Khong-Kheou, das Ehrenwort. Karl May
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Название: Khong-Kheou, das Ehrenwort

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746747804

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СКАЧАТЬ meine Kinder mit!«

      »Mit dem größten Vergnügen!« lachte der Student. »Wenn es weiter nichts ist!«

      »Sprechen Sie nicht so! Was ich von Ihnen verlange, ist schwer, ist fast unmöglich auszuführen. Die Behörde wird sich widersetzen.«

      »O, mit den Herren Mandarinen werde ich wohl fertig werden!«

      »Kein Chinese würde es fertig bringen. Sie aber sind selbst hier ein ungewöhnlicher Mann. Sie schrecken vor keinem Wagnisse zurück. Sie werden beides anwenden, List und Gewalt, um mich glücklich zu machen. Darum vertraue ich Ihnen. Wenn es überhaupt ein Mensch vermag, so sind Sie allein es, der mir meine Frau, meine Kinder und mein Vermögen, welches ich vergraben habe, weil ich es bei meiner Flucht nicht mitnehmen konnte, bringen kann!«

      »Wie? Ihr Vermögen haben Sie vergraben? Warum haben sie es Ihrer Frau nicht gelassen?«

      »Ihr hätte man es abgenommen.«

      »Sie haben ihr aber doch gesagt, wo es versteckt ist?«

      »Nein, auch das durfte ich nicht. Sie ist gefoltert worden und hätte den Ort sicherlich verraten. Wissen Sie, ich bin ein – – –«

      Obgleich sie ganz allein und unbelauscht waren, bog er sich bis an das Ohr des Studenten und flüsterte ihm zu:

      »- – – Ein zum Tode Verurteilter. Ich hatte das Unglück, unter Empörern betroffen zu werden. Was das in Tschina heißt, das wissen Sie. Ich war wie der junge Kia-niao, wie der kleine Sperling im Neste; aber ich wurde bei ihnen gesehen, und so war ich verloren, wenn nicht die augenblickliche Flucht mich rettete. Ich fand kaum so viel Zeit, mich von den Meinen zu verabschieden und meine Gold- und Silberbarren einzupacken, um sie dann heimlich zu vergraben. Nur einen kleinen Teil dieses Metalles konnte ich mit mir nehmen, um mir im Auslande eine Existenz zu gründen.«

      »Höchst interessant!« bemerkte der Student. »So soll ich also den Schatzgräber machen?«

      »Ja. Sie sehen, welch ein großes Vertrauen ich zu Ihnen habe. Sie werden mich nicht betrügen. Das weiß ich gewiß.«

      »Da sei Gott vor! Was ich finde, wenn ich überhaupt etwas finde, das erhalten Sie. Aber wo liegt es? Und wo treffe ich die Ihrigen?«

      »Wo das Gold und Silber liegt, darüber können Sie sich leicht orientieren, denn ich habe einen genauen Plan gezeichnet, nach welchem Sie sich nur zu richten brauchen, um die Barren zu entdecken. Aber wo Sie mein Weib und meine Kinder treffen werden, das weiß ich leider nicht.«

      »Ich werde nicht eher ruhen, als bis ich sie finde, vorausgesetzt, daß sie noch leben,« versicherte der Student, herzlich gerührt von dem Ausdrucke aufrichtigen Schmerzes, welcher im Gesichte des Chinesen zu erkennen war.

      »Sie können getötet worden sein,« meinte dieser, »denn die Rechtspflege meines Vaterlandes ist keine so humane wie die hiesige. Dort müssen sehr oft die Verwandten des Schuldigen dieselbe Strafe tragen wie er.«

      »Nennen Sie mir den Ort, an welchem Sie sich von ihnen getrennt haben! Ich werde mich an denselben begeben und, wenn ich sie dort nicht finde, ihre Spur verfolgen wie der Indianer seine Fährte. Ich hoffe doch, Ihnen zum wenigsten eine sichere Nachricht zu bringen.«

      »Ja, ich weiß, daß Sie alles Mögliche thun, kein Opfer scheuen und selbst vor keiner Gefahr zurückschrecken werden, um mir die Ruhe meines Herzens zurück zu geben. Ich werde Ihnen alles aufschreiben, was Sie wissen müssen, und diese Notizen Ihnen heute abend einhändigen. Dabei werden sich auch einige Empfehlungsschreiben an frühere Freunde befinden, an welche Sie sich mit allem Vertrauen wenden können. Sie wissen, daß ich unschuldig bin, und werden Ihnen gern allen möglichen Vorschub leisten. Also Sie sind entschlossen, diese Sendung zu übernehmen?«

      »Vollständig.«

      »So betrachte ich Sie von diesem Augenblicke an als meinen Kié-tschéi, als meinen außerordentlichen Bevollmächtigten, und frage Sie, ob Sie bereit sind, mir Ihr Kong – Kheou zu geben, Ihr unverbrüchliches Ehrenwort?«

      »Sie sollen es haben, hier meine Hand!« antwortete der »Methusalem«, indem er dem Chinesen die Hand entgegenstreckte.

      »Warten Sie!« bat Ye-Kin-Li. »Ich werde Ihnen Ihr Wort nach der Sitte meines Landes abnehmen.«

      Er holte ein Päckchen Tsan-hiang herbei. Das sind wohlriechende Räucherstäbchen, deren die Chinesen sich bei Ausübung gewisser religiöser Gebräuche bedienen. Der Student mußte eins davon in seine linke Hand nehmen; der Theehändler that ebenso, worauf er die beiden Stäbchen anbrannte. Dann, als der duftende Rauch emporstieg, ergriff er mit seiner Rechten diejenige des jungen Mannes und sagte in feierlichem Tone:

      »Sie sind mein Kié-tschéi. Als solcher haben Sie genau so zu handeln, als ob Sie ich seien. Sie dürfen keinen Hintergedanken hegen, und Ihr Herz muß gegen mich ohne Arg und Falschheit sein. Wollen Sie mir also jetzt Ihr Kong – Kheou geben, daß Sie meinen Auftrag nach Kräften ausführen und gegen mich und die Meinen ehrlich sein wollen?«

      »Ja,« antwortete der Student. »Ich denke nicht, daß ich mit dieser Zeremonie ein heidnisches Werk begehe. Sie hätte unterbleiben können, denn mein Ehrenwort ist wie der heiligste Schwur. Aber da es Sie zu beruhigen scheint, so mag es so geschehen, wie Sie es wünschen. Ich verspreche Ihnen, so zu handeln, wie Sie selbst nicht anders handeln würden. Das ist ein ehrliches deutsches Versprechen, auf welches Sie sich verlassen können!«

      »Ich glaube und vertraue Ihnen. Und dieses Vertrauen soll zwischen uns bestehen, bis diese beiden Tsan-hiang an meinem Sarge wieder angezündet werden.«

      Er verlöschte die Stäbchen und legte sie dann, sorgsam eingewickelt, in ein Ebenholzkästchen, in welchem er nur Gegenstände von ganz besonderer Wichtigkeit aufzubewahren pflegte.

      So war das Ehrenwort gegeben, welches für den Studenten so reiche und seltsame Folgen haben sollte. Er entfernte sich jetzt, um die notwendigen Vorkehrungen zur baldigen Abreise zu treffen.

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