinunter nach Rio. Oder – ja – wir können uns die Kanarischen Inseln auch schenken. Oder ich könnte ostwärts reisen. Eine große Ladung von Glasflaschen, billigen Nähmaschinen, Zelluloidpuppen, Bronzefiguren, Petroleumlampen, Nähgarn, patentierten Medikamenten, Kindernahrung und deutschen Uhren gehe nach Burma. Wie ich über Burma dächte? Vielleicht wolle ich in seinem Vorzimmer anhand der Liste einen Atlas studieren?

      Die ganze Welt sich vorzunehmen und sie wie eine Speisekarte durchzugehen, war herzerfrischend, gab einem ein herrliches Überlegenheitsgefühl.

      Schließlich einigten wir uns auf den »Golden Lion«, der zunächst nach Pernambuco und Rio gehen sollte.

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